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verschiedene Zeit ist, an welche wir durch beide Bezeichnungen erinnert werden, so sind es auch sehr verschiedene Empfindungen, die durch dieselben in uns wach werden. Er war einst auch für uns die Thür; nun aber ist er uns längst ungleich mehr geworden als bloß dieß; auch wir rangen uns einst durch diese enge Pforte hindurch; jezt aber gehen wir doch frei und fröhlich auf der Stätte einher, wo Freude die Fülle und liebliches Wesen zu seiner Rechten ist. Indeß zunächst ist es eine Thatsache, daß der Herr in einem und demselben Zusammenhange das zwiefache Bild auf sich gedeutet hat. Er versichert nicht zuerst, er sey die Thür, und darnach, er seh auch der Hirte, - als läge Beides auf einem ganz verschiedenen Gebiete, als gehörte es verschiedenen Zeiten an, als frischte es widerstreitende Erinnerungen auf; sondern die Gleichnisse fließen in einem Grade in einander, welcher zu der Annahme ihrer innigsten Zusammengehörigkeit nöthigt. Christus könnte die rechte Thür nicht seyn, wenn er nicht zugleich der gute Hirte wäre; Christus könnte der wahre Hirte nicht seyn, wäre er nicht gleicherweise auch die einige Thür. Und wenn uns daher auch unmittelbar nur der Ausspruch vorliegt, Ich bin die Thür, so wird uns der gute Hirte dadurch nicht aus den Augen gerückt, vielmehr entfaltet sich darin eine neue Seite, welche diese Herrlichkeit in eigenthümlicher Weise ausstrahlt, gleichwie ein Achnliches von dem großen Worte gilt, welches dem ganzen Evangelium vom guten Hirten innig verwandt ist: Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben. Von diesem Gesichtspunkte aus wollen wir denn unser Gleichniß betrachten.

Christus als die Thür zur Herrlichkeit

soll uns beschäftigen. Wir wollen darin erstens die Versiegelung seines Hirtenamtes; zweitens die Beweisung seiner Hirtentreue zu erkennen suchen.

Das Siegel feines Hirtenamtes, das ist, das göttliche Zeugniß, Jesus seh der einige gute Hirte und habe vom Vater in der Höhe den Beruf zu diesem Amte empfangen, soll uns also

zuerst in dem Umstand zu Gesichte kommen, daß Er sich als die Thür zur Herrlichkeit gepriesen hat. Von selbst wird uns hiermit eine zwiefache Betrachtung zur Pflicht gemacht; einmal die Frage nach dem Ziele, zu welchem er leitet; und weiter die Erwägung des Sinnes, in welchem er dazu den Eingang darreicht.

Mag es auch ihrer viele

vor Ihm waren ja auch

So Jemand durch mich eingeht, der wird selig werden und Weide finden, so spricht der Herr. Bei dieser allgemeinen Beschreibung läßt er es aber nicht bewenden; sondern er sett den Gegenstand in die eigenthümliche Beleuchtung, welche die Vergleichung zwischen ihm selbst und zwischen Denen, die vor ihm das Hirtenamt verwaltet hätten, ergiebt. Alle, die vor mir gekommen sind, die sind Diebe und Mörder gewesen. Das Wort lautet hart und strenge; es trägt selbst den Schein der offenbaren Ungerechtigkeit an sich. mit buchstäblichem Rechte treffen, die Propheten des Alten Bundes, vor ihm ein Johannes der Täufer, die Alle über den leisesten Verdacht erhaben sind, als hätten sie Gut und Leben rauben mögen. Aber was heißt es doch, vor Jesu seyn? Daß wir hier nicht an den Verlauf der Zeit zu denken haben, das hat Niemand herrlicher gedeutet, als der Propheten letter, da er hinweisend auf das erschienene Gotteslamm zu seinen Jüngern spricht: dieser ist es, der nach mir kommt, welcher vor mir gewesen ist, deß ich nicht werth bin, seine Schuhriemen zu lösen. Nach Tag und Stunde gerechnet war Johannes freilich vor Zhm, aber dem Wesen und der Wahrheit nach kam er nach Ihm; denn er hat von ihm gezeugt und gesprochen: ich bin nicht das Licht, sondern daß ich zeuge von dem Lichte, welches mitten unter euch getreten ist, ohne daß ihr es kennet. Vor Jesu seyn heißt im eigenen Namen kommen, sich selbst zum Hirten aufwerfen; nach Jesu seyn heißt von ihm zeugen, seinen Weg bereiten, in seinem Dienste arbeiten. So weist also der Herr auf zwei Mächte, auf zwei Reiche hin, welche mit gleichem Eifer um die Herzen der Menschen werben und sie zu ihrem

