ภาพหน้าหนังสือ
PDF
ePub

einmal die Fundamente unterwühlt sind, auch durch zwischeneingekommene bessere Tage, wie unter einem Hiskia oder Josia, nicht irre machen, sondern erhebt gerade da am lautesten ihre Stimme. Und wer wollte nicht in diesem Umstande eine befondere Signatur ihrer Göttlichkeit erkennen! Nicht die düstere oder greisenhafte Weltanschauung Einzelner, sondern das Wort Gottes ist es also, das in einem Zeitalter, wo nach allgemeinem Zugeständniß der Abfall von der ewigen Wahrheit und die Zersehung des geistig-sittlichen Lebens größere Dimensionen als je angenommen hat, an das Gericht denken und die Wächter ihren Ruf zum Wachen und Beten ergehen lassen heißt. Ach, wie werden wir so froh sein, Del in unsere Lampen und in unsere Gefäße gesammelt zu haben, wenn einmal, wenn vielleicht bald wieder ein solches Jahr der Offenbarung, wie 1848, über uns kommt! Kann man nun im Zusammenhang dieser Gedanken die jeßigen Zustände und Völker nicht für unsterblich und nicht für das einzige Material des Christenthums halten, kann man von der Bedeutung des eigenen Tagewerks und der gesammten heutigen Christenarbeit für Rettung des Ganzen keine so große Vorstellung haben: so zweifelt man ja damit keineswegs an Christus und Christenthum, sondern man denkt erst recht hoch von ihnen, weil man weiß, daß der ewige König als der allein Große auf dem Plage bleibt, wenn die jeßigen Bestände zusammenbrechen, und daß er „ohne Menschenhand“ in seiner souveränen Machtvollkommenheit Neues und viel Herrlicheres schaffen wird. Wir bleiben ja nicht beim bloßen Abfall stehen, sondern darin eben erweist sich Christus als der Herr der Herrlichkeit, daß der Abfall von ihm nichts Anderes nach sich ziehen kann als das Gericht, hierin negativ; dann aber positiv darin, daß auf das Gericht die Neubelebung, das Reich des Friedens und der Freude folgt. „Wo ein Aas ist, da sammeln sich die Adler. Alsbald aber nach der Trübsal derselbigen Zeit wird des Menschen Sohn kommen in den Wolken des Himmels mit großer Kraft und Herrlichkeit und wird seine Engel senden mit hellen Posaunen und sie werden Auberlen, Prophet Daniel, 2. A.

[ocr errors]

II

sammeln seine Auserwählten." Diese Ordnung ändert Niemand.

Daß übrigens das Hinschauen auf die legten Dinge ers gänzungsbedürftig und nicht ohne Gefahren ist, will ich auch jezt wieder gerne und ausdrücklich anerkennen, wie ich es im Schlußwort dieser Schrift und noch bestimmter im Vorwort zu einer andern, unterdessen veröffentlichten gethan habe 1): „Diese Predigten können als eine Art populäre Einleitung in das Buch über den Propheten Daniel und die Off. Joh. dienen, find aber unter der Hand zugleich zu einer Ergänzung desselben geworden. Es drängte nämlich den Verfasser, auf die Fundamente zurückzugehen und neben dem, was wir noch zu hoffen haben, auch das hervorzuheben, was wir in Christo schon besizen. Wie Joh. neben seiner Off. auch ein Evang. schreiben mußte, so ist es für jeden wahren Christen inneres Bedürfniß, den Herrn gleich sehr als den Gekommenen und als den Kommenden zu haben. Man hat in der Kirche im Ganzen nur den Ersteren, so daß treue Schriftforscher, zumal im Hinblic auf den Ernst der Zeit, sich angetrieben fühlen müssen, die Aufmerksamkeit der Gläubigen mehr als bisher geschehen, auf die Zukunft Christi zu lenken. Richtet sich aber der Blick nur auf diese, so wird hinwiederum die Anschauung und das Urtheil leicht schief und einseitig. Es gilt hier, wie in allen Dingen, das weise, nüchterne und heilsame Ebenmaaß der Schrift zu lernen."

