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auch wenn derselbe theologischer Hochmuth oder noch ärger gescholten wird, Nichts abgebe und mich vor Gottes Wort mehr fürchte als vor großen" wissenschaftlichen Autoritäten, darüber will ich mich nicht vertheidigen.

Beugung unter das Wort ist nicht Knechtschaft unter den Buchstaben. Die wahre Stellung in dieser Hinsicht ist von dem Herrn selbst als die des Freundes bezeichnet, dem er Alles, was er von seinem Vater gehört hat, kund thut, d. h. frei zu innigem Geistesverständniß aufschließt. Von hier aus erscheint dann allerdings Vieles, was jezt eine Behandlung der Bibel in freierem Geiste heißt, nicht als vom Odem der wirklichen Freiheit, die von dem Sohne kommt, durchhaucht, sondern als eine Knechtes arbeit, welche gewiß in ihrer Sphäre ehrenwerth ist, aber nur nicht eingeweiht in den Geist und die Geheimnisse des Hauses, in die großen Gedanken des Hausvaters. Als Gefreite Christi aber, als evangelisch Freie werden wir ja in höherem Sinne wieder Knechte Gottes, die sich von seinem Worte gerne weisen lassen, weil sie es als das Licht auf ihrem Wege erkennen, und deren Sache es auch in der Wissenschaft nicht ist, Gesez und Propheten aufzulösen. Da liebt und ehrt man dann die Bibel nicht aus befangenem, ängstlichem Halten am Hergebrachten, auch nicht blos aus Bedürfniß nach einer äußeren Autorität, sondern man liebt sie, weil man in ihr lebt. Sie ist uns Kanon nicht im Sinne eines Gesezbuches, dessen Joch uns schwer würde, sondern im Sinne eines gottmenschlichen Zeugnisses von gottmenschlichen Thaten. Sie ist uns eine frohe Botschaft aus der verlorenen Heimath, der Adelsbrief unseres Geschlechtes, den die Menschen nicht zerreißen können, ohne sich selbst die Krone vom Haupte zu nehmen. Wo man sich von ihr „frei" macht oder ihre Wahrheiten abschwächt, da kann man nur Einbuße erleiden, weil man von der lichten Höhe des Lebens, zu dem unser Geschlecht erschaffen und erlöst ist, zu dem es in den kommenden Aeonen erneuert werden soll, herabsteigt in die dumpfen Thäler der Sünderwelt und das hier Wirkliche immer irgendwie schon für das Vernünftige und

Vollkommene nimmt. Jene lichte Höhe liegt noch weit über uns; aber eben darum ist es uns um's Emporsteigen zu thun, wir wollen nicht herunterkommen.

Und das gerade auch um der Wissenschaft, um der Wahrheitserkenntniß willen. Die Höhe, auf welche uns die Schrift stellt, ist nicht blos eine Höhe des Lebens, sondern auch der Erkenntniß, und das Herabsteigen von ihr ist auch eine gewaltige Einbuße an Ideen, vor allem auf dem sittlichen Gebiete. Da gilt das Wort: In deinem Lichte sehen wir das Licht. Wenn sich unser Blick nicht immer wieder schärft und reinigt an den göttlichen Zeugnissen, so verlieren wir die richtige und volle Fassung aller Grundbegriffe von Gott und Mensch, Liebe, Gerechtigkeit, Freiheit, Gut und Böse u. s. w. Wie die sonst bedeutendsten philosophischen und theologischen Systeme, wie ganze Zeitalter hiedurch auf ein bedenkliches Minimum von Wahrheit reducirt und in kräftige Irrthümer dahingegeben werden können, liegt vor unser aller Augen. Die Schrift aber, weil sie jene Urwahrheiten in göttlicher Lauterkeit gefaßt hat, schränkt uns dann auch nicht in einen so engen Kreis des Daseins und der Erkenntniß ein, wie alle diejenigen Denkweisen, die bei einer nur halbwahren oder irrigen Fassung derselben auch keine andern Existenzen anzuerkennen oder wenigstens lebendig zu erfassen wissen als die empirischen, in denen ihre gemischten und gefärbten Begriffe sich realisiren, weil sie daraus abstrahirt sind. Die Schrift erweitert unsern Blick nach allen Seiten hin, indem sie die einfachen Ideen von Gut und Böse, die in aller Menschen Gewissen geschrieben stehen, in ihrer vollen Reinheit und Kraft und eben darum in ihrer ganzen, auch metaphysischen Perspektive darstellt. So zeigt sie uns einen lebendigen Gott, der seinen Sohn und Geist uns gesandt hat, eine manchfach abgestufte gute und böse Geisterwelt, Himmel um Himmel über, Todtenreich und Hölle unter uns; sie zeugt von einer unendlich reichen Vergangenheit und einer noch viel reicheren Zukunft und läßt uns so unsere Gegenwart als das Resultat und wieder als den Keim einer gottgewirkten, Natur und

