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9. Kapitel, welches die Zukunft des Messias und des Bundesvolks am Schluß des halben Jahrtausends jenen Weltbildern gegenüberstellt.

1. Das 8. Kapitel. Antiochus Epiphanes.

Das Gesicht des 8. Kap., im dritten Jahre Belsazars, also wahrscheinlich kurz vor dem Falle des babylonischen Reiches geschaut, schildert unter zwei neuen Thiersymbolen, Widder und Ziegenbock, die beiden mittleren Weltmonarchieen, die medopersische und die griechischmacedonische, welche nach dem Sturze Babels über Israel herrschen sollten. Beide sind hier (V. 20, 21. vgl. 10, 13. 20. 11, 2—4.) ebenso ausdrücklich mit Namen genannt, wie früher das babylonische Reich (2, 37.38.). Nur die vierte, die römische Monarchie wird in unserm Buche nicht ausdrücklich bezeichnet; ist aber das nicht eben ein ungesuchter Beweis für sein höheres Alter?) Das persische Reich erlebt Daniel selbst noch. Wie sehr Griechenland damals bereits in den orientalischen Horizont eingetreten war, zeigen nicht nur die griechischen Namen der musikalischen Instrumente, die bei unserm Propheten vorkommen, sondern auch die bald nach seinem Tode beginnenden Verwicklungen zwischen Persern und Hellenen, welche nach wenigen Jahrzehenden die weltberühmten Kriege und Schlachten herbeiführten. Auf Griechenland mußte aber Daniel und Jsrael überhaupt um so mehr aufmerksam gemacht werden, weil aus dieser Macht der alttestamentliche Antichrist hervorgehen sollte. So begreift es sich, warum die Engel an den angeführten Stellen den Namen Javans bereits nennen, während Rom in seinem fern occidentalischen Hintergrunde ungenannt bleibt.

Eben daher fällt nun auch in unserm Gesichte der Haupt

1) Von der römischen Macht ist jedenfalls 11, 18. 30. die Rede. Wäre nun unser Buch im maccabäischen Zeitalter geschrieben, so würde man keinen Grund einsehen, warum Rom namentlich 11, 30. nicht ebenso gut genannt ist, als in den Büchern der Maccabäer (1 Macc. 8. u. ö.) oder als Dan. 11, 8. 42 f. das ptolemäische Aegypten.

nachdruck auf das griechische Reich und an diesem selbst wieder auf die lehte Gestalt, die es in dem kleinen Horn gewinnt, ganz ähnlich, wie es im 7. Kapitel beim römischen Reiche der Fall ist. Der Widder mit seinen zwei, die Meder und Perser bedeutenden Hörnern wird nur kurz beschrieben. Der Ziegenbock hat zuerst Ein stolzes Horn, Alexander den Großen, der in raschem Siegeszuge von Westen nach Osten eilend dem Perserreich ein Ende macht. An der Stelle dieses großen Hornes wachsen vier kleinere, die Diadochenreiche Macedonien, Asien, Aegypten, Syrien. Aus einem von diesen, dem zuleßtgenannten, kommt endlich ein kleines Horn hervor, ein König, dessen Feindschaft wider den Höchsten und seinen Dienst und sein Volk (das Himmelsheer) mit ähnlichen Farben geschildert wird, wie im 7. Kapitel die des Antichrist.

Dieser König ist Antiochus Epiphanes. Derselbe hatte den zu einer Art fixer Idee gewordenen Plan, in seinem ganzen Reiche, zu welchem auch Palästina gehörte, den Cultus des olympischen Zeus einzuführen, und „da er sich selbst mit diesem Gott identificirte, so wollte er damit schließlich seine eigene Anbetung allgemein machen“ (vgl. 1 Mace. 1, 41 ff. 2 Macc. 6, 7. Wieseler in Herzogs Realenc. 1, 384.). Alle andern Culte suchte er mit fanatischem, oft fast wahnsinnigem Eifer auszurotten; daher man ihn statt Epiphanes auch wohl Epimanes nannte. So schaffte er auch den Gottesdienst zu Jerusalem ab und führte dafür den Gößencultus ein. Und dieß Beginnen war um so gefährlicher, da ihm in Israel felbst eine heidnisch gesinnte Richtung, eine hellenisirende Partei entgegenkam (1 Macc. 1, 12 ff. 2 Macc. 4, 9 ff. vgl. Dan. 11, 30. 32.). Von Antiochus Epiphanes drohten also dem heiligen Volke und der geoffenbarten Religion, mithin überhaupt dem Bestand eines Gottesreiches auf Erden die allergrößten Gefahren. Vor Allem, was Israel bis auf Christum hin durch die Weltmacht erleiden sollte, läßt sich Nichts mit dem vergleichen, was Antiochus ihm gethan hat. Denn alle früheren Weltreiche, unter deren Botmäßigkeit das Bundesvolk stand, hatten es in seiner Religionsübung nicht wesentlich beeinträchtigt, vielmehr,

