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digen". Ueber die Zeit zwischen Antiochus und Christus aber waren keine speziellen Aufschlüsse nöthig. Denn es gab in derselben für Israel keine solche Versuchung mehr, wie die durch Epiphanes ihm bereitete; vielmehr ertflammte der maccabäische Rückschlag gegen diese lettere den Eifer für die väterliche Religion auf's Neue, und die Geschichte zeigt, wie die Juden von da an mit immer steigender Zähigkeit am Geseze festhielten. Christus und Antichristus: das ist das Thema wie für den ersten, so auch für den zweiten Theil unseres Buches.

Wie weit nun freilich das zeitliche und fachliche Verhältniß der méssianischen Weissagung des 9. Kapitels zu der des 2. und 7., also das Verhältniß des sühnenden Opfertodes des Messias zu seiner herrlichen Erscheinung vom Himmel und im Zusammenhang damit das Verhältniß der (römischen) Zerstörung Jerusalems zur einstigen Weltherrschaft des Gottesvolkes dem Propheten selbst zu klarem und bestimmtem Bewußtsein gekommen sei, können wir nicht entscheiden. Es thut das aber auch Nichts zur Sache. Denn auf ihn, wenn auf irgend einen, wird das Wort 1 Petr. 1, 10-12. feine Anwendung finden, das sogar wahrscheinlich im ausdrücklichen Hinblick auf Dan. 12, 8. ff. geschrieben ist 1): Daniel weissagt sowohl von den Leiden des Messias als von den darauf folgenden Herrlichkeiten; Daniel hauptsächlich diente mit seiner Offenbarung nicht sich, sondern den kommenden Geschlechtern; Daniel vor allen andern Propheten mußte selbst erst wieder suchen und forschen, auf welche oder welcherlei Zeit der in ihm waltende Messiasgeist deutete. So viel können wir wohl sicher vermuthen, daß der gewaltige Contrast, welchen beiderlei Weissagungen sowohl in Bezug auf die Zukunft des Messias als auf die des Volkes darbieten, dem Propheten viel zu denken gegeben haben wird. Als Spuren hievon wird man die Stellen 10, 2 f. 12, 8. ansehen dürfen. Was aber in dieser Beziehung dem Daniel etwa noch nicht verliehen war, das findet sich noch im A. T. selbst ziemlich

1) Vgl. Hengstenberg, Beitr., S. 273 f.

deutlich geoffenbart bei Sacharja. Dieser Prophet, welcher überhaupt die reichen Früchte aller bisherigen Weissagung sammeln darf, führt uns das Messiasbild nach seinen verschiedenen Seiten noch einmal zusammenfassend vor Augen, in einer Weise, daß man sieht: „, es war für ihn der Gegensatz zwischen dem leidenden und verherrlichten Messias und zwischen der ersten und zweiten Zukunft des Messias schon bestimmt ausgeprägt.“ 1) Es wäre dieß nicht wohl denkbar, wenn nicht Sacharja, wovon wir schon oben deutliche Spuren fanden, den Daniel vor sich gehabt hätte.

Drittes Kapitel.

Die Form der Weissagung: Die Apokalyptik.

1. Die Aufgabe der Apokalyptif.

1. Im Allgemeinen.

Das Bisherige mag vorläufig über den Inhalt unseres Buches genügen. Wir glauben gezeigt zu haben, wie natürlich und nothwendig sich derselbe in allen seinen Theilen aus der ‚ offenbarungsgeschichtlichen Situation des Exils ergiebt. Eben damit hängt nun aber auch die Form der Weissagung sehr genau zusammen.

Das Buch Daniels steht zum A. T. und insbesondere zu den Propheten in dem nämlichen Verhältniß, wie die Off. Joh. zum N. und insbesondere zu den prophetischen Aussprüchen Christi und der Apostel. Es ist die alttestamentliche Apokalypse. Von der großen messianischen Zukunft ist auch sonst im A. T., von der Wiederkunft oder Parusie Christi auch sonst im N. T. die

1) I. P. Lange, positive Dogmatik, S. 688.

