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keit wie tropfenweise leeren mußte; lasset uns von diesem allen schweigen und ausschließlich auf die Worte wie sie lauten hingerichtet den hellen Strahl des Lichts, der von denselben ausgeht, zu genießen und festzuhalten suchen. „Des Menschen Sohn muß in der Menschen Hände überantwortet werden", ein Zeder fühlt den Kern von selbst heraus. Es ist

der Heiland in der Menschen Händen

den uns dieß Wort vor Augen stellt. So lasset uns im Lichte desselben erstens die ganze Tiefe seiner Passion ermessen, und zweitens die wahre Frucht und Kraft derselben verstehen lernen.

Des Menschen Sohn muß in der Menschen Hände überantwortet werden“, die Worte lauten, wie wenn nun ein Abschnitt zu erwarten stände, welcher das öffentliche Leben des Erlösers in zwei sehr bestimmt geschiedene Hälften theile; — bisher unnahbar aller Menschen Händen, und fortan diesen Händen Preis gegeben! Das ist der Worte Klang:

es ist in Wahrheit auch ihr Sinn, wie die Geschichte ihn aufs unzweidentigste bewährt. So lange der Herr in der Kraft des heiligen Geistes die Städte und Märkte des gelobten Landes durchzog, wie war doch da die Schen so allgemein, auf irgend eine Weise Hand an ihn zu legen. Kaum hat es sich die Liebe unterstanden, den Gottestempel dieses Leibes zu berühren. Als ob sie ihn mit ihrem Liebesopfer überraschen müßte, so tritt das Weib im Hause jenes Pharisäers urplößlich und von hinten zu ihm hin, und gießt die Salbe über seine Füße aus und trocknet sie mit ihrem Haar. Nur seine Kleider zu berühren, das wünscht sich jenes kranke Weib, ihn selber anzutasten wagt sie nicht. Als eine hohe Gnade erbat man es von ihm, daß sie er den Kindern, sie zu segnen, daß er den Kranken, sie zu heilen, die Hände auf die Häupter lege. Und vollends Feindeshand? Da war's, als ob sich Gottes heilige Schaaren um ihn her gelagert hätten, und wehrlos sanken wiederholt die ausgesandten Knechte vor seiner Majestät zu Boden. So stand

es bis zu dieser Stunde: von mmm ab soll es anders seyn. Er soll der Menschen Händen übergeben werden, sie sollen Macht und Recht empfangen, nach Willkür und nach ihrem Wohlgefallen mit ihm zu verfahren, - das weissagt Christus in dem Kreise seiner Jünger; und eben dieß soll uns die ganze Tiefe seiner Passion ermessen lehren.

Man hat es nicht selten ausgesprochen, daß das Leiden des Erlösers nur dann genügend erkannt werde, wenn man seiner höheren Natur, seiner göttlichen Gestalt gedenke, und alle Schmach, mit der die Welt ihn überhäufte, vom Lichte dieses seines Abels beleuchtet anschaue. Der König, welchem der Vater die Macht über alles Fleisch gegeben habe, der sey hier der Gewalt der Menschen unterworfen; der Richter, welcher dermaleinst vor seinen Thron die Völker der Erde berufen werde, der stehe hier als Angeklagter vor dem Richterstuhl der Sünder. Aber gerade zum Zwecke des rechten Verständnisses seiner Passion lasset euch bitten, alle derartigen Gedanken zurückzudrängen. Heute wollen wir keinen andern Maßstab an den Heiland legen, als den er selbst uns an die Hand gegeben, des Menschen Sohn muß in der Menschen Hände überantwortet werden. Wir wollen einfach uns in seine Lage setzen, uns wie wir sind, um jene Herzensangst und Bangigkeit zu ahnden, die Christum kraft der ausgesprochenen Weissagung ergreifen mußte. Man braucht kein ausgesprochener und erklärter Menschenfeind zu seyn, man kann das alles dankbar im Gedächtniß tragen was man von Menschen Händen Gutes genossen hat: und dennoch möchte man um keinen Preis der Menschen Macht verfallen; selbst in die Hand des oft erprobten Freundes mag man nicht unbesorgt und voller Zuversicht sein Schicksal legen. Wenn wir rückwärts schauen auf unser zurückgelegtes Leben und an alles das gedenken, was wir verloren und erduldet, was uns mißglückt und fehlgeschlagen ist: wie wird es uns da so schwer, der Weisung zu gehorchen, „murret nicht wider einander, sondern ein Zeglicher murre wider sich und seine Sünde";

das Wort der Klage kehrt doch immer wieder seine Spite gegen Menschen, als hätten sie uns unser Lebensglück geschmälert. Und wenn wir vorwärts blicken, unsere Pläne machen, unser Ziel uns stecken, und dabei überlegen, wie mancher Berg sich erst noch ebnen, wie manches Thal sich erst noch füllen müsse, bevor die gerade Straße sich uns öffnen möge: so sind es Menschen, deren Mißgunst wir besorgen, sie werden uns im Wege stehn. Das Warnungswort des Herrn an seine Jünger: hütet euch vor den Menschen, sie werden euch allerlei Uebles thun", erfährt die allgemeinste Zustimmung; und wenn wir mit dem Sänger wünschen, daß wir erlöset aus der Hand unserer Feinde ein furchtloses Leben führen möchten: beschließt ein solcher Wunsch nicht das Bekenntniß, der Mensch sey seh doch des Menschen größter Feind? Wohlan es bleibt uns da ein hoher süßer Trost; er ruht im Glauben an den Schuß des Herrn. Haben wir es rückwärts schauend mannigfach erfahren, daß alle Menschenfeindschaft doch zu unserem Heil gedieh, und daß wir mit dem viel gekränkten Manne sagen durften, „ihr gedachtet es böse zu machen, aber Gott hat es wohl gemacht“: so haben wir dadurch auch hoffen lernen, der Herr wird unsern Fuß aus allen Neßen unserer Widersacher befreien, und alle Verwickelungen des Lebens, welche sie hervorbringen, zu seinem Ruhm und unserem Heile ausschlagen lassen. Wir wissen uns unter dem Schirme des Höchsten und unter dem Schatten des Allmächtigen, unsere Zuversicht ist unter seinen Flügeln; und so steht uns die Frage zu: wovor sollten wir uns fürchten und wovor sollte uns grauen? was können uns Menschen thun? Wohl ist es schrecklich, in die Hände des lebendigen Gottes zu fallen, er ist gleich einem verzehrenden Feuer und läßt sich nicht spotten; wohl steht geschrieben: fürchtet euch nicht vor Denen, die nur den Leib tödten, darnach aber weiter nichts thun können, sondern fürchtet euch vor dem, der nachdem er getödtet hat auch Macht hat, in die Hölle zu wer fen; - und doch, und doch, wir wollen uns viel lieber dieser

