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von Ninive und Babylon sind. fast ebenso viele Beweise für den exilischen Ursprung unseres Buches, indem sich Thiergestalten finden, durch welche man unwillkürlich an die hier vorkommenden erinnert und auf den Gedanken geleitet wird, daß die Anschauung solcher Bildwerke bei Daniel den psychologischen Anknüpfungspunkt für die Visionen des 7. und 8. Kapitels hergegeben habe. Die drei ersten Thiere sind. Löwe, Bär, Pardel; das vierte ist so fürchterlich, daß es mit keinem einzelnen unter den in der Natur vorhandenen verglichen werden mag. In diesen Thieren, deren Gefräßigkeit Jsrael überliefert ist, erfüllt sich zugleich merkwürdig das Wort, welches der Herr durch Hoseas Mund dem abtrünnigen Volke gesagt hatte: „Ich bin ihnen wie ein Löwe, wie ein Pardel am Wege will ich lauern; ich will ihnen begegnen wie ein Bär, dem seine Jungen geraubt sind, und ihr verstocktes Herz zerreißen und will sie daselbst wie ein Löwe fressen; das Gethier des Feldes soll sie zerfleischen." (Hof. 13, 7.8. vgl. Jer. 5, 6. 4, 7. 2, 15.). Wohl manchmal ist dieses Gotteswort dem Daniel beim Anblick jener babylonischen Bildwerke, welche gleichsam die Wappenschilder der Weltmacht waren, durch die Seele gegangen; er sah jezt seine Erfüllung. Und so hätten wir hier neben dem natürlichen auch einen geistlichen Anknüpfungspunkt für unsere Vision.

Was nun die einzelnen Monarchieen betrifft, so sind in beiden Gesichten die zwei mittleren am kürzesten behandelt, weil von ihnen im zweiten Theile des Buches noch ausführlicher die Rede werden muß. Auch von der ersten Monarchie braucht nicht viel gesagt zu werden; denn sie existirte ja eben gegenwärtig, und nur auf dieß ihr Vorhandensein bedurfte es einer Hinweisung, welche der. Prophet 2, 37. 38. giebt. So fällt das Hauptgewicht von selbst auf die vierte Monarchie. Dieß hat aber auch noch einen andern, tiefern Grund, welcher in der Natur der Weissagung überhaupt liegt. Es ist nämlich ein allgemeiner Charakterzug der biblischen Prophetie, daß sie diejenigen Momente besonders in's Auge faßt, wo der Kern der Dinge sich offenbart, wo ihr inneres Wesen zu seiner vollen

Entfaltung und Darstellung kommt. Darum hebt sie an den Potenzen und Faktoren, mit denen sie es zu thun hat, meist sogleich das Ende hervor, in welchem sich eine lange, vorhergehende Entwicklung zusammenschließt und so ihrem wahren Wesen nach erst recht ab- und aufschließt. Dieß ist denn namentlich maaßgebend für unser 7. Kapitel, weil es sich hier um die Enthüllung des innern Wesens der Weltmacht handelt. Hier tritt daher das vierte Reich ganz besonders stark hervor (V. 7—8. 11. 19-26.). Denn erst in der fürchterlichen Gestalt des lezten Thieres wird die Weltmacht ihre ganze, gottwidrige Natur herauskehren, hat ja doch schon die Aufeinanderfolge der Metalle im 2. Kapitel die successive Verschlechterung derselben flar genug angedeutet. Wie nun aber das ganze Interesse an den vier Monarchieen über die drei ersten hin der leßten zueilt, so eilt es aus dem nämlichen Grunde bei dieser selbst wieder ihrer lezten Gestalt zu. Jm 2. Kapitel war dem Charakter dieser Offenbarung gemäß vorzugsweise von der nationalen nnd politischen Entwicklung die Rede gewesen, welche innerhalb der vierten Monarchie Statt finden werde, indem deutlich zwei Perioden in derselben unterschieden sind, die eiserne und die eisenthönerne. Die lehte Gestalt dieses Reiches war hier noch nicht Gegenstand besonderer Aufmerksamkeit geworden, sondern nur vorläufig durch die zehn Zehen angedeutet. Im 7. Kapitel dagegen, wo es sich nicht um die politische, sondern um die religiöse Seite der Sache handelt, ist das Moment, welches im 2. durch die Unterscheidung von Eisen und Thon bezeichnet war, nicht mehr besonders hervorgehoben, sondern die Darstellung eilt den zehn Hörnern, in denen wir auf den ersten Blick die zehn Zehen des 2. Kapitels wieder erkennen, zu, aber auch diesen nur, um zu zeigen, wie mitten zwischen ihnen ein elftes Horn aufgestiegen sei, ein König, in welchem nun der ganze vermessene Troß und Haß der Welt wider Gott, Gottesvolk und Gottesdienst hervorbricht. Wie das 7. Kapitel jene Unterscheidung von Eisen und Thon nicht mehr ausdrückt, so weiß umgekehrt das 2. Kapitel von diesem lezten, gottfeindlich en Auberlen, Prophet Daniel, 2. A.