Rede. Aber während sonst die Propheten nur die jedesmalige Lage des Gottesvolkes in das Licht der Weissagung hineinstellen, und die Apostel je nach Bedürfniß ihrer Leser Aufschluß über einzelne eschatologische Punkte geben: haben Daniel und die Off. Joh. nicht eine so spezielle Veranlassung und Bestimmung, sondern es ist ihnen die allgemeinere Aufgabe gestellt, der Gemeinde Gottes als prophetische Leuchten für die offenbarungslosen Zeiten zu dienen, in welchen sie in der Heiden Hände dahingegeben ist (xaupoi var Luc. 21, 24.). So haben wir Daniel als das Licht erkannt, welches zunächst die Nacht des halben Jahrtausends vom Exil bis auf Christum und die römische Zerstörung Jerusalems für die Verständigen in Israel erhellen soll; und so ist die johanneische Apokalypse den Heiligen des N. B. als Leitstern gegeben auf ihrer Pilgerfahrt durch die Welt von der ersten Erscheinung Christi oder näher von der Zerstörung Jerusalems an bis zu seiner Wiederkunft zur Gründung des Reiches der Herrlichkeit (vgl. Tit. 2, 11-13. Off. 1, 7. 22, 17. 20.). Die lettere Zeit ist freilich auch schon von Daniel (Kap. 2. und 7.) mit umfaßt, und daraus erklärt sich der enge Anschluß der Off. an diese danielischen Kapitel als eine innere Nothwendigkeit. Aber Daniel schaut und schreibt vom alttestamentlichen Standpunkt aus für Juden, Johannes vom neutestamentlichen für Heidenchristen; und wir werden unten erkennen, was sich hieraus für Unterschiede ergeben.

Diese Bestimmung der Apokalypsen ist nun auch der einfache Grund, warum jedes der beiden Testamente nur Eine eigentliche Apokalypse enthält, während sich doch im A. T. viele Propheten und im N. viele prophetische Aufschlüsse finden. Es giebt zwei große Offenbarungszeiten, die alt- und die neutestamentliche; auf sie folgen zwei große offenbarungslose Zeiten, die nacherilische und die kirchengeschichtliche; und die Apokalypsen sind die Lichter, welche von jenen aus diese beleuchten. Eben daher gehört die Apokalypse je zu den spätesten Büchern des betreffenden Kanons, in eine Zeit, wo die Offenbarung, eben im Begriff zu verstummen, noch einmal ihre ganze Kraft zu

fammennimmt. Dieß Leßtere besagt denn auch der Name Apokalyptik. Eine ȧronázvypis (Off. 1, 1.), eine Offenbarung in besonderem, emphatischem Sinne ist es, welche den offenbarungslosen Zeiten, den Zeiten der Heiden, zum Leitstern gegeben werden muß.

Hieran reihen sich zwei weitere Erscheinungen. Während unsere Bücher innerhalb ihres Kanons vereinzelt dastehen, haben sie dagegen um so mehr apokryphische Nachahmungen gefunden, z. B. die jüdischen und christlichen Sibyllinen, das Buch Henoch, das 4. Buch Esra, das Anabatikon des Jesaja u. s. w. Es ist natürlich, daß die offenbarungslosen Zeiten, die noch unter dem frischen Eindruck der Offenbarung standen, sich in ihrem Nachbildungstrieb mit Vorliebe auf denjenigen Theil der heiligen Literatur warfen, welcher sie selbst zum Gegenstand hatte, um so mehr, da sich hier die wunderbarste, gesteigertste Form der jezt schmerzlich vermißten übernatürlichen Offenbarung fand. Diese apokryphischen Apokalypsen stehen aber zu den kanonischen in keinem andern Verhältniß, als in jenem, in welches wir nach einem überall wahrnehmbaren historischen Gesez zu weltgeschichtlichen Erscheinungen, je größer und heiliger sie sind, ihre meist zerrbildlichen Nachahmungen treten sehen. So schließen sich an Mose die ägyptischen Zauberer, an den Meffias die Pseudomessiasse, an die kanonischen Evangelien die apokryphischen, an die Reformation die Wiedertäufer u. s. w. an.

