ÀҾ˹éÒ˹ѧÊ×Í
PDF
ePub

seyn um seine überirdische Majestät gehabt und ausgesprochen hätte, als in der Stunde seines hohenpriesterlichen Betens. Wie doch da seine Lippen von den Aeußerungen eines königlichen Selbstgefühls überströmen; wie er sich da geheiliget und geschieden weiß von der ganzen Welt und von Allen, die je in diese Welt kommen! Aber ist es nicht doppelt bedeutsam, daß er sich eben in diesem Zusammenhange mit der ganzen Demuth und Sanftmuth des Menschensohnes auf eine Linie mit den Menschen stellt, die ihm der Vater von der Welt gegeben hatte? „Sie sind nicht von der Welt, wie denn auch ich nicht von der Welt bin. Gleich wie du mich gesendet hast in die Welt, so sende ich sie auch in die Welt;" und vor allem das Wunderwort: Ich habe ihnen gegeben die Herrlichkeit, die du mir gegeben hast, daß sie eins seyen, gleich wie wir eins sind, ich in ihnen, und du in mir, auf daß sie vollkommen sehen in Eins und du sie liebest, gleichwie du mich liebest. Dieser Versicherung gegenüber hilft kein Deuten, bleibt kein Zweifel; der Herr hat sie wahrhaftig zu Genossen seiner Herrlichkeit erhoben und die gähnende Kluft zwischen Sich und ihnen ausgefüllt. Sie müssen noch immer geheiliget werden in der Wahrheit; sie müssen noch immer erhalten werden in seinem Namen; es ist auch noch nicht erschienen was sie seyn werden; aber wir wissen, so sagt der Apostel, wenn es erscheinen wird, daß wir ihm gleich seyn werden, denn wir werden ihn sehen wie er ist; und das ist je gewißlich wahr, so spricht ein anderer Apostel, daß wir mit herrschen werden, so wir mit geduldet haben; ja das stellt er als seine Hoffnung hin, Er werde unseren nichtigen Leib verklären zur Aehnlichkeit mit seinem verklärten Leibe, nach der Wirkung, damit er auch alle Dinge ihm unterthänig machen fann. Und wenn Paulus predigen darf: welche Gott zuvor versehen, die hat er auch verordnet, daß sie gleich seyn sollen dem Ebenbilde seines Sohnes, so steht ihm der schöne Schluß wohl an, daß also Christus sey der Erstgeborene unter vielen Brüdern; und der Brudername verliert seinen auffälligen

Klang. Ach es ist wahrlich kein gutes Zeichen, wenn das heutige Wort des Apostels uns so gar schwer einleuchten, uns so gar nicht geläufig werden will. Bilden wir uns nur nicht ein, daß eine gründliche und heilsame Selbsterniedrigung die wahre Ursache sey; der eigentliche Grund gereicht uns nimmer zur Ehre. Meinen wir, das seh die schriftmäßige Ansicht von der menschlichen Natur, als wäre sie aus Schwächen und Thorheiten und Irrthümern zusammengesezt? Meinen wir der Wahrheit einen Dienst zu leisten, wenn wir ihren hohen Adel lengnen? Finden wir es vollends in der Ordnung, daß der Christ, den die Schrift eine neue Creatur nennt, nur andere Anschauungen und Erkenntnisse gewonnen habe, daß es aber sonst ein ebenso armseliges Wesen mit ihm sey, wie ehedem, daß er nach wie vor unterworfen bleibe der Eitelkeit? Darauf dürft ihr rechnen, je mehr ein Mensch die Kräfte der zukünftigen Welt geschmeckt, und je deutlicheres Zeugniß ihm der Geist gegeben hat, daß er ein Gotteskind sey, desto verständlicher tönt ihm der Brudername entgegen, den ihm sein Heiland ertheilt; und welche demüthige Empfindungen er auch in ihm wecken mag, - daß es der rechte Name sey, begreift er wohl.

