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mißverständlich waren, namentlich in Bezug auf Babel, zu einer Aenderung veranlaßt geschen.

Es galt ja hier nicht Ethik, sondern Prophetik. Es handelte sich nicht um eine vollständige Würdigung jener Grundpotenzen des Lebens, von denen übrigens Staat und Kirche in ihrem göttlichen Ursprung und auch die Cultur in ihrer Nothwendigkeit und Gottgewolltheit ausdrücklich anerkannt wurden; sondern um die Darlegung dessen handelte es sich, was aus diesen „Gaben Gottes in den Händen der unreinen Menschen“ nicht nach meiner Meinung, sondern nach der göttlichen Offenbarung in den letzten Zeiten des Verfalls geworden sein werde, und um die Nachweisung, wiefern sich auch schon in der Gegenwart Anfänge dieses Endes erkennen lassen. Nur von den legten, nicht von den ersten und grundlegenden Dingen kann ja in einer apokalyptischen Schrift die Rede sein. Das ethische Verhalten aber, welches aus dieser eschatologischen Weltanschauung folgt, ist kein anderes als das schon von Paulus 1 Cor. 7, 29-31. und sonst im N. T. aus ihr abgeleitete.

Die Weltverklärung freilich, welche jezt von Manchen auch für eine oder gar für die ethische Aufgabe gehalten wird, vermögen wir nicht der Ethik, sondern nur der Prophetik zuzuweisen, weil sie nicht Sache der Menschen, sondern des wiederkommenden Herrn ist. „In der falschen Weltverklärungshoffnung vieler gläubigen Theologen und Nichttheologen unserer Zeit, schreibt ein schweizerischer Geistlicher, sehe ich eine ungeheure Gefahr für das treue Glaubens- und Bekenntnißleben des Einzelnen und für die Stellung zur Welt. Muß man auf diese Weise nicht oft in Versuchung kommen, schwarz für weiß anzusehen? Wird damit nicht die sonst schon schlaftrunkene Christenheit noch mehr eingeschläfert? Wird man da nicht geneigt sein, Steine zu einem Babelsthurm herbeizutragen? Muß man dabei nicht oft die göttliche Thorheit in eine Weltweisheit zu verwandeln suchen, um die Welt christlich zu stempeln? Ich fürchte, das Fleisch betheiligt sich nicht selten an dieser Hoffnung; denn das Sterben mit seinem Weh, die Trübsal der

antichristlichen Zeit, die Schmach Christi will ihm nicht gefallen, und es sähe lieber einen Ehren- statt Dornenkranz auf dem Haupt." Unsere Tage vollends mahnen die Knechte des Herrn wohl allenthalben weit mehr an das Weltgericht als an die Weltverklärung.

Man wird auch nicht sagen dürfen, daß an der weltumgestaltenden Wirkung des Christenthums zweifle oder gar verzweifle, wer die negative, gerichtliche Seite derselben hervorhebt. Gerade darin erweist sich ja Christus vorzüglich als König, daß er der Richter ist. Die Schrift hebt diese Offenbarung seines Königthums besonders stark hervor, weil sie die furchtbare Macht des Bösen kennt und sich darüber keine Illusionen macht, wie wir Menschen es in unserer Kurzsichtigkeit immer wieder thun. Ja in der Bibel sind sogar die Ausdrücke für Herrschen und Richten zum Theil identisch, wie denn die Richter des A. T. Führer und Herrscher des Volks waren, oder wie es von den Heiligen in demselben Sinne heißt, sie werden regieren und sie werden die Welt richten. Der Herr selbst führt da, wo er seine göttliche Hoheit aufzeigen will, Joh. 5, 20 ff., als Erweis derselben nicht blos die Lebendigmachung, sondern auch das Gericht an, das positive und das negative Moment neben einander. Und Paulus bricht am Schluß jener großartigen, universalhistorischen Uebersicht über den Gang des Gottesreiches Röm. 11, 33. nicht blos in eine Lobpreisung der göttlichen Wege, sondern zuvor noch der göttlichen Gerichte aus. Daß wer sich von der Wahrheit losmacht, auch verwahrlost, daß zu allen Zeiten hervorragende Vertreter der Feindschaft gegen Christus heruntergekommen und wie mit einem Banne beladen erscheinen, das ist ein nicht minder starker Beweis für das Christenthum als die belebenden Wirkungen desselben. Vieles, was uns nur erst als Verirrung erscheint, ist bereits ein innerer Anfang des Gerichtes; denn worin man sündigt, darin wird man auch gestraft. Dieser tiefergehende Begriff der Krisis tritt bekanntlich im johanneischen Evangelium mit besonderer Klarheit hervor und ist einer der zwar etwas unter

