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aller Geister in dieser und jener Welt, die Quelle aller Weisheit sey, dessen Gnade auch fle erfahren, und für deren Einpflanzung in ihre Herzen er, der Apostel, so viele Leiden und Kämpfe bestehe (C. 1.). Sodann warnt er fie bestimmter vor der täuschenden Philosophie, die auf Chriftum fich nicht gründe, in welchem sie die wahre Beschneidung und die Be freyung vom Fluche des Gesezes schon empfangen hätten, welcher aller der höheren Geister, die fich ihm nicht unterwerfen wollten, Sieger und Herr geworden sey (C. 2, 1-15.). Darum habe, wer ihm angehöre, nicht ängstliche Abtödtungssaßungen zu beobachten, nicht nach Engelumgang zu trachten, sondern nach dem, was droben ist, wo der jezt verborgene, endlich aber in der Herrlichkeit sich offenbarende Chriftus ist (C. 2, 16.-C. 3, 4.). An diesen abhandelnden Theil schließt sich dann ein ermahnender an, welcher erst an alle Chriften (C. 3, 5-17.), dann an die einzelnen Claffen derselben (C. 3, 18. — C. 4, 1.), und endlich noch einmal an alle (C. 4, 2—6.) sich wendet. Zulegt folgen noch Nachrichten und Grüße.

Der gleichzeitige Brief an den Philemon ist eine Blume der chriftlichen Zärt ́lichkeit. Onesimus, der entlaufene Sclave Philemons, eines Christen und vielleicht Gemeinebeamten zu Coloffen, war durch Paulus zu Rom bekehrt worden, und wird nun mit dieser überaus herzlichen, und dabey seinen, zarten Fürbitte, und dem Briefe an die Coloffer (Col. 4, 9.), zurückgesandt."

In eine etwas spätere Zeit der Gefangenschaft des Apostels fällt der Brief an die Philipper, denn schon vieles hatte damals mit dem Apostel zu Rom sich zugetragen (Phil. 1, 12. ff.). Die Gemeine in der großen Macedonischen Stadt Philippi hatt, Paulus auf seiner zweyten Missionsreise gegründet, wie uns dies ausführlich Apgsch. 16. 12. ff. erzählt wird. Die lebendig glaubende und liebende Gemeine hatte zweymal dem Apostel nach Thefalonich und einmal nach Corinth hin eine Geldunterstüßung übersandt (Phil. 4, 16. 2 Cor. 11, 9.). Auf seiner legten Reise nach Jerusalem fam Paulus wieder nach Philippi (Apg. 20, 6.), und erhielt später noch durch Epaphroditus (der vielleicht der selbe ist, welcher nach einer Abkürzung des Namens Epaphras heißt Col. 1, 7.), Nachrichten von dorther. Im Ganzen hatte die Gemeine festgestanden im Glauben; aber die Irrlehrer aus den Judenchristen, welche die Nothwendigkeit der Gesezesbeobachtung, und namentlich der Beschneidung, zur Rechtfertigung vor Gott behaupteten, hatten auch dort sich eingeschlichen, und Spaltungen, so wie hoffährtige Ueberhebung der freyeren über die ängstlicheren waren auch hier die Folge davon gewesen. Nach dem Gruße am Eingang bezeugt der Apostel der Gemeine seine Freude und Hoffnung (C. 1, 1-11.), gibt ihnen Nachrichten von seinen Schicksalen (C. 1, 12-26.), und geht dann zu dem Hauptgegenstande seines Briefes über, der Ermahnung zum Feststehen in Chrifto und zur Eintracht, die aus Demuth hervorgehe (C. 1, 27.-C. 2, 16.). Hierauf gibt der Apostel ihnen Kunde von Timotheus und Epaphroditus, und wollte wahrscheinlich mit C. 3, 1. den Brief schließen; denn die Worte,,Uebrigens, 1. Br., freuet euch in dem Herrn!" sind der Griechische Abschiedsgruß. Aber es wurde ihm nachher noch wichtig, eine ausführliche Warnung vor den Irrlehrern aus den Judenchristen hinzuzufügen, so daß er vielleicht erst nach Vollendung des Briefes bis C. 3, 1. Nachrichten über ihr Umsichgreifen erhalten hatte. Er warnet erst vor ihrer Lehre (C. 3, 2-16.), dann vor ihrem Wandel (C. 3, 17-21.). Auch C. 4, 1-9. ist eine Art Schlußermahnung; dankbare. Liebe trieb aber den Apostel, noch der Beysteuer der Philipper ausführlich zu erwähnen (C. 4, 10-19.), und dann erst mit Segenswünschen und Grüßen zu schließen.

