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Das Gebet im Verborgenen.

In den Tagen des Wartens.

Evangelium Matthäi Cap. 6. V. 5. 6.

„Wenn du betest, sollst du nicht seyn wie die Heuchler, die da gerne stehen und beten in den Schulen, und an den Ecken auf den Gaffen, auf daß sie von den Leuten gesehen werden. Wahrlich, ich sage euch : sie haben ihren Lohn dahin. Wenn du aber betest, so gehe in dein Kämmerlein, und schließe die Thüre zu, und bete zu deinem Vater im Verborgenen; und dein Vater, der in das Verborgene siehet, wird dir's vergelten öffentlich."

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Es ist nicht bloß der Name des heute angebrochenen Sonntags Rogate, welcher uns die Lehre vom Gebete zur Betrachtung empfiehlt, sondern insbesondere auch die Stellung, die derselbige im Laufe des Kirchenjahres einnimmt. Die Tage des Wartens waren für die Jünger Jesu ganz von selbst Tage des Betens; und wie uns dieß ausdrücklich als das Geschäft bezeichnet wird, welches sie während derselben vorzugsweise trieben, so wüßten wir auch in der That nicht, worin anders sie den Dank ihrer Seele für die jüngst geschehene Verherrlichung ihres Herrn, und vorweg den Dank für die bevorstehende Erfüllung der höchsten Verheißung hätten niederlegen sollen, als in dieß wohlgefällige Opfer ihrer Lippen. Der Gegenstand ist wichtig genug, daß ihm ein eigener Sonntag zu seiner geflissentlichen Besprechung geweiht werde; gleichwie die Schrift selbst nicht müde wird, ihn immer aufs Neue zur Sprache zu bringen. Der Heiland

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ertheilt zweimal einen eigentlichen Unterricht darüber. Den Einen am Schlusse seines irdischen Lebens, Angesichts seines Kreuzes, im Zusammenhange der Reden, in welchen er einen Abschied machte von den Seinen. Da spricht er von dem Gebete in seinem Namen, als welches die Vollkommenheit der Freude eintrage; und er sagt darin das Höchste und Tiefste, was er über dieß christliche Lehrstück mitzutheilen hat. Den Anderen am Anfange seiner prophetischen Thätigkeit, er ist beschlossen in den Worten, die uns jetzt beschäftigen sollen. Sie sind zunächst durch die Bitte der Jünger veranlaßt: Herr, lehre uns beten, wie auch Johannes seine Jünger lehrte; und sie bilden die Einleitung zu jenem großen Mustergebete, welches um seiner Schlichtheit und Tiefe, um seiner Einfalt und Kraft willen bis zu dieser Stunde der köstlichste Schaß der betenden Christenheit geblieben ist. Die Worte bringen unmittelbar den Eindruck hervor, daß sie an Anfänger, nicht an Geförderte und Geübtere gerichtet sind, daß sie die Elemente, die Grundlinien der Betekunst enthalten. Bei einem Gegenstande, wie der vorliegende ist, wollen wir uns über die Anfangsgründe nie erhaben achten. Je größer die Gnade ist, die uns das Beten verstattet, um so dringender wird die Verpflichtung, es nach dem Wohlgefallen Dessen zu gestalten, von dessen Erbarmen die Erhörung und aller Segen abhängig ist. Das Gebet ist ein Gnadenmittel, verordnet zur Stärkung der Schwachen, zur Heilung der Kranken, zur Begabung der Armen; aber eben deßhalb ist seine Anwendung ungleich verantwortlicher, als der Gebrauch jedes anderen Rechtes, und die allereinfachste Regel ist hier von hoher Wichtigkeit. Nur das ist die Frage, ob die Anweisung, die Christus hier ertheilt, noch als eine zeitgemäße und praktische erachtet werden könne. Wir sollen nicht beten, um von den Leuten gesehen zu werden, die Warnung ist nur da an ihrer Stelle, wo eine Versuchung zu solcher Verirrung vorliegt. Zu der Zeit, als Gebet und Frömmigkeit noch Etwas galten, wo sie noch einen Ruhm und Vorzug in der allgemeinen Schätzung

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bedingten, da freilich war dieß warnende Wort von großem Werth: heute, wo schon die äußerlichsten Rücksichten die Vermeidung der Oeffentlichkeit anrathen, wo man Niemand mehr auf den Gassen, wo man kaum noch im Heiligthume Jemand beten sieht, scheint das Verbot des Textes ein überflüssiges und gleichgültiges zu seyn. Aber dieser Schein behauptet sich nur so lange, als wir an dem Buchstaben haften bleiben. Der Heiland hebt ja nur ein Beispiel hervor, um an demselben eine weiter greifende, allgemeinere Verirrung zur Anschauung zu bringen; so daß die Ermahnung, die er mit der Rüge verbindet, selbst da noch auf Beherzigung Anspruch haben kann, wo der bestimmte äußerliche Fall aus dem Gesichtskreise der Erfahrung längst verschwunden ist, von welchem unmittelbar die Rede ist. Er begehrt in einem umfassenden Sinne, daß das Gebet der Seinen im Verborgenen geschehe. Ist dieß nun die allererste Forderung, die er an seine lehrbegierigen Jünger stellt, so drängt sich von selbst die Vermuthung auf, daß er dieselbe als eine neue, als die eigenthümlich christliche betonen wollte, welche einen wesentlichen Unterschied von dem Hergebrachten und Gewohnten bedinge. Darauf leitet insonderheit die Stellung dieser Anweisung immitten der Bergpredigt. Denn wenn es überhaupt die unverkennbare Absicht des Herrn in diesem großen Lehrvortrage ist, eine andere Gerechtigkeit, denn die der Pharisäer und Schriftgelehrten, ein anderes Halten der gesetzlichen Vorschriften, eine andere Tugend, einen anderen Ruhm, eine andere Liebe, eine andere Buße zu predigen, als welche selbst Zöllner und Sünder, Heiden und Heuchler, die sich noch nicht beugen gelernt unter die göttliche Autorität, kaum schuldig blieben: so will er offenbar auch das christliche, vor seinem Vater erhörliche Beten jener heiðnischen Andacht entgegenstellen, die nur der natürliche Ausfluß eines der höheren Wahrheit noch entfremdeten Herzens sey. So vernehmen wir denn hier die Grundbedingungen zu einem christlichen Gebete; von diesem Gesichtspunkte wollen wir den Unterricht des Herrn betrachten.

