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seine eigene Individualität, seine Persönlichkeit sind selbst schon für das Ich ein Object, und können, wie Jedermann aus eigenster innerer Erfahrung weiß, für das Ich zum Gegenstand einer sehr scharfen moralischen und intellectuellen Kritik werden. Indessen wird er selbst beim tiefsten Nachgrübeln über dieses räthselhafte Ich Nichts weiter ausfindig machen können, als daß eben Er ist, daß dasjenige Etwas, welches „Ich bin" denkt und sich von allem Uebrigen, von seinem eigenen Leibe, ja von seinen eigenen Vorstellungen und seiner eigenen Individualität unterscheidet, in Wahrheit existirt. Worin jedoch jenes das „Ich bin“ denkende mysteriöse Etwas eigentlich bestehen mag, dies weiß Niemand. Das läßt sich nicht mehr erfassen. Und so grenzt denn unmittelbar an das Klarste, hellste Licht, welches wir kennen, die allertiefste Finsterniß. Jenes geheimnißvolle Etwas kann überpersönlich genannt werden; denn es ist der über die eigene Individualität erhabene, weil sie als Object erkennende Erkenner, der „Erkennende, niemals Erkannte". Das delphische Tvõd: seavròv läßt sich nicht weiter treiben als bis dahin, daß ich meine Vorstellungen, meine Gedanken, mein Wollen und Fühlen, meine eigene intellectuelle und moralische Persönlichkeit, sammt ihrem Charakter und ihrem Lebenslauf bis zur Gegenwart herab, mir als Object gegenüberstelle. Wer oder was aber dieses räthselhafte, das „Ich bin“ denkende Etwas ist, für welches die ganze Welt und meine eigene gegenwärtige und vergangene Persönlichkeit als Object dasteht, dies wissen wir nicht mehr. Es ist eben der Erkenner“, und als solcher das Fundament alles Wirklichen überhaupt. Die unterirdischen, metaphysischen Wurzeln unserer Abkunft bleiben dem oberirdischen Bewußtsein auf ewig verborgen; wie dies so schön und ergreifend in dem alten Spruche ausgedrückt wird:

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Auch könnte der altägyptische Sinnspruch, den Beethoven. unter Glas und Rahmen auf seinem Arbeitstisch vor sich stehen hatte, in Anwendung gebracht werden:

Ich bin; ich war; ich werde sein.

Meinen Schleier hat Niemand gehoben.

Die Transscendentalphilosophie nun reflectirt auf dieses geheimnißvolle Unbekannte nicht. Sonst würde sie zur transscendenten Metaphysik und verfiele aus dem Kriticismus in den. Dogmatismus zurück. Auch redet die Transscendentalphilosophie nicht von dem Selbstbewußtsein oder empirischen Ich als einem psychologischen Phänomen. Sondern sie redet von dem 3ch als der Basis aller Erfahrung, aller Erfahrungswissenschaft und der ganzen empirischen Welt überhaupt. Gewöhnlich behandeln ja Empiriker wie Metaphysiker die uns objectiv gegebene Welt so, als besäße dieselbe eine völlig selbständige, von uns unabhängige, absolute Realität; als wäre sie Etwas, was ganz unbekümmert um uns ein Dasein „an sich“ führte und „an sich“ zu existiren ruhig fortfahren würde, gleichviel, ob sie von irgend Jemand vorgestellt wird oder nicht. Hiermit begehen sie eine übereilte und ungeprüfte Hypostasirung. Sie vergessen den Boden, auf dem sie selber stehen, und ohne den sie sammt ihrer Welt „an sich" in's bodenlose Nichts versinken würden. Erst sofern ein Ich daist, und sofern dieses Ich mit sich identisch bleibt, erst insofern ist die Welt, die wir kennen, da. Und zwar gilt dies ebensowohl von dem Mikrokosmos der geistigen Innenwelt, als von dem Makrokosmos der körperlichen Außenwelt. Für ein Wesen, bei dem diese oberste Bedingung nicht erfüllt ist, z. B. für einen Stein, ist diese uns bekannte Welt nicht da; es seie denn, dieser Stein wäre der Marmor des Pygmalion. Ebenso für einen Menschen, der an absoluter Vergeßlichkeit litte, der im nächsten Moment immer Nichts mehr von Dem wüßte, was er im vorangegangenen Moment wahrgenommen hat, oder der den Inhalt seiner gegen

wärtigen Vorstellung mit dem gleichen Inhalt einer früheren Vorstellung zu identificiren unfähig wäre; für einen Menschen, dem die beharrliche Identität des 3ch fehlt, ist diese uns bekannte Welt nicht da. Wäre jedes beharrliche Ich aufgehoben, so bliebe von Allem, was wir wirklich nennen, lediglich ein X übrig, über das uns jede empirische Kenntniß fehlt, und über dessen Beschaffenheit höchstens uncontrollirbare Vermuthungen und gewagte Hypothesen möglich sind. - Hier liegt der Ort und das Problem der Transscendental philosophie. Ihre ganz eigenthümliche, im weiten Gebiet des wissenschaftlichen Nachdenkens ganz einzig dastehende Aufgabe läßt sich vielleicht dadurch zur höchsten Deutlichkeit erheben, daß man sie mit teleologischer Gedankenwendung in die Form der Frage bringt: Welches denn die unumgänglichen, unentbehrlichen Mittel zum Zweck der Welterkenntniß, insbesondere der wissenschaftlichen Welterkenntniß sind? Zu diesem Zwecke nun eben müssen dem erfahrungbedingenden Ich, welches man sich freilich nicht als metaphysische Seelensubstanz denken darf, und welches nicht Ob ject, sondern vielmehr Fundamentalvoraussetzung der Psychologie, wie überhaupt Vorausseßung aller Wissenschaft und ihrer Objecte ist, gewisse Attribute oder Functionen zukommen. Diese sind nicht etwa für alriftotelice δυνάμεις τῆς ψυχῆς, für fräfte unb Ser mögen des individuellen Menschen, auch nicht für Fichte'sche „Thathandlungen“ zu halten, sondern vielmehr für unumgängliche Vorbedingungen des Weltdaseins. Ich habe sie deshalb „metatosmische" genannt*). Sie sind Etwas, woran der individuelle Mensch bei seinem Welterkennen sozusagen theilnimmt, participirt, wie nach Platon das sinnliche Einzelding an der Gattungsidee theilnimmt (petéɣet); oder wovon er beim Welterkennen beherrscht wird, wie der richtig denkende Verstand von den ewigen Gesetzen

