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Vorwort.

Indem es mir vergönnt ist, die vorliegende Schrift zum zweiten Mal hinausgehen zu lassen, bin ich auf's Neue von der Verantwortlichkeit durchdrungen, welche mit dem öffentlichen Reden über eine so schwierige und ernste Sache, wie das prophetische Wort, verbunden ist. Was mich dabei ermuthigt, sind die mancherlei zustimmenden Zeugnisse, welche, zum Theil recht aus den Kampfesmühen der Christen in dieser Welt heraus vernommen, mich in der Ueberzeugung befestigt haben, es sei etwas von oben Geschenktes in dem Buche, wodurch dasselbe der Gemeinde des Herrn in der Gegenwart einen Dienst leisten könne. Dabei habe ich aber die Stimmen der Critik, auch wo sie von entgegengeseßten Standpynkten aus und in schneidendem oder gar wegwerfendem Tone gehandhabt wurde, nicht unbeachtet gelassen und mich redlich bemüht zu lernen, was daraus zu lernen war. Ebenso sind, wie sich von selbst versteht, die unterdeß erschienenen, selbständigen Werke, die in dies Gebiet einschlagen, sowie etliche frühere Schriften über die Off. Joh. verglichen und benüßt worden; wozu noch eigene, ausführliche Beschäftigung mit der alttestamentlichen Prophetie und einige neue Einsichten in die Apokalypse kamen. Für die critische Frage wurden die wichtigsten historischen Schwierigkeiten bei Daniel neu untersucht und dabei die affyrischen, babylonischen und persischen Forschungen der lezten Jahre nach Kräften zu Rathe gezogen. Ich habe in dieser Beziehung Herrn Dr. Brandis in Bonn für die eingehende und freundliche Weise, in welcher er mir meine Fragen beantwortete, warmen Dank zu sagen.

Dieß alles hat dem Buche, wie zu hoffen steht, da und dort Gewinn gebracht, den Grundanschauungen desselben aber zu neuer Bestätigung gedient. So sehr mir daher wieder die mancherlei Schwierigkeiten vor die Seele getreten sind, welche in den beiden Apokalypsen, z. B. Dan. 9. u. Off. 12., sich finden, so ernstlich ich mich vor dem Fehler mancher Apokalyptiker und sonstiger Bibelforscher hüten möchte, die eigene Auslegung als die über jeden Zweifel erhabene zu betrachten, und so gewiß es ist, daß wir alle noch lange nicht an die ganze Höhe und Fülle des Wortes der Weissagung hinanreichen, sondern auch im besten Falle nur Fingerzeige für das Verständniß nach ́ dem Maaße unserer Zeit zu geben vermögen: so habe ich mich doch in keinem wesentlichen Punkt veranlaßt gefunden, von der in der ersten Auflage vertretenen Deutung abzugehen, wohl aber konnten im Einzelnen manche Verbesserungen, Bereicherungen, präcisere Fassungen gegeben werden 1).

1) Die wichtigsten sind: Ueber die Bedeutung Daniels für Jesum S. 6., die historischen Schwierigkeiten im Daniel, die griechischen Namen der Instrumente, Belfazar, Darius der Meder 12 ff. 212 ff., Daniels Sprachcharakter 19., Dan. 1, 21. S. 37 f., die Eintheilung des Buchs 40 f., das Monarchieenbild Dan. 2. S. 43f. 46., die apokalyptische Symbolik 97 f. 99., Dan. 9, 24. S. 108 ff., 9, 27, b S. 121 ff., warum die 70 Wochen nicht von Cyrus an zu zählen 133., die Zeit des Edikts Esr. 4, 7 ff. S. 134 f., Inhalt der ersten 7 Wochen Dan. 9, 25, bS. 150., die 31⁄2 jährige Dauer der Wirksamkeit des Läufers und Jesu 155f., die Beziehung von Dan. 9, 27. auf die antichristische Zeit 159 ff.; die Eintheilung der Apokal. 267 f., die Beziehung der Apokal. auf die Endzeit 268., Off. 12, 5. S. 281 f., 12, 1. „im Himmel“ 282., die ethischen Aufgaben der Kirche 287 f., Off. 12, 17. S. 298f. 17, 10. S. 309., 13, 1 ff. S. 310f., Begriff der Hurerei 318. 320., über den Verfall der Kirche 334 ff., das Nichtsein des Thiers und sein Wiederaufsteigen aus dem Abgrund 346 f., die Thätigkeit des Pseudopropheten in ihrer dreifachen Abstufung 355 ff., die Beziehung der messianischen Weissagungen auf die Kirche oder auf Israel 393 ff., 469 ff., Chiliasmus der ersten Jahrhunderte 427 f.; critische Bemerkungen gegen neuere Ausleger: Vaihinger 134f., Hengstenberg 138. 144. 149. 469 ff., Ewald 165 f., Ed. Böhmer 169., Hilgenfeld 169., Bunsen 169 f. 194 f., Hofmann 171. 174. 175 f. 454f. 456f. 459 f., Delißsch 205f. 211 f.; Mittheilungen aus andern Schriftstellern: Vaihinger 20. 36., Roos 97f. 241f., Steinhofer 334ff., Hengstenberg 133. 146., Sack 154., Albr. v. Haller 242., I. F. v. Meyer 296. 302. 340 f. 348., Aug. Osiander 299. 315 f., Spener 341.,

