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er das Antichristenthum zerstört und Israel bekehrt '). So hatte nun das protestantische Prinzip sich auch in der Aneignung des Chiliasmus dem urchristlichen zu nähern begonnen, und Bengel ist es, der diese Spener'schen Anfänge weiter geführt hat. Auch in dem ersten der beiden genannten Punkte trat er in Speners Fußstapfen, insofern er zu den Vätern des würtembergischen Pietismus gehört. Vorzüglich aber wird es nun hieraus einleuchtend, welche hohe Bedeutung dem apokalyptischen und chiliastischen Systeme Bengels bei allen seinen Fehlern für die Gesammt-· entwicklung der evangelischen und also überhaupt der christlichen. Kirche zukommt. Man muß hiebei freilich nicht auf das blicken, was auf dem Markt der Kirchengeschichte gilt, sondern auf das, was reellen Werth in ihr hat und Frucht des ewigen Lebens bei den wahren Gliedern der Kirche schafft.

Es ergeben sich hieraus zugleich einige wichtige Gesichtspunkte für die welthistorische Stellung und Aufgabe des Protestantismus. Bengel spricht das merkwürdige Wort aus: „Die gegenwärtige protestantische Kirche ist nur eine Interimskirche zwischen der unter dem Papstthum verborgen gewesenen Kirche und der herrlichen Kirche des tausendjährigen Reiches." (Burk S. 296.). Das stimmt gut zu der obengegebenen Vergleichung der protestantischen mit der nacherilischen Zeit. Der Protestantismus hat nicht die Aufgabe, der katholischen Kirche eine andere in entsprechender, äußerer Vollendung gegenüberzustellen; die äußere Form ist ihm das Sekundäre und relativ Gleichgültige; seine Aufgabe ist, unter was immer für einer Form das Evangelium zu predigen, Seelen zu retten und im Uebrigen

"

1) J. W. Petersen erzählt in seiner Lebensbeschreibung (2. Edition, 1719, S. 20.), wie er zuerst bei Spener in Frankfurt von den fatis ecclesiæ Vieles zu wissen kriegte, davon ich auf Universitäten wenig gehört hatte: wie das Papstthum noch sehr würde zunehmen und die wahren Evangelischen verfolgen, aber darnach, wenn es auf's Höchste gekommen, fallen; hingegen aber die Juden noch bekehrt werden würden, worauf eine bessere Kirche auf Erden aufgienge und es am Abend dieser Welt noch Licht werden würde."

auf den Herrn zu warten 1). Nur in dieser Betrachtung liegt wohl das rechte Licht für unsere Zeiten, der volle, göttliche Trost über die Siege der Hure und des Thieres, die wir nicht aufhalten können, die rechte Nüchternheit gegenüber jeder Art von protestantischer Kirchenmacherei und zugleich die rechte Kraft und Freudigkeit zum Wirken für das Wesentliche ohne Vergeudung der Kräfte für das Unwesentliche. Die Reformation scheint nicht die Bestimmung gehabt zu haben, einen neuen weltgeschichtlichen Tag heraufzuführen, sondern sie hat wohl eher eine eschatologische Bedeutung. Bald nachdem die Sonne des Evangeliums aufgegangen war, lagerten sich immer dunklere Wolkenschichten vor dieselbe, und sie blieb ein düsteres Millennium lang mehr oder weniger verhüllt; aber am Abend mußte das Licht noch einmal siegreich durch die Wolkenschleier hervorbrechen. Denn der Herr kann nicht zum Gericht kommen, ohne daß zuvor der Christenheit noch einmal die Heilswahrheit lauter und rein dargeboten worden ist. So traten noch kurz vor der babylonischen Zerstörung Jerusalems die Propheten, vor der römischen Jesus und die Apostel in Jsrael auf. Die Reformation ist in die neue Welt hereingetreten wie das Christenthum in die alte. Wollen wir von jener für uns erwarten, was dieses weder für Israel noch für das römische Weltreich geleistet hat? Die Geschichte berechtigt uns nicht dazu. Die drei protestantischen Jahrhunderte haben uns dem Ende näher gebracht: die Wunde des Thiers heilt, die Verhältnisse werden den urchristlichen immer ähnlicher, die apokalyptische Weissagung und Erfüllung reichen sich die Hand. Darum fügt der Herr zum Lichte des Glaubens jezt auch noch das der Hoffnung hinzu,