Aus dieser Gefangenschaft zu Rom wurde nun Paulus wahrscheinlich wieder frey, wie er denn schon von Felix und Festus wäre frey gesprochen worden, hätte jener nicht auf Geldbestechung gehofft (Apgsch. 24, 26.), und hätte dieser ihn nicht durch seine Nachgiebigkeit gegen die Juden genöthigt, an den Kaiser zu appelliren (C. 25, 9. C. 26, 32.). Ein Schüler des Paulus (Phil. 4, 3.), Clemens, Bischof von Rom, sagt, „nachdem Paulus das Evangelium gepredigt habe im Morgen- und Abendlande, und bis an das äußerste Ziel des Abendlandes gekommen sey, habe er zu Rom den Märtyrertod erlitten;" woraus wir sehen, daß er also sein früheres Vorhaben, nach Spanien zu reisen (Röm. 15, 24.), zulezt noch ausgeführt hat. Es scheint aber folgende Reihe von Ereignissen aus seinen Schriften hervorzutreten: Nach seiner Befreyung begab sich Paulus auf's Neue auf Misfionsreisen, und auf einer derselben kam er nach Creta. Nachdem er auf dieser großen Insel geraume Zeit in vielen Städten unter großem Segen das Evangelium verkündigt hatte,

reifte er von da ab, indem er den Titus mit Aufträgen zurückließ, und ging wahrschein lich über Milet, wo er Trophimus krank zurückließ (2 Tim. 4, 20.), nach Ephe. sus, von wo er den Brief an Titus schrieb. Da er Ephesus, vielleicht schon nach ganz kurzer Zeit, wieder verließ, um nach Macedonien zu reisen, blieb in jener wichs tigen Stadt und Gegend sein nächster Freund und Gehülfe, Timotheus, mit den Aufträgen des Apostels zurück; an ihn richtete er damals von irgend einem Orte auf seinem Bege unsern ersten Brief an Timotheus. Die Reise des Apostels berührte Troas (2 Tim. 4, 13.) und Corinth (2 Tim. 4, 20.); den folgenden Winter verlebte er zu Nicopolis (Tit. 3, 12.), in Epirus, Italien gegenüber; ging dann über Italien nach Spanien, und wurde bald aufs Neue, und zwar nachdem nunmehr Verfolgungen von Seiten der heidnischen Obrigkeiten begonnen hatten, gefangen genommen, und nach Rom gebracht. In dieser Zeit des Druckes, mit Aussicht auf den baldigen Märtyrertod, schrieb er den zweyten Brief an den Timotheus, die lezte seiner Schriften.

