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geselligen Trieben der Bienen, der Ameisen, der Zugvögel und anderer Geschöpfe vergleichen läßt. Das Kind hält seine Mutter für real und beseelt, lange bevor es von seiner eigenen Realität und Beseeltheit ein deutliches Bewußtsein besitt; und künstliche Sophismen werden niemals im Stande sein, diese natürliche Ueberzeugung zu erschüttern*).

Ist dies einmal zugestanden, so treibt die Consequenz immer weiter, und es entspringen Probleme ganz eigenthümlicher Art, welche dem durch Kant belehrten Denker wie alte Bekannte aus antediluvianischer, vorkantischer Zeit vorkommen werden. Der reale Wechselverkehr der Geister bedarf eines Mediums; er geht

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*) Bei dieser Gelegenheit sei es gestattet, aus J. Turgenjeff's unübertrefflichen Gedichten in Prosa“ ein kleines Idyll zu citiren, welches in einer Hinsicht jeden Commentar überflüssig macht, während es in anderer Hinsicht des Commentars allerdings sehr bedürftig wäre. Das Jdyll lautet so:

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Wir sißen unser zwei im Zimmer: mein Hund und ich. Draußen heult ein heftiger Sturm.

Der Hund sigt dicht vor mir,

er schaut mir gerade in die Augen.

Und auch ich schaue ihm in die Augen. Es ist, als ob er mir etwas sagen wollte. Er ist stumm, hat keine Worte, begreift sich selber nicht; ich aber begreife ihn.

Ich begreife, daß in diesem Moment ihn und mich dasselbe Gefühl beherrscht, daß nicht der geringste Unterschied zwischen uns besteht. Wir sind gleichartige Wesen. In jedem von uns leuchtet und glüht dasselbe zitternde Flämmchen.

Der Tod eilt herbei mit dem Flügelschlag seiner breiten, kaltfeuchten Fittiche..

Und alles ist zu Ende.

Wer will dann den Unterschied jener Flämmchen feststellen, die in uns beiden geglüht haben?

Nein! Nicht Thier und Mensch sind's, die jene Blicke tauschen. Es sind zwei gleichgeschaffene Augenpaare, die aufeinander ge= richtet sind.

Und aus jedem dieser Augenpaare, aus dem des Thieres wie aus dem des Menschen, spricht hell und deutlich das ängstliche Bedürfniß nach gegenseitiger Anschmiegung."

von Auge zu Auge oder von Mund zu Ohr; genauer vom Gehirn durch Nerven, Sinneswerkzeuge, Muskeln, bewegliche Organe, weiter durch schwingende Luft zum Hörnerven und wiederum zu Gehirn. Erfahrung und Wissenschaft lehren das, und hieran zu zweifeln kann dem Anhänger einer irgendwie vernünftigen Metaphysik nicht in den Sinn kommen. Erkennende Geister sind getrennte Inseln im Meer der Körperwelt. Anatomie, Physiologie und Physik verfolgen empirisch und theoretisch den materiellen Weg des Gedankenaustausches, das Telephon des Gesprächs, welches als physische Gedankenleitung vom Sprecher zum Hörer hinüberführt, und von diesem zu jenem wieder zurückführt. Worin besteht denn das reale Medium des realen Wechselverkehrs der Geister?