Geisterreich umfassenden Geschichte erkennen, welche der höchste und würdigste Gegenstand ̄menschlichen Wissens und Forschens ist. Sie führt uns damit in einen Organismus göttlicher Gedanken hinein, welche, von der Schöpfung Himmels und der Erde bis zur Neuschöpfung beider reichend, das umfassendste System bilden, das unserm Erkenntnißtrieb noch eine ganz andere Befriedigung gewährt als die Systeme auch der genialsten Menschen. Da ist eine wirkliche Lösung der Räthsel des Lebens, da ist eine wirkliche Antwort auf die Fragen des Daseins, so weit sie überhaupt gegeben werden kann für Wesen, die noch nicht im Schauen wandeln.

Darum werden wir niemals fertig, Jünger der Schrift zu sein. Denn wir sehen, daß diejenigen, welche derselben Meister sein wollen, uns statt der himmlischen Schäße und Reichthümer nur schwache und dürftige Anfangsgründe, die nicht wesentlich über diese Welt hinausführen, statt des Brods Steine, ja oft statt der Fische Schlangen bieten. Das ist heute nicht anders als vor 83 Jahren, wo Roos geschrieben hat: „Wie steht es denn bei denen, welche starke Geister und Lehrer der Christenheit von einer neuen Art sein wollen? Sie dringen mit ihren Einsichten so gar nicht tiefer als Andere in die göttlichen Geheimnisse ein, daß sie vielmehr bei der gelehrten Verleugnung und Verachtung derselben, in welcher ihre ganze vermeinte Weisheit besteht, noch weit unter die Anfänge christlicher Lehre (Hebr. 5, 12. 1 Cor. 3, 2.) herabsinken.“. Dies bleibt unser Urtheil und unser Sinn auch gegenüber den neueren und neusten, zum Theil großartig angelegten, ja in ihrer Art. selbst wieder für die Einzigkeit der Bibel zeugenden Abschäzungen derselben. Wir möchten halten, was wir haben, daß Niemand unsere Krone nehme, und besinnen uns nicht zwei und drei, sondern zehn und hundertmal, bis wir auch nur Einen Edelstein aus derselben hingeben. In diesem Sinne lasse ich mir das andere Wort von Roos gesagt sein: „Merke, daß man mit den Schriften und der Lehre der Apostel und Propheten nicht spielen oder sie nur in ein aufblähendes Wissen hineinziehen

oder mit einem kalten Beifall ehren dürfe. Ihre Lehre ist ein Grund. Stehst du auf diesem Grund? Giebt er deinem Herzen eine Kraft oder Festigkeit gegen die Eindrücke und Anläufe der Welt und des Satans? Willst du ein Kind Gottes heißen, so sei und bleibe dein Leben lang ein begieriger und aufmerksamer Schüler des Geistes, der durch die Apostel und Propheten geredet hat. Gewinne ihr Zeugniß lieb und betrachte es fleißig. Hüte dich dein Leben lang etwas zu behaupten, das wider die Schrift ist; oder einem Geist zu glauben, der sie verachtet und dich von ihr abführen will. Lasse sie deinen Plan, dein System, dein Glaubensbekenntniß, deinen Prüfstein, deinen Lustgarten, deinen Schaß und deine Nahrung sein. Werde dem Herzen und Munde, dem Sinn und der Rede nach recht biblisch."

