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bedingt, welche ihn über den lästernden König mehr zu erheben scheint, als wirklich erhebt. Ja wenn das Herz nicht brennt, wo Jesus zu uns redet und die Schrift uns auslegt, da bedarf es nur der natürlichen Roheit, um seine Majestät in die Verachtung des Spottes herabzuziehn und Herodis ganze Schuld zu theilen.

Ein anderes Urtheil können wir endlich auch nicht aussprechen, wenn wir der letzten Mittheilung des Evangelisten gedenken, daß Herodes den Heiland wieder zum Pilatus zurückgesendet habe. Es scheint diese Weise der Entlassung wohl sehr verschieden von derjenigen zu seyn, wie sie der heidnische Richter kurz zuvor verordnet hatte. Ihm war der Handel lästig, eine Quelle von Mühe und Sorge geworden. Und ist freilich auch Herodes der Gegenwart Christi satt gewesen, - die Ursache davon war doch nicht die gehabte Mühe, sondern theils die getäuschte Hoffnung und der vereitelte Genuß, theils die befriedigte Spottlust und das Bedürfniß der Abwechselung; etwa nach der Regel, die wir noch immer sich erfüllen sehen, daß das Werkzeug einer argen Freude Dem beschwerlich und zuwider wird, welcher es benutzt hat zum Dienste seiner Luft. Aber auch nach dieser Seite hin erkennen wir den Unterschied sofort als einen nur scheinbaren. Mag in dem einen Falle der Ermüdete, in dem anderen der Gelangweilte die Entfernung des Herrn begehren: beide Fäden kommen in der Gleichgültigkeit zusammen, welche keinen Herzensantheil an dem verklagten Heiland nimmt. Die wahre und eigentliche Quelle ist hier wie dort dieselbe, wenn gleich das Wasser, das ihr entflossen, verschieden gefärbt erscheint je nach der zufälligen Verschiedenheit des Bodens, über welchen es dahingleitet.

Wir haben es erkannt, daß jeder einzelne Zug in dieser Erzählung einen bitteren Tropfen in dem Kelche der Leiden Jesu Christi bezeichnet. Aber wir dürfen den Gegenstand nicht verlassen, ohne uns noch recht bestimmt das Allgemeine vor Augen zu halten, welches alle diese Züge verfaßt, und den tiefen

und weitgreifenden Schmerz zu ahnden, der sich von diesem Punkte aus für den Herzog unserer Seligkeit ergab. Was gewöhnliche menschliche Empfindungen anbetrifft, so könnten wir zweifelhaft seyn, welche Kränkung die empfindlichere seh, ob die, welche uns ein in bitterem Hasse entbrannter Feind zufügt, oder ob die, welche wir von Seiten der Gleichgültigkeit erfahren. Aber was den Herrn angeht, so erledigt sich die Frage sofort von selbst. Diese innige Liebe, welche jezt ihren höchsten Triumph feierte, ihre Arme für alles was Sünder hieß ausbreitend, sie konnte Verkennung und Undank, Widerspruch und Haß, Verfolgung und Tod vertragen und verwinden, nur Eins nicht, die Lauheit! Die Wärme des Hasses und aller seiner Schattirungen verschmerzt die heiße Liebe; da mag sie alles dulden, alles hoffen; aber gedenket des klagenden und drohenden Wortes, das als ein erschütterndes Amen aus dem Munde des treuen und wahrhaftigen Zeugen ging: ich weiß deine Werke, daß du weder kalt noch warm bist; ach daß du kalt oder warm wärest; weil du aber lau bist, werde ich dich ausspeien aus meinem Munde; ich habe wider dich, daß du die erste Liebe verlässest! Die wir einen Abscheu vor der Erscheinung des Herodes empfunden haben, wir wollen es nicht vergessen, daß auch er zuletzt doch nur der Lauheit schuldig ist, und daß jedes laue Gemüth wesentlich in eine und dieselbe Classe mit ihm gehört. Aber doch nicht von seinem widerwärtigen Bilde soll uns vorzugsweise die warnende und erweckende Kraft zufließen, sondern vielmehr von dem Anblicke des Gekreuzigten selbst, der in einer Liebe, die gebieterisch die Gegenliebe fordert, sein Leben in den Tod gegeben hat. Dann erst mag der Spott, den er erfahren, unsere Willigkeit erhöhen, das mißhandelte Haupt in unseren Arm und Schoß, in unser warmes Herz zu fassen; auf daß wir, kraft aufrichtiger Anbetung eines überwältigten, im Innersten ergriffenen Gemüthes, in einem schönen und weiten Abstande von jenem Hohn erfunden werden, der den Allerverachtetsten mit falschen Ehrenbezeugungen schmäht,

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und sprechen: man krönt dich mit der Dornenkrone, man beuget sich aus Spott vor dir; jezt bist du auf dem höchsten Throne, ich beug' mich auch im Geist allhier. Ich grüße dich, mein Herzenskönig; mein Herz sey dir ein Königreich; trag' ich die Dornenkron' ein wenig, so werd' ich dir auch droben gleich. Amen.