wie aus den Büchern Daniels, Esras und Nehemias hervor geht, darin noch vielfach geschüßt und geehrt. So Nebukadnezar (Dan. 4, 31-34.), Darius der Meder (6, 27. 28.), Cyrus (Esr. 1, 2-4.), Artaxerxes Langhand (7, 12. ff. Neh. 2, 7. 8.); so nach Joseph. Arch. XI, 8. auch Alexander der Große. Auf Antiochus bedurfte es daher besonderer prophetischer Hinweisungen, damit das Volk gegen seine Angriffe und Verführungskünste gewaffnet war. Und daß diese Hinweisungen nicht ohne Frucht blieben, zeigt die glorreiche Erhebung der Maccabäer, welche, so weit sie rein und recht war, als eine Frucht unseres Buches angesehen werden darf (vgl. namentlich 1 Macc. 2, 59 ff.).

Antiochus mit seinem „sich selbst vergötternden, fanatischen Hochmuth" (Wieseler) und seiner Feindschaft wider Gott und Gottesdienst ist recht eigentlich das Vorbild des Antichrists, der Antichrist der dritten Monarchie und der alttestamentlichen Zeit. „Alle vorige Lehrer, sagt Luther, haben diesen Antiochum eine Figur des Endechrists genennet und gedeutet, haben es auch recht getroffen." Hiedurch fällt nun volles Licht auf das Verhältniß des zweiten Theils unseres Buches zum ersten und zunächst des 8. Kapitels zum 7. Zwischen Antiochus und dem Antichrist besteht ein ganz ähnliches typisches Verhältniß, wie in der eschatologischen Rede Christi Matth. 24. zwischen der Zerstörung Jerusalems und der Parusie des Menschensohnes. Der alttesta= mentliche Antichrist verhält sich ebenso zum neutestamentlichen, wie das Gericht über die abgefallene alttestamentliche Gemeinde zu dem über die neutestamentliche. Und diese Typik ist ja ein ganz allgemeines Gesez der Prophetie, welches in den beiden genannten Beispielen nur seine deutlichste Ausprägung findet. Wie daher Jesus die beiden Ereignisse, von denen er spricht, dadurch näher beleuchtet, daß er das eine in das Licht des andern hineinstellt: so ist es ähnlich mit Dan. 7. und 8. Die beiden Bilder des Feindes aus der dritten und des Feindes aus der vierten Monarchie spiegeln sich in einander und beleuchten einander wechselseitig, so daß das 8. Kapitel zur Erklärung des 7. und das 7. zur Erklärung des 8. dient. In dem einen Zuge,

Auberlen, Prophet Daniel, 2. A.

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daß Epiphanes als Vorbild des lezten Feindes erscheint, liegt für das Volk Gottes die vollkommenste Belehrung über ihn: ebensowohl die nachdrückliche Hinweisung auf die Größe der drohenden Gefahr und die ernste Warnung vor dem Trug des Verführers, als auf der andern Seite der Trost, daß er dem rasch hereinbrechenden Gericht nicht entgehen kann. Und wie Israel aus dem im 7. Kapitel gezeichneten Bilde des Antichrist das Vorbild desselben erst recht verstehen konnte, so sind wir, die wir nur den lezten Feind noch zu erwarten haben, umgekehrt berechtigt, uns sein Bild aus der Zeichnung des Antiochus zu verdeutlichen und zu vervollständigen. Darin ist uns schon der Apostel vorangegangen, welcher 2 Theff. 2, 4. den Menschen der Sünde mit Farben schildert, die aus Dan. 11. ge= nommen sind.

