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die Periode der Universalmonarchieen begonnen, welche Alles bezwingend sich nach einander erheben, und in deren successiver Erscheinung das dem Gottesreiche gegenüberstehende weltliche Prinzip immer gewaltiger und feindseliger sich enthüllt. Damit in genauem Zusammenhang steht dann die weitere Eigenthümlichkeit Daniels, daß seine Weissagungen eine viel größere Fülle geschichtlichen und politischen Details enthalten als die aller andern Propheten. Während sonst die Prophetie, das Nahe und das Ferne perspektivisch zusammenschauend, die ganze Zukunft unter den eschatologischen Gesichtspunkt zu stellen und als das Kommen des Reiches Gottes zu fassen pflegt, sicht dagegen Daniel wesentlich auch noch die künftige Weltgeschichte vor sich ausgebreitet, die bis zum Kommen des Reiches verfließen muß. Daher schreibt sich die ihm einzig eigenthümliche Spezialität der Weissagung. Wenn diese leytere irgendwo eine Geschichte der Zukunst wäre, so wäre sie's bei ihm.

Diese klar hervortretende Eigenthümlichkeit Daniels 1) ist auch von jeher anerkannt worden; schon von den Sammlern des alttestamentlichen Kanons selbst, welche ihrer Erkenntniß dadurch einen Ausdruck gegeben haben, daß sie das Buch nicht unter die Propheten, sondern unter die Hagiographen einreihten. Dasselbe stellt also unserer Forschung allerdings eine besondere Aufgabe des geschichtlichen Verständnisses. Man hat das Problem in neuerer Zeit auf eine sehr einfache Weise zu lösen gemeint, indem man das Buch für unächt erklärte. Es ist nach der herrschenden Ansicht unter Antiochus Epiphanes in den Jahren. 170–164 v. Chr. geschrieben, reicht mit seiner Weissagung nur bis auf diesen König herab und prophezeit also vergangene Dinge. Wir nennen diese Ansicht die herrschende; denn sie wird nicht bloß von der extremen, sondern auch von einer besonnenern Critik als eines ihrer sichersten Ergebnisse bezeichnet und übt daher einen so allgemeinen Einfluß aus, daß auch viele

1) Vgl. über dieselbe Lücke, Versuch einer vollständigen Einleitung in die Offenbarung Johannis, 2. Aufl., S. 49 ff.

ernste Bibelfreunde unseres Propheten nicht recht froh werden können. Eine so weitverbreitete Ansicht erheischt sorgfältige Prüfung, um so mehr, je ernstere Bedeutung das prophetische Wort in unsern Tagen gewinnt. Ehe wir aber zu diesem Behufe an die Betrachtung des Buches selbst gehen, fragen wir billig die H. Schrift und die Kirche über ihre Ansicht von demselben, um zu sehen, wie weit die gangbare Auffassung göttliches und menschliches, historisches Recht auf ihrer Seite hat. Es ist das um so nothwendiger, da der neueste Erklärer Daniels den Schein erregt, als sei die Anerkennung seiner Aechtheit nur willkürliche Annahme einiger Modernen, wenn er bemerkt: „Den Schein, in welchem sich das Buch gefällt, von Daniel selbst, der mit Nebukadnezar und Cyrus lebte, herzurühren, hat zur Wirklichkeit zu stempeln in ueuerer Zeit Hengstenberg versucht, und Hävernick mit Andern hat ihm beigepflichtet." (Hißig, das Buch Daniel erklärt, 1850. S. IX.)