Wir haben die Rechtfertigung des Ausdruckes durch den Apostel vernommen. Es ist allerdings nicht seine ausdrücklich ausgesprochene Absicht, uns davon zu überzeugen, wie wenig er mit demselben die erhabene Würde Christi verlege; aber an Andeutungen hat er es nicht fehlen lassen, daß diese Gefahr in keiner Weise drohe. Richten wir unser Auge vorzüglich auf Einen Ausdruck hin, welcher jeden Schein der Anmaßung zer stören wird. Als Herzog wird der Heiland bezeichnet. Des Wortes Deutung ist sehr leicht. Das will es zuerst sagen, in Ihm seh ursprünglich, von Ewigkeit her, wir können sagen von Natur gewesen, was uns Anderen nur zuertheilt, nur aus Gnaden, wider Verdienst und Würdigkeit gegeben werden könne. Wir nennen uns Kinder Gottes, aber jedenfalls sind wir's doch erst geworden, vielleicht gar spät und gewiß durch manche

Verirrungen und Verwickelungen hindurch. Du bist mein Sohn, heute habe ich Dich gezeuget;",,du bist mein lieber Sohn, an welchem ich Wohlgefallen habe," das gilt von dem Einen, der deßhalb allein der Eingeberene heißt. Wir nennen uns Mitgenossen der Herrlichkeit Christi; — ach, auch sie haben wir erst empfangen, die wir sonst, der Eitelkeit dahingegeben, in Gefahr standen, zu vergehen, wenn die Welt vergeht mit ihrer Lust. Daß er vor aller Creatur die Herrlichkeit des Vaters besessen habe, gilt nur von dem, der dieß ausdrücklich als sonderliches Zeugniß der ewigen Vaterliebe gepriesen hat. Aber die Ursprünglichkeit des Besigthums erschöpft den Begriff des Herzogs noch nicht. Der Herzog führt; er führt in Kampf und Streit; er führt durch Kampf zum Sieg, vom Sieg zur Siegerkrone. Er führt, so sagt unser Apostel, die Kinder zu der Herrlichkeit; er heiliget Alle, die geheiligt werden. Was wir sind und haben, was wir werden und erhoffen, das geht alles durch die Hand des einigen Mittlers. Wer hat uns beigelegt die gute Beilage der Gotteskindschaft? So viele ihn aufnahmen," so steht geschrieben, denen gab er Macht, Gottes Kinder zu werden, die an seinen Namen glauben;" und der Geist, der diesen Namen rechtfertigt, ist kein anderer, als der von Jesu Leibe quillt. Der Vater hat euch lieb, so spricht der Herr, aber darum allein, weil ihr mich liebt und glaubet, daß ich von Gott ausgegangen bin. Wir haben einen Antheil an der Herrlichkeit; aber sehet, es war seine Bitte, es war sein Wille; „Vater, ich will, daß sie meine Herrlichkeit sehen, die du mir gegeben hast." Und worin anders kann sie stehen, als daß sich in uns spiegele die Klarheit von seinem Angesichte und wir verklärt werden in dasselbige Bild! Nichts ohne ihn, alles durch ihn. Was in dieser neuen Schöpfung geschieht, davon gilt in erhöhetem Maßstabe: alle Dinge sind durch ihn gemacht und ohne ihn ist nichts gemacht, was gemacht ist. Zn ihm ist das Leben, und das Leben ist das Licht der Welt. So kann die Gleichheit zwischen dem Herzog

