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die Thür; wer durch mich eingeht, der wird selig werden und ein und ausgehen. Ein und Ausgehen, das ist der Ausdruck, den wir vornemlich zu betonen wünschen. Ist es eine besondere und eigenthümliche Gnade, ist es eine neue Erweisung der Hirtentreue Christi, daß seine Schafe bei ihm aus und eingehen können, so beruht dieselbe auf der Voraussetzung, er sey und bleibe die allezeit offene Thür. Versuchen wir es, die ganze Fülle der Wahrheit zu deuten, welche in dieser Seite der Verheißung beschlossen ist. Es ist die hohe und herrliche Freiheit der Kinder Gottes, die uns zuerst daraus entgegenleuchtet. Die Welt mag von einer Knechtung reden, welche die Gemeinschaft mit Christo zur Folge habe; der Christ schaut hindurch in das vollkommene Gesetz der Freiheit. Hier kein Zwang, nicht einmal der Schein einer Gefangenschaft, sondern ein freies Ein und Ausgehen. Unfreiheit ist an einem andern Orte. Der Herr hatte von Dieben und Mördern geredet, die sich zu Hirten aufwerfen. Za wenn die Schafe sich von ihnen haben bethören und bezaubern lassen, sie wissen alsdann die Thüre zu verschließen und die Fenster zu vergittern und eine Kluft zu befestigen, daß Niemand von dannen herüberkommen könne. Den Eingang verstatten sie, machen ihn so lieblich und lockend, so bequem und einladend, wie sie immer können; aber den Ausgang dulden sie nicht, sie sind erfinderisch in Mitteln, ihn zu erschweren und unmöglich zu machen. Wer Sünde thut, der ist der Sünde Knecht; die Bande werden fester, je länger, je mehr; und gäbe es nicht einen Herrn, der die Welt überwunden, der den starken Gewappneten gebunden hat, es fände sich aus diesen Fesseln keine Erlösung. In welch' einem Abstande davon erblicken wir das Reich Gottes! Die ewige Liebe hat wohl gerufen und geladen, hat endlich gewonnen und eingeführt; und es liegt ihr daran, die Schafe nimmer zu verlieren. Aber wie sie ihr Eigenthum ohne Nöthigung und Gewaltsamkeit erwarb, so mag sie es auch durch Zwang nicht bewahren. Sie fragt Alle, die offen forteilen, die sich heimlich wegstehlen: wollt

ihr auch hingehen? habt ihr je Mangel bei mir gehabt? sie hat auch Thränen, Bitten, Vorstellungen, Warnungen, aber hindern kann und mag sie nicht; nirgends mehr als im Himmelreiche waltet die vollkommenste Freiheit. Wir konnten es nicht lassen, den guten Hirten auch nach dieser Seite hin manchen Verdächtigungen gegenüber zu rechtfertigen und als Den zu rühmen, der über Freie herrschen und zur Freiheit erziehen. will. Aber wir müssen es freilich anerkennen, daß jenes Ein und Ausgehen, welches als eine Folge, als eine Seite der bes reits empfangenen Seligkeit bezeichnet wird, mit der Freiheit nicht zusammenfallen kann, welche auch die Macht zum Abfall und zur Entfernung hat. Es wird vielmehr der Fall gesetzt, daß die gewonnenen Schafe von der Versuchung nicht betreten werden, die Weide auf grüner Aue zu verlassen. Aber auch da, ja da im höchsten Maßstabe tritt der volle Glanz der VerheiBung hervor: sie werden aus und eingehen. Es ist eine schiefe und beschränkte Anschauung von dem christlichen Leben, welche die spottende Verachtung der Welt rechtfertigen würde, daß es doch eine wunderliche Seligkeit sey, die im Gebet und Schriftlesen, in Andachtsübungen und in Werken der Selbstverleugnung gesucht werde, eine wunderliche Würze des Lebens, die jedem Unbefangenen vielmehr als Sache der Langenweile und Entbehrung bewußt werde; eine Ladung zu solch' einem Abendmahle könne unmöglich auf viele Gemüther einen sonderlichen Reiz ausüben. Wie werden doch solche äußerliche und flache Vorstellungen an der Verheißung dieses Ein und Ausgchens zu Schanden! Es deutet im Allgemeinen den Wechsel, die Veränderung. Aber ihr verstehet, nicht einen Wechsel des Lichts und der Finsterniß; sondern ein Ein und Ausgehen im Sinne des Segenswunsches: der Herr behüte deinen Eingang und Ausgang von nun an bis in Ewigkeit; oder des Wortes unseres Herrn: Engel Gottes fahren herab und steigen hinauf. Es ist der Wechsel zwischen Ruhe und Arbeit. Der Christ geht ein und spricht: wie theuer ist deine Güte, daß ich unter dem

