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im Zwecke der ganzen Weissagung, daß nur diejenigen Reiche genannt sind, welche mit dem Reiche Gottes irgendwie in Beziehung stehen, sie aber auch alle. Das Königreich Gottes ist

der Zweck der göttlichen Welterschaffung und das Ziel der göttlichen Weltregierung. Das Königreich Gottes ist die unsichtbare Wurzel, welche die Weltreiche hält und trägt, und die unsichtbare Kraft, welche Weltreiche schlägt und zermalmt. Die nähere oder fernere Verbindung mit dem Königreich Gottes bestimmt die Dauer, die Wichtigkeit, die Bemerkenswürdigkeit der Weltreiche. Das Schicksal und die Geschichte aller der Reiche der Erde, die mit dem Königreich Gottes in keine bedeutende oder in gar keine Verbindung kommen, vorher zu wissen, wäre von keinem Werth. Denn ihre Geschichte mag sein, welche sie will, so ist sie immer unbedeutend, weil sie auf die Verzögerung oder Herbeiführung der legten endlichen Entwicklung der Dinge, der Verdrängung der Weltreiche durch das Königreich Gottes, gar nicht oder nur sehr entfernt einwirken.")

Das ganze Bild, welches Nebukadnezar schaut, wird hierauf von einem Steine zerschlagen, der, ohne Menschenhand von einem Bergabhang sich losreißend und sodann zu einem die ganze Erde erfüllenden Berge sich ausdehnend, das Reich Gottes abbildet. Daß auch die früheren, durch Gold, Silber, Erz dargestellten Reiche erst von diesem Steine zermalmt werden, ist zwar insofern die unzutreffende Seite des Bildes, als ja dieselben nicht erst durch die Erscheinung des Gottesreichs, sondern

Reichs unter die Deutschen und bei den Zehen an „Hispania, Frankreich, England und andere Stücke“, in die das Reich auseinandergeht, wie der Fuß in die Zehen. Während Calvin unter dem zermalmenden Steine irrig die erste Erscheinung Christi versteht, bemerkt Luther, das vierte Reich müsse bleiben bis zum jüngsten Tag. Ebenso versteht Roos unter dem Thon die Nationen der Völkerwanderung und reiht daran richtig den Schluß, daß das vierte Reich noch jezt stehen müsse. Desgleichen Preiswerk, Morgenland, 1838, E. 33 ff. Hofmann, Weiss. u. Erf., I, S. 278 ff. Gaussen, Daniel le prophète, 2 édition, 1850, I, S. 150 ff. Die nähere Begründung folgt unten.

1) Menken, das Monarchieenbild, Bremen und Aurich 1809, S. 82.

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immer eines durch das andere ihren Untergang finden, rüber in der entsprechenden Stelle des 7. Kap., V. 12, eine Andeutung gegeben wird. Allein auch dieß wird wohl ein bedeutsamer und schwerlich unbeabsichtigter Zug sein. Es ist damit angedeutet, daß die politischen Umwälzungen und welthistorischen Entwicklungen, so gewaltig sie dem menschlichen, die Geschichte überschauenden Blick erscheinen mögen, doch in Gottes Augen von viel untergeordneterer Bedeutung sind. Den Sturz einzelner, auch der universalsten Reiche erwähnt die Weissagung gar nicht; diese ganze Weltzeit steht als Ein Ganzes vor Gott. Etwas wirklich Neues geschieht nur, wenn die Mächte dieser Welt überhaupt und für immer gestürzt werden. Nicht leicht tritt irgendwo so scharf wie hier der Gegensaz der göttlichen und menschlichen Weltanschauung (Matth. 16, 23.), der biblischen und profanen Geschichtsbetrachtung hervor.

