ภาพหน้าหนังสือ
PDF
ePub

Ausführung wir einer spätern Stelle vorbehalten müssen. Ist es nicht ein Widerspruch, wenn die heil. Schrift einerseits so ernstlich lehrt, daß die Obrigkeit von Gott sei (Röm. 13, 1. vgl. Dan. 2, 37.), und andererseits gerade die Hauptreiche, die vorzüglichsten Träger der obrigkeitlichen Gewalt dem Reiche Gottes so bestimmt gegenüberstellt und als die wesentlichen Erscheinungsformen des widergöttlichen Prinzips charakterisirt? Das Wort Gottes hält sich hiemit nur frei von Illusion, von falscher und eitler Hoffnung. Es weiß und sagt klar voraus, daß alle Gaben Gottes, auch die edelsten, in den Händen der unreinen Menschen verunreinigt und verderbt werden. Die Welt selbst ist ja einerseits Gottes Werk und besteht fort und fort in ihm, und doch liegt sie andererseits im Argen d. h. im Teufel (Col. 1, 17. Apgsch. 17, 28; 1 Joh. 5, 18. 19.). Geht es doch sogar mit der Kirche des alten und selbst des neuen Bundes nicht anders: sie ist das Weib Jehovas und Christi, und doch wird sie zur Hure! So verhält es sich nun auch mit Staat und Reich auf Erden. Ihrem Ursprung und Wesen nach göttlich geordnet, treten sie mit ihrer geschichtlichen Erscheinung und ihrem endlichen Entwicklungsresultate in den Dienst der Sünde, des Verderbens, der Empörung wider Gott. Vgl. Ps. 82.. Das ist die unbegreifliche Langmuth und Geduld des Weltregenten, daß er seine Gaben Jahrtausende lang in den Händen der Menschen läßt und zusieht, wie sie von denselben befleckt, in den Staub und Koth herabgezogen, in ihr Gegentheil verzerrt werden. Er thut das um der Auserwählten willen. Er läßt Staat und Kirche stehen. unter seiner Geduld, bis theils unter dem Schirm dieser seiner Haushaltungsordnungen, theils unter dem Druck ihrer schlechten Verwalter aus allen Nationen die Gemeinde seiner wahren Kinder gesammelt ist für jene Zeiten der Erquickung, wo der Herr selbst das Weltregiment führen wird und seine Heiligen mit ihm.

Wie es nun kommt, daß die Reiche der Welt einen so gott, widrigen Charakter annehmen, das erfuhr Daniel selbst in seinem eigenen Leben; und auch zur Veranschaulichung hievon können und sollen die bedeutsamen Erlebnisse dienen, deren Erzählung

er seinem prophetischen Buche eingeflochten hat, und zu deren Betrachtung wir nunmehr übergehen. Die Weltmacht, die über alles Sichtbare gebietet und dieses als das Reelle nimmt, vergöttert sich selbst und erhebt sich frech wider den lebendigen Gott und seine Heiligen. Sie strömt über an Muth und übertritt und wird schuldig; ihre Kraft macht sie zu ihrem Gott. (Hab. 1, 11. 16. vgl. Jef. 10, 7. ff.).