Wir localisiren uns gegenseitig im Raume; wir gehen aufeinander zu; wir reichen uns die Hände; wir beginnen miteinander ein Gespräch, u. s. f. Wie steht es denn da mit der Realität des Raumes und mit der Realität des Raumerfüllenden? Ist sie nicht, wenn die in realem Wechselverkehr stehenden Geister als real anerkannt werden, implicite zugestanden? In gewissem Sinne ja! Nämlich als empirische Realität. Raum und Räumlichkeit sind eben die gesetzlich bestimmte Anschauungsform, in welcher die miteinander geistig verkehrenden Wesen sich wechselseitig anschauen und localisiren. Und woher kommt es doch, daß die Raumanschauungen und Zeitwahrnehmungen der coexistirenden, miteinander in Verkehr stehenden Geister so harmonisch zusammenstimmen, als würden sie alle gemeinsam von einem absolut realen Raum in einer absolut realen Zeit beherrscht? Hier stehen wir vor einem Räthsel; und es bleibt, unbeschadet aller Naturwissenschaft und aller Empirie, offener Spielraum für eine Mehrheit metaphysischer Hypothesen, als da sind: die prästabilirte Harmonie, oder der Influxus physicus, oder der Occasionalismus, oder der spinozistische Parallelismus der Attribute, u. s. w. Die einfachste, dem gewöhnlichen Verstand nächstliegende Hypothese ist allerdings

die, daß man dem Raume und der raumerfüllenden Substanz ein absolutes Dasein „an sich“ zuschreibt, ja sogar annimmt, die ganze Außenwelt wäre genau so, wie wir sie mit Augen sehen, mit Ohren hören, mit Händen greifen, auch dann vorhanden, wenn sie von Niemand gesehen, gehört und gefühlt wird. Man argumentirt hier einfach so: „Wenn ich die Augen schließe und dann wieder öffne, erblicke ich immer genau Dasselbe, was ich vor Schließung der Augen gesehen habe, und was auch von allen anderen anwesenden Augenzeugen gesehen wird. Ergo etc." Dieses Argument leuchtet den Meisten durchaus ein und reicht auch, aus wohlbegreiflichen Gründen, für die Lebenspraxis vollkommen hin. Von der Schulsprache wird diese weitverbreitete Art von Metaphysik „Realismus" mit irgendwelchem näher bezeichnenden Epitheton genannt. Indessen stellen philosophisches Nachdenken und genauere Nachforschung dieser alltäglichsten, naivsten Art von Metaphysik gewisse kaum überwindbare Hindernisse in den Weg. Mit dreifachem Erz ist das Ich gegen das „Ding an sich", welches man so gern ergründen möchte, gewappnet. Zuerst mit dem undurchdringlichen Panzerhemd der specifischen Sinnesenergieen, die Zedem die Außenwelt eben nur so zeigen können, wie sie gerade ihm vermöge seiner eigenthümlichen Sinnesorganisation qualitativ erscheinen muß; dem Farbensehenden farbig. dem Farbenblinden farblos, dem Menschen anders als der Auster, oder dem Tintenfisch. Zweitens mit dem logischen und intuitiven Denk- und Anschauungsapparat der specifisch menschlichen Intelligenz, welcher die Sinneseindrücke in euklidischer Raumform localisirt, in die Zeitlinie als simultan oder successiv mit dieser oder jener Geschwindigkeit erfolgend einordnet, und die so für ihn entstehenden räumlich-zeitlichen Objecte gewissen allgemein menschlichen Begriffen subsumirt. Wir wissen durchaus nicht, inwieweit dies von anderen, außermenschlichen Intelligenzen auf übereinstimmende Weise geschieht. Drittens mit dem unüberwindlichen