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gewaltigen gerechten Gotteshand anheimgeben, als in der unbeschränkten Macht der Menschen stehen, und um keinen Preis möchten wir den Gedanken missen, daß unser Leben und Ster ben, und was uns irgendwie begegnen mag, in unseres Gottes Rathschluß ruht. Wohlan was der Geringste unter uns befennen darf, - dort oben wacht ein Auge über mich, seinen Engeln hat der Herr Befehl gegeben, daß sie mich behüten auf meinen Wegen: das also soll fortan vom eingeborenen Sohn des Vaters nicht mehr gelten. Zwar dabei bleibt es ohne Wandel, der Vater läßt mich nicht allein, denn ich thue was ihm wohlgefällig ist; ich bin nicht allein, sondern der Bater ist bei mir"; zwar seines Vaters Liebe fühlt er unverändert und nie kann die Empfindung seines Wohlgefallens ihm entschwinden: nur aber seinem Schuß ist er entnommen. „Dieß ist eure Stunde und die Macht der Finsterniß." Gott schweigt, die Menschen reden; Gett ruht, die Menschen handeln; Gott sicht mit eingezogenem Arm darcin und läßt dem Menschenwillen freien Raum. Er setzt kein Maß, bestimmt kein Ziel; hier heißt es nicht, bis hierher sollst du kommen und nicht weiter; er spricht kein mächtiges Verstumme zu den aufgeregten Wogen, er fesselt nicht die wild entbrannten Leidenschaften. Gott hat der Welt den Sohn gegeben: sie kann mit ihrem Eigenthume nach Gefallen schalten. Und Jesus weiß, was in den Menschen ist. Wenn keine Schranke sie beengt und kein Verbot dem inneren Triebe wehrt, so wird er bald ein Fluch der Welt und ein Fegopfer aller Leute seyn; der Menschen Händen übergeben werden, seht da den vollen Grund zur Klage: mich hat umringt der Bösen Rotte, mich hat umgeben. Leiden ohne Zahl!

Aber wohlan, welch' eine trübe Zukunft sich immer dem Auge Christi erschließen mochte, dafern er aus des Vaters Händen in die Gewalt der Menschen überginge, — kann das uns lehren, seine Passion in ihrer Tiefe zu ermessen? vermag uns das die Vangigkeit zu deuten, von welcher er das eigene

Zeugniß giebt: ich muß mich noch taufen lassen mit einer Taufe, und wie ist mir so bange, bis daß es alles vollendet werde! Und wenn die arge Willkühr sich an ihm erschöpfte, wenn sich die Dornen scharf in seine Schläfe drückten, ja wenn die Geißel seinen Rücken blutig schlug, die Roheit ihm die Wangen raufte: das alles läßt das Leiden des Erlösers nicht als so völlig beispiellos erscheinen, daß man die Frage, „schauet doch und sehet, ob auch ein Schmerz sey, wie mein Schmerz, der mich getroffen hat," mit vollster Ueberzeugung bejahen müßte. Allerdings es ist ein großes, schweres Wort, das im Triumphgesange Assaphs steht: du leitest mich nach deinem Rath, und nimmst mich endlich mit Ehren an; wenn ich dich nur habe, so frage ich nichts nach Himmel und Erde, und wenn mir gleich Leib und Seele verschmachtet, so bist du, Gott, allezeit meines Herzens Trost und mein Theil. Aber kann man daran seinen Zweifel haben, ob es je ein Frommer mit unbedingter innerer Wahrheit dem Sänger nachgesprochen habe: im Munde Dessen, der vom Vater gekommen war, und welcher wußte, daß er wieder zu dem Vater ging, in Seinem Munde kann es uns so groß, so schwer nicht dünken. Die ganze Fülle ausgesuchter Schmerzen, die von der fesselfreien Hand der Menschen zu erwarten stand, beschließt mithin den eigentlichen Stachel seiner Passion noch nicht. Aber richten wir auf das Wort der Weissagung ein schärferes Auge, so fällt auch in der That von ihr ein anderes helles Licht auf diese Frage. Des Menschen Sohn muß in der Menschen Hände überantwortet werden. In der Menschen Hände! Welcher Menschen? Man nennt die Hand der Pharisäer und der Schriftgelehrten, die längst mit schwer verhaltenem Haß den Schritten Christi nachgegangen waren; man heißt uns an die Tücke eines Caiphas gedenken, den Fanatismus einer tief verlegten Priesterschaft erwägen; man weist uns auf die rohe Wuth einer erhigten Menge, auf die Härte eines heidnischen Gerichtshofs, auch auf die willigen Hände einer feilen Dienerschaft. So spricht man, weil die weitere Entwickelung

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