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zu Grunde, ohne welches in der äußeren Natur überhaupt kein Beharren und kein Geschehen, keine Ruhe und keine Bewegung, kein Dauern und kein Sichändern, kein Kommen und kein Gehen, kein Unterschied zwischen relativer Schnelligkeit und relativer Langsamfeit, mithin auch keine Zeit und keine zeitliche Succession empirisch vorhanden sein würde. Dieses lezte, geheimnißvolle Etwas sind wir selbst. Es ist das mit sich identisch bleibende und zugleich des Wechsels seiner Zustände sich bewußte Ich. Gäbe es nicht jenes 3ch, welches, während seine Wahrnehmungen und Gedanken unaufhörlich wechseln, selber unbeweglich beharrt und feststeht, und welches gelegentlich auch die Geschwindigkeit des eigenen Gedankenablaufs mit der Geschwindigkeit äußerer materieller Ereignisse in Vergleichung bringen kann, indem es sich zugleich bewußt ist, mit sich selber im Wechsel identisch zu bleiben, ein Ich oder Bewußtseinssubject, welches unmittelbar weiß 3ch jetzt bin genau Derselbe wie 3ch vorhin", wäre statt dieses das Bild des Vergangenen im Gedächtniß festhaltenden und aufbewahrenden, die Gegenwart jezt erlebenden, die Zukunft anticipirenden Ich etwa ein solches Subject vorhanden, welches Moment für Moment im Augenblicksbewußtsein der jeweiligen Gegenwart völlig aufgienge, sich, mit dem Wechsel der Wahrnehmungen selbst wechselnd, in immer ein anderes Subject umwandelte, also mit den Wahrnehmungen · selbst immer im unaufhörlichen Entstehen und Verschwinden begriffen wäre, so würde wegen des gänzlichen Mangels an der Unterscheidung zwischen Früher und Später gar keine Zeit dasein. Der Umlauf der Gestirne z. B., welche Platon sehr schön die „Werkzeuge der Zeit“, tà oprava xpóvov nennt, würde dann, weil Dasjenige, dessen Werkzeuge sie sind, gänzlich mangelte, garnicht als Umlauf existiren. Denn es läßt sich kein Strick drehen aus Sand oder Wasser", und eine Perlenschnur ohne Schnur rollt in lauter vereinzelte Perlen auseinander. Eine Melodie besteht in einer Reihenfolge von Tönen, welche nacheinander percipirt werden,

und von denen der eine zu klingen aufhört, indem der nächstfolgende zu erklingen beginnt. Gesetzt nun, es erklängen zwar die Töne der Melodie und würden auch sämmtlich in richtiger Reihenfolge nacheinander gehört, jedoch so, daß jeder dieser Töne von einem anderen Zuhörer percipirt würde, so gäben sie keine Melodie, weil die Identität des den Wechsel als Wechsel auffassenden Zuhörers fehlte. Ebenso würde ohne Identität des percipirenden Subjects ein fallender Stein nicht fallen, sondern, wie der fliegende Pfeil des Zeno von Elea, stillstehen; und statt seiner Bewegung, seines Ortswechsels bliebe sozusagen nur eine zusammenhangslose Reihe isolirter Momentphotographieen. Das mit sich identisch bleibende Ich bildet also die eigentliche, lezte Fundamentalbedingung, unter welcher allein von irgendwelchem Zeitverlauf, irgendwelchem äußeren oder inneren Geschehen, von Bleiben oder Sichändern, von Entstehen und Vergehen, von Ruhe und Bewegung, von Dauer und von Wechsel, von Schnelligkeit und Langsamkeit, und so schließlich auch von einer beharrlichen Substanz, einer dem Flusse der Naturerscheinungen zu Grunde liegenden, diesen Wechsel der Phänomene tragenden Materie die Rede sein kann. Dieses Ich ist das ruhende Ufer oder vielmehr die feststehende Insel, woran der Strom des Geschehens, der fluxus temporis vorüberfließt. Man spricht zwar viel von einem inductiven oder Experimental-Beweis für die Beharrlichkeit der Materie aus dem Beharren des Gewichts in der chemischen Metamorphose der sich verbindenden oder zersetzenden Stoffe. Dieser Beweis hat jedoch schon die Beharrlichkeit des Ich zu seiner unumgänglichen Voraussetzung, und es darf daher ohne Uebertreibung in einem gewissen Sinne gesagt werden, daß die materielle Substanz oder Materie ein Geschöpf des zeitseßenden 3ch sei. Damit ist natürlich nicht das transscendent-metaphysische Dogma von einer unvergänglichen „Seelensubstanz“ aufgestellt, und noch weniger die wahnwißige, im Uebrigen unqualificirbare Behauptung ausgesprochen, daß die materielle Welt

