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der Geschichte offenbar vor Augen liegt. Doch in den Worten, wie sie lauten, ist von dem allen nichts enthalten. Da heißt es einfach, in der Menschen Hände werde Jesus übergeben werden. Von keiner einzelnen Person, nicht von bestimmten Klassen oder Ständen, von keiner schon vorhandenen Parthei, nein, von den Menschen überhaupt ist hier die Rede; in dieser unbeschränkten Allgemeinheit liegt nicht nur die erschütternde Gewalt der Worte, sondern auf ihr beruht zugleich ihre lehrhafte Kraft. Der Heiland stellt sich allen Menschen gegenüber; er spricht, als würde sich die ganze Welt wie Ein Mann wider ihn erheben, als eine große fest in sich geschlossene Parthei. Er weiß, daß alles, was bisher einander feindlich gegenüber stand, getrennt durch manche weite Kluft, bald durch das Band gemeinschaftlicher Abneigung gegen Ihn vereinigt werden, daß alle Welt mit Einem Munde sprechen würde: weg, weg mit Dem, wir wollen nicht, daß Dieser über uns herrsche. So weissagt er: so hat der Ausgang es bewährt. Die Menschen, ja sie alle sind wider den Gesalbten Gottes aufgetreten.,,Er wartet, ob es Jemand jammere, aber da ist Niemand; und auf Tröster, aber er findet Keinen; sie alle schauen und sehen ihre Lust an ihm.“ Uns täuschen nicht die Thränen jener Weiber, das war ein weichliches, werthloses Mitgefühl; uns irrt nicht des Pilatus Zögern, die Lauheit wiegt nicht leichter als der Haß; ja uns bestechen nicht der Jünger Schwüre, sie meinen auch was menschlich, nicht was göttlich ist, sie lassen ihn allein zur Stunde der Entscheidung und gehen alle in das Jhre. So läßt sich keine Hand entdecken, die völlig rein an diesem Blute gewesen wäre; und irgend Etwas, den höheren oder niederen Grad wird einst das Auge Dessen, der da recht richtet, bestimmen ja irgend Etwas hat ein Jeder, der mit dem Heiland in Berührung trat, zu seinem Kreuze beigetragen. Es war umsonst, die Hand zu waschen, kein Wasser konnte diese Flecken tilgen; und der Mann, der es öffentlich vor allem Volk versuchte, blieb doch in gleicher Schuld mit dem empörten Hau

fen, der wie mit Einem Munde sprach: sein Blut komme über uns und über unsere Kinder. „Ihr habt den Fürsten des Lebens gekreuzigt:" so tönt daher die Predigt des Apostels laut in die ganze Welt hinein. Und eben dieß, daß der Erlöser hier die That der Menschen, der ganzen wider ihn vereinten Welt erleidet: das nennen wir den Nerv und Stachel seiner Passion, und das wird uns in ihre Tiefe blicken lehren. Mit der Frage lasset uns beginnen, worauf wir doch zu schließen pflegen, wenn Alle wider Einen sind, wenn der einmüthige Beschluß gefaßt wird, er müsse jedenfalls aus ihrem Kreise ausgeschlossen werden? Ein solcher allgemeiner Widerwille kann nie bloß in den Aeußerungen seines Lebens wurzeln; das, was er sagt, das, was er thut, vermag ihm solchen ungetheilen Haß nicht einzutragen. Man sagt, die Lehre Christi habe ihm allmählig alle Herzen in dem Volk entfremdet: so ist es nicht, so kann's nicht seyn. Die Einen mochten immer sprechen: was hört ihr ihm zu? er ist von Sinnen; doch hat es nie an Anderen gefehlt, die sich verwunderten über seine holdseligen Worte, die sich entsetzten über seine gewaltige Lehre und das Bekenntniß ablegten, das sehen nicht Reden eines Besessenen. Ein Mensch kann nie so Flaches und so Thörichtes sagen, daß es nicht bei so manchen. seichten Thoren hohen Beifall finde; und niemals kann ein Mensch so Tiefes bieten, daß nicht die Weisheit von etlichen ihrer Kinder gerechtfertigt würde. Die bloße Lehre kann nicht Gegenstand des allgemeinen Widerwillens seyn. Man sagt, die Werke Jesu hätten aller Welt mißfallen: so ist es nicht, so kann's nicht seyn. Da sprach die Stimme der Verleumdung wohl, er treibe die Teufel durch den Obersten der Teufel aus, doch sie erfuhr sofort den Widerspruch der Frage, ob auch der Teufel Blinden ihre Augen pflege aufzuthun; um eines Werkes willen duldet nie ein Mensch den Abscheu Aller. So bleibt nur Eine Deutung übrig: der Haß, in welchem Alle wider Einen sich vereinigen, muß die Person desselben treffen und gegen ihr wahres innerstes Wesen gerichtet seyn. Und