Diese drey leßten Briefe des Paulus, welche man um ihres Inhalts willen die drey Hirten oder Paftoralbriefe genannt hat, sind einander sehr ähnlich, nicht bloß in dem Gegenstande, von dem sie handeln, sondern sogar in den Ausdrücken und Wendungen; fie find nicht so frisch und lebendig, so auf alle einzelne Verhältnisse eingehend, geschrieben, als Pauli frühere Briefe. Sie zeigen uns den großen Mann Gottes von Alter, Verfolgungen und großen Anstrengungen gebeugt, mit besonders scharfem Haß gegen die Feinde des Reiches Gottes, und doch voll tieferer, innigerer Wehmuth; offenbaren aber grade in der gebrechlichen Hülle desto herrlicher den Geist des standhaften Glaubens und der innigen Liebe, der in diesem außerordentlichen Werkzeuge des Herrn wohnte. Die beiden Männer, an welche sie gerichtet sind, waren nicht Bischöfe oder Aelteste einzelner Gemeinen, sondern, wie man sie in der apostolischen Kirche nannte (f. 2 Tim. 4, 5.), Evangelisten, d. h. umherreisende Missionäre, denen der Apostel aber zugleich über ein größeres Ganze christlicher Gemeinen seine Vollmacht verlieh; also ähnlich den späteren Bischöfen. Die Aufträge, die er ihnen ertheilt, betreffen die Predigt der reinen Lehre und die Bekämpfung der Irrlehrer, die Besetzung der verschiednen Kirchenämter, und mancherley Anordnungen zur Beförderung heiliger Zucht und guter Sitte in den Gemeinen. Die Jrrlehrer, welche fie bekämpfen sollten, werden in allen drey Briefen gleichartig beschrieben. Es waren Lehrer aus den Juden (1 Tim. 1, 6. Tit. 1, 10. 14.), welche hohe Geheimnisse zu lehren vors gaben, namentlich von der Geisterwelt, ihren Abstufungen und Ordnungen (1 Tim. 1, 4. 6, 16. 2 Tim. 4, 4. Tit. 3, 9.), und sich ihrer Vernunftweisheit und Disputirkunst rühmten (1 Tim. 6, 20. 2 Tim. 2, 14. 16. 23. Tit. 1, 10. 3, 9.); streng auf das Jüdische Ritualgeseß, insbesondre die Speisegeseze hielten (1 Tim. 1, 7. Gr. Tit. 1, 17.) daneben aber wohl noch andre Abtödtungsregeln vorschrieben (1 Tim. 4, 6.), namentlich den Eheftand für etwas Unheiliges erklärten (1 Tim. 4, 3.), und, wenigstens einige von ihnen, in ihrer geistigen Deutung der Schriftlehren so weit gingen, daß fie behaupteten, die Auferstehung sey schon geschehen (2 Tim. 2, 18.); dabey waren es selbstsüchtige, geldgierige, streitliebende Menschen (1 Tim. 6, 4. 2 Tim. 8, 2. Tit. 1, 10. 3, 9.). Wir erkennen also an ihnen die selbe Art von Irrlehrern, nur ausgebildeter, wieder, welche es früher versuchten, sich in die Colossische Gemeine einzuschleichen. Es scheint, daß sie und ihr Anhang zum Theil außerhalb, zum Theil in der Mitte der chriftlichen Gemeinen selbst sich befanden; daß einzelne Häupter dieser Partey vom Apostel zwar aus der Kirchengemeinschaft verbannt worden (1 Tim. 1, 20.), das Uebel unter den Christen damit aber noch keinesweges gehoben war. Vieles, was der Apostel seinen nahen Freunden und Gehülfen über die Verwaltung ihres Amtes, über die Beseßung der Bischofs- und Dienerstellen, und über andere Gemeineangelegenheiten schreibt, war ihnen freilich zum großen Theile schon bekannt, aber theils war es ihnen wichtig, diese Ermahnungen und Vorschriften aus dem Munde eines unmittelbaren göttlichen Gesandten, welchen sie in dem Apostel ehrten, zu erhalten; theils sollten diese Briefe ihnen als Beglaubigung bey ihrer großen Vollmacht unter den christlichen Gemeinen dienen. So find diese köstlichen Hirtenbriefe entstanden, welche in das Leben der ältesten christlichen Prediger und Gemeinen uns einen so hellen Blick thun lassen, und der ewigen Wahrheiten für dieses Amt und das Gemeineleben so viele enthalten.

Der Brief an Titus ist nach Creta hin geschrieben. Diese große volkreiche Insel war in uralter Zeit wegen ihrer Bildung und ihrer weisen Geseze berühmt gewesen;