3. Das 3-6. Kapitel. Bedeutsame Erlebnisse Daniels.

Zwischen den Gesichten Nebukadnezars und Daniels enthält der erste Theil unseres Buches vier Erzählungen aus dem Leben des Propheten. Das 3. Kapitel berichtet die wunderbare Errettung seiner drei Freunde, welche das goldene Bild Nebukadnezars nicht anbeten wollten, aus dem Feuerofen. Das 4. ist ein Edikt Nebukadnezars und enthält einen zweiten Traum des Königs, der sich auf ihn selbst bezieht und an ihm selbst erfüllt. Er verfällt zur Strafe für seinen Hochmuth in Wahnsinn, so daß er bis zum Thier heruntersinkt; kommt aber, nachdem er die Strafe getragen, wieder zu menschlicher Vernunft und zu noch größerer Macht als vorher, indem er dem wahren Gott die Ehre giebt. Dieses Kapitel mit seinem Gegensag von thierischem und menschlichem Dasein enthält bedeutsame, vorbereitende Winke zur Erklärung der Symbolik des 7. Kapitels von den Thieren und dem Menschensohn und dient unserer Auffassung derselben zu wesentlicher Bestätigung; insbesondere erklärt sich aus 4, 28 ff., was 7, 4. über das erste Thier gesagt ist. Das 5. Kapitel erzählt von dem Uebermuth des babylonischen Königes Belsazar bei seinem Gastmahl, von der an der Wand erscheinenden Inschrift und ihrer Deutung durch Daniel, sowie von der raschen Erfüllung seiner Prophetenworte durch das noch in derselben Nacht über Belsazar hereinbrechende Gericht. Endlich beschließt das 6. Kapitel die Reihe dieser Erlebnisse ́des Propheten durch den Bericht über seine wunderbare Errettung

[ocr errors]

aus der Löwengrube, in welche er geworfen worden war, weil er troß eines königlichen Verbotes nicht aufgehört hatte, zu seinem Gott zu beten.

Wir sehen leicht, daß wie Kapitel 2. und 7., so Kapitel 3. und 6., 4. und 5. zusammengehören. Diese beiden mittleren Kapitelpaare haben neben ihrem historischen Werth auch noch eine symbolische Bedeutung. Das eine Paar zeigt an dem Beispiel Daniels und seiner drei Freunde, wie die Heiligen Gottes um ihrer Glaubenstreue willen von der Welt leiden müssen, wie ihnen aber dabei der Allmächtige wunderbar nahe ist, und am nächsten, wo sie zu erliegen scheinen. Das andere Paar stellt die beiden Könige der ersten Monarchie als ein Exempel hin, wie Gott die Gewaltigen der Erde mitten in ihrem größten Uebermuth und Hohn gegen ihn plößlich zu beugen weiß, und sich mithin die Gläubigen nicht vor ihrer Gewalt zu fürchten haben. Dabei findet in beiden Beziehungen von dem ersten zum zweiten Falle der Fortschritt Statt, daß es von der bloßen Selbstüberhebung der Weltmacht zur ausdrücklichen Opposition gegen den lebendigen Goft kommt. Nebukadnezar verlangt im 3. Kapitel Huldigung vor seinem Bilde, im 4. rühmt er sich seiner großen Macht und Herrlichkeit; aber weder das eine noch das andere Mal unternimmt er etwas direkt gegen Gott. Belsazar dagegen (K. 5.) höhnt den Herrn, indem er die heiligen Tempelgeräthe aus Jerusalem entweiht, und Darius der Meder verbietet (K. 6.), zu ihm zu beten. Auch in dem Verhalten der Gläubigen spiegelt sich dieser Fortschritt auf eine sehr lehrreiche Weise ab. An dem Beispiele von Sadrach, Mesach und Abednego zeigt sich, daß man der Weltmacht nicht positiv huldigen darf durch Anbetung des Weltbildes; an dem Beispiele Daniels, daß man ihr auch nicht einmal negativ huldigen darf durch Nichtanbetung Gottes.

Indem sich nun in allen diesen Fällen die herrliche Macht des Allerhöchsten gegen die Welt und für die Heiligen erweist, sehen wir hier in dem engen Ramen historischer Genrebilder dargestellt, was die Gesichte des 2, und 7. Kapitels in großen,

universalgeschichtlichen Tableaux uns vor Augen führen. Beides dient gleich sehr zur Glaubensstärkung und Belehrung des Gottesvolkes für die Zeiten der Herrschaft der Weltmächte. Und der wunderbare Reiz, den jene Erzählungen schon für das Gemüth des Kindes haben, ist ganz geeignet, den mächtigen Anschauungen der beiden Gesichte zur Unterlage zu dienen und ihren Nachdruck und Eindruck zu befestigen. Von Kindesbeinen an soll der rechte Israelit und der Gläubige überhaupt in der ganzen Periode weltlicher Gewalt Grundeindrücke empfangen von der Nichtigkeit des Weltwesens und der Herrlichkeit Gottes und seiner Heiligen (vgl. 1 Mos. 18, 19.). Wenn die symbolischen Bilder der Gesichte unseres Buches dem oberflächlichen Blicke wenig moralische und religiöse Belebungskraft zu enthalten scheinen, so ist dieß in um so höherem Maaße der Fall bei den strahlenden Gestalten eines Daniel und seiner Freunde, wie bei den drastischen, lehrreichen Charakteren eines Nebukadnezar und Belsazar.