Die Beschreibung des Wendepunkts der Dinge ist in ihrer Einfachheit so göttlich großartig und heilig erhaben, daß man fühlt: das kann nicht etwas von Menschen Ersonnenes, sondern muß aus dem oberen Heiligthum geoffenbart sein. „Zermalmt wurden auf einmal Eisen, Thon, Erz, Silber und Gold und waren wie Spreu von Sommertennen, und der Wind 'nahm sie fort und keine Stätte ward für sie gefunden; aber der Stein, der an das Bild geschlagen, ward zum großen Berge und füllte die ganze Erde." (V. 34 f.) Wenn wir alle Dichter und Geschichtschreiber des Alterthums und der neueren Zeit zusammentragen, wo findet sich eine Stelle, die an Majestät und Einfalt mit diesen Worten sich vergleichen ließe? Und auch die Prophetie selbst hat in ihren blühendsten Zeiten und erhabensten Anschauungen, z. B. Jes. 2, 11 ff. 17, 12 f. 40, 15. 17., nicht majestätischer geredet. Das Weltwesen ist in seinem ganzen Glanze geschildert; aber der metallene Coloß steht auf schwachen, thönernen Füßen, ja die ganze Menschenherrlichkeit, die vorher so kostbar und so sest geschienen, ist in Wahrheit so werthlos und so hinfällig wie Spreu. Das Reich Gottes aber, dem prächtigen Coloß gegenüber so unscheinbar und unbeachtet wie ein

Stein am Boden und gleichwohl in sich kompakt und einig gegenüber der Weltmacht, die schon in ihrer wechselvollen Bielgestaltung das Zeichen der Hinfälligkeit an sich trägt, wird am Ende, in einer auch für uns noch zukünftigen Zukunft all dem gewaltigen Treiben mühelos (2. Thess. 2, 8.) ein Ziel seßen und selbst auf Erden Plaß greifen, Alles mit seiner Herrlichkeit erfüllend. Stein und Berg verhalten sich hiebei wie das Kreuzreich und Herrlichkeitsreich: in dem Moment, wo das Reich Gottes die Reiche dieser Welt zerschlägt, hört es auf, als kleine Heerde, als verachtetes Volk zu existiren, es gelangt zu Triumph und Weltherrschaft, erscheint als Reich im vollen auch äußern Sinne des Worts (Matth. 5, 5. Luc. 12, 32. 22, 28-30. Röm. 8, 17. Col. 3, 3. 4. 2 Tim. 2, 11.12. Off. 11, 15. 20,4.).

2. Das 7. Kapitel. Fortschung.

Ueber denselben Gegenstand erhält im 7. Kapitel Daniel eine Offenbarung. Dem Weltherrscher 'war die äußere, politische Geschichte der Weltmacht in allgemeinen Zügen gezeigt worden; denn dafür war er seiner ganzen Stellung nach vorzüglich und allein empfänglich. Dem Propheten werden nun noch genauere Aufschlüffe zu Theil, zumal über den innern, religiösen Charakter der Weltmächte, wie es wiederum seiner Stellung und seinem Verständniß am angemessensten ist.

Aus diesem Unterschied erklärt sich nun zunächst die Verschiedenheit der Bilder. Jm 2. Kapitel sind dieselben der Region des Lebløsen entnommen, das nur eine Außenseite hat, im 7. aber der des Lebendigen: die vier Thiere und der Menschensohn. Indem ferner Nebukadnezar die Dinge nur von außen ansicht, schaut er die Weltmacht in ihrer Herrlichkeit als ein glänzendes Metallbild und das Gottesreich in seiner Niedrigkeit als einen geringen Stein; ihm erscheint also die Weltmacht zuerst herrlicher als das Gottesreich. Daniel umgekehrt, welcher mehr in's Innere blicken darf, erkennt, daß die Weltreiche bei all ihrer trozigen Macht doch in Wahrheit um ihres von Gott losge=