Auch jezt ist es mir nicht um einen eigentlichen Commentar über die beiden Apokalypsen zu thun, namentlich über die Off. Joh. würde ich einen solchen noch nicht zu geben wagen; sondern es handelt sich in den nachfolgenden Blättern um die Deutung der symbolischen Hauptgestalten nach der Schriftanalogie und auf Grund hievon um die Hauptzüge des göttlichen Reichsganges oder der biblischen Geschichtsphilosophie. Daß die Prophetie alle Dinge im Lichte des Endes anschaut, d. h. im Lichte derjenigen Epoche, wo der jezige Welt- und Kirchenbestand dem Gericht anheimfällt, um einer neuen Ordnung der Dinge Plaz zu machen, welche der wiederkommende Herr gründen wird, dieser Grundsag ist mir dabei von immer tieferer Bedeutung geworden; ebenso aber auch die Aufgabe, aus dem Worte der Weissagung gleichwohl das herauszustellen, was schon jezt der Gemeinde zur Lehre, zur Strafe, zur Besserung, zur Züchtigung in der Gerechtigkeit dient. Wenn unsere Theologen im Allgemeinen es noch immer erst lernen müssen, dem eschatologischen Lehrgehalte der Schrift die rechte Aufmerksamkeit zu schenken 1), so darf man wohl auch denen, die hiemit einen guten wissenschaftlichen Anfang gemacht haben, wünschen, daß sie den praktischen Ernst dieser Lehren und das Licht, das uns durch dieselben für unser ganzes christliches und kirchliches Thún angezündet wird, immer mehr möchten durchwirken lassen. Umgekehrt wird die christliche Betrachtung der Zeit und ihrer Zeichen. die Weihe der Kraft und der Wahrheit erst dann erhalten, wenn sie sich nicht schämt, eine demüthige Jüngerin des prophetischen Wortes zu sein, das man denn doch weder mit Herausgreifung einiger allgemeinen Säge verstanden, noch mit etlichen geringschäßigen Kategorieen, wie Chiliasmus u. dgl., beseitigt hat, und das freilich manche sich groß dünkenden An

Ch. Böhm 365., Hase 373 f. 427 f., Chr. M. Pfaff 393 f., Ph. D. Burk 395., Ph. M. Hahn 395 f., Bengel 397 ff., J. W. Petersen 431., J. Köstlin 432.

1) Vgl. darüber Dorner's Bemerkungen in seiner Abhandlung: die deutsche Theologie und ihre Aufgaben in der Gegenwart, Jahrbb. für deutsche Theol. I, S. 15 ff.

schauungen, manche wohlgemeinten, aber ohne die rechte Erkenntniß der Wege Gottes entworfenen Zukunftsbilder und Rettungspläne einer ernsten Geistescritik unterwirft. Die Prophetie nicht ohne Beurtheilung der Zeichen der Zeit, aber auch die Beurtheilung der Zeichen der Zeit nicht ohne die Prophetie!

Allerdings ist bei Daniel die critische und bei der Off. Joh. die exegetische Frage der Art, daß es, wenigstens bei dem gegenwärtigen Stande der Wissenschaft, Manchem schwer werden kann, eine Ansicht wie die in den nachfolgenden Blättern vertretene sich anzueignen. Und in der jezigen Zeit, wo so Viele mit einer schreckenerregenden Geschwindigkeit rechtgläubig werden, muß es ja Allen, denen das Christenthum Geist und Leben, Evangelium und nicht Gesez ist, doppelte Pflicht sein, darauf hinzuweisen, daß redliche Zweifler besser find als unbekehrte Orthodoxe. Einem Thomas erscheint der Herr, den Pharisäern aber thut er so wenig ein Wunder als den Sadducäern. Ich schäme mich auch nicht, zu bekennen, daß bei allem Bestreben, die Wahrheit in Liebe zu sagen, doch an einigen polemischen Stellen der ersten Auflage unnöthig harte Ausdrücke gebraucht worden sind, und habe dies namentlich dem verewigten Lücke gegenüber, der sich verlegt gefühlt hatte, gerne zugestanden, so daß mir die Beruhigung geworden ist, mit ihm vor seinem Tode noch persönlich ausgeföhnt zu sein.

Auf der andern Seite bin ich Angesichts derer, welche meine „strenggläubige" Schrift wissenschaftlich mundtodt erklä= ren wollten, der getrosten Zuversicht, die Anforderungen gesunder, ernster Wissenschaft keineswegs vernachlässigt zu haben, und freue mich um der Sache willen, daß das von competenten Stimmen anerkannt worden ist. Eine Erinnerung hieran mag um so mehr gestattet sein, da es nicht blos auf naturwissenschaftlichem und philosophischem, sondern auch auf theologischem, zumal alttestamentlichem Gebiete noch weitverbreitete Richtungen giebt, welche Glauben und Wissenschaft einander entgegenseßen. Daß ich aber von meinem Bibelglauben,

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