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zu erweisen suchen. Wir erwägen erstens, wie der Geist die Kindes würde verleiht; zweitens, wie er das Kindschaftsgefühl erweckt; drittens, wie er die Kindesrechte beilegt.

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Von einer Kindes würde ist aufs Erste die Rede. Auf daß jeder Schein eines inneren Widerspruchs in diesem Begriff verschwinde, thun wir zuvor von unserer Vorstellung alles dasjenige ab, was an Kindesschwachheit und Kindesthorheit erinnert. Was der Apostel von sich selbst sagt, da ich ein Kind war, da war ich klug wie ein Kind und hatte kindische Anschläge, da ich aber ein Mann ward, legte ich ab, was kindisch war“, das gestaltet er zu einem Wort der Ermahnung und spricht: seyd nicht Kinder im Verständniß, daß ihr euch wägen und wiegen lasset von allerlei Wind der Lehre, unerfahren in dem Worte der Gerechtigkeit, sondern Kinder seyd in der Bosheit und Männer im Verständniß; und er erinnert daran, daß die vom Vater bestimmte Zeit, bis zu welcher das Kind unter den Pflegern und Vormündern stehe, bereits herbeigekommen und die Bande des Gefängnisses unter den äußeren Satzungen gelöset sehen. Der Unterschied zwischen Kind und Knecht sey an's Licht getreten, der Sohn der Magd hinausgestoßen, das Kind der Freien in seine gebührende Stellung eingesetzt. Ist aber dieß das Bild, welches er von dem Kinde Gottes entwirft, daß es Hausgenosse des Vaters geworden, eingebürgert seh in seinem Reiche, eingeweiht in seine Geheimnisse, Anspruch habe auf die ewige Erbschaft - sind wir denn Kinder, so sind wir auch Erben, nemlich Erben Gottes und Miterben Christi, wohlan, so ist das in der That eine Würde, welche weit hinausreicht über alles Bitten und Verstehen. Und von dieser Würde nun lehrt der heutige Abschnitt, daß sie uns lediglich durch den heiligen Geist verliehen werde. Es liegt dieß unzweideutig in dem Worte ausgesprochen: welche der Geist Gottes treibt, die sind Gottes Kinder. Sie sind es, darauf beruht der Nachdruck. Und hier bitten wir euch, an das zu gedenken, was wir gleich anfangs betont haben, daß das Pfingstfest das Fest der Vollen

dung seh; auch hinsichtlich der Kindeswürde wird es sich als solches bewähren. Der Geist sezt den Sohn voraus, der Sohn wiederum den Vater. Es könne Niemand zu ihm kommen, spricht der Herr, es seh denn, daß ihn der Vater ziehe; und so lautet weiter seine Weissagung: wenn ich hingehe, will ich euch einen anderen Tröster senden, auf daß er bei euch bleibe ewiglich. Er redet wie von einem Uebergange aus der einen Schule in die andere; aber nicht in dem Sinne, als sollten wir der einen als der niederen entwachsen, und in die andere als in die höhere übergehen; sondern er deutet die Verklärung von einer Klarheit zur anderen, die Entwickelung der Kindschaft von ihren Anfängen bis zur Vollendung. Der Vater beruft uns zu seinen Kindern, der Sohn verleiht uns den Namen derselben, der Geist setzt uns thatsächlich in ihre Würde ein. Es ist euch bekannt, wie von manchen Seiten her auf die Anerkennung gedrungen wird, daß schon unser Ursprung aus Gottes Schöpferhand einen Anspruch auf die Kindschaft rechtfertige. Wir möchten denselben nicht so unbedingt und entschieden zurückweisen. als es meist zu geschehen pflegt. Der Gedanke, der Herr hat mir Leben und Odem gegeben, seine Hand war über mir, da ich noch unbereitet war, er hat mich aus meiner Mutter Leibe gezogen, auch mein armes Leben wurzelt in seiner allmächtigen Liebe, wie könnte er die Ahndung der Vaterschaft Gottes so gänzlich schuldig bleiben! Lassen wir uns den Einwurf nicht irre machen, daß alles, was irgend vorhanden ist, der göttlichen Hände Werk, und deshalb doch keineswegs zur Kindschaft berufen, daß die niedere Creatur, deren ihr Schöpfer sich zwar erbarme, von seiner Vaterliebe ausgeschlossen sey; wir hören es ja, wie auch sie sich sehnet und auf die Offenbarung der Kinder Gottes und deren herrliche Freiheit harret, damit auch sie von dem Dienste des vergänglichen Wesens erledigt werde; wir wissen es zudem, uns allein hat der Herr nach seinem Bilde, zu einem göttlichen Geschlechte erschaffen, auf daß wir herrschen über Alles, was auf Erden ist. Aber allerdings