Die Wahrheit, daß noch nicht erschienen ist, was wir sein werden, daß alle Gottesordnungen des jezigen Weltalters, selbst die Kirche, einer vollkommeneren Erscheinung des Himmelreichs Plaz zu machen bestimmt sind, ist von großer praktischer Kraft und Wichtigkeit, und ihre Geltendmachung scheint besonders in dem gegenwärtigen Moment hochnöthig. Wie hat man doch allenthalben jenen apostolischen, in sämmtlichen neutestament

1) Das Geheimniß Gottes in Christo; zehn Predigten. Basel, Bahnmaier. 1855.

lichen Schriften so hell aufgeschlagenen Blick verloren, der stets auf den nahenden Tag des Herrn und auf das Reich der Herrlichkeit gerichtet ist! Wie hat man es vergessen, daß die ganze Kirchenzeit nichts anderes ist, als die Zeit der Einladung und Sammlung zur Hochzeit des Lammes, der wir bräutlich harren! Nicht nur die Welt mit ihrem Alles durchziehenden Erdensinn stumpft sich immer mehr gegen die wahrhaftige Realität, gegen die unsichtbaren und zukünftigen Dinge ab, sondern auch unter den Christen ist es eine weitverbreitete Richtung, welche schon jezt eine vollkommene Kirche zu haben wähnt oder bauen zu müssen glaubt. Dem einseitigen, pietistischen wie rationalistischen und Schleiermacher'schen Subjektivismus gegenüber war es gewiß berechtigt und nothwendig, das Erbtheil der Väter wieder zu Ehren zu bringen und auf die historische Continuität der Kirche mit ihrem Zeugniß für die großen Objektivitäten hinzuweisen, welche über alles Meinen und Belieben des Einzelnen oder ganzer Zeitalter hinausliegen. Der Segen hievon ist auch schon manchfach spürbar, wo diese Entwicklung eine gesunde geblieben ist; und wer um des Gewissens willen hierüber leidet und streitet, den kennt der Herr. Aber leider! ist die Bewegung bald über das rechte geistliche Maaß hinausgegangen. Schon die einseitige Betonung des Bekenntnisses, das doch nur ein menschliches Werk ist, hat unvermerkt von den göttlichen pneumatischen Fundamenten weg zu einer Ueberschäzung des Geschichtlichen geführt. Man meinte die Glaubenskraft der Reformatoren mit ihrer Glaubensform zu gewinnen. Und weil diese zugleich eine rechtlich sanktionirte war, um deren kirchenpolitische Wiedereroberung es sich vielfach handelte, so ist dadurch die Gefahr immer größer geworden, das Objektive mit dem Aeußeren zu verwechseln, den geordneten kirchlichen Bestand statt des kirchlichen Lebens zu nehmen und sv allmälig von Geist und Wesen zur Institution, vom Evangelium zum Geseß überzugehen. Das auch auf andern Gebieten herrschende Bestreben, dem Umsturz gegenüber wieder feste Stüßen für das Bestehende zu gewinnen, hat hiezu, Vielen gewiß unbewußt,

mächtig mitgewirkt. Es ist der allgemeine spiritus rector der Zeit, der die immer noch im Wachsthum unter uns begriffene Richtung auf das Kirchenthum nicht gerade erzeugt, aber in hohem Maaße befördert hat, und der fortwährend so manchen Redlichen die Augen verdunkelt, daß sie das Wesentliche der Kirche nicht oder wenigstens nicht in seiner einzigen prinzipiellen Bedeutung erkennen und in einem überaus engen, particularkirchlichen Horizonte sich abschließen.