der Oberfläche liegenden, aber nur desto stärkeren Fäden, welche das Evangelium und die Apokalypse verknüpfen.

Es ist aber wohl charakteristisch für eine Zeit, die selbst im Ueben der Critik stark bis zur Schwäche ist, daß sie darüber der Critik vergißt, die an uns geübt wird und werden wird. Schon in der gewöhnlichen, welthistorischen Betrachtung hat die Idee des Gerichts, der Katastrophe ihre gehörige Würdigung noch nicht gefunden. Der herrschende Begriff der Entwicklung, des Fortschritts ist zu sehr ein vegetativer, das Element der göttlichen und menschlichen Freiheit, der Vergeltung tritt zu wenig darin hervor; und doch ist selbst die pflanzliche Entwicklung nicht ohne die winterlichen Stürme, Stillstände und Rückschläge möglich. Es gälte mehr Ernst zu machen mit jenem freilich cum grano salis zu verstehenden Wort: die Weltgeschichte ist das Weltgericht. So mußte Nebukadnezar am assyrischen, Cyrus am babylonischen, Alexander am persischen, die Römer am griechischen, die Germanen am römischen Reich das Gericht vollziehen, ehe die neuen, höheren Culturstufen erreicht wurden. Das Gericht ist eine Scheidung (49iói) zwischen den faulen und den guten Elementen des ihm verfallenen Bestandes: die faulen Elemente müssen sterben, die gute Frucht der bisherigen Entwicklung aber wird als Same in die folgende hinübergenommen (Rest und Same Röm. 9, 27-29.). Sobald man zu der Erkenntniß gelangt, daß schon in der Geschichte alle Entwicklung durch Gericht und Neubelebung geht, hat man einen wichtigen Schlüssel zur Eschatologie gewonnen. Die Bibel deutet uns das selber an, indem sie das messianische Schlußgericht nur als die Spige der vorangehenden Völkergerichte betrachtet, oder andererseits die Zerstörung Jerusalems, das weltgeschichtliche Gericht über Jsrael auch bereits ein Kommen des Menschensohnes nennt. Schon von der Schöpfung an wird immer aus Abend und Morgen ein Tag.

Insbesondere aber ist es nicht eben ein Beweis für die Kräftigkeit und Mannhaftigkeit unseres Christenthums, für die getroste Zuversicht zur unerschütterlichen, von uns Menschen