war mithin der Heiland Allen widerwärtig: so ist es denn der Heilige Gottes, gegen welchen dieser Unmuth ent

Daß sich aber seine Passion nur so erklären läßt, daß er in diesem Sinne das Widersprechen der Sünder erduldet hat, sehet da den wahren Kern seines Leidens, mit welchem sich kein anderer Schmerz vergleichen läßt. Gedenken wir an unsere eigenen Erfahrungen. Wir haben alle unsere schwachen Stellen, an welchen wir in eigenthümlich hohem Grade verlegbar sind. Der Eine hält mit sonderlichem Erust auf seine Ehre und ihre Kränkung weckt in ihm die bitterste Empfindung, der Andere kann es nicht verwinden, wenn man die Ruhe und den Frieden seines Hauses stört; der Eine kann den Tadel nicht ertragen, den seine Thätigkeit erfährt, der Andere mag es nicht verschmerzen, wenn man in seine Fähigkeiten. Zweifel sett. Indeß das alles rigt zuletzt doch nur die Haut, und später mag man selbst darüber stauen, daß solche leichten. Streiche uns so trübe stimmen konnten. Doch was das innerste Heiligthum unserer Person berührt, das geht uns einem scharfen Schwerdte gleich durch unsere Seele und schlägt uns tiefe schwere Wunden. Gerade in dem Maße, in welchem wir aufhören, mit gereizter Empfindlichkeit jene leichteren Verletzungen aufzunehmen, steigert sich der Schmerz über die Kränkungen unserer persönlichen Würde; und je leichter es dem edleren Gemüthe wird, die einen zu verwinden, um so unmöglicher ist es ihm, über die andern gleichmüthig hinwegzusehen. Ist doch auch alles das, was uns von Menschenhänden Trübes widerfährt, sofern es nur besondere Seiten unseres Lebens angeht, schon an sich selbst so angethan, daß es in einem groß und weit gewordenen Herzen keine eigentliche Macht gewinnen kann; von selbst stumpft sich der Stachel ab, es bleibt dem Herzen kaum einmal die Zeit, sich der Betrübniß hinzugeben. Hätte sich der Widerwille gegen Christum mur auf seine Werke gegründet: unmittelbar hätte ihn eine Verwunderung über die Thorheit überkommen müssen, welche die guten und vollkommenen Gaben