Eigenthum zu machen beslissen sind. Auf der einen Seite Er selbst und seine Diener, auf der andern die Welt und ihre Kräfte, zwei Gewalten, zwischen denen noch immer ein Zeder zu wählen hat, gleichwie zwischen den beiden Wegen, auf deren Einem der Fuß des Menschen sich bewegen muß. Erinnern wir uns an die Grundlage des ganzen Gleichnisses. Von Schafen ist die Rede. Der Hirt kann der Schafe entbehren, aber nie kann das Schaf eines Hirten entrathen. Treibt den Hirten es seh die Liebe oder der Eigennutz, die Schafe zu sammeln, so drängt das Schaf ein tiefes und unverleugbares Bedürfniß, des Hirten Hand und Schutz zu suchen. Es giebt kein Bild in der Natur, welches so treu und so schlagend die vollkommene Unselbständigkeit und eigene Hülflosigkeit des Menschen darstellte, als das hier gewählte. Einen muß der Mensch haben, an den er sich lehne, ein größeres, stärkeres Herz, an welches er sich werfe; nie und unter keinen Umständen vermag er sich selbst genug zu seyn. Es sind aber in Wahrheit nur Zwei, die sich ihm als Hirten darbieten; und daran, will der Herr, sollen wir merken, welcher von Beiden der göttlich Bevollmächtigte seh, daß wir das Ziel in's Auge faffen, zu welchem sie führen und das wir an eines Jeden Hand erreichen. Die vor mir gekommen sind, die sind Diebe und Mörder gewesen; ich aber bin erschienen, daß sie das Leben und volle Genüge haben sollen. So sagt er von Jenen, daß sie nehmen und rauben; so rühmt er sich selbst als Den, der da schenke und gebe. Das aber bezeichnet er nicht als eine Möglichkeit, als einen Fall, der eintreten, aber auch fehlschlagen könne, worauf man sich eben nur gefaßt halten solle, sondern als eine Nothwendigkeit, die nimmer ausbleibt, weil dieß Verfahren beiden Mächten natürlich, das eigenste Gesetz ihres Wesens seh. Nie kommt ein Dieb, denn daß er stehle, würge und umbringe, denn er ist ein Dieb; ich aber kann nicht anders, als mittheilen und lebendig machen. Der Herr redet im Tone der Versicherung, der Behauptung; den eigentlichen Nachweis scheint er schuldig

zu bleiben; er hat es der Erfahrung überlassen, ihn zu führen, und sie in der That hat den mannichfachen Schein des Gegentheils bis zur Ueberzeugung zerstört. Wohl giebt die Welt; aber ist es nicht allezeit ein Raub in der Gestalt der Gabe? Wohl nimmt der Herr; aber ist es nicht stets eine Gabe unter der Form der Beraubung? Dort wird man endlich arm, wie viel man auch empfange; hier wird man leztlich reich, welche Opfer man immer bringen, welche Verluste man immer erleiden mochte. Der Herr führt zur Gabe Gottes, dem ewigen Leben; die Welt leitet in Tod und Verderben, als in ihre Heimath und in ihr Eigenthum. Sehet da das Zeugniß seines Hirtenberufes, wenn Christus uns zu diesem Ziele führt: Gott giebt, Gott kann das Geben nicht lassen; Er die Quelle aller guten und vollkommenen Gaben: so kann durch ihn kein Anderer zum Seelenhirten bestellt seyn, als der von sich sagen darf:

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meinen Schafen gebe ich das Leben.

hat das Leben in ihm selbst:

Gott ist das Leben und so kann von Ihm nur Der

die Hirtenvollmacht überkommen haben, der von sich urtheilen darf, daß er das vom Vater empfangene Leben nach seinem Wohlgefallen mittheile. Aber es ist keine bloß äußere Erfahrung, welche dieß Siegel seines Hirtenberufes erkennen lehrt, sondern Christus selbst schildert sie als eine innerliche, welche sich ausnahmslos an jedem Herzen bewähre. Er spricht: die vor mir gekommen, die sind Diebe und Mörder gewesen, aber die Schafe, so fügt er hinzu, haben ihnen nicht gehorchet. Nicht gehorcht? Als ob sie nicht freiwillig die lebendige Quelle verlassen und sich blinde Führer erwählt, als ob sie sich nicht ohne Zwang von außen her, kraft eigenen Entschlusses ihrer Leitung überlassen hätten, bis daß sie mit ihnen in die Grube fielen! Und dennoch, sie haben ihnen nicht gehorcht! Denn das mögen wir keinen aufrichtigen Gehorsam nennen, der mit geheimem inneren Widerstreben, ohne Lust und Freudigkeit, unter dem stetigen Stachel des anklagenden Gewissens geleistet wird. Der Gehorsame ist selig in seiner That und findet im Vollbringen

der gebotenen Werke seine erquickende und sättigende Speise. Sie folgten wohl den falschen Propheten und den Miethlingen; aber sie fühlten sich deutlich und bestimmt auf dem unrechten Wege, in einem wüsten, dürren, wasserlosen, in dem fremden Lande der Theuerung, es waren keine festen sicheren Tritte, die sie mit ihren Füßen thaten. Der Gehorsam, da das eigene Herz uns Zeugniß giebt, daß wir mit ihm in der Wahrheit wandeln, ist nur möglich unter des guten Hirten Leitung; darum aber führt er auch von selbst den Beweis, daß Gott uns Jesum als unsern Hirten vorgestellt; wir erkennen das Siegel

seines Hirtenamts.

Wir haben nur das Ziel in's Auge gefaßt, wozu der Herr uns leitet, ohne es noch recht zu betonen, daß er die Thür zu demselben genannt wird. Der Ausdruck enthält mehr, als die allgemeine Wahrheit, daß dieß Ziel durch Zesum erreichbar sey. Es ist ja keine lebenslose Pforte, den Eingang überhaupt ermöglichend, sondern eine lebensvolle Person ist hinter dem gewählten Bilde verborgen. Ich bin die Thür! Wir wissen es wohl, es wäre eine viel zu seichte Auffassung, wenn wir aus dem Worte nur die Wahrheit entnehmen wollten, daß Christus der Führer seh, der den Weg nicht bloß zeige, sondern uns in eigener Person auf demselben leite. Lasset uns indeß diese Beziehung nicht ganz zur Seite drängen. Das Evangelium ist eine Ladung an die Menschen. Kommet her zu mir, so spricht der Herr; und wiederum läßt er sagen: kommet, denn es ist alles bereit. Wäre das aber alles, daß die Ladung ausge= sprochen, daß sie dringender und inniger wiederholt würde, das würde noch keinen wesentlichen Unterschied zwischen dem Evangelio und dem Geseße bedingen und die Gnade und Wahrheit nicht erschließen, die durch Jesum Christum worden ist. Er wartet nicht, ob die Geladenen folgen oder zurückbleiben; er überläßt ihnen nicht, sich selbst den Weg zu suchen und zu ebnen, sondern er ergreift ihre Hand und lehrt sie in die Spuren treten, die sein eigener Fuß zurückgelassen, zur Erfüllung

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