HABEN WIR DEN ÄCHTEN SCHRIFTTEXT DER EVANGELISTEN UND APOSTEL? VON CONSTANTIN VON TISCHENDORF, DER THEOL., DER PHILOS. UND DER RECHTE D. Zu den herrlichsten Besitzthümern der gebildeten Welt gehört die Literatur des Alterthums. Was die bevorzugten Geister des menschlichen Geschlechts im hohen Alterthume geschaffen, die Weisheit Platos, der Scharfsinn des Aristoteles, die Forschungen Herodots, des Vaters der Geschichte, die erhabene Begeisterung Pindars, das ist nicht vergangen und vergessen, nein, wir besitzen's noch heute. Die grössten und mächtigsten Staaten sind untergegangen, die bedeutendsten Bauwerke und die gefeiertsten Kunstschöpfungen der alten Meister sind bis auf Ausnahmen, bis auf Ruinen feindlichen Mächten verfallen: aber was die weisesten und gelehrtesten Männer vor Jahrtausenden gedacht und geforscht und ergründet, was Homer und der König David, was viele heilige Sänger längst vor des Heilands Geburt gesungen, das halten wir noch heute in unseren Händen, das belehrt, erbaut, entzückt uns heute noch. Das ist ohne Zweifel ein beneidenswerther Vorzug. Wem ist er zu verdanken? Dem Papier und dem Schreibrohr. Fragen wir nach denen, welche diese bescheidenen Werkzeuge der Unsterblichkeit grosser Autoren gehandhabt, so haben wir vorzugsweise, wenigstens für den entscheidenden Zeitraum des ganzen Jahrtausends vor der Erfindung der 1* |