Die Erfahrung zeigt, daß nur bei dieser Stellung zur Schrift dem prophetischen Wort diejenige Festigkeit gelassen wird, vermöge der es wirklich als ein Licht am dunkeln Orte scheinen kann. Indem ich aber das Licht und Salz desselben kräftig wirken zu lassen bemüht war, habe ich meine Darstellung einer Reihe anderer Bedenken ausgeseßt, welche mir zum Theil von theuren Freunden ausgesprochen worden sind. Es sei in dem Buche, so sagte man, der Kunst, Wissenschaft und Bildung ihr Werth fast ganz abgesprochen, es sei dem Staate zu nahe getreten und die Kirche zu sehr ins Schwarze gemalt; kurz also, es seien die natürlichen und geistlichen Güter; auf denen unser ganzer jeziger Lebensbestand ruht, es sei das Bestehende, das zu Recht und nach göttlicher Ordnung Bestehende nicht gehörig anerkannt.

Hier möchte nun vor Allem daran zu erinnern sein, daß die Propheten von jeher auch gegen den Tempel des Herrn und die heilige Stadt und das auserwählte Volk und das Königshaus der Verheißung zu weissagen hatten. Es war ihnen das keine Freude, sie haben es mit Zittern gethan (z. B. Jer. 20, 8 ff.); und sehr begreiflich ist es, daß man ihnen entgegenhielt: hier ist des Herrn Tempel; nicht wird untergehen das Geseß

unter den Priestern, noch der Rath unter den Weisen, noch das Wort Gottes unter den Propheten; daß man es schwer verstand und ertrug, wenn geweissagt wurde: Jesus von Nazareth wird diese Stätte zerstören und ändern die Sitten, die uns Mose geboten hat (Jer. 7,4. 18, 18. Mich. 3, 11 f. Zeph. 3, 11 f. Apgsch. 6, 14.). Allein wenn die Propheten schweigen wollten, so war es wie Feuer in ihren Gebeinen, und sie mußten der göttlichen Stimme gehorchen, welche zu ihnen sprach: Rede zu ihnen alle die Worte, die ich dir geboten; thue kein Wort davon (Jer. 20, 9. 26, 2.). Ich darf wohl sagen, daß mir solche Gottesstimmen durchs Herz gegangen sind, wenn ich empfand, die Verschweigung oder Milderung gewisser Wahrheiten wäre viel leichter und bequemer, das Ganze würde dadurch auf allgemeinere Zustimmung, auch unter Christen, rechnen können.

Auf der andern Seite aber sind ja wir Ausleger nicht selbst Propheten, denen ihre Worte unmittelbar von Gott gegeben würden, und es kann also auch im Eifer um die Wahrheit Göttliches und Menschliches, Reines und Unreines gar wohl durcheinander sich mischen. In dieser Beziehung scheint es nun doch, daß, wer das Buch bis zu Ende gelesen und vornehmlich auch das beachtet hat, was bei der Critik der verschiedenen Auffassungen der Apokalypse hin und her bemerkt wurde, Maaß und Besonnenheit des christlichen Urtheils im Ganzen nicht vermissen wird. Was insbesondere die Kirche und ihre Entwicklung betrifft, so hat es mir zu nicht geringer Beruhigung gedient, nachdem ich einfach exegetisch dargestellt, was sich darüber aus den apokalyptischen Bildern des Weibes, der Hure, der Braut ergab, die so gewonnenen Resultate in wesentlicher Uebereinstimmung zu finden mit der sonstigen neutestamentlichen und denn auch mit der reformatorischen Lehre von der Kirche, wie dieselbe z. B. von Harleß in seiner kleinen Schrift über Kirche und Amt und von Julius Köstlin in seinen beiden Büchern über die Lehre Luthers und über die Lehre des N. T. von der Kirche dargelegt ist. Demgemäß habe ich mich nur bei verhältnißmäßig wenigen Ausdrücken, die ungenau und

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