Das christliche Gebet ein Gebet im Verborgenen.

Lasset uns erstens seinen inneren Werth, zweitens seine hohe Verheißung erwägen.

Allerdings nicht dem Beter allein empfiehlt der Heiland die Verborgenheit, sondern er schildert sie als die nothwendige Begleiterin jeder christlichen Lebensäußerung überhaupt. Auch die christliche Mildthätigkeit, auch des Christen Buße soll das Licht der Oeffentlichkeit scheuen; auch seine Schätze soll er an einer unsichtbaren Stätte niederlegen, wohin keines Diebes Hand, keines Menschen Auge reicht. Und wenn der Apostel von dem ganzen Leben der Kinder Gottes urtheilt, daß es verborgen sey mit Christo in Gott, so ist es freilich nur eine Thatsache, die er bezeichnet, aber diese Thatsache hat an sich selbst eine ermahnende Kraft. Zudeß wir empfinden es unmittelbar, es ist eine eigenthümliche Dringlichkeit, mit welcher der Heiland vorzugsweise von dem Beter fordert, daß er zu seinem Vater im Verborgenen rede. Was meint er darunter? Das Kämmerlein, welches betreten, die Thür, welche geschlossen werden. soll, könnten ein mehr äußerliches Verständniß anrathen. Es wäre so schwer nicht, Anstalten zu treffen, daß kein menschliches Auge den Beter erschaue; aber daß nur die Erfüllung des Buchstabens nicht zusammenfalle mit der Uebertretung im Geiste! Wie wenig es dem Herrn darum zu thun sey, daß der Betende jeden Zeugen seiner Andacht geflissentlich ausschließe, dafür bürgt sein eigenes Beispiel, und noch mehr seine eigenen anderweitigen Erklärungen. Bleibet hier, so spricht er in der Nacht da er verrathen ward, bis daß ich dorthin gehe und bete; und sie sahen des Beters Kampf und sie höreten seine Worte. Und Jesus hob seine Augen auf, so erzählt uns Johannes, und begann vor seinen Jüngern zu beten, und das mit der deutlich hervortretenden Absicht, daß sie den Erguß seines Herzens vor Gott, daß sie seine Fürbitte für ihre eigene Bewahrung vernähmen. Zudem, welchem Gebete hätte doch der Herr größere

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Verheißungen beigelegt, als dem gemeinsamen; und wer vermöchte sich ohne kräftige Erbauung jenen Abschied Pauli in Milet zu vergegenwärtigen, da er mit den Aeltesten der Ephesinischen Gemeinde vor Gott und Menschen seine Bitten kund werden ließ! Und jener betende Zöllner, von welchem das Gleichniß erzählt, daß er an seine Brust schlug und sprach: Gott feh mir Sünder gnädig, wie hätte er doch den Segen dahinnehmen können, dieser ging hinab gerechtfertigt in sein Haus," wenn die Grundbedingung zum erhörlichen Gebete eine äußerlich verstandene Verborgenheit wäre! Der Heiland hat Tieferes in Gedanken gehabt. Er weist ausdrücklich auf die Pharisäer hin, deren Beten er als ein verwerfliches bezeichnet. Was uns an ihnen verlege, darüber sind wir uns völlig klar. Sie beteten in erniedrigender Abhängigkeit von irdischen Rücksichten; sie beteten im schimpflichen Mißbrauche des Heiligen. So wird das Gebet im Verborgenen einmal ein Beten in vollster Freiheit seyn, und andererseits ein Gebet in heiliger Scheu vor Gott.

Das ist in der That der nächste Eindruck, welchen wir von jenen betenden Heuchlern empfangen, es war kein Odemholen aus voller freier Brust, es waren keine Ströme des lebendigen Wassers, die hineinquollen in's ewige Leben. Ihr Mund floß nicht über von dem, was das Herz erfüllete, sie konnten nicht mit David rühmen: dein Knecht hat sein Herz gefunden, daß er dieß Gebet zu dir spricht. Kein innerer Drang schuf sich hier einen Ausdruck, sondern eine äußere Rücksicht war die allein bestimmende Kraft. Nicht an Gottes Segen ist's ihnen gelegen, sondern an dem Urtheile der Welt. Ihr Beten ist berechnet; es steht im Dienste der Eitelkeit; Freiheit und Wahrheit sind ihm fremd; und was der Herr am Schlusse der ganzen Unterweisung von dem einfaltslosen, schielenden Auge sagt, welches halb auf Gott, halb auf die Welt gerichtet seh, das trifft sie um so vollständiger, als wir von ihnen urtheilen dürfen, daß ihr Auge nur dem Scheine nach auf Gott, dem Wesen

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