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Weltherrscher noch Nichts; und so stellt sich hier in der Beschreibung der lezten Monarchie durch die eigenthümlichen Züge, welche jedes der beiden Gesichte für sich daran hervorhebt, ihr unterscheidener Charakter wieder recht deutlich heraus.

In dem legten Weltherrscher concentrirt sich also auf ähnliche Weise das Wesen des vierten Reichs, wie sich in diesem das Wesen der Weltreiche überhaupt concentrirt. Mithin enthüllt sich jezt am Ende der eigentliche Charakter der Weltmacht, das Geheimniß der Bosheit, und wir haben in dem elften Horn keinen andern zu erblicken als denjenigen, welchen Paulus (2. Theff. 2.) den Menschen der Sünde und den Sohn des Verderbens nennt. Der Begriff des Antichrists tritt hier zum ersten Mal in der ganzen Offenbarungsentwicklung deutlich hervor, weil hier zum ersten Mal die Gesammtentfaltung der un- und widergöttlichen Welt bis an's Ende klar überschaut ist. Die Schilderung bei Daniel ist auch so, daß wir sehen, es stellt sich in diesem Menschen die volle Evolution des im Sündenfall geseßten bösen Prinzips dar. Als seine Hauptkennzeichen sind wiederholt (V. 8. 20.) Augen wie Menschenaugen-— Symbol der Klugheit und ein freches Lästermaul, welches der Empörung gegen Gott den frevelhaftesten Ausdruck giebt, hervorgehoben. Das erinnert an 1 Mos. 3, 5., wo die Schlange den Menschen, wenn sie wider Gottes Gebot sich empören, verheißt ihre Augen werden aufgethan und sie werden sein wie Gott. Was dort begonnen hat, ist hier vollendet: intellectuelle Cultur, aber Herz und Wesen in frechster Opposition gegen den lebendigen Gott, Selbstvergötterung.

Nachdem über die Weltmächte Gericht gehalten ist, tritt an ihre Stelle das Gottesreich in der Gestalt des Menschensohnes, der auf den Wolken des Himmels kommt, während die Thiere aus der Tiefe des Meeres aufsteigen (vgl. Joh. 8, 23.). Es ist die Frage, wer dieser Menschensohn eigentlich sei, das Volk Israel oder der Messias? Für die erstere Meinung können sich Hofmann und Hißig auf die im Texte selbst (V. 18. 22. 27.) gegebene Erklärung berufen, wo der Engel allerdings nur die

