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eine gemeinsame Entstehungsursache dieses Planetensystems zurückschließt; wobei freilich die Art und Beschaffenheit jener unbekannten gemeinsamen Ursache zunächst noch ganz im Unbestimmten bleibt, - ein offener Spielraum für Hypothesen sehr verschiedenen Charakters. Wenn aber Laplace aus der Übereinstimmung und Homogeneität von nur dreiundvierzig Bewegungen in unserem Planetensystem den Schluß ziehen darf, es sei mindestens vier Billionen gegen Eins zu wetten, daß diese Homogeneität nicht ein Werk des Zufalls, sondern aus einem gemeinsamen Realgrund hervorgegangen sei, dann ist die Wahrscheinlichkeit, daß die constante Ordnung, Regelmäßigkeit und Geseßlichkeit alles Geschehens überhaupt ein Werk des Zufalls sei, gleich Null, die entgegengesezte Wahrscheinlichkeit, daß sie auf einem einzigen gemeinsamen Grunde beruht, gleich Eins, das heißt gleich der Gewißheit.

Die unerschrockene, weitblickende Logik dieses Wahrscheinlichkeitsschlusses, der nicht nur nach den Sternen, sondern nach dem Weltall greift, kann allerdings Argwohn erregen; und der kritische Metaphysiker hat hier allen Anlaß zu gewissenhafter Selbstkritik. Es scheint sehr dogmatisch zu sein, wenn das Princip der Causalität und der Satz des zureichenden Grundes weit über alle Erfahrung und alles Erfahrbare hinaus auf die Gesammtthatsache der Naturgesetzlichkeit im Ganzen angewendet, wenn der überempirische Begriff eines unerfahrbaren Grundes der im Universum herrschenden objectiven Logik der Thatsachen eingeführt wird. Nicht nur Hume könnte hiergegen Protest erheben, und nicht nur der Empirismus; sondern auch, was weit wichtiger ist, Kant, welcher ja nur den immanenten, nicht den transscendenten Gebrauch der Kategorieen für zulässig erklärt. Allein was Hume und seine wohlbekannte Skepsis gegenüber dem Causalitätsprincip betrifft, so bewegt sich seine Skepsis thatsächlich im Cirkel und zieht sich selber den Boden unter den Füßen hinweg. Was den

Empirismus betrifft, der principiell jeden Schritt über die Erfahrung hinaus verbieten will, so gibt er sein Princip wieder auf, indem er inconsequenter Weise gegen die überempirische Annahme von Atomen nichts einzuwenden hat *). Was aber Kant betrifft, so hat er troß seines Gebotes, die Kategorieen nur im immanenten Sinne zu gebrauchen, doch die Kategorie der Causalität auf seine ,,Dinge an sich" angewandt, indem er diese für den Grund der Erscheinungen erklärt. Eine ausführlichere Würdigung derartiger Einwände enthält das Kapitel „Die Einheit der Natur" in meiner Analysis der Wirklichkeit (3. Aufl. S. 566-578). Wenn innerhalb des der Empirie zugänglichen Gebiets die Ableitung specieller Gesetze aus allgemeineren Gesetzen, z. B. der Kepler'schen Gesetze aus den Principien der Gravitationstheorie, gestattet ist und hierbei die Geltung der allgemeineren Geseze als zureichender Grund für die Geltung der specielleren Geseze anerkannt werden muß; wenn schließlich die obersten Gesetze alles materiellen Geschehens, nämlich die reinen Bewegungsgesetze der Galileili'schen Phoronomie, aus etwas Seiendem, aus den constanten Anschauungsformen des Raumes und der Zeit, als nothwendige Folge deducirt werden, so ist durchaus nicht einzusehen, weshalb die Zurückführung aller Naturgesetzlichkeit überhaupt auf einen einheitlichen Weltgrund, eine empirisch unerreichbare Natura naturans, die vermöge ihres inneren Wesens den absoluten Zufall ausschließt, die kosmische Geseßlichkeit aber begründet, als unstatthaft zurückgewiesen werden dürfte.

*) Daß aller reine Empirismus oder „Positivismus“, indem er die überempirischen Interpolationsmarimen der Erfahrungswissenschaft irrthüm= licherweise für Erfahrungssäße hält, also das Nichtwahrgenommene, Nichtbeobachtbare mit dem Wahrgenommenen und Beobachtbaren auf gleiche Stufe stellt, genau genommen nichts Anderes ist als eine besondere Art von dogmatischer Metaphysik, wird einleuchtend dargelegt in meiner Klimar der Theorieen", Seite 96-113.

XXVIII.

Die Spaltung oder Entzweiung in Vorstellendes und Vorgestelltes, Erkennendes und Erkanntes, 3ch und Nicht-Ich, der fundamentale Gegensatz und die Correlativität von Subject und Object haftet unserem Bewußtsein unzertrennlich an und bildet also, da uns etwas Anderes als unser Bewußtseinsinhalt niemals gegeben sein kann, die unumgängliche Grundvoraussetzung der ganzen uns bekannten Welt. Hier liegt eine unüberschreitbare, unüberwindliche Grenze unserer Erkenntniß. Wieweit Wissen und Erfahrung, Denken und wissenschaftliches Erklären auch immer reichen, wieweit es vorwärtsschreiten mag, stets bleibt Bewußtsein die Urthatsache zať' è§oxýv, Bewußtsein die erste metakosmische Grundbedingung der ganzen uns erkennbaren Wirklichkeit; Bewußtsein aber enthält eo ipso die Spaltung in Subject und Object, und diese würde erst verschwinden, wenn jedes Bewußtsein aufgehoben und verschwunden wäre. In ihr bleibt jeder Einzelne von uns, aber auch die ganze Menschheit, ja die Gesammtheit aller Erkennenden überhaupt zeitlebens befangen. Zwar kann durchaus nicht behauptet werden, Dasjenige, was bei Aufhebung alles Bewußtseins und beim Verschwinden des Gegensatzes zwischen Subject und Object übrigbleibt, wäre ein reines Nichts, ein purum Nihil; aber jedenfalls ist es ein für uns vollständig Unbekanntes, absolut Dunkles, ein mystisches Etwas, eine Nacht, in der alle Unterschiede und Gestalten für unser geistiges Auge verschwunden wären, wie bei plötzlichem Erlöschen jedes physischen Lichtes für unser leibliches Auge die ganze sichtbare Welt in Finsterniß verschwunden ist. Ob das dem Bewußtsein Vorangehende, der Spaltung in Subject und Object ursprünglich zu Grunde Liegende ein Körperliches oder Körperloses, ein Räumliches oder Unräumliches, ein Lebendiges oder Lebloses ist, wer wüßte dies?