Ebenso begreiflich ist aber die andere Erscheinung, daß in späteren Zeiten, welche, der Offenbarung ferne gerückt, kein lebendiges, inneres Verständniß mehr für dieselbe haben, sich die Critik vorzugsweise an die Apokalypsen heften wird, gerade weil sie die wunderbarsten Erzeugnisse des Offenbarungsgeistes sind. Besteht nun solche critische Verkennung der Offenbarung überhaupt darin, daß man sie auf das Niveau der profanen Geschichte herabzieht, daß man die Grenzlinie des Kanonischen und Apokryphischen verwischt: so wird dieß auch auf dem apokalyptischen Gebiete der Fall sein, und der Mangel an pneumatischem Verständniß der kanonischen Apokalypsen wird vornehmlich darin Auberlen, Prophet Daniel, 2. A.

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sich kundgeben, daß man sie von den apokryphischen nicht mehr gehörig zu unterscheiden weiß, daß man die heilige, scharfe Scheidelinie zwischen göttlicher Eingebung und menschlicher Erdichtung auslöscht, während doch, auch schon rein historisch betrachtet, die apokryphischen Produkte das Vorhandensein eines kanonischen Urbildes voraussehen, weil sich sonst diese ganze Art von Schriftstellerei und die Vorliebe dafür nicht genügend erklären läßt. Jenes critische Verfahren wird daher vielmehr als das im eigentlichen Sinn uncritische und unhistorische bezeichnet werden dürfen, weil es die geschichtlichen Gestalten nicht in ihrem spezifischen, scharf umrissenen Charakter aufzufassen weiß und ohne gehörige Unterscheidung durcheinander mengt.

Allerdings aber ist der Mangel des Verständnisses auf apokalyptischem Gebiete am wenigsten zu verwundern. Nicht umsonst steht die Off. Joh. am Schluß des N. T. Gerade diese Bücher sind blos für diejenigen geschrieben, welche den ganzen übrigen Inhalt des göttlichen Wortes in Glauben und geistlichem Verständniß sich zugeeignet haben. Dem gewöhnlichen Auge bieten sie Anstöße genug. So lange wir satt und reich sind in dieser Welt, so lange wir nicht im tiefsten Grund unseres Wesens nach dem Vollkommeneren, ja nach der persönlichen Erscheinung des Herrn selbst (Off. 22, 17. 20.)-uns aus- strecken, so lange sind die Apokalypsen nicht für uns da. Niemand als das geschlachtete Lamm vermochte das Buch mit den fieben Siegeln aufzuthun; Niemand als wem die Welt gekreuziget ist, vermag seine Räthsel zu lesen (Off. 5, 1 ff.). Daniel und Johannes sind beim Empfang dieser vertrantesten Mittheilungen aus dem oberen Heiligthum bebend und anbetend zu Boden gesunken; » Keiuer wird auf anderem Wege zu ihrem Verständniß gelangen (Dan. 8, 17 f. 10, 8 ff. Off. 19, 10. 22, 8.). Beide Bücher sprechen sich auch selbst in diesem Sinne aus. Sie machen insbesondere darauf aufmerksam, daß zu ihrem Verständniß nicht nur ein frommer Sinn im Allgemeinen, sondern Reinigung, Läuterung und Bewährung, vorzüglich in der Hiße der Anfechtung gehöre; daher nennt Johannes sich selbst in der Ueberschrift

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