allein in späteren Zeiten wurde und blieb sie Jahrhunderte hindurch der Sit von Seeräubern und sehr wilden, kriegerischen Völkern, bis sie etwa 100 Jahre vor dem apostolischen Zeitalter von den Römern nach hartnäckigen Kämpfen erobert wurde. Mit der in Afrika gegenüberliegenden Landschaft Cyrenaica bildete die Insel Eine Provinz, und da in der großen Hauptstadt von jener, Cyrene, die Juden ein Biertel der Bevölkerung ausmachten (Marc. 15, 21. Apgsch. 2, 10. ff.), so erklärt sich daraus, woher auch in Greta so viele Juden lebten. Die Sitten und Gefinnungen von Cyrene so wohl als Creta waren im Alterthum außerordentlich verrufen; und es scheint, daß die Juden von dieser Verderbniß in hohem Grade mitergriffen waren. Der Brief beschreibt, nach dem Eingangsgruße (C. 1, 1-4.), wie die wahren Aeltesten oder Bischöfe, welche Titus einseßen sollte, beschaffen seyn müßten (C. 1, 5-9.), und schildert, nachdem er unter den Eigenschaften des Bischofs auch die erwähnt hat, daß er die Irrlehrer müsse widerlegen können, das Wesen und Treiben dieser Menschen in scharfen Zügen (C. 1, 10-16.). Jhren Menschensaßungen stellt Paulus die wahrhaft guten, Gott wohlgefälligen Werke entgegen; diese bezeichnet er erst im Einzelnen (C. 2, 1—10.), und zeigt dann, wie die Christen fie in Kraft der ihnen erschienenen heilbringenden Gnade Gottes wirken sollten (G. 2, 1115.). Darauf kehrt er zu der Lehre vom Gott gefälligen Leben zurück, der aus tiefem Verderben uns erlöst und gerecht gemacht habe aus lauter Gnade (C. 3, 1-8.). Endlich folgen dann noch einige Warnungen, Nachrichten, Ermahnungen, Grüße.

Der erste Brief an Timotheus beginnt nach dem Gruße (V. 1-2.) mit der Erinnerung an den Auftrag, die Irrlehrer in Ephesus und der Umgegend zu bekämpfen. Ihre Grübeleyen über die Engel seyen leer und nichtig, und ihre Jüdische Gesezeslehre sey nicht nur nichts Höheres, als das Christenthum, sondern das Gesetz sey grade für die groben Sünder und Uebertreter gegeben, um sie zur Erkenntniß zu bringen; die wabre rettende, seligmachende Predigt sey aber das Evangelium von Chrifto, der auch die größten. Sünder aus freyer Gnade erlösen will. Diese Lehre sey es, die Timotheus verkündigen, und bey welcher er beharren und vor allen Abwegen fich hüten solle, deren warnenden Ausgang er an zwey Irrlehrern vor Augen habe (C. 1, 3-20.). Darauf geht der Apostel zu Vorschriften über. Der Gedanke an die Erlösung aus freyer Gnade führt ihn darauf, unter den Geboten an die Gemeinen das allgemeine Gebet für alle Menschen, und namentlich auch die Obrigkeiten, die sie nicht als Feinde, sondern als Gottes Diener behandeln sollten, voranzustellen (C. 2, 1-7.). Die Männer könnten überall laut beten, sollten es aber in liebender Gesinnung und im Glauben thun; die Weiber in einfacher Tracht erscheinen, und der Schöpfung und des Falles des Weibes eingedenk in stiller Unterwürfigfeit lernen (C. 2, 8-15.). Daran schließen sich die Vorschriften für die Gemeineämter des Bischofs und der Diener (Diaconen), (C. 3, 1-13.) und für die andren Gemeines glieder. Ehe er aber zu den legteren übergeht, treten ihm die Gefahren durch die Irr lehrer vor die Augen; und die Erwähnung des Hauses Gottes, der Gemeine des Herrn, welcher Timotheus vorstehen soll, führt ihn zu dem Aussprechen dessen, was der Pfeiler und Grundstein ist, auf dem sie ruht; womit er die Irrlehren vergleicht, die schon zum Vorschein gekommen seyen, noch viel mehr aber hervorbrechen würden (C. 3, 15. 6. 4, 5.). Nach dieser kurzen Unterbrechung kehrt er wieder zu den Vorschriften zurück, die er dem Timotheus für sein Amt gibt (C. 4, 6. C. 6, 2.). Den Schluß bilden wiederholte Warnungen vor den Grübeleyen der Irrlehrer, ihrer Habsucht, den Gefahren des Reichthums (C. 6, 3-21.).