Liebmann, Gedanken und Thatsachen. Bd. II.

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Niemand kann es wissen. Wir stehen hier, wie gesagt, an den metakosmischen Grenzen der Erkenntniß. Indessen gibt es innerhalb des uns zugänglichen Gebietes ein psychologisches Analogon zu jenem unbekannten Etwas; und dies ist der traumlose Schlaf. Beim Erwachen aus tiefer Ohnmacht oder aus tiefem Schlafe steht alsbald vor dem Wiedererwachten eine objective Welt da; die Spaltung in Subject und Object, die Entzweiung in Er kennendes und Erkanntes ist mit dem Erwachen eingetreten. Sie verschwindet wieder, sobald das Bewußtsein abermals erlischt. Jeder kennt den Wechsel von Bewußtsein und Bewußtlosigkeit, von Schlaf und Wachen wie den von Tag und Nacht. Wir müssen aber hier an den völlig traumlosen Tiefschlaf denken. Solange der Schlafende noch träumt, Traumbilder hat, ist auch noch ein Bewußtsein da und hiermit ein Gegensatz von Subject und Object, von Vorstellendem und Vorgestelltem, von Träumer und Traumbild. Wenn aber alle Traumbilder aufhören, dann hört auch die Spaltung in Subject und Object auf; es findet gewissermaßen eine Wiedervereinigung beider in einem neutralen Etwas statt, welches sich vielleicht mit dem Zustand eines noch ungeborenen Kindes vergleichen läßt und jedenfalls nicht für ein purum Nihil erklärt werden kann. Es ist der vorbewußte Urzustand; etwas, was sich nicht beschreiben noch definiren läßt. übertragen wir nun Das, was der einzelne Mensch so im Kleinen und Einzelnen aus eigenster Erfahrung kennt, in's Allgemeine, Große und Ganze, so kommen wir auf die Idee: Tiefer, traumloser Schlaf ist ein Zurücksinken in den dunklen Naturgrund, eine Rückkehr in Das, woraus alles Bewußtsein und alles Bewußte abstammt, und worin es wieder untertaucht, vielleicht ein 3dentischwerden mit dem allgemeinen einheitlichen Grundwesen der Dinge, welches der Entzweiung in Subject und Object, der Scheidung und Spaltung in Erkennendes und Erkanntes als das Ursprüngliche vorangeht.

Von dieser Seite her haben altindische Weise geglaubt, in das geheimnißvolle Wesen der Welt einzudringen; und wenn man auch zugeben muß, daß Niemand das Unerforschliche wirklich erforschen, das Unergründliche ergründen kann, so läßt sich doch nicht ab. leugnen, daß der Eine tiefer als der Andere hineinblickt. Wer an den Dingen nur nippt, der schmeckt weniger davon, als wer sich an den Dingen festsaugt. Sich an den Dingen, recht eigentlich am Kern und Wesen der Dinge festzusaugen, das verstehen jene alten Inder so, wie kaum irgendwo andere Menschen auf diesem Erdball. Das Vedanta-System und die Upanishads der Veden, dieses hochalterthümliche, ehrfurchtgebietende Denkmal menschlichen Tiefsinns sind es, welche der Menschheit Aufschluß geben zu können glauben über Das, wonach sie sich in innerster Seele sehnt. Unter dem geheiligten Worte Brahman verstehen sie das einheitliche, unsichtbare, aber allgegenwärtige Wesen der Welt. Dieses Wesen ist das Bleibende und Ewige in allem Vergänglichen; es ist, obwohl unsichtbar, doch überall und immer da; ist um uns, außer uns, aber auch in uns; daher denn der Mensch das allgegenwärtige, sämmtlichen Dingen innewohnende und auch ihm selber immanente Brahman durch Versenkung in sich, durch Zurückziehung von allem Äußerlichen und Vertiefung in sein eigenstes geheimes Wesen unmittelbar zu erfassen im Stande ist. Mehrere Zustände der Seele werden voneinander unterschieden; zuerst das Wa chen (jâgaranam), sodann der Traum (svapnam), ferner der traumlose Tiefschlaf (sushuptam), endlich das turîyam. 3m Wachen erfennt der Mensch durch Sinne die Vielheit der wahrnehmbaren Dinge, die nur äußere Erscheinungen des verborgenen Wesens find; im Traume und Traumschlaf beschäftigt sich die Seele mit den Bildern, die vom Zustande des Wachens in ihr geblieben. sind; im traumlosen Tiefschlaf, dem sushuptam, ist der Gegensatz von Subject und Object aufgehoben, die Schranke der Individualität verschwunden und die Einigung mit dem Brahman, die Identität

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