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Urgegensatz von Subject und Object, von dem alle Vorstellungen behaftet sind, und die ganze Welt in zwei stets gepaarte, niemals zur unterschiedslosen Einheit zusammenschmelzende Complemente getheilt wird. Denn die große Scheidewand zwischen Subject und Object könnte nur dann verschwinden, wenn das Bewußtsein selber aufgehoben würde. Was aber bei Aufhebung jedes Bewußtseins überhaupt als absoluter Rest übrig bleiben mag, das entzieht sich eben unserer Einsicht. Daß man ohne Augen nicht sieht, ohne Chren nicht hört, ohne Gehirn nicht denkt, lehrt die Erfahrung. Aber was sind denn Augen, Ohren, Gehirn und schließlich die Geister an sich"? Sie könnten aus Atomen bestehen, oder aus Leibniz'schen Monaden, oder aus Modis der Substantia infinita, oder aus irgend etwas Anderem. Genug, hier erhöbe sich von Neuem der alte Streit, und wir sähen uns abermals in jenes Labyrinth von dogmatischen Sackgassen hineinverseßt, über welches die Transscendentalphilosophie Kant's das menschliche Denken emporgehoben hat. Das berühmte Zerstörungswerk der ,,transscendentalen Dialektik" scheint vergeblich gewesen zu sein. Aus den Trümmern des alten Dogmatismus erhebt ein neuer Dogmatismus sein Haupt. Wenn Kant am Schlusse der Kritik der reinen Vernunft die kühne Hoffnung ausspricht, daß es noch vor Ablauf des gegenwärtigen (des achtzehnten) Jahrhunderts" gelingen werde die menschliche Vernunft in dem, was ihre Wißbegierde jederzeit, aber vergeblich beschäftigt hat, zur völligen Befriedigung zu bringen", so hat er sich, wie die Geschichte der Philosophie des neunzehnten Jahrhunderts lehrt, thatsächlich getäuscht. Materialismus und Spiritualismus, Monismus, Dualismus, Monadologie u. s. w. sind aus ihrem Scheintode wieder aufgewacht; mancherlei Systeme, die in irgendwelcher Form „die Bedürfnisse des Gemüths mit den Ergebnissen der Wissenschaft versöhnen“, oder die Ansprüche der Wissenschaft auf Kosten der Gemüthsbedürfnisse, oder umgekehrt die Gemüthsbedürfnisse auf

Unkosten von Vernunft und Wissenschaft befriedigen, oder auch einem rein ästhetischen Phantasiebedürfniß genügen wollen, sind, seit Kant jene Hoffnung aussprach, aufgetreten, und alle Mühe und Arbeit der Transscendentalphilosophie scheint ihren Zweck verfehlt zu haben. Verhält es sich nun wirklich so? Ist etwa durch diese historisch gegebenen Systembildungen der nachkantischen Zeit oder durch die vielfältige Kritik des buchstäblichen Kantianismus die Idee der Transscendentalphilosophie überwunden und widerlegt? Ich glaube, wie ja aus den vorangegangenen Untersuchungen hervorgeht, das Gegentheil! Doch wollen wir es prüfen und müssen dabei von dem Umstand ausgehen, daß die neue Schilderhebung des Dogmatismus insofern einen Schein von Berechtigung für sich hat, als die Anerkennung der Realität einer Vielheit von Geistern und des realen Wechselverkehrs zwischen diesen Geistern unumgänglich ist und ihrerseits weitere Consequenzen nach sich zieht. Diese Anerkennung läßt sich nicht rückgängig machen. Daß wir nicht allein in der Welt dasind, nicht ,,unter Larven die einzig fühlende Brust", daß wir es in der uns umgebenden Menschenwelt und Thierwelt nicht mit einem leblosen Marionettenspiel, nicht mit einem beweglichen Wachsfigurencabinett zu thun haben, auch nicht mit einem wefenlosen Traumgebilde, sondern mit wirklich lebendigen Wesen, die uns innerlich gleich und ähnlich sind, mit Wesen, die empfinden und wollen, leiden und sich freuen, Liebe und Haß fühlen, wie wir selbst, steht für jeden Zurechnungsfähigen zweifellos fest; gleichviel durch welche Schlußfolgerungen es sich rechtfertigen läßt, und auf welchen psychologischen und metaphysischen Gründen diese Ueberzeugung beruht *). Wie nun? Sollen wir nicht vielleicht einfach an die Stelle des Ich das Wir setzen? Wäre diese Substitution des Pluralis statt

*) Was die wirkliche, nicht solipsistisch erträumte Einsamkeit des Ich zu bedeuten hat, das zeigt Chamisso's großartiges, erschütterndes Gedicht „Salas y Gomez“.

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