Der zweyte Brief an Timotheus läßt uns einen Blick in die lezten Lebenstage des Apostels, unmittelbar vor seinem Märtyrertode, thun. Die Christen litten da= mals unter schwerer Verfolgung, auch von den Heiden (C. 1, 8. C. 3, 3.); viele verleugneten die Wahrheit (C. 1, 15. C. 4, 10.); Paulus stand in bestimmter Erwartung seiner siegreichen Vollendung (C. 4, 6-8.). Er rühmt zuerst den Glauben des Timotheus, und ermahnt ihn zur Standhaftigkeit unter den Leiden (C. 1.); stellt ihm dann das Amt eines Predigers des Evangeliums vor die Augen, wie ein solcher gesinnt seyn, leiden und kämpfen solle (C. 2.); und ermahnt ihn, mit Hinweisung auf die steigenden Gefahren der legten Zeiten, zur Wachsamkeit, da er selbst den Lauf nun beschlossen habe (E. 3. 4, 1-8.). Dann folgen Nachrichten, Aufträge, Grüße.

Der Kaiser Nero hatte damals in seinem grausamen Wahnsinn Nom in Brand gesteckt, und um den Volksunwillen von sich abzuwenden, sich Schuldige in den allgemein

verhaßten Chriften ausgesucht; unter schrecklichen Martern wurde eine große Anzahl derselben hingerichtet, und mit ihnen, den Nachrichten späterer Schriftsteller zufolge, auch die Apostel Petrus und Paulus, von denen jener gekreuzigt, dieser, als Römischer Bürger, enthauptet wurde, im Jahre 65 oder 66.

Von dem Apostel Petrus haben wir seit der Zeit, von wo an die Apostelgeschichte über ihn schweigt (C. 15.), keine zuverlässige Nachricht, mit Ausnahme der Erzählung des Paulus von jenem Vorfall in Antiochien (Gal. 2, 12. ff.) und der Ueberlieferung von seinem Tode in Rom. Zwischen der apostolischen Versammlung in Jerusalem (Apgsch. 15.) und seinem Tode kann aber leicht eine Zeit von mehr als 15 Jahren gelegen haben. Als die von dem großen Heidenapostel; Paulus, gestifteten Gemeinen ihres „in viel Mühe und Arbeit, in viel Wachen, Hunger und Durst" für fie Sorge tragenden Aufsehers durch seine mehr als zweyjährige Gefangenschaft zu Cäsarea und die darauf folgende wohl noch längere zu Rom beraubt wurden, begannen fie ein Gegenstand liebender Fürsorge für die Apostel der Juden in Palästina zu werden. Wo Petrus damals sich aufhielt, wissen wir nicht (denn f. C. 5, 13. A.); von einem Orte Aftens aus wahrscheinlich schrieb er nicht lange nach des Paulus Gefangennehmung seinen ersten Brief, an die größtentheils von Paulus geftifteten, vorzüglich aus Heiden christen bestehenden (C. 4, 3.) Gemeinen der Halbinsel Klein Afien; ein Sendschreiben, voll desselben Feuers und der göttlich geheiligten Kraft, in welcher wir ihn nach der Ausgießung des heiligen Geistes in Jerusalem und Palästina wirken sehen. Da der Gemeinen so viele waren, an welche er schrieb, und er sie wohl nicht selbst besucht hatte, so fehlen auch, wie in Pauli Briefe an die Epheser, die beson= deren persönlichen Beziehungen; nur so viel sehen wir aus dem Briefe, daß die Klein Asiatischen Gemeinen zu der Zeit schwere Verfolgungen litten; es war dies die erste Zeit der erwachenden heidnischen Verfolgungssucht (C. 1, 6. C. 2, 19. ff. C. 3, 17. ff. C. 4, 11. ff. C. 5, 10.). Der Apostel hatte bey seinem Schreiben die doppelte Hauptabsicht: erstlich, die Christen, an welche er schrieb, durch Erweckung einer lebendigen Hoffnung zum Wachsthum in der Heiligung und zur Geduld unter den Leiden zu ermuntern; sodann, als Judenapostel ihnen zu bestätigen, daß die von dem Heidenapostel Paulus ihnen vers kündigte Lehre die wahre sey (C. 1, 25. C. 5, 12.). Zu diesem lezten Zwecke scheint Petrus mehrere Briefe des Paulus, welche damals sich wohl schon weit verbreitet hatten, gelesen zu haben, und in einigen Stellen wörtlich darauf anzuspielen, vorzüglich die Briefe an die Epheser und Coloffer (vgl Col. 3, 8. mit 1 Petr. 2, 1. Eph. 1, 3. C. 5, 21. 22. C. 6, 5. mit 1 Petr. 1, 3. C. 5, 5. C. 3, 1. C. 2, 18.); vielleicht findet auch eine ähnliche Verbindung mit dem Briefe Jacobi statt (s. unten). Nach dem Eingangsgruße (C. 1, 1. 2.) preiset der Apostel zuerst das große in Christo erschienene Heil Gottes, was über alle Leiden der Zeit erhebe, von den Propheten ersehnt und von den Engeln bewundert worden sey (C. 1, 3-12.). Dies Heil fordre sie auf zu völlig vertrauender Hingabe der Herzen und fortschreitender Heiligung, als die mit Chrifti Blut erkauft seyen; zur Reinigung, als die Wiedergeborenen; zum Wachsthum durch den Genuß des Wortes; zu gemeinschaftlicher Erbauung auf Chriftum; zu gutem Wandel unter den Heiden; zum Gehorsam gegen die Obrigkeit, die Herren, die Ehegatten, zu Bruder- und Feindesliebe (C. 1, 13. C. 3, 17.). So litt Chriftus für alle, und herrscht und lebt für Lebende und Todte, und wird bald alle richten (C. 3, 18.4, 7.); daher sollen alle wachen und die Leiden geduldig tragen (C. 4, 8-19.). Darauf folgen Ermahnungen an die Hirten, die Jüngeren und dann wieder an alle, zu Demuth, Glauben und Wachsamkeit (C. 5, 1-11.). Zulegt noch Grüße.