2. Das Zeugniß der H. Schrift.

Vor Allem kommt hier das Selbstzeugniß des Buches in Betracht. Daniel nennt sich wiederholt als den Verfasser (7, 1 f. 8, 1. ff. 9, 2 ff. 10, 1 f. 12, 4.). Es kann auffallen, daß er dieß noch nicht in den sechs ersten, erzählenden Kapiteln thut, sondern erst in den sechs lehten bei seinen eigenen Gesichten. Dieser Umstand hat aber nicht nur an sich nichts zu bedeuten, da die Einheit des Buches jezt wieder allgemein, auch von den Gegnern der Aechtheit anerkannt ist, sondern er erklärt sich auch sehr schön aus dem allgemeinen Charakter des biblischen Schriftthums. In den Geschichtsbüchern der H. Schrift sind nämlich die Verfasser in der Regel nicht ausdrücklich genannt, wohl aber › meist in den poetischen und prophetischen Schriften des A., in den Briefen und der Apokalypse des N. T. Dieß hat seinen guten Grund. Bei der lezteren Classe der biblischen Urkunden sind die Verfasser nicht bloß die Berichterstatter, sondern selbst

die Träger der Offenbarung, welche eben in dem besteht, was nun aufgezeichnet wird: es ist Wortoffenbarung an diese bestimmten Menschen. Daher müssen sie sich nennen. Anders ist es bei den historischen Büchern, welche nur Berichte sind von den großen Thatoffenbarungen Gottes. Der Schwerpunkt liegt hier auf den berichteten Sachen, nicht auf den geschriebenen Worten. Der Schreiber verschwindet daher hinter seinem Gegenstande, die Verfasser nennen sich in der Regel nicht. So hat denn auch Daniel als Erzähler sich nicht ausdrücklich genannt, aber als Propheten muß er sich nennen. Was nun dieser Selbstaussage für ein Gewicht zukommt, das wollen wir an dieser Stelle aus dem unparteiischen Munde Hagenbach's vernehmen, welcher sagt: „In dem Falle, wenn die Verfasser sich selbst als die unter deren Namen sie schreiben, dargeben, hängt von der Frage oder über Authentie oder Nichtauthentie auch die über Kanonicität ab." 1)

Doch nicht bloß von sich selbst ist das Buch Daniels so nachdrücklich bezeugt, sondern es hat auch Zeugniß von der übrigen Schrift. Wir werden unten sehen, wie Sacharja, Esra und Nehemia auf Daniel zurückweisen. Und dieß ist um so bedeutungsvoller, da sie anerkanntermaaßen Jahrhunderte vor Antiochus Epiphanes geschrieben haben, mithin auch ein höheres Alter unseres Propheten voraussehen und erweisen.

Was das N. T. betrifft, so ist der maßgebende, durchgreifende Einfluß, welchen unser Buch auf die Apokalypse ausgeübt hat, offenkundig und allgemein anerkannt. In den Briefen finden sich deutliche Anspielungen auf dasselbe 2 Theff. 2, 4. und Hebr. 11, 33. 34.: durch jene Stelle erhält die Weissagung, durch diese die Geschichtserzählung Daniels apostolische Bekräftigung. Besonders wichtig aber sind die Evangelien. Nicht nur hat Jesus das Grundwort, mit welchem er sich selbst zu bezeichnen pflegte, das Wort Menschensohn, aus Dan. 7, 13.

1) Encyklop. uud Methodol. der theol. Wiss., 3. Aufl. S. 155. Vgl. auch Hengstenberg, Beiträge I, S. 225 ff.

