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Säuglinge in Bethlehem ging, der in Rama Rahels Geschrei hervorgerufen, und vor dessen Mordstrahl das heilige Kind gen Egypten geflüchtet wurde. Er zitterte auf seinem Thron, als wäre ein David geboren, der seiner Krone Gefahr drohete. Von solcher Furcht wußte der Herodes nichts, von dem wir heute hören. Denn dieser leidende und mißhandelte Jesus erschien ihm nicht nach Art eines gefährlichen Nebenbuhlers. Aber es fragt sich, vor welchem Bilde wir uns mehr zu entsehen haben, vor dem des Tyrannen, den der Blutdurst und die seige Furcht getrieben, oder vor der Erscheinung dieses Königes, der eines ungleich schwereren Vorwurfs schuldig ist. Es dünkt euch vielleicht, sein Gehaben lasse sich mit der Handlungsweise eines Pilatus nicht vergleichen; hier nur ernste Gespräche, dort eitle und findische Fragen; hier eine ehrenhafte Behandlung, dort Schimpf und Spott; hier Ernst, Sorge, Verlegenheit, dort Leichtfertigkeit und kein unruhiger Augenblick; hier wenigstens Spuren eines gewissen Seelenadels, dort nichts, was an die Würde eines Israeliten, eines Mannes, den Gott zum König über sein Volk gesetzt hatte, erinnern möchte. Aber eben das erachten wir für das Lehrreiche und Erschütternde unserer Erzählung, daß sie. den Nachweis führt, wie es reine Zufälligkeiten sehen, welche die Verschiedenheit zwischen der Erscheinung und den Erweisungen in diesem zwiefachen Bilde bedingen, während im Wesentlichen kein Unterschied ist; daß sie ein wirksames Warnungsexempel sowohl von der entsetzlichen Gefahr, als auch von der unbedingten Verwerflichkeit der Lauheit darbietet.

Da aber Herodes Jesum sahe, heißt es, da ward er sehr froh, er hätte ihn längst gern gesehen, denn er hatte viel von ihm gehört und hoffte, er würde ein Zeichen von ihm sehen; und er fragte ihn mancherlei, Er aber antwortete ihm nichts. Wir sind Zeugen davon gewesen, wie Pilatus den Herrn zu seinen Zwecken benutzt, eine ähnliche Benutzung liegt auch hier zu Tage. Ein Zeichen will er sehen, auf mancherlei Fragen wünscht er eine Antwort. Allerdings, Jesus hat sich in

ähnlicher Weise mit aller Willigkeit benußen lassen. Wir haben nicht Ein Beispiel, wo Jemand vergeblich in der Stunde der Noth seine wunderthätige Macht gesucht hätte. Noch weniger können wir einen Fall ersinnen, wo er die Antwort auf Fragen versagt, die ein nach Wahrheit dürftendes Gemüth der Weisheit aus der Höhe vorgelegt hatte. Aber merket auf die Quelle, daraus Herodis Wunsch geflossen war. Stand er nicht unendlich tief selbst unter jenem Begehren der Pharifäer, da sie ein Zeichen vom Himmel verlangten? Einen Antheil wenigstens an dieser Forderung hatte doch das Bedürfniß, über seine göttliche Sendung gewiß zu werden. Herodes benußt ihn nur zur Kurzweil und Narrentheiding. Als hätte er einen Gaukler vor sich, der mit seinen Künsten unterhalten kann; als sollte ein Schauspiel aufgeführt werden, woran die Heiterkeit der Zuschauer sich erfrischen mag; einmal Etwas neues, das man nicht alle Tage sieht, und was dem übersättigten Könige eine willkommene Unterbrechung der Langenweile gewährt hätte. Zu sehen empfängt er nichts; er will's versuchen mit dem Hören. Der Evangelist hat uns jene mancherlei Fragen nicht aufgezeichnet, von denen er sagt, daß Herodes sie Jesu vorgelegt. Wir freuen uns darüber; er wollte die heiligen Blätter mit diesem Unrath nicht beflecken, welcher gewiß zu allen Zeiten der Frechheit und Spottlust Anregung und Befriedigung gegeben haben würde. Selbst dem Christen, der sich mit Abscheu davon abwendet, ist es gut und heilsam, wenn er nicht weiß, was die schandbare Phantasie der Gotteslästerer ersonnen hat. Nicht nur, daß es ihn verlegt und stört, es hat den eigenthümlichen Fluch, daß es mit besonderer Zähigkeit im Gedächtniß haftet, und daß die unwillkürliche Erinnerung daran die heiligsten Stunden entweihen kann. Wir können aber die Natur dieser Fragen ahnden. Die Schrift giebt uns ein Beispiel, welches nahe an die Lästernngen grenzen wird, die wir in dem Munde eines Herodes vorausseßen dürfen. Da wollten die Sadduzäer Christum, den Zeugen des ewigen Lebens, in Verlegenheit seßen, und forschten