von einem einzelnen menschlichen Individuum, etwa von dem am 19. Mai 1762 zu Rammenau in der Oberlausiß geborenen Johann Gottlieb Fichte, aus Nichts erschaffen worden sei. Wohl aber ist die transscendentalphilosophische, auf dem Standpunkt bloßer Empirie unbeachtet bleibende Wahrheit constatirt, daß diejenige Welt, welche der Mensch kennt, nur die für ein menschliches Ich gegebene, unter Voraussetzung eines solchen 3ch existirende Welt ist. „Wir wissen von keiner Welt als in Bezug auf den Menschen“ hat Goethe gejagt. Bei Kant aber heißt es: „Nun ist offenbar, daß, wenn ich eine Linie in Gedanken ziehn, oder die Zeit von einem Mittag zum anderen denken, oder auch nur eine gewisse Zahl mir vorstellen will, ich erstlich nothwendig eine dieser mannigfaltigen Vorstellungen nach der anderen in Gedanken fassen müsse. Würde ich aber die vorhergehende (die ersten Theile der Linie, die vorhergehenden Theile der Zeit, oder die nacheinander vorgestellten Einheiten) immer aus den Gedanken verlieren und sie nicht reproduciren, indem ich zu den folgenden fortgehe, so würde niemals eine ganze Vorstellung und keiner aller vorgenannten Gedanken, ja garnicht einmal die reinesten und ersten Grundvorstellungen von Raum und Zeit entspringen können." (Kritik d. r. V., 1te Auflage, S. 102.) Er hat unbestreitbar Recht. Es läßt sich eben aus Sand kein Strick drehen. Ohne Zeit keine Erfahrung und keine empirische Welt; ohne zeitsetzendes Ich keine Zeit. Erst nachdem dieses zeitbedingende und erfahrungbedingende Ich, der Erkenner der Welt, das transscendentale Bewußtseinssubject einen Unterschied von Zugleich und Nacheinander, von Jest, Früher und Später hervorgebracht und mit Benutzung des Umlaufs der Gestirne sowie zahlreicher anderer von seinem eigenen Beharren bedingter Bewegungen eine objective Zeitscala festgesetzt hat, kann es sich selbst in seiner Eigenschaft als veränderliches Individuum, als dem Entstehen, der Entwicklung und dem Vergehen unterworfenes Wesen in die selbstgeschaffene objective

Zeitscala einordnen. Wachen und Schlaf, Bewußtsein und Bewußtlosigkeit, Geburt und Tod des Individuums fallen in die vom transscendentalen Bewußtseinssubject geschaffene Zeitlinie hinein.

Der allbekannte Vers ,,Tempora mutantur, nos et mutamur in illis" schweißt auf naive Weise zwei völlig disparate, in ganz verschiedener Bedeutung gültige Hälften zusammen; er ist ein Tragelaphos. Die erste Vershälfte „tempora mutantur“ seßt das im Wechsel wie ein Fels feststehende, über die Veränderung erhabene transscendentale Bewußtseinssubject voraus, für welches erst Zeitfluß und Veränderung dasind. Die andere Vershälfte „nos et mutamur in illis" redet von der empirischen, in Entwicklung begriffenen Persönlichkeit, von dem Object der Psychologie, welches sammt der ganzen in Veränderung und Zeitfluß begriffenen Welt jenes transscendentale, zeitseßende Subject zur unumgänglichen Voraussetzung hat. Der Vers ist ein disharmonisches Conglomerat von Transscendentalphilosophie und Psychologie. Soll Einheit hergestellt werden, so muß man den Hexameter in zwei Hälften auseinanderbrechen und jede Hälfte durch etwas Anderes ergänzen. Nämlich so:

Die Transscendental philosophie spricht:

Tempora mutantur, nos perduramus in illis.
Die Psychologie spricht:

Ordo manet Rerum, sed nos mutamur in illo.

Hiermit wäre denn ein Wechselgespräch, eine Disputation zwischen Transscendentalphilosophie und Psychologie eingeleitet, die sich weiter fortsehen läßt. Schließlich würde die Transscendentalphilosophie immer wieder darauf zurückkommen müssen, daß jener bleibende Ordo Rerum, jene feste, gesetzliche Naturordnung, an der gemessen der Mensch sich empirisch ändert, doch nur dadurch entsteht, daß das erfahrungbedingende Subject, das,,stehende und bleibende Ich der transscendentalen Apperception", die Zeit, Liebmann, Gedanken und Thatsachen. Bd. II.

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welche ohnedies garnicht existiren würde, an sich als dem festen Punkte vorüberstreichen läßt, und innnerhalb der abfließenden Zeit vermöge seines eigenen Beharrens das relativ Dauernde von dem relativ Veränderlichen unterscheidet, sowie, räumlich und zeitlich getrennte Einzelfälle als gleichartig erkennend und demselben Gattungsbegriff subsumirend, feste, bleibende Geseze im Fluß der Erscheinungen constatirt.

Der Raum.

Auf die Frage was ist der Raum?" wird der gemeine Menschenverstand entweder mit einem vielsagenden Fingerzeig, einer stumm demonstrirenden Gebärde antworten oder sich ungefähr so in Worten äußern: „Raum ist das Unbeschreibliche, worin alle Dinge enthalten sind; Das, was uns nach allen Seiten hin umgibt, das endlose Gefäß oder Behältniß der theils ruhenden, theils bewegten Körperwelt; und wir befinden uns mitten darin." Bei genauerem Nachdenken fügt er vielleicht noch hinzu: „Raum ist dasjenige Etwas, wodurch die zu gleicher Zeit seienden Dinge voneinander getrennt werden; Zeit aber dasjenige Etwas, wodurch es möglich wird, daß an derselben Raumstelle ganz verschiedene Dinge sein können." Wendet man sich an die Philosophen, so erhält man bekanntlich sehr verschieden lautende Antworten. Cartesius erklärt den Raum für eine bloße Eigenschaft, nämlich extensio in longum, latum et profundum, für das Attribut der Materie oder substantia corporea; daher er denn den leeren Raum für unmöglich hält, weil dieser ein ausgedehntes Nichts, ein Nichts mit dem Attribut der Ausdehnung sein würde, während doch das Nichts garkein Attribut haben kann. Leibnit, welcher mit Cartesius in der Bestreitung der Möglichkeit eines absoluten Vacuums zusammenstimmt, hält den Kaum für einen bloßen Relationsbegriff, für l'ordre des coexistences

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