1) Vgl. Jul. Köstlin, Luthers Lehre von der Kirche, S. 115: „Wir dürfen nie vergessen, daß vollkommene äußere Gestaltung in Cultus oder Verfassung und eine äußerlich vollkommen befriedigende Stellung der Kirche dem Staat u. der Welt gegenüber, was wir heutzutage nur zu gern als ein durch menschliches Streben zu erreichendes Ideal uns vorspiegeln, sich vornweg nicht verträgt mit der Verborgenheit, der Schwachheit, dem Kreuzesstande, worin die Kirche nach Luthers bestimmter Ansicht bis au's Ende der Tage ausharren soll.“

er schließt uns die Apokalypse immer völliger auf: für die urchristlichen Verhältnisse schenkt er auch die urchristliche Erkenntniß. Und in dieser Erkenntniß Bahn gebrochen zu haben, bleibt Bengels unbestrittenes Verdienst.

2. Die Engländer und Franzosen: Elliott und Gaussen.

Elliott, dessen schon genannte Schrift, wie von englischer Seite versichert wird, gegenwärtig ein, wenn nicht das Hauptwerk über die Apokalypse in England ist, giebt (III, S. 5 ff. IV, S. 18 ff.) im Wesentlichen folgende Auslegung über Kap. 12 ff.

Das Weib ist die wahre Kirche, zunächst in dem Stadium, wo das Christenthum im römischen Reiche zur Staatsreligion erhoben werden soll. Sonne und Mond sind die Staatsregenten, die Sterne nach Off. 1, 20. die geistlichen Vorsteher. Die Schwangerschaft des Weibes, welche 280 Tage dauert, ist die Zeit der ersten 280 Jahre nach Christi Himmelfahrt bis zum Jahr 313. Der Drache ist das alte römische Heidenthum, das seine Macht zum letzten Mal in Maximinus concentrirt, welcher den dritten Theil der Sterne, die christlichen Lehrer im dritten Theile des römischen Reiches, dem asiatischen, der ihm unterthan war, verfolgend niederwarf. Der männliche Sohn ist der erste christliche Kaiser sammt seinen Nachfolgern, welche die Heiden mit eiserner Ruthe weiden. Seine Entrückung zu Gott bedeutet den völligen Sieg des Christenthums über das Heidenthum. Zugleich kann man darin die Erhöhung Christi auf den Thron Gottes d. h. die siegreiche Durchführung der Lehre von seiner Gottheit durch Constantin und die nicänische Synode gegenüber der arianischen Keßerei finden. Die Wüste, wohin das Weib flieht, bedeutet die Verborgenheit, in welche jezt die wahre Kirche mit ihren wenigen Gliedern zurücktritt. Der Sturz des Drachen ist die vollständige Besiegung des Heidenthums, das sich unter Julian noch einmal erhoben hatte. Der Flug in die Wüste ist der Schluß der Flucht. Die 1260 Tage sind mit den 31⁄2 Zeiten und 42 Monaten identisch; sie beAuberlen, Prophet Daniel, 2. A. 28

deuten Jahre und reichen ungefähr vom 6—19. Jahrhundert: die Zeit der päbstlichen Macht. Der Wasserstrom ist die Völkerwanderung, der gegenüber die Kirche bei dem christlichen Staate Schuß findet.