Schatten deiner Flügel traue; er geht aus mit den lieblichen Füßen dessen, der im Namen Gottes wandelt, der auf seinen Wegen bleibt, und erfährt es, wie der Herr das Werk seiner Hände fördert. Es ist ein Wechsel in dem Schauplaß, auf dem er sich bewegt. Er ist nicht von der Welt, aber er lebt in ihrer Mitte, er hat seinen irdischen Beruf, den er mit aller Treue ausrichten will. Als Pilger auf Erden, als Bürger im Himmel geht er aus und ein; von oben entnimmt er die Kraft, bei dem Herrn sucht er Weisheit und Verstand, aus seiner Fülle schöpft er Geduld und heiligen Muth, und in der Welt, vor ihren Augen vollbringt er die Werke, dazu der Herr ihn mächtig macht; auf der Erde sammelt er die Schäße, die nicht von dieser Welt sind, im Himmel legt er sie nieder; was er auch treibe, mit wem er's zu thun habe, immer ist er in der Stimmung, daß er sofort zum Gebete übergehen kann; kein langer Weg zu seinem Heiligthume, allezeit hat er die Thür desselben in seiner Hand. Es ist ein Wechsel in dem äußerlichen Ergehen. Der Christ ist nicht frei von mannichfachen Verwickelungen des Lebens, er bleibt nicht verschont von Trauerfällen und Verlegenheiten: aber wie es auch gehe und was ihn auch treffe, ob Glück oder Leid, er weiß sich Alles zu deuten, er wird nie rathlos noch verzagt. Ihr habt es oft vernommen, wie die Menschen sprachen: wir wissen nicht mehr aus noch ein, wie sie diese Klage in einem ungleich schmerzlicheren Sinne erhoben, als jener jugendliche König, da er seinem Gott bekannte: ich bin ein kleiner Knabe und weiß nicht weder meinen Eingang noch Ausgang. Ach, sie brauchen es nicht erst zu gestehen, ihr ganzes Wesen, ihr Suchen und Fragen, ihr Sorgen und Sinnen, giebt deutliches Zeugniß, daß sie in Wahrheit nicht mehr wissen, wo aus und wo ein. Sehet denn hier das kostbare Gegentheil. Von seinen Schafen sagt der Herr, sie werden ein und ausgehen. Sie wissen, wo sie zu Hause gehören, sie kennen ihre Zuflucht, ja sie haben sie in ihrem Glauben bei sich selbst, ihr Hirte ist ihre Thür. In der That, wir kennen keinen klareren

Spiegel seiner Hirtentreue, als die Verheißung und Erfahrung, daß Christus nicht aufhören mag, dieß tröstliche Bild zu rechtfertigen. Es wird ein Tag sehn, da dieses Bedürfniß aufhört, -wenn Ein Hirt und Eine Heerde geworden, wenn alles Stückwerk und alle Zerstreuung zu Ende, und das Vollkommene wird gekommen seyn. Aber so lange das Himmelreich ein werdendes ist und unser Leben in der Fremde und Pilgerschaft verfließt: so lange darf die Pforte sich nicht schließen, so lange darf der gute Hirte sich nicht weigern, das Wort seiner heutigen Betheuerung zu bewähren. Thür und Hirt, Hirt und Thür, eines das andere ergänzend und vollendend, das hat er daher selbst in dem großen Schlußworte des ganzen Abschnittes als in seiner Summa zusammengefaßt: meine Schafe hören meine Stimme und sie folgen mir nach; ich gebe ihnen das ewige Leben und sie werden nimmermehr umkommen, und Niemand wird sie aus meiner Hand reißen.

Wir haben es auf einem eigenthümlichen Wege zu erkennen gesucht, daß Christus vom Vater zum Hirten berufen sey, daß er allein diesen Beruf wahrhaftig ausrichte. Aber die Erkenntniß an sich selbst konnte unser Hauptzweck nicht seyn, sondern die Erweckung zu der That, welche in ihrem Lichte als die natürliche und nothwendige erscheint. Wenn überhaupt schon eine jede Schilderung des guten Hirten dazu einladet, sich ihm ausschließlich und williglich zu ergeben, wie könnte namentlich das Bild seiner Hirtentreue diesen Entschluß schuldig bleiben, das wir heute betrachtet haben! Alle eigentliche Arbeit hat er darnach selbst gethan; uns verbleibt lediglich das Herzutreten zum Genuß. Gleichwie das Evangelium überhaupt spricht: kommet, es ist alles bereit, und uns keine andere Zumuthung macht, als eben nur zu kommen: also beschränkt sich auf dieß einfache Gebot auch die Forderung des Hirten, sofern er sich als Thür bezeichnet hat. Wen denn hungert und dürstet, derkomme. Ueberall ist Dürre und Mangel: hier sind grüne Auen und frische Wasser; Noth und Gefahr an allen Orten: hier

Schutz und Schirm, Friede und Sicherheit. Wem könnte die Wahl schwer fallen? Man darf nicht erst drohen und schrecken mit den Strafen der Ewigkeit, sondern die schlichte Frage genügt: wo ist doch das wahre Glück, — auf Seiten Dessen, der unmuthig klagt und zerfallen mit sich selbst in ungestilltem Sehnen sich verzehrt, oder Deffen, der da preist und singt: Du erquickest meine Seele und schenkest mir voll ein? So wollen wir eingehen durch die offene Thür zur Stadt des lebendigen Gottes, dessen Brünnlein Wassers die Fülle hat, auf daß Gutes und Barmherzigkeit uns folge unser Lebenlang und wir bleiben im Hause des Herrn immerdar! Guter Seelenhirt, unsre Seele wird über deine Hirtentreue, die so groß ist, heut aufs Neue inniglich erquickt, sie hat dich erblickt! Amen.

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