Das ist um so beklagenswerther, weil sich damit noch ein anderer Mangel verbindet, nämlich der einer richtigen Beurtheilung unserer Zeit. Jugendlich aufstrebende Geschlechter kann man mit dem Gesetz zügeln, da mag es seine pädagogische Bestimmung erfüllen, obwohl man gewiß die Spur des nach Rom gesandten Briefes Pauli verläßt, wenn man die römische Kirche des Mittelalters mit diesem Grunde rechtfertigen und als eine Nothwendigkeit erweisen will. Aber einem abfallenden, dem Christenthum immer tiefer entfremdeten Geschlecht läßt sich am allerwenigsten durch kirchliche Formen helfen, sondern da muß man erfahren, daß der neue Lappen auf dem alten Kleide den Riß nur ärger macht. Das hat sich schon gezeigt und wird sich noch mehr zeigen, wenn einmal die niedergehaltenen Mächte wieder losbrechen. Träfe uns dann das Leiden nur um der guten Sache willen! Allein dieß ist eben die Frage. Eine nähere Betrachtung möchte vielmehr zeigen, daß es am Ende derselbe Wind sei, der die Welt zum Materialismus und die Kirche zum Positivismus treibt: nämlich die Richtung auf das Sichtbare und Greifbare, der Unglaube an den Geist, dort freilich sogar an den Menschengeist, hier aber an den heiligen Geist des lebendigen Gottes, indem man nicht mehr in ihm, sondern in der kirchlichen Anstalt die Garantie für die Fortexistenz des Christenthums in der Welt erblickt. Der Geist hat in der Schrift nicht nur das Fleisch, sondern auch den Buchstaben zum Gegensaz, und der keuschen Braut Christi steht nicht nur das Thierwesen, sondern auch Babylon gegenüber. Und es ist nicht Rom allein, das da sagt: Ich size und bin eine

Königin; man findet auch bei uns jegt manchmal eine Sattheit und Sicherheit in dem, was Menschen dogmatisch oder rechtlich festgesezt haben, ein Schwelgen in Geschichts-, Bekenntniß- und Kirchenherrlichkeit, vor welchem innerlich erschrecken muß, wer da weiß, daß vor Gott sich kein Fleisch rühmen soll.

Es kann dem, der die Gottentfremdung unserer Zeit in ihrer ganzen Schwere empfindet, auffallend erscheinen, warum im neuen Test. so selten gegen sadducäischen oder heidnischen Unglauben und so viel gegen pharisäisches und judaistisches Sagungswesen gestritten wird. Mir wenigstens haben die Erfahrungen der lezten Jahre den Schlüssel zum Verständniß dieser Erscheinung in die Hand gegeben. Jene schlimmeren Irrthümer, die Abwege zur Linken, sind auch die gröberen, die sich unter Christen weit mehr von selbst richten. Die Abwege zur Rechten dagegen sind die eigentlich kräftigen, auch den Auserwählten gefährlichen Irrthümer in der Kirche, weil sie viel feiner sind. Der Katholicismus hat ein Jahrtausend hindurch geherrscht, der Rationalismus ein paar Jahrzehnte. Man kann bei den Frrthümern der katholisirenden Art ein Christ sein und das Christenthum mit allem Ernst wollen und pflegen, aber man will es eigentlich nur für diese Welt oder meint es doch mit Mitteln dieser Welt stüßen zu müssen. Christus aber ist nicht gekommen, ein Erdenreich, sondern ein Himmelreich unter uns zu gründen. Und das muß denn jenen Irrthümern gegenüber mit Macht verkündigt werden: nicht die äußere Kirche ist die wahre Objektivität, sondern die wahre Objektivität ist das Reich Gottes in seiner pneumatischen Wesenheit, in seiner jeßigen Unsichtbarkeit und seiner zukünftigen Erscheinung. Ja, was an der Kirche anstaltlich ist, gehört nicht zu ihrem eigentlichen Wesen, und jener hierarchische Bau, der sich vorzugsweise die Kirche nennt und der jegt wieder so manche bewundernde Blicke auf sich zieht, ist nicht Kirche im Sinn des neuen Bundes, nicht Behausung Gottes im Geist, sondern ist Staat, Gesezesanstalt. Der Leib Christi ist ein Organismus, der nicht aus äußeren Organisationen besteht, sondern aus lebendigen Organen oder

« ก่อนหน้าดำเนินการต่อ
 »