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2. Objektive Form: die Symbolik.

Dieß alles bezieht sich aber nur auf die subjektive Form der Apokalyptik; wir haben nun auch noch die objektive in's Auge zu fassen, den Gegenstand des Träumens und Schauens, in welchem die Offenbarungswahrheiten sich sinnlich, dem innern Sinne wahrnehmbar ausprägen.

In der Prophetie giebt sich der das menschliche Offenbarungsorgan beseelende Gottesgeist seinen unmittelbaren Ausdruck im Wort, in der Apokalyptik tritt das Wort zurück aus dem 2 Cor. 12, 4. angegebenen Grunde („er hörte unaussprechliche Worte, die ein Mensch nicht sagen darf"); es tritt hier ein neues Element hervor, welches dem subjektiven Momente des Schauens, der Vision correspondirt. Dem Propheten denn auch der Apokalyptiker ist ja ein Prophet im weitern Sinn öffnet sich jezt der Blick in die unsichtbare Welt, er kommt mit Engeln in Verkehr, und wie er so das Unsichtbare schaut, so schaut er auch das Zukünstige, das sich ihm in plastischen, symbolischen Gestalten verkörpert, wie im Traume, nur daß diese Bilder nicht Ausgeburten der eigenen Phantasie, sondern Produkte der an den menschlichen Gesichtskreis allerdings. wesentlich sich anschließenden göttlichen Offenbarung sind. Wie also die subjektive Form der Apokalyptik der Traum und die Vision ist, so ist die entsprechende objektive Form derselben die Symbolik. Vgl. G. H. v. Schuberts Symbolik des Traums.

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Liegt aber so die symbolische Form schon in der Natur der Sache selbst, so wird dadurch auch noch ein weiterer Zweck erreicht, dessen Bedeutung sich ebenfalls aus der Aufgabe dieser ganzen Art von Weissagung ergiebt. Jede göttliche Enthüllung der Wahrheit ist nämlich, zugleich wieder eine relative Verhüllung derselben vor profanen Augen. So insbesondere die Apokalyptik. Auch durch die spezielleren Enthüllungen der Zukunft, die sie mitzutheilen hat, darf „das menschliche Verhältniß zur Geschichte nicht zerstört werden"; darum ist gerade hier eine relative Verhüllung doppelt nothwendig. Der Mensch soll

wissen und doch auch nicht wissen, was fünftig ist, damit er auch das Geweissagte noch glauben und hoffen müsse und nicht die Zukunft gleich der Vergangenheit vor ihm stehe. „Immer, sagt Preiswerk, hat der Herr das, was er durch die Propheten vorausverkündigen ließ, so dargestellt, daß die Sache klar genug war für den, der mit geheiligter Einsicht sich ihr nahte, und doch auch verhüllt genug, um die Freiheit menschlicher Handlungen nicht zu beschränken. Denn wo bliebe die Verantwortlichkeit der Menschen, wo alle lebendige Bewegung derselben, wo fogar Muth, Hoffnung und Glück, wenn die unabänderlichen Rathschlüsse des Ewigen in unverhüllten Zügen uns vor Augen gelegt wären? Man stände einer eisernen Nothwendigkeit gegenüber, die auf uns die entmuthigende, lähmende Wirkung äußern müßte, welche wirklich zuweilen an Menschen beobachtet wird, die an eine für sie bestimmte Wahrsagung glauben."*1) Auch für diesen Zweck nun dient der Apokalyptik die symbolische Form.