Ueber die in diesen Erzählungen vorkommenden Wunder bemerkt Keil: „Wie alle heiligen Schriftsteller nicht das Alltägliche berichten, sondern von den Offenbarungen der göttlichen Gnade und Allmacht Zeugniß geben wollen: so sind auch im Buch Daniel nur diejenigen Thatsachen aufgezeichnet, durch welche der Gott Israels der stolzen Macht der heidnischen Weltherrscher, denen er sein Eigenthumsvolk zur Strafe für seine Sünden hatte preisgeben müssen, seine Allmacht ́kundgethan, damit sie ihm als dem Gott des Himmels und der Erde die Ehre gäben und erkenneten, daß er (nicht ihre Gößen) die Welt regiere, seine Diener zu erhalten die Macht habe und den Uebermuth der Hohen und Gewaltigen dieser Erde strafen und demüthigen könne. Daß aber alle Wunder für Daniel und seine Gefährten geschehen oder doch zur Verherrlichung Daniels gereichen, das hat seinen Grund in der Stellung, in welcher Daniel zu einer Zeit, wo Gott sich nicht an dem ganzen Volk verherrlichen konnte, vor den Augen der sich für allmächtig haltenden Herrscher Babels berufen war, in seiner Person das Volk Gottes und die äußerlich der Macht der Chaldäer preis

gegebene Theokratie vor den Heiden und an der höchsten Stätte der heidnischen Weltmacht zu vertreten und durch seine Vertretung die Erhaltung und Wiederherstellung derselben oder die Rückkehr des Volkes Gottes in sein Land anzubahnen. Um Eindruck auf die gewaltigen Träger des Heidenthums zu machen, mußten die Wunder einen gewaltigen, imponirenden Charakter annehmen, und daß sie diesen Zweck wirklich erreichten, beweist der Ausgang des Erils, namentlich das Edikt des Cyrus (Esr. 1, 1—4.), das sich nicht darauf beschränkte, den Juden die Rückkehr in ihr Vaterland zu gestatten, sondern ausdrücklich dem Gott Israels als dem Gott des Himmels die Ehre giebt und seinen Tempel zu bauen befiehlt." (Einl. in's A. T. S. 459)

III. Der zweite Theil.

Gottesreich und Weltreiche in der näheren Znkunft.

Der erste Theil unseres Buches leuchtet hinein in die ganze Zukunft bis dahin, wo das Volk Gottes wieder gesammelt werden und ein sichtbares Reich auf Erden bilden wird. Aber das liegt in weiter Ferne; von den vier Weltmonarchieen besteht ja zu Daniels Zeit noch die erste. Daher soll Israel jezt auch über das ihm unmittelbarer bevorstehende Geschick Aufschlüsse empfangen. Ja eben für diese nächste Zeit, für das halbe Jahrtausend vom Exil bis auf Christum, wo das Volk den Heiden preisgegeben und der Trost der vollen Heilsoffenbarung doch noch nicht vorhanden ist, sind besonders spezielle Weissagungen nothwendig. Um so mehr, da diese Geschicke ein Vorspiel jener Schlußentfaltungen sein werden. Der Antichrist, wie der Christ hat auch eine nähere Zukunft.

Hierüber giebt der zweite Theil Daniels Aufschluß. Auch da finden wir am Anfang und am Ende zwei einander entsprechende Gesichte Kap. 8. u. 10-12. Dieselben beschreiben die Entwicklung der Weltmacht und die Erscheinung des aus ihr hervorgehendem Antichrist in den nächsten Jahrhunderten. Dazwischen steht das

« ก่อนหน้าดำเนินการต่อ
 »