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genommen, sondern er spielt auch Matth. 26, 64. in jenem feierlichen, über sein Leben entscheidenden Augenblick, wo ihn der Hohepriester bei dem lebendigen Gott beschwört, ausdrücklich auf diese Stelle unseres Propheten an. Ebenso ist für den Centralbegriff der Lehre Jefu, für den Begriff und Ausdruck Reich Gottes oder Himmelreich, die zutreffendste, bedeutendste Grundstelle Dan. 2, 44.: der Gott des Himmels wird ein Reich aufrichten, das in Ewigkeit bestehen wird. Ferner: die Grundgedanken Jesu über das Verhältniß des Himmelreichs zur Welt lassen sich auf Dan. 2. zurückführen, wie er denn Matth. 21, 44. deutlich auf Dan. 2, 34 f. anspielt in den Worten: Auf wen der Stein fällt, den wird er zermalmen. Bedenkt man nun, von welch prinzipieller Wichtigkeit gerade die Ausdrücke Menschensohn und Gottesreich für das Ganze der Lehre Jesu sind, so läßt sich daraus abnehmen, wie viel unser Prophet dem Herrn selbst gewesen sein, wie völlig er in ihm gelebt haben muß. Sein Hauptausspruch jedoch, in welchem er Daniel ausdrücklich nennt, ist Matth. 24, 15., worüber Näheres bei Hengstenberg a. a. D., S. 258–270. Mag in den critischen Folgerungen, die man aus diesen Worten Christi gezogen hat, auch hie und da zu weit gegangen worden sein: so viel ist jedenfalls Thatsache, daß der Herr hier mit Ehrerbietung von Daniel als einem Propheten, mithin als einem göttlich inspirirten Manne redet, welcher Dinge geweissagt hat, die auch für ihn und seine Jünger noch zukünftig sind und also über die Zeit des Antiochus weit hinausliegen. Endlich ist auch noch der Stellen Luc. 1, 19. 26, zu gedenken. Hier erscheint der Engel Gabriel, welcher außerdem in der ganzen H. Schrift nur noch Dan. 8. und 9. vorkommt; weßwegen sich auch Strauß, Bruno Bauer und Ebrard in ihren auf die evangelische Geschichte bezüglichen Werken, jeder in seiner Weise, aus Anlaß jener Stellen über unsern Propheten aussprechen. Es wird durch Luc. 1. bestätigt, daß die danielische Angelologie reelle Wahrheit und nicht ein Produkt späterer, aus dem Parsismus entlehnter Vorstellungen ist.

So hat unser Buch gerade hinsichtlich der drei Punkte, welche der modernen Critik den meisten Anstoß gegeben haben, hinsichtlich seiner Weissagungen, seiner Wundererzählungen und seiner Engelserscheinungen, das ausdrückliche Zeugniß des N. T. für sich. Jesus und seine Apostel haben Daniel für einen wirklichen Propheten Gottes und seine Schrift für eine Darstellung wirklicher, gottgewirkter Wunder und Weissagungen in dem von der Critik bekämpften und ihr diametral entgegengesezten Sinn gehalten.

3. Das Zeugniß der Kirche.

Bis in's 17. oder eigentlich bis tief in's 18. Jahrhundert hinein hat sich demgemäß das Buch Daniels der einstimmigen Anerkennung seiner Aechtheit innerhalb der christlichen Kirche, wie der jüdischen Synagoge zu erfreuen gehabt. Und damit gieng in der erstern auch die richtige Auslegung der hier in Frage kommenden Kapp. 2. 7. 9. Hand in Hand, indem die Weissagung 9, 24–27. auf die Erscheinung Christi im Fleische bezogen wurde, während man in den Gesichten des 2. und 7. Kap. die vier Weltmonarchieen nicht bloß bis auf Antiochus reichen ließ, sondern unter dem vierten Reiche das römische verstand. Wahrer als die oben angeführte Bemerkung Hizig's ist daher, auch in Bezug auf den geschichtlichen Thatbestand, die von Mich. Baumgarten: „Daß das vierte und legte Weltreich kein anderes ist als das römische, wäre nie zweifelhaft geworden, wenn sich nicht eine Wissenschaft, welche dem Geiste der Weissagung widerstrebt, eine Weile der Auslegung der Weissagung bemächtigt hätte." (Apostelgesch. I, S. 238.)

Es stehen also auch in dieser Frage, wie in so vielen anderen, alle frühern Jahrhunderte gegen das Eine legte Jahrhnndert, und dieses hat in jenen nur einen einzigen Vorgänger, dessen Bundesgenossenschaft etwas zweideutiger Natur ist. Wir meinen den Neuplatoniker Porphyrius, bei dem seine Bekämpfung der Aechtheit Daniels nur einen Theil seiner Bestreitung

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