riffenen, ja widergöttlichen Sinnes willen nur untermenschliche, thierische Art an sich haben, und daß die wahre Menschenwürde blos im Gottesreich zur Erscheinung kommt; ihm stellt sich also das Gottesreich schon durch die Wahl der Bilder in seiner wefentlichen Erhabenheit über die Reiche dieser Welt dar. Denn an physischer Gewalt sind wohl die Thiere dem Menschen überlegen, da erscheint er als schwaches Menschenkind; aber die wesentliche, die geistige Macht ist doch sein. Zwar darf es nun gerade hier nicht unbeachtet bleiben, daß auch das Metallbild Nebukadnezars Menschengestalt hat. Dasselbe will zeigen, was die Menschheit in ihrer eigenen Macht, durch die Entfaltung ihrer natürlichen, von der Schöpfung her ihr noch gelassenen Gottesfräfte vermag. Sie bringt es damit wirklich zu einer äußern, formalen Humanität, welche nicht Nichts ist, welche für die welthistorische Zeit ihren Werth und ihre Bedeutung hat. Dieß wird durch das weissagende Traumbild des Weltherrschers anerkannt; es wird der menschlichen Geschichtsentwicklung mit allen ihren Fortschritten auf dem Gebiete des in Reichen und Staaten zusammengefaßten Culturlebens gegeben, was ihr gehört. Aber dem göttlichen Worte geziemt es, auch die Schranke, das Ungenügende, ja das Verderben in dieser Entwicklung hervorzuheben, welches darin liegt, daß in ihr die Macht der Sünde nicht gebrochen ist, sondern sich zugleich mit entwickelt. So glanzvoll daher Nebukadnezars Menschenbild ist, so sieht es doch nur äußerlich aus wie ein Mensch. Ihrem innern Wesen nach aber ist nach Daniels Gesicht die von Gott losgerissene Menschheit zur wilden, vernunftlosen Thierheit herabgesunken, der dumpfen Naturmacht verfallen; nur im Reiche Gottes erreicht der Mensch wirklich sein Wesen und seine Bestimmung, nur von oben her kann der lebendige vollkommene Menschensohn kommen.

Wie kräftig in dem Israeliten das Bewußtsein der Herrscherwürde des mit Gott im Gnadenbunde stehenden Menschen gegenüber von der Natur und insbesondere von der Thierwelt war, zeigen auf Grund der Schöpfungsgeschichte (1. Mos. 1,

26-28.) Stellen wie der 8. Psalm. Und umgekehrt werden Menschen zu unvernünftigen Thieren, wenn sie nicht zu Gott nahen und auf seine Wege merken (Pf. 73, 22. 32, 9. 49, 21.). Ohne Divinität ist auch keine Humanität möglich, sondern sie sinkt zur Bestialität herab. Darum finden wir die widerspenstigen Heidenvölker auch vor Daniel schon als Thiere bezeichnet (Pf. 68, 31.); der ägyptische Weltherrscher heißt Ezech. 29, 3. 32, 2. der große Drache, der zwischen seinen Strömen liegt, der Löwe unter den Heiden, vgl. auch Jef. 27, 1. 51, 9. „Ein Thier kann mächtig sein, schreckenerregend und stärker als irgend ein Mensch, es kann in seinem Betragen den Beweis von großem Scharfsinn geben; allein es blickt stets nieder zur Erde, es hört in seinem Benehmen nicht auf die Stimme des Gewissens und kennt keine Beziehung zu Gott. Was den Menschen wahrhaft erhebt, das ist seine Demuth und die Fähigkeit, Gottes Willen zu erkennen, der ihn zu höheren als blos irdischen Dingen emporträgt. Aber in dem Augenblick, wo er, wie Nebukadnezar Dan. 4, 27. sagt: Ich habe gebaut, verliert er sittlicher Weise die Beziehung zu Gott; er überhebt sich, und alles wahrhaft Hohe geht in ihm zu Grunde, er wird ein Thier. Giebt er die Unterwerfung unter Gott auf, so wendet er Gegenständen, die niederer find als er selbst, seine Neigungen zu, und damit entwürdigt er sich." 1) Dieser biblische Begriff des Thieres hat mit dem des Fleisches die meiste Verwandtschaft: beides bezeichnet das Herabgesunkensein in den Bann der Materie, des sinnlichen, weltlichen Wesens. Daß sich in den Bildern von Thier und Mensch auch in religionsphilosophischer Beziehung die tiefsten Gedanken über den Unterschied des Heidenthums und der Offenbarungsreligion ausdrücken, sei hier nur angedeutet.

Wie sehr die danielische Thiersymbolik einen babylonischen Charakter an sich trägt, darauf haben schon Herder, Münter u. A. hingewiesen, und die neueren Ausgrabungen auf den Trümmern

1) Vorlesungen über den Propheten Daniel; in neun Abenden. Aus dem Französischen; Düsseldorf 1849, S. 32.

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