Wir werden das am besten erkennen, wenn wir sie mit der nahe verwandten parabolischen vergleichen, die in den Reden Jesu uns entgegentritt. Daß es mit dieser auf eine relative Verhüllung abgesehen ist, hat der Herr selbst ausgesprochen: er hat die parabolische Redeweise da angewendet, wo es ihm galt, die Geheimnisse des Himmelreichs vor dem Stumpfsinn des ungläubigen Volks zu verschließen (s. Matth. 13, 10-15.). Ein Aehnliches ist es nun mit der apokalyptischen Symbolik. Die Symbole, wie die Parabeln, sind heilige Räthsel, welche die Aufmerksamkeit wecken sollen: dem, der aufmerken und lernen will, schließen sie das himmlische Geheimniß auf; dem aber, der ein verhärtetes Herz und schlummernde Augen hat, schließen sie es zu. Die in der Geschichte waltenden Mächte treten daher in der Apokalyptik nicht unverhüllt als solche, sondern nur unter gewissen Bildern von Steinen, Pflanzen (Dan. 4.), Thie

́1) Vgl. Lücke S. 403. Nißsch, System der christl. Lehre, '5. Ausg., S. 87. 92. Preiswerk a. a. D., S. 269 f.

ren, Menschen u. f. w. auf, welche, wie die Gleichnisse des Herrn, selbst erst wieder einer. Deutung bedürfen. Und wenn dann auch Engel Anhaltspunkte zum Verständniß dieser Symbale geben (Dan. 7, 16 ff. 8, 19 ff. Off. 17, 1 ff. 7 ff. 21,9 ff.), so wollen das, wie schon früher erinnert werden mußte, nicht vollständige Erklärungen sein, sondern nur Fingerzeige, Wegweiser, welche doch immer dem Glauben noch genug zu forschen und bei herannahender Erfüllung der Weissagungen aufzumerken übrig lassen. Denn sollen diese nur für den Weisen verständlich sein, so können sie nicht zugleich ihre plane Auslegung neben sich haben. Wie sehr die Absicht einer relativen Verhüllung durch die symbolische Form auch wirklich erreicht worden ist, geht aus Nichts schlagender hervor, als daraus, daß es heute noch kaum streitigere exegetische Fragen gibt, als die um die Apokalypsen sich bewegenden: in Bezug auf die danielische stehen zwei Ansichten einander schroff gegenüber, in Bezug auf die johanneische ist nach zahllosen Deutungen die richtige erst noch zu finden und bietet sich nur allmählig bei fortschreitender Erfüllung dar.

In der Symbolik wird also, wie in der Parabolik das Niedere zum Bild und Zeichen des Höheren, das Natürliche zum Darstellungsmittel des Geistigen. Die ganze Natur ist lebendig; sie ist auf niedrigerer Stufe eine eben solche Offenbarung Gottes und der göttlichen Lebensgeheimnisse und Lebensgeseze, als das Himmelreich auf höherer. Die beiden Urgebiete des kosmischen Daseins, das der Natur und des Geistes, welches leztere aber wieder ein doppeltes ist, das geistige (seelische) und geistliche, also die drei Reiche, Natur, Geschichte und Offen, barung, sind einander im tiefsten Grunde harmonisch entsprechend, und die Symbolik und Parabolik heben eben diese Correspondenzen hervor. Daher ist die Wahl der Sinnbilder und Gleichnisse in der Schrift keine willkürliche, sondern sie beruht auf dem Blick in's Wesen der Dinge. Nicht könnte das Weib auch die Weltreiche oder das Thier die Gemeinde bedeuten, sondern wie wir als das Wesen der Weltreiche die Bestialität fanden,

so werden wir in der weiblichen Natur selbst den Grund erkennen, warum sie zum Symbol der Gemeinde geworden ist. Die Natur also, dieses zweite oder vielmehr erste Buch Gottes, muß neben der Schrift aufgeschlagen werden, wenn man zum Verständniß ihrer Symbole und Parabeln gelangen will. 1)