von ihm spottender Weise: wessen doch das Weib in der Auferstehung seyn werde, die auf Erden sieben Männern angehörte. Und wer sich daran noch erinnert, welche Fragen vor wenigen Jahren in aller Spötter Munde waren, eher denn der Haß gegen die Wahrheit des ewigen Gottes in den bürgerlichen Unruhen eine Ableitung gefunden hatte, Fragen, die entweder lächerliche Zugeständnisse, oder das Bekenntniß abnöthigen sollten, daß das göttliche Wort doch nicht allerwege vereinbar seh mit vernünftiger Erwägung, der wird sich sofort auf dem traurigen Gebiete unserer Erzählung zurecht finden können. Aber er wird zugleich auch den Schmerz ermessen, welcher das Herz Jesu in diesem Augenblicke durchging. Schon uns empört es, wenn unseres Glaubens Gegenstand und Zuhalt zur Kurzweil gemißbraucht wird: was sollen wir bei Ihm voraussetzen, dessen Liebe es nicht ohne das tiefste Weh mit ansehen konnte, wie eine kindische, muthwillige Hand mit dem scharfen Messer spielt, damit es sich unausbleiblich zum Tode verwunden muß, und dessen prophetisches Auge sich hier eine Anwendung des drohenden. Wortes vorbereiten sah: wehe euch, die ihr lachet, ihr werdet heulen und schreien. Wir fügen vielleicht mit Einem Munde hinzu, daß solch ein Gehaben dem Pilatus geradezu würde unmöglich geworden seyn, daß er solches nimmer über sein Herz hätte bringen können. Wie? Nicht über sein Herz? Das weiß ich doch nicht! Gewiß, seine Lippen hätten sich zu derartigen Fragen nie geöffnet, aber sein Herz hat ihn auf keinen Fall vor gleicher Verfündigung bewahrt. Es giebt ein Maß von Bildung, dem jeder Scherz und Narrentheiding zuwider und verächtlich ist; kein Gebildeter wird sich einer eigentlichen Gemeinheit schuldig machen, noch weniger wird er, selbst wenn er alles Glaubens baar geworden wäre, einer offenbaren Gotteslästerung Wohlgefallen schenken können; der ganze geistige Standpunkt des Pilatus ließ das Verhalten nicht zu, wozu Herodes sich erniedriget hat. Aber hier wie dort sehen wir ein gleichgültiges Herz, hier wie dort eine Benutzung des Erlösers zu Zwecken

der Eitelkeit. Gehen Beide darin aus einander, daß es ein Verschiedenes war, wozu sie Ihn benutten, so war es doch lediglich ihr natürlicher Character, der diesen Unterschied bedingte; in der Herzensstellung zum Herrn sind sie wesentlich mit einander eins. Und so sind es noch überall, wo das Herz für Jesum nicht schlägt, reine Zufälligkeiten, die von Herodis Frevel zurückhalten, die aber deßhalb auf wahren Werth keinen Anspruch haben.