Heiligen des Höchsten oder das Volk der Heiligen des Höchsten hervorhebt. Allein die den Gesichten beigefügten Erklärungen haben überhaupt nicht den Zweck einer vollständigen Deutung derselben, sondern sie sollen nur diejenigen Punkte in's Licht. stellen, welche für das nächste Bedürfniß und Verständniß nothwendig find; sie sollen das Forschen über die Weissagung (1 Petr. 1, 11.) nicht ersparen, sondern auf die richtige Spur leiten. So verhält es sich, wie allgemein zugestanden wird, z. B. mit der 2, 41-43. über Eisen und Thon gegebenen Erklärung, welche auch nicht alle im Bilde liegende Momente namhaft macht oder machen will. An unserer Stelle nun war das nächste Bedürfniß die Beruhigung Daniels über das Schicksal seines Volks, welches ihn so sehr bekümmerte, und darum hebt der Engel gerade dieses hervor. Wollte man, durch das Engelwort sich gebunden haltend, das Volk zur Hauptsache machen, so wäre dasselbe doch immerhin, wie Hofmann (S. 291.) bemerkt, nicht ohne seinen messianischen König zu denken: König und Reich sind hier ebenso eins, wie bei den Weltmonarchieen, 'wo Daniel dem Nebukadnezar sagen muß: Du bist das goldene Haupt (2, 38.). Allein gerade diese Parallelstelle führt weit mehr der andern Auffassung zu. Der König ist der Repräsentant des Reiches, an dem das Volk hängt, und nicht umgekehrt. Nach biblischer Anschauung geht immer das Haupt dem Leibe voran und begreift ihn in sich. Doppelt gilt dieß beim Messias, der daher auch den Ausdruck Menschensohn ohne Weiteres auf seine Person anwendet. Aber auch im Texte selbst giebt es zwei Umstände, welche gegen die beiden genannten Ausleger entscheiden. Für's erste tritt der Menschensohn in himmlischem Glanze als überirdische Erscheinung auf; denn dieß will der Ausdruck „kommen mit den Wolken des Himmels" besagen (vgl. Ps. 104, 3. Jes. 19, 1. Nah. 1, 3. und Matth. 24, 30. Marc. 14, 62. Off. 1, 7., wo unsere Stelle wörtlich angeführt. ist). Sodann finden wir die Heiligen selbst V. 21. im Gesichte; erscheinen sie nun anderweitig in Person, so können sie nicht auch noch durch den Menschensohn dargestellt sein wollen. Man

hat daher unter diesem den Messias und erst in zweiter Linie, als in ihm zusammengefaßt, sein Volk zu verstehen (vgl. Gal. 3, 16. 28. 1 Cor. 12, 12.). So auch Ewald, Jahrbb. bibl. Wissensch. 1850-51., S. 231 f. Hengstb. Christol. III, 8 ff.

Es ist dem universellen Horizonte der danielischen Weissagung ganz entsprechend, daß der Messias hier nicht mehr als Davidssohn erscheint, sondern ganz allgemein als Menschensohn, nicht mehr nur als israelitischer König, sondern als Weltherrscher. Der prophetische Gesichtskreis hat jezt wieder dieselbe Weite erreicht, die er im Protevangelium hatte. Hier steht noch, bei Daniel steht wieder die ganze Menschheit im Sehfeld der Weiffagung 1). Wie wir vorhin im Bilde des Antichrists die lezte, abschließende Entfaltung des 1 Mos. 3. gezeichneten Sündenprinzips fanden, so entspricht der Menschensohn hier dem Weibessamen dort; und wenn von dem legteren verheißen ist, er soll dem in der Schlange sich offenbarenden bösen Prinzip den Kopf zertreten, so tritt auf ähnliche Weise hier der Menschensohn als

1) Auf eine charakteristisch veräußerlichte Weise tritt diese Universalität des apokalyptischen Horizontes in einigen apokryphischen Apokalypsen hervor, indem hier die Offenbarung den vorisraelitischen, der ganzen Menschheit angehörigen Urvätern selbst untergeschoben wird: so dem Adam (in dem von Dillmann überseßten Adambuche), dem Henoch, der Sibylle, welche eine Tochter oder Schwiegertochter Noahs sein soll und dgl. Ueber die jüdische Sibyllistik stellt Lücke (S. 81–89) in dieser Beziehung eine finnreiche Vermuthung auf. Er macht darauf aufmerksam, daß bei den Griechen die Sibyllen das allgemeine, natürliche Prophetenthum repräsentiren in seiner Verschiedenheit von dem pofitiven, priesterlichen Orakelthum. Als nun die ägyptischen Juden in apologetischem und missionarischem Interesse ihre vä terliche Religion mit dem Hellenenthum zu verschmelzen begannen, so bot sich ihnen die Sibylle als das Prophetenthum der allgemeinen adamitischen oder auch noachischen Religion mitten im Polytheismus dar." Der hellenistische Universalismus bemächtigte sich des apokalyptischen und trug ihn auch äußerlich in die ́universalistische Urzeit zurück, wo Israel und die Heiden sich noch nicht geschieden hatten, und wo man daher ebensowohl vom Heidenthum seine Sibylle, als von der Bibel ihre Patriarchen entlehnen zu können glaubte. Dieß ist zugleich ein Moment zur Erklärung der Vorliebe jener syncretistischen Zeit für die Apokalyptik. Aber so hoch die canonischen Evangelien über den apokryphischen stehen, eben so hoch stehen Daniel und Johannes über diesen Produkten ihrer Nachahmer.

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