unabhängigen Realität der Wahrheit, wenn wir dasselbe immer nur als einen Geruch des Lebens zum Leben und nicht auch als einen Geruch des Todes zum Tode wollen gelten lassen. Ja, es mischt sich hier leicht etwas von dem pantheistischen Zuge ein, der unsere ganze Zeit bewußt oder unbewußt durchdringt, als ob Gott unser bedürfe und uns nicht wegthun könnte. Apostel und Propheten haben anders gefühlt und geurtheilt. Sie wußten, daß eben da, wo die höchste suchende Liebe ist, auch der tiefste Gerichtsernst sein muß. Die Propheten, die doch wahrlich ihr Volk und Vaterland, die Zustände und die Seelen auch auf dem Herzen trugen, haben Jahrhunderte vor der Schlußkatastrophe und haben gerade unter den guten Königen, unter denen die meisten von ihnen auftreten mußten, kein anderes Heil geweissagt als nach dem Gericht. Sie haben es immer wieder verkündigen müssen, daß Gott selbst sein auserwähltes Volk verwerfen und darum doch sein Gnadenwerk an der Menschheit nicht aufgeben werde. Das ist freilich eine ungeheure Wahrheit gewesen, die unter Israel damals noch schwerer zu fassen war als jezt unter den Nationen. Wenn es uns Heidenchristen schon so schwer wird, die entsprechende Wahrheit für unsere Verhältnisse anzuerkennen, so mögen wir daraus abnehmen, warum es in Israel so vieler Propheten bedurfte, die mit scheinbarer Eintönigkeit immer wieder die gleiche Wahrheit verkündigen mußten, hiemit aber auch ebenso viele Zeugen für die hohe und durchdringende Wichtigkeit derselben geworden sind.

Unsere Aufgabe ist es, solche Grundanschauungen der Prophetie nicht blos exegetisch und historisch zu erforschen, sondern auch in unser eigenes Herz und Leben aufzunehmen und zur Seele unserer Welt- und Zeitbetrachtung, unseres Thuns und Wirkens werden zu lassen. Hier stehen wir an einem der Punkte, wo es vorzüglich gilt, den Blick an den göttlichen Zeugnissen zu schärfen, und wo es sich zeigt, daß auch die Frömmsten, Edelsten und Begabtesten, wenn sie dies versäumen, nicht frei von wesentlichen Irrthümern bleiben. Die historische

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Auffassung der Bibel bleibt das Fundament, an dem wir immer noch, ja erst jest recht zu arbeiten haben; aber nur wenn wir sie als Wort Gottes auch an uns betrachten, kann es zu einem lebendigen und geistlichen Verständniß derselben kommen. Gehen wir so mit Herz und Verstand in die Worte der Propheten ein, wofür freilich unter uns noch weit weniger geschehen ist als für die übrigen Theile der Bibel, ja wozu wenigstens von Seiten der Theologen kaum die ersten Anfänge vorliegen: so wird die Weissagung immer mehr das fremdartige, dunkle Gepräge, den Schein des Unvermittelten und Positivistischen verlieren, welchen sie für die gewöhnliche Anschauung nicht blos der Welt, sondern auch der Christen immer noch hat. Man wird dann anerkennen, daß es sich hier nicht um die Vorstellungen einiger zweifelhaften oder eben um ihrer noch unverstandenen Ideen willen gerne für zweifelhaft erachteten Bücher handelt, sondern daß die Propheten alle nicht anders lehren als die Apokalypsen und der Herr und die Apostel nicht anders als die Propheten; man wird anerkennen, daß die eschatologischen Schriftaussagen lebendige Bestandtheile der einen, heiligen und seligen Gotteswahrheit sind, Glieder, ohne die der Organismus des ewigen Liebesrathes ein Torso bliebe, und durch die er, wie Oetinger sagt, erst seine wahrhaft schöne Gestalt gewinnt. Es ist ja das Panier der Hoffnung, nicht das der Verzweiflung, welches in den Propheten aufgepflanzt wird; es ist ein ewig Evangelium, also eine Freudenbotschaft, welche jener in des Himmels Mitte fliegende Engel zu verkündigen hat, der da spricht: die Zeit des Gerichtes ist gekommen (Off. 14, 6.8.). Denn hinter den Wetternächten des Gerichts, die nur dazu dienen, einen Zustand der Gerechtigkeit auf Erden herzustellen, zeigt uns das prophetische Wort jenen hellen goldenen Morgen, dessen Licht schon die Seele des sterbenden David mit Freude und Wonne erfüllt hat.

Auf der andern Seite stellt also die Prophetie das Heil nicht in Aussicht, ohne zuvor das durchgreifendste Gericht über alles gottwidrige Wesen anzukündigen. Hierin läßt sie sich, wo

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