2. Das 10-12. Kapitel. Fortsetzung.

In der andern Offenbarung, Kap. 10–12., wird das Gesicht des 8. Kapitels noch weit genauer ausgeführt. Jene verhält sich also zu diesem ähnlich wie das 7. zum 2. Kapitel. Die eigentliche Weissagung ist im 11. Kapitel gegeben, wozu das 10. den Prolog, das 12. den Epilog bildet.

Das 10. Kapitel eröffnet uns höchst merkwürdige Blicke in den unsichtbaren Geisterhintergrund der Weltgeschichte, wie sie auch sonst in der Heil. Schrift nicht ohne Analogie sind (Hiob 1, 7. 2, 1 ff. Sach. 3, 1. 2. Judä 9. Off. 12, 7. ff.), aber doch nirgends so klar und umfassend hervortreten. Die allgemeine Wahrheit daß die Engel die dienenden Organe der göttlichen Welterhaltung und Weltregierung seien, findet ihre sehr ausgedehnte und spezielle Bewährung in der Heil. Schrift, zumal in den beiden Apokalypsen, wo am meisten der Vorhang von der unsichtbaren Welt weggezogen ist. Die Schrift sieht im ganzen Naturleben, auch in gewöhnlichen und regelmäßigen Naturerscheinungen das Walten von Engeln (Joh. 5, 4. Hebr. 1, 7. Off. 7, 1—3. 14, 8. 16, 5.). Ebenso nun auch in der Geschichte, und hiefür ist unser Kapitel die classische Stelle. Wir sehen hier an der

Spige der einzelnen Weltreiche besondere Engel stehen, denen gegenüber an der Spize des israelitischen Gottesreiches Michael, einer der ersten Fürsten, erscheint. Gegen jene Weltgeister ist mit legterem noch ein anderer Engel verbunden, welchen Hofmann') als den guten Geist der heidnischen Weltmacht bezeichnet. der die Verwirklichung des Heilsrathschlusses Gottes in der Heidenwelt zu fördern hat. Es ist natürlich, daß gerade dieser dem Daniel Kunde bringen muß, wo es sich um das Geschick handelt, das die Weltmächte dem Gottesvolk bereiten sollen. Er läßt nun den Propheten einen Blick thun in die unsichtbaren Kämpfe zwischen den Engelfürsten, in denen es sich entscheidet, wer auf die irdischen Machthaber den bestimmenden Einfluß ausübt, der gottwidrige Geist dieser Welt oder der gute, die Zwecke des Reiches Gottes fördernde Geist. Was wir also spiritualistisch von einem Kampfe des guten und bösen Geistes im Menschen zu reden pflegen, das heißt uns die Heil. Schrift nur wieder reell nehmen. Aehnlich schon 1 Sam. 16, 13-15. 1 Kön. 22, 22.; die satanischen Einwirkungen, die wir aus dem Munde Jesu und der Apostel näher kennen, sind dem Wesen nach nichts Anderes. Dadurch wird die Freiheit der menschlichen Handlungen nicht etwa aufgehoben; denn die Einwirkung der Geister auf das Innere der Menschen ist ja keine zwingende, und ihr Hauptgeschäft wird wohl in der Fügung der äußern Umstände bestehen. Die Frage über das Verhältniß der göttlichen Weltregierung zur menschlichen Freiheit wird durch Hinzunahme des Engeldienstes nicht erschwert, sondern erleichtert.

Jener herrliche Engel, der dem Daniel erscheint, erzählt ihm nun, daß er einundzwanzig Tage lang mit dem der persischen Monarchie vorgesezten Engel gekämpft und endlich mit Michaels Hilfe denselben übermocht und den Vorrang bei den Königen von Persien erlangt habe; er müsse aber noch weiter mit jenem Vorsteher Persiens streiten und dann komme der des griechischen Reiches, dessen Ueberwindung ihm, wie er durch

1) Weiff. und Erf. I, S. 312 f. Schriftbeweis I, S. 287 ff.

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