Das Thier aus dem Meer ist mit dem aus dem Abgrund identisch; ebenso das lezte (achte) Haupt des Thieres mit dem kleinen Horn von Daniels viertem Thier, sowie mit dem Menschen der Sünde (2 Thess. 2.) und dem Antichrist (1 Joh. 2.), Das Thier bedeutet des römische Reich und die sieben Häupter seine Regierungsformen: Könige, Consuln, Diktatoren, Decemvirn, Kriegstribunen, Kaiser. Das siebente Haupt ist die neue, mehr orientalische Regierungsform, die das Kaiserthum unter Diocletian annahm. An diesem siebenten Haupt ist die tödtliche Wunde, welche die förmliche Abschaffung des römischen Heidenthums durch Theodosius bedeutet. Ihre Heilung ist das Aufkommen der päpstlichen Macht, welche der Achte, der Antichrist ist. Die Zahl des Thieres 666 bedeutet nach der Buchstabenrechnung darsivos (Lateiner). Die zehn Hörner sind die Stämme der Völkerwanderung: Angelsachsen, Franken, Alemannen, Burgunder, Westgothen, Süeven, Vandalen, Heruler, Avaren, Ostgothen. Die 42 Monate des Thieres sind also 1260 Jahre und beginnen einerseits mit der Verbreitung des justinianischen Codex, andererseits mit dem Edikt des Phokas (606 n. Chr.), welches der römischen Kirche den ersten Rang zuerkannte. Der falsche Prophet ist die päpstliche Geistlichs keit, welche dem Statthalter Christi göttliche Ehre erwies und verschaffte.

Die Hure Babylon ist Rom, das alte und neue. In dem Falle Roms ist nicht nur die Stadt begriffen, sondern zum wenigsten der Kirchenstaat und ein Drittel der Christenheit. Die Katastrophe geschieht durch ein plögliches, furchtbares Erdbeben und vulkanisches Feuer, für welches der Boden Italiens sich vorbereitet (Off. 16, 18 f.). Die (hievon zu unterscheidende) Verwüstung und Verbrennung Babylons durch die zehn Könige (17, 16 f.) hatte Elliot früher auf den Ruin des pāpst

lichen Roms durch die französische Revolution gedeutet; jest will er sie lieber auf den früheren Ruin des heidnischen Roms durch die Nationen der Völkerwanderung beziehen (III, S. 366. IV, S. 28.). Kurz vor dem uns noch bevorstehenden Falle Babylons wird ein großes religiöses Licht aufgehen (18, 4.), und wer sehen will in Kirche und Welt, wird gewarnt werden. Gerade bei oder nach der Katastrophe werden die Juden sammt einer großen Menge Heiden bekehrt werden. Es sind jezt nicht mehr zwei Jahrzehende, bis die sechs Jahrtausende der Welt vollendet sind und das Millennium anbricht. --

Gauffen hat sich bei seiner Auslegung vorzugsweise an die Engländer angeschlossen. Er zählt (II, S. XXVI.) „die glücklichsten Ausleger" folgendermaßen auf: „die Frenäus, Hippolytus und Hieronymus, dann die Waldenser und Wiklefiten, dann die Mede, Vitringa, Newton, Creffener bis herab auf die moderne Reihe der Faber, Cunninghame, Irving, Vickersteth, Birks und bis auf den ausgezeichneten Elliott." Mit dem legteren stimmt er in vielen Punkten zusammen, doch nicht ohne selbständige und bedeutende Ideen. Der wesentliche Inhalt dessen, was er im dritten Bande über die Apokalypse sagt, ist folgender.

Das Weib ist die Kirche der Auserwählten. Sie ist mit der Sonne bekleidet, weil die Herrlichkeit Gottes und Christi sie erleuchtet, die Apostel des Lammes sind ihr Diadem, den Mond d. h. das alttestamentliche Licht, hat sie unter ihren Füßen. Schwangerschaft und Geburts wehen sind fast beständig der Zustand der Kirche auf Erden. In der Zeit, um die es sich hier handelt, sollte sie einen männlichen Sohn gebären, d. h. ein politisch einiges, mächtiges, über die Feinde siegreiches Volk. Die 280 Jahre der Schwangerschaft begannen mit dem Tode Christi im Jahr 33; die Geburtswehen Sonntag den 19. April 303, als man im ganzen römischen Reich anfing, die Kirchen zu zerstören, Bibeln zu verbrennen und die Gläubigen zu tödten; die Geburt erfolgte im Jahr 313, als Licinius und Constantin ihr Toleranzedikt erließen, während der Drache

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