Ich bin die Thür.

In den Tagen des Wartens.

Evangelium Johannis Cap. 10. V. 7—9.

„Da sprach Jesus wieder zu ihnen: wahrlich, wahrlich, ich sage cuch: Ich bin die Thür zu den Schafen. Alle, die vor mir gekommen find, die sind Tiebe und Mörder gewesen; aber die Schafe haben ihnen nicht gehorchet. Ich bin die Thür; so Jemand durch mich eingehet, der wird selig werden, und wird ein und ausgehen und Weide finden."

Der

er Sonntag Misericordias Domini hat seinen Gegenstand einem Festtage ähnlich durch eine so lange und liebgewordene Gewohnheit empfangen, daß man denselben nicht ohne Gewaltsamkeit, fast nicht ohne ein gewisses Unrecht verlassen könnte. Es ist Christus als der gute Hirte, dessen Herrlichkeit und mannichfache Erweisungen zu verkündigen, die durch das Evangelium veranlaßte und geheiligte Sitte vorschreibt. Wenn wir derselben auch in unserer gegenwärtigen Betrachtung Folge ge= ben, so wird unsere Neigung gewiß keinerlei Einspruch dagegen erheben. Es thut dem Herzen wohl, sich seinen König und Herrn als einen leitenden und weidenden Hirten vorzustellen; in diesem Bilde finden sich alle Anforderungen, die wir an einen wahrhaftigen Heiland stellen, vollständig verfaßt; und unmittelbar werden wir dadurch an die hauptsächlichsten und theuersten Grundwahrheiten unseres Glaubens erinnert. Das ist die Summa der Passionsfeier; denn als den guten Hirten hat sich

der Herr erwiesen, indem er sein Leben für die Schafe ließ. Das ist die Krone der Osterbotschaft; denn in Hirtentreue will Christus bei den Seinen bleiben alle Tage bis an der Welt Ende. Sehet da den Gedanken, welcher zu allen Zeiten die freudige Begeisterung frommer Gemüther geweckt hat. Ihm hat David einen Ausdruck gegeben durch jenes Lied im höheren Chore, - es ist euch Allen bekannt; und zahlreiche Kirchenlieder legen von der Vorliebe Zeugniß ab, mit welcher sich die Andacht in diesen Gegenstand versenkt und die Opfer des Dankes in solcher Frucht der Lippen dargebracht hat. Das war die Klage zur Zeit des Alten Testaments, daß die Menschen zerstreut und verschmachtet seyen gleich Schafen, die keinen Hirten haben; „sie gehen Alle in die Zrre und ein Zeder siehet auf seinen Weg;" "Herr, ich bin ein verirrt' und verloren' Schaf, suche deinen Knecht." Das war das Leid unter dem Kreuze Jesu, daß sich das Wort der Weißagung erfüllete: ich werde den Hirten schlagen und die Schafe der Heerde werden sich zerstreuen. Aber das hinwiederum ist die Gnade im Neuen Bunde: ein rechter Hirte, eine wahre Heerde, die sich um ihn sammelt und unter seinem allmächtigen Schuße einhergeht auf grüner Aue, an frischen Wassern, auf rechter Straße. Aber je angelegentlicher uns nun sowohl die Gewohnheit der Kirche als auch die eigene Neigung diesen Gegenstand für die heutige Andacht empfiehlt, desto weniger scheinen zu diesem Zwecke die Worte zu genügen, welche dieselbe beschäftigen sollen. Es ist ja nicht sein Hirtenamt, welches der Heiland in denselben gepriesen hat, sondern er nennt sich nur die Thür zu den Schafen, und weder das Bild noch auch die Sache, die es ausdrückt, scheint in einem unmittelbar einleuchtenden Zusammenhange mit jenem großen Berufe zu stehen, welchen er zu unserem Heile überkommen hat. Das zwar erkennen wir willig an, kein, Anderer als Er sey die rechte Thür, ihm allein sehen die Schlüssel Davids übergeben, daß er aufschließe und Niemand zuschließe, daß er zuschließe und Niemand aufschließe; aber wie es eine

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