und dem Heere, zwischen dem Hirten und der Heerde seine Hoheit nie verdunkeln. Er bleibt doch einiger Herzog und einiger Hirt. Quell bleibt Quell und Born bleibt Born, wie frisch und klar und hell auch sey, was man aus demselbigen geschöpft hat; und wie nahe die Verklärten, sey's in der Zeit, sey's in der Ewigkeit seiner Klarheit kommen, dennoch macht sich das Gebet von selbst: nicht uns, Herr, nicht uns, sondern deinem Namen gieb Preis und Ehre um deiner Gnade und Wahrheit willen. Ja um ihretwillen! Es ist unser Apostel selbst, welcher durch die ausdrücklichste Betonung der wirklichen und wahrhaftigen Bruderschaft des Herrn nicht nur die sich von selbst verstehende Gnade hindurchschimmern läßt, die uns zur Kindschaft berufen und an der Herrlichkeit Antheil gegeben hat, sondern der auch jene eigenthümliche, mit der Wahrheit zusammenfallende Gnade gedeutet hat, die den Brudernamen in Kraft und Geltung erhält. Er schämt sich nicht, so heißt es, uns Brüder zu nennen. Ach an Gründen und Veranlassungen zu solcher Scham würde es nimmer gebrechen. Aber eben das ist seine Gnade, daß er absieht von dem gegenwärtigen Zustande der Kinder, daß er den zukünftigen und bleibenden in Langmuth erwartet und mit prophetischem Blicke erfaßt, gleichwie wir selbst ihn im Glauben vorwegnehmen. Gott schämt sich nicht, so sagt der Apostel an einem andern Orte, uns Kinder zu heißen, weil er uns eine ewige Stadt bereitet hat, weil ihm nicht die mit der Schwachheit Ringenden, sondern die zur Vollendung Hindurchgedrungenen vor Augen stehen; so schämt sich der Heiland nicht, uns Brüder zu nennen, weil er uns schaut, wie wir seyn werden, wenn es wird erschienen seyn am Tage seiner Offenbarung.

Es soll mehr als eine bloße Probe für die Richtigkeit der gewonnenen Anschauungen seyn, wenn wir zweitens nach dem Ausdrucke fragen, welchen die brüderliche Stellung des Herrn zu uns im christlichen Leben finden mag. Die Herzensstimmung, in die das Wort des Textes uns nothwendig ver

setzen muß, wird nicht nur ein weiteres lehrreiches Licht über die Sache selbst verbreiten, sondern sich zugleich auch als kräftigen Antrieb erweisen, daß wir uns strecken nach dem was vorne ist. Brüder nennt uns der Herr, aber er hört darum nicht auf, unser König zu seyn; -Bruder und König zugleich. Fragt ihr, welch' eine Stellung uns gezieme diesem Bruder und König gegenüber, ihr lasset die Antwort gelten: Vertrauen ohne Vermessenheit. Wie ist sie doch so selten, die schöne Mischung von herzlicher Zuversicht und tiefer Ehrerbietung! Wir meinen die Mischung, nicht beides nebeneinander, nicht eins auf Kosten des anderen. Meistens betreffen wir uns auf Uebergriffen, es seh nach der einen, es seh nach der anderen Seite hin. Wir strafen und warnen, wir lehren und ermahnen uns wohl; aber schon das ist kein gutes Zeichen, wenn auf dem Wege der Regel und Anweisung, wenn vermittelst eines sorg samen Abwägens dasjenige zu Stande kommen soll, was nur als lebendiger Abdruck des Glaubens an den Einen denkbar ist, welcher, Bruder und König zugleich, niemals bald die eine, bald die andere Seite hervorkehrt. Brüder nennt uns der Herr; nicht wahr, da macht sich das Vertrauen von selbst! Wir haben von Kind auf gelernt, daß wir Gott sollen über alle Dinge vertrauen, und daß der Vertrauende dem Baume gleiche, der an Wasserbächen gepflanzt ist; aber mit dem Heraustreten aus dem Kindesalter fiel meistens das Erschlaffen des Vertrauens zusammen. Nachdem uns Gott als der König aller Könige, wohnend in dem unnahbaren Lichte, nachdem wir selbst uns als abgefallene Kinder bewußt geworden sind, konnte die Zuversicht nur dadurch wieder erwachen, daß das Göttliche uns menschlich nahe trat, daß der König uns als Bruder begegnete. Da fiel die Scheidewand, da vermochten wir es zu durchleben, was der Apostel sagt: Christus, der Versuchte, hat gelernt, Mitleid mit unserer Schwachheit zu tragen; darum lasset uns denn hinzutreten mit Freudigkeit zu seinem Gnadenstuhle, auf daß wir Barmherzigkeit empfangen und Gnade finden zu der Zeit, wenn

« ¡è͹˹éÒ´Óà¹Ô¹¡ÒõèÍ
 »