Der zweyte Brief des Petrus ist an die selben Gemeinen, wie der erste, aber in etwas späterer Zeit, kurz vor des Apostels Tode, geschrieben (C. 3, 1. C. 1, 14.), vorzüglich in der Abficht, um sie vor verführerischen Irrlehrern zu warnen. Diese scheinen in mancher Hinsicht mit jenen verwandt gewesen zu seyn, welche in den Hirtenbriefen des Paulus vorkommen; nur daß sie seitdem sich enger an die Claffe der grobfleischlichen Jüdischen Verführer angeschloffen hatten, und ihr Gift tiefer in das Innere der christlichen Gemeinen eingedrungen war. Wie in fenen Briefen, so erscheint auch in diesem die Thätigkeit dieser gefährlichen Menschen schon als eifrig begonnen, doch aber die Verwüstungen derselben als noch im Zunehmen begriffen. Im zweyten Capitel des Briefes bis zu Anfang des dritten ist vieles aus dem Briefe des Judas entnommen, oder spielt darauf an; ein ähnliches, doch noch näheres Verhältniß, als das des ersten Briefes zu einigen Briefen

des Paulus. Man muß also annehmen, daß der Brief des Judas schon früher an die Felben Gemeinen geschrieben worden war, und Petrus dadurch, daß er Stellen desselben aufnahm und erweiterte, ihn bestätigen, und die darin enthaltenen Ermahnungen noch fräftiger einschärfen wollte. Vielleicht eben daher, weil er seinem größten Theile nach einen schon vorhandnen Brief nur bestätigte, erhielt er in den christlichen Gemeinen die selbe Verbreitung nicht, wie der erste; daher er denn auch vielfach in der alten Kirche bezweifelt wurde. Doch sind die dem Briefe ganz eigenthümlichen Abschnitte, das erste und der größte Theil des dritten Capitels, lebendig, geistvoll und apostolisch, und ihr Inhalt dem ersten ähnlich; zu welchem Zwecke aber irgend jemand die auch, anderwärts oft vorgetragenen Lehren. dieses Briefes dem Apostel Petrus hätte unterschieben sollen, ist nicht einzusehen.