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Legt sich hierin die Verwandtschaft der Symbolik mit der Parabolik dar, so haben wir jezt auch auf den Unterschied beider zu achten. Ausgangspunkt und Richtung sind, die umgekehrten. Jesus ist von oben herabgekommen und wilt nun in seinen Parabeln das Göttliche irdisch ausprägen, den Menschen recht in ihr Leben hineinstellen. Die Gleichnisse sind, so zu sagen, ein Abbild Christi selbst. Wie in ihm die Gottheit Fleisch wird, so kleidet er die Geheimnisse des Gottesreichs in die Vorgänge des Menschen und Naturlebens ein. Daher schließt er sich ganz an's tägliche, gewohnte Menschendasein an und greift Vorgänge, Handlungen, Geschichten desselben heraus, um sie zu Denksteinen des Ewigen zu machen. Umgekehrt schaut der Apokalyptiker von unten nach oben; er redet auch nicht zum Volk, er redet für die Verständigen und Weisen. Da gilt es nicht sowohl, das Geistige im Natürlichen auszuprägen, sondern dieses wird nur zur durchscheinenden Hülle von jenem. Das Jrdische wird hier weit mehr in seinem negativen als in seinem positiven Verhältniß zum Himmlischen gefaßt. Daher sind es zuvörderst nicht ganze Handlungen und Geschichten, sondern mehr blos einzelne Gestalten, welche zum Ausdruck der Idee werden: die Symbolik siedelt sich nicht so heimisch wie die Parabolik auf Erden an. Nur auf die allgemeinsten Beziehungen beschränkt sich die Handlung jener Gestalten, so z. B. wenn der Widder, den Ziegenbock überwindet, der Drache das Weib verfolgt, das Thier sammt seinen Hörnern die Hure haßt und frißt. Und auch die Ge

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1) Vgl. A. Bräm, Blicke in die Weltgeschichte und ihren Plan. Straßburg 1835, S. 16 f. I. P. Lange, über die Beziehungen zwischen der allgem. und der kirchl. Symbolik, in der deutschen Zeitschr. für chrißl, Wiff. c. 1855, S. 40 f.

stalten selbst sodann behalten meist nicht ihre einfache, natürliche: Beschaffenheit, sondern werden durch, besondere Zuthaten und Zusammensegungen noch weiter in ihrer symbolischen Bedeutung charakterisirt: der Löwe erhält auch noch Adlersflüget, der Pardel vier Köpfe, ein anderes Thier zehn Hörner, das Weib ist mit der Sonne bekleidet u. dgl. So stimmt die symbolische Form mit dem Inhalt und Geist der Apokalyptik ebenso genau überein, wie die parabolische mit der Person Jesu. Die Parabeln entsprechen der ersten Erscheinung Christi im Fleisch zum Heile der Welt; die Apokalypsen haben es hauptsächlich mit seiner zweiten Erscheinung zum Gerichte zu thun, sie zeigen, wie alles Natürliche sterben muß, damit die Herrlichkeit des wesentlichen Geistlebens hervorbrechen kann. Darum ist ihnen auch formell das Natürliche noch nicht der adäquate Ausdruck des Geistigen; sie greifen steigernd darüber hinaus, während die Parabeln gerade in der Natur als solcher das Göttliche hervorkehren.

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In Bezug auf das Verständniß der apokalyptischen Symbolik ist noch viel zu thun, namentlich hinsichtlich der johanneischen Apokalypse, wo bekanntlich die Entscheidung, was eigentlich, was symbolisch zu nehmen sei, nicht immer so leicht und einfach ist. Hiebei ist besonders der Unterschied zwischen dem Unsichtbaren, aber schon jest in der himmlischen Welt Existirenden und dem Zukünftigen von Bedeutung (was da ist und was geschehen soll Off. 1, 19.). Daß das Leztere symbolisch dargestellt werden muß, versteht sich von selbst, obwohl auch hier noch manche Fragen übrig bleiben; wo aber bei Schilderungen, wie Off. 4. und 5., die Realität aufhört und das Symbol anfängt, bedarf genauere Untersuchung 1). Worauf es hier ankommt, das ist vor

1) Daß man auch hier den Apokalyptiker nicht, wie Manche zu ver meintlicher Ehre der Off. Ioh. annehmen zu müssen glauben, nur als Zuschauer objektiver Vorgänge anzusehen habe, die ohnedieß damals geschehen wären, geht aus der Sache selbst hervor. Weder hat Christus damals erst die Zügel des Weltregiments ergriffen (5, 6 ff.), noch hat damals schon alle Creatur ihm Ehre gegeben (V. 13 ff.). Die Lammesgestalt Christi, das Auberlen, Prophet Daniel, 2. A.

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