Der Evangelist erzählt uns, daß Jesus allen den Fragen, welche Herodes ihm vorgelegt, ein beharrliches Schweigen entgegengesetzt habe. Wir verstehen dieß Schweigen; es war ebenso gewiß ein Ausdruck seiner Würde, die er unerschütterlich festhielt, wie das Walten seiner Liebe selbst noch gegen diesen Spötter; denn jedes Wort, das er etwa gesprochen, würde dem Verächter eine Ursach zu neuer Verfündigung geworden seyn. Aber auch sein Schweigen vermochte die Fortentwickelung des Muthwillens nicht aufzuhalten. Es ist ein augenscheinlicher Unmuth, mit welchem Herodes auf die versagte Kurzweil verzichtet. Es giebt nichts Neues zu sehen, auch nichts zu hören, zu keinem Worte ist dieser Jesus zu bewegen; was ihm geboten wird, ist nur der Anblick eines stillen, sanften Dulders. Doch ganz will er sich die gehoffte Freude nicht entgehen lassen. Läßt sich Jesus nicht dazu bewegen, seiner Augenlust zu dienen, wohlan, so will er selbst versuchen, sich und seinem Hofgesinde ein Schauspiel zu bereiten. Es mochte ihm wohl gar ein wenig ernst zu Muthe werden; vielleicht muß er auch besorgen, daß Einen oder den Andern aus seiner Umgebung ein Gefühl um die Hoheit des Mißhandelten und um die Verächtlichkeit des Spötters überkommen dürfte, und so eilt er, der möglichen Gewalt vorzubeugen, mit welcher die Erscheinung des Herrn, gewinnend für alle irgendwie empfänglichen Gemüther, Jemand etwa ergreifen möchte. Er läßt ein weißes Kleid bringen, und gleichwie dort das Purpurgewand in den Händen der Kriegsknechte zur Verspottung des himmlischen Königthums dienen mußte, so soll auch hier der Hohn die Majestät verdecken. Man verzeiht es feilen Knechten,

wenn sie auf solche Weise die Gunst ihrer Oberen zu erwerben suchen; aber von welcher Seite mag man doch eine Entschuldigung herbeischaffen für den König, der um seiner eigenen Diener Beifall buhlt! Es ist keine gleichgültige Frage, wie es demselben Manne, der einst Johanni dem Täufer, dem rauhen Prediger der Buße, mit Scheu und Achtung begegnete, ja der mit ungeheucheltem Schmerze das erschlichene Todesurtheil an ihm vollstrecken ließ, wie es ihm nur möglich gewesen sey, alle Ehrfurcht vor Dem zu verleugnen, der mehr ist als ein Johannes. War er seitdem viel tiefer gesunken? Wir bedürfen dieser Annahme nicht. Dem strengen Propheten, dessen alttestamentlichem Vorbild einst selbst ein Ahab nicht widerstehen konnte, vermochte auch er nicht lau und gleichgültig vorbeizugehen. Seiner Strafe, die des Herzens wundeste Stellen traf, war durch Scherz und Spott nicht auszuweichen; entweder Furcht, oder wenn das nicht, dann Erbitterung mußte ihre unausbleibliche Folge seyn. Aber dieser Jesus strafte nicht, es wäre denn durch seine ganze Erscheinung; er schalt nicht noch drohete er, sondern stellte alles dem anheim, der da recht richtet. Mit ihm konnte denn ein fader Scherz getrieben werden; keine äußere Rücksicht rieth davon ab; keine Parthei wurde dadurch verlegt, denn der Allerverachtetste unter Allen besaß eine solche nicht; und das eigene Herz war viel zu flach, um eine zartere Scheu empfinden zu können. - Wohl mögen wir auch hier die feste Ueberzeugung hegen, daß ein Pilatus bis zu dieser schimpflich tiefen Stufe nimmermehr hätte herabsinken können. Und sie ist die richtige. Es giebt eine Gutmüthigkeit, die es nicht über sich gewinnen kann, dem Tiefgebeugten willkürliche Lasten aufzubürden; ihr ist das Unglück etwas Heiliges; sie scheut sich, Den empfindlich zu berühren, welchen eine höhere Macht schon hart genug geschlagen hat. Aber übersehen wir es nicht, daß doch eben nur ein natürlicher Edelmuth, nicht die höhere und gesündere Herzensstimmung den heidnischen Richter auszeichnet, daß mithin nur etwas Zufälliges jene vortheilhaftere Erscheinung

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