Die Briefe des Johannes find höchst wahrscheinlich Werke seines höheren Alters, und alle aus der Zeit, da er längst in Klein Afien, in und um Ephesus, lebte und wirkte. Der erste Brief ist eine Ermahnungsschrift an mehrere, dem Johannes genau bekannte, schon lange bestehende christliche Gemeinen aus den Heiden, welchen allen gewisse Gefahren des Glaubens und des Lebens gemeinsam waren. Der Brief seßt das Evangelium des Apostels (besonders C. 1, 1. ff.) als bekannt voraus, und knüpft lehrend und ermahnend an die aus demselben bekannten Wahrheiten an. Schon längst drohte den Christen dieser Gegend nicht mehr die Verführung von Seiten des grobfleischlichen Juden- und Heidenthums, sondern von jenem verfeinerten, vergeistigten Irrwesen aus, welches Paulus im Briefe an die Coloffer bekämpfte, und auch Johannes bey seinem Evangelium vor Augen hatte. Es scheint, jene ursprünglich Jüdischen Irrlehrer näherten sich darin immer mehr, auf äußerliche Weise, dem Christenthum, und wurden den schwachen Christen dadurch immer gefährlicher, daß auch sie mit Nachdruck die Lehre vom Messias und vom Worte Gottes vortrugen; aber nicht so, als ob dieses in Jesu, dem wahrhaftig Fleisch gewordnen Sohne Gottes, auf Erden erschienen wäre; es war ihnen bloß ein überirdisches Wesen, und fie zerrissen und trennten die wundervolle, persönliche Vereinigung, in welche der ewige Sohn des Vaters mit der menschlichen Natur getreten war. Mit diesem Abwege verband fich dann eine wahrscheinlich erhabener seyn sollende, in der That aber höchst leichtfertige und oberflächliche Ansicht von der Sünde: fie sahen diese nicht mehr als Uebertretung des Ge seges, als fluch- und strafwürdig, sondern als verhältnißmäßig auch dem Chriften erlaubt, als nothwendige Schwäche, an. Vielleicht schloß sich daran sogar eine Gleichgültigkeit an selbst in Bezug auf die Theilnahme am Gößendienst (C. 1, 1—3. C. 2, 18—26. C. 3, 410. C. 4, 1-3. C. 5, 1. 21.). Wie ein zärtlicher, aber zugleich ernster, strenger Vater lehrt und ermahnt der Jünger der heiligen Liebe seine Kindlein," daß sie in der Ges meinschaft mit dem Jesu, den sie von Anfang an verkündigen hören, auch fernerhin bleiben und im Lichte wandelnd, bußfertigen Sinnes seiner vergebenden Gnade sich getrösten möch ten (C. 1, 5. C. 2, 2.); daß diese Gemeinschaft mit Gott und Jesu sich aber auch in dem Halten seiner Gebote, vorzüglich der Bruderliebe, aussprechen müsse; wer die lebendige Gewißheit seiner Versöhnung durch Christum mit Gott in fich trage, der fliehe die Welt und thue Gottes Willen (C. 2, 3-17.), wozu die besonderen Gefahren der jezigen Zeit nachdrücklich aufforderten (C. 2, 18-28.). Vorzüglich aber müsse Gottes unbegreifliche Vaterliebe, die uns zu Kindern angenommen und uns verheißen hat, daß wir Ihm gleich seyn sollen, den größten Abscheu gegen jede leichtfertige Behandlung der Sünde, und den größten Eifer in dem Halten seiner Gebote, besonders der Bruderliche, erwecken (C. 3.). Daran schließt sich die ausdrückliche Warnung vor falschen Propheten und Lehrern (C. 4, 1—6.), von wo er wieder auf die Ermahnung zur Bruderliebe, die Schilderung ihres Ursprungs, die Liebe Christi zu uns und den Glauben an Ihn, zurückkommt (E. 4, 7. — C. 5, 5.). Dieser Glaube nun sey nicht grundlos; nach der prophetischen Verheißung sey der Messias erschienen mit dem Waffer der Taufe und dem Blute der Versöhnung, und der heilige Geist bekräftige diese beiden Zeugnisse; wer ihm daher nicht glaube, der mache Gott zum Lügner (C. 5, 6-12.). Zum Schluß weißt Johannes noch auf den Zweck des Briefes hin, ermahnt zu Gebet und Fürbitte, scheidet Welt und Kinder Gottes, und warnt vor den Gößen. Der zweyte und dritte Brief Johannis sind an einzelne Christen gerichtet, der zweyte an eine Frau Namens Kyria, der dritte an einen in seiner Gemeine angesehenen Mann, den Gajus, von denen wir weiter nichts wissen. Der ersteren wünscht der Apostel Glück zu dem heiligen Wandel ihrer Söhne, und meldet sich zum Besuche on; dabey ermahnt er scharf und ernst, sich von den Irrlehrern entschieden zu

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