des heilenden Arztes, des hülfreichen Frembes verschmäht; „Það habe ich tir gethan, mein Belk, bas sage mir“; „afir, bas ich euch liebe, seid ihr wider mich"; me dieß Erstaunen würde ganz von selbst dem Schmerze seine Sripe abgebrochen haben, und wäre umgeschlagen in vas tiefste Mitleid mit den Theren. Over hätte nur die Predigt des Erlösers den allge meinen Unmuth gegen ihn hervorgebracht: so würde ihn ein Unwille über den Eigensinn ergriffen haben, welcher das Ueberjabrte und Abgelebte dem Neuen und Wahrbaftigen verzieht, welcher das falsche Geschmeide bewahrt und die köstliche Perle mit Füßen tritt, welcher der lebendigen Quelle vorbeigeht und fortfährt, sich löchrichte Brunnen zu graben; und unmittelbar hätte dieser Unwille die Wucht des Kreuzes wesentlich gemäßigt. Aber alle diese begütigenden und beschwichtigenden Gedanken mußten da hinwegfallen, wo das Heiligthum seiner Person, wo Er selbst, der Heilige Gottes, der Gegenstand des allgemeinen Hasses war. Hier war kein Grund, sich zu verwundern, es ging ja alles so natürlich zu; er meinte das was göttlich ist, sie wollten das was irdisch ist. Hier war auch keine Ursache zum Unwillen, denn wie sie einmal waren, konnten sie nicht anders, sie mußten ihn aus ihren Grenzen weisen, der Trieb der Selbsterhaltung drängte sie dazu. So galt es denn, den Schmerz in seiner ganzen Reinheit zu durchkosten, den Haß zu tragen und zu dulden, zu welchem sich der Widerwille der ge sammten Welt gegen die leibhaftig erschienene Heiligkeit zusam menschloß. Dieß ist der Kelch, den Er allein getrunken, und dieß die Taufe, welche Niemand außer ihm erfahren, von der es nur ein schwaches Nachbild ist, wenn auch die Zünger von dem Herzog ihrer Seligkeit, der diesen Tod von Gottes Gnaden für sie alle duldet, die Eröffnung hören: meinen Kelch sollt ihr trinken, und mit der Taufe, damit ich getauft werde, sollt auch ihr getauft werden. Die Stunde schlägt, wo ihn der Vater in der Menschen Hände übergiebt: und in dem Augenblicke, wo die Welt die volle Freiheit der Bewegung und der LebensSteinmeyer, Beiträge 1. 2te Aufl.

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äußerung empfängt, da gehen die wilden Wogen ihrer Sünde ihm an seine Seele; nichts hält sie auf, nichts kann ihn wider sie beschüßen, — wie Sein Schmerz ist kein anderer Schmerz; kein Mensch vermag ihn mitzufühlen, doch kann man seine Tiefe ahnden, und eben das ist der Gewinn, welchen die heutige Weißagung uns einträgt.

Aber wir haben bisher nur die Eine Seite ihrer lehrreichen Kraft erwogen. Die Worte, wie sie lauten, weisen von selbst auf eine zweite hin. Sie gehen ja nicht in dem Tone der bloßen Vorherverkündigung, sondern wenn sich ihr prophetischer Gehalt mit dem Ausdrucke der unerläßlichen Nothwendigkeit verbindet, ́so müssen wir für sie den Anspruch erheben, daß sie uns auch die Frucht verstehen lehren, die von dem Leiden des Erlösers ausging. Des Menschen Sohn muß in der Menschen Hände überantwortet werden, auf diesem Einen scharf betonten Worte lasset uns fortan beruhen. Aber wenn wir demselben zweitens unsere Andacht zuwenden, so mögen wir zuvor den Sinn bestimmt bezeichnen, in welchem wir euch zu der Betrachtung dieser Seite des Abschnitts einladen. Es kann nicht die Absicht seyn, in demselben nach Aufschlüssen über das große Geheimniß zu forschen, welches von der Welt her verborgen war, und etwa eine Antwort auf die Frage zu versuchen, wie doch der Herr in seinem Blute der Gnadenthron geworden sey, um deffentwillen der gerechte Gott den ungerechten Menschen von der Schuld entbinde. Die Schrift hat solches lediglich dem Glauben dargeboten, nie will, nie mag sie hier den Schleier lüften; in dieses Licht, welches auch die Engel zu schauen gelüstet, vermag des Menschen Auge nicht zu dringen. Es ist ein anderes Räthsel, zu dessen Lösung uns die Worte dienen sollen. Der Herr hat in den Tagen seiner Auferstehung den Jüngern wiederholt gesagt: also mußte Christus leiden und auferstehen von den Todten am dritten Tage, und predigen laffen in seinem Namen Buße und Vergebung der Sünden unter allen Völkern. Bezeichnet er diese Predigt, nicht so

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