*) Vgl. das Kapitel „Die Metamorphosen des Apriori" in meiner Analysis der Wirklichkeit, 3te Auflage, Seite 208-258.

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der Logik. Sie ausfindig zu machen, ist die Aufgabe der Transscendentalphilosophie. Kant hat die Aufgabe entdeckt und in der Kritik der reinen Vernunft auf eine Weise gelöst, die Bewunderung vor seinem Tiefsinn erregen muß, selbst wenn sie im Speciellen der vielfachsten Anfechtung ausgesetzt bleibt. Jedenfalls liegt hier ein unsterbliches Problem. Beiträge zu seiner Lösung haben wir, ohne uns an den Buchstaben Kant's zu binden, in den vorangehenden Erörterungen gegeben und wollen uns im Uebrigen auf kurze Andeutung einzelner Beispiele beschränken. Die Unterscheidung von Dauer und Geschehen, von Beharren und Sichändern in der Zeit, sowie von Ruhe und Bewegung im Raum hat bereits die beharrliche Identität des transscendentalen Bewußtseinssubjectes zu ihrer Grundlage. Ohne dies gibt es keine Erfahrung. Die Vorstellung beharrlicher Dinge ist nur dann möglich, wenn das Bewußtseinssubject selbst im Flusse der Zeit mit sich identisch bleibt. Ohne dies gibt es keine Erfahrung. Die Identität eines Objects kann nur erkannt werden unter Voraussetzung der Identität des erkennenden Subjects. Was das Wort Sein" oder Existenz bedeutet, kann nur Derjenige wissen, welcher Ich bin" denkt. Die Vielheit der Erscheinungen ist nur vorhanden, sofern ein einheitliches Subject sie als Vielheit auffaßt. Eine Mehrheit gleichzeitig erklingender Töne existirt als Accord, eine Aufeinanderfolge von Tönen existirt als Tonleiter oder als Melodie nur unter Voraussetzung eines einheitlichen und mit sich identisch bleibenden Ich. Eine objective Welt kann nur dann zu Stande kommen, wenn das beharrrliche, mit sich identisch bleibende 3ch in dem unaufhörlichen Fluß und Wechsel der Wahrnehmungen eine scharf bestimmte Grenze zwischen Successivem und Simultanem, zwischen Früherem und Späterem, Vergangenem und Gegenwärtigem zieht, also das Wahrgenommene in die Form. einer festgeordneten, allgemeingültigen Zeitordnung und Zeitscala bringt, von welcher objectiven Zeitordnung des Geschehens sich

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das Spiel der individuellen Vorstellungen als ein relativ zufälliges, keineswegs für alle erkennenden Individuen maaßgebendes Spiel scharf abhebt. Würde diese Grenze nicht gezogen, diese Unterscheidung nicht gemacht, hielte etwa das erkennende Subject den vom Hierhinwenden und Dorthinwenden der Aufmerksamkeit abhängigen Wechsel des individiduellen Bewußtseinsinhaltes für in demselben Sinne real, wie die Aufeinanderfolge der Töne in einer ihm vorgespielten Melodie oder die Succession der Oerter eines vorüberfliegenden Vogels, so würde dem Ich überhaupt keine objective Welt als ein Anderes, ein Nicht-Ich entgegentreten, sondern Alles würde in das gesetzlos wogende Chaos einer sinnlosen Ideenflucht aufgelöst sein. Niemand außer dem erfahrungbedingenden Ich kann die Grenze zwischen der subjectiven Aufeinanderfolge des Wahrnehmens und der objectiven Aufeinanderfolge des Wahrgenommenen ziehen, also der psychologischen Innenwelt eine materielle Außenwelt entgegenseßen. Und wenn bei dieser entscheidenden Grenzziehung solche Data wie die Muskelgefühle unserer Körperbewegungen, die Unabhängigkeit des Ortswechsels einer Erscheinung von unserem Willen zc. als Kriterium des Unterschiedes zwischen subjectivem und objectivem Geschehen festgestellt werden, so ist es eben wiederum das Ich, von dem diese Feststellung herrührt. Oder wer wäre es sonst? Eine Stellvertretung ist hier schlechterdings unmöglich. Von außen belehren läßt sich nur Der, welcher von innen belehrbar ist. Es gilt hier der Leibniz'sche Satz: Nihil est intellectu quod non fuerit in sensu; excipe: nisi intellectus ipse. Und so haben denn auch die oben erwähnten Bewußtseinspausen, Bewußtseinslücken, die sogenannten „Spaltungen des 3ch" u. s. w. nur Realität und empirisches Dasein unter Vorausseßung eines transscendentalen, mit sich identisch bleibenden, erfahrungbedingenden Subjects, welches, eine objective Zeitscala entwerfend, in der Zeit das Frühere vom Späteren unterscheidet und zugleich mit diesem synthetisch verknüpft. Wäre

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