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zum zuversichtlichen und unbefangenen Genusse der Kindeswürde leitet diese Erinnerung uns noch nicht. War solches Erkenntniß den Männern des Alten Bundes noch verhalten, oder hatten sie sein vergessen, daß sie die Nichtigkeit und Vergänglichkeit der Menschenkinder betrauerten, ist doch der Mensch gleich wie nichts, seine Zeit fährt dahin wie ein Schatten; daß sie die Frage thaten: was ist doch der Mensch, daß der Herr sein gedenket; oder ist es nicht vielmehr das Gefühl des Zwiespalts zwischen Ursprung und Fortgang, der in jenen Klagen und Fragen sich abdrückt, welche Gotteskinder, so versunken in's irdische Treiben, so verflochten in die zeitliche Sorge, so verschwindend in dem Strome der Zeit; und legt es nicht Zeugniß ab, welch' ein unsicheres Fundament der Kindeswürde diese bloße Herkunft aus Gottes Schöpferhänden seh? Meinen Beruf zu diesem hohen Range spiegelt sie wohl ab, aber Berufung ist noch nicht Erwählung. Die ihr die Kindschaft suchet, nach Bethlehem weist euch der Stern! Er kam in sein Eigenthum, so sagt Johannes von dem Heiland, aber die Seinen nahmen ihn nicht auf; so Viele ihn aber aufnahmen, denen gab er Macht, Gottes Kinder zu werden, die an seinen Namen glauben. In dem eingebornen Sohne nimmt uns der Vater als seine Kinder an; kraft des Glaubens an ihn empfangen wir diese Würde beigelegt. Ja das gehört mit zu dem kündlich großen Geheimniß der Gottseligkeit, daß die Herrlichkeit Jesu Christi auf das Angesicht Derer herniederstrahlt, die an ihn glauben, und daß dieser Glaube ihnen zur Gerechtigkeit gerechnet wird. Die nicht Kinder waren, sieht Gott als Kinder an; die nicht sein Volk waren, erklärt er für sein Volk. Dann also, wenn ich im Glauben an Jesum stehe, dann kann ich sagen, ich bin ein Kind? Kann ich's in vollster Wahrheit? Was dünkt euch? Es ist schwer, auf diese Frage eine kurze und entschiedene Antwort zu ertheilen. Bejahen wir sie, es wäre nicht die lautere und volle Wahrheit; verneinen wir sie, es könnte den Schein erwecken, als hätte der Herr seines Reiches Siege nicht

Steinmeyer, Beiträge I. 2te Aufl.

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hinausgeführt, als hätte er den erworbenen Raub nicht wirklich ausgetheilt. Es ist ein Wort des heiligen Johannes, welches beide Klippen vermeiden lehrt. Daran zeigt er uns die Liebe des Vaters, daß wir seine Kinder heißen. Heißen, das ist der Ausdruck, auf den es ankommt. Wir haben den Namen, den Titel der Gottesfinder empfangen. Wie? bloß ihn und weiter nichts? so daß das Wort seine Anwendung finden könnte: du hast den Namen, daß du lebest, und bist doch todt, du trägst den Kindestitel und bist doch Knecht? Nicht in diesem Sinne! Die Möglichkeit solch' eines Widerstreits zwischen dem Seyn und dem Heißen setzt die Schrift nie voraus, wenn sie des letteren Ausdrucks sich bedient. Nicht menschliche Willkür, sondern Gottes freie Gnade hat den Titel verliehen, -und so er spricht, so geschicht's, so er gebeut, so steht es da; sein Wille ist es, daß wir uns selbst als Kinder ansehen, sein Wille, daß wir von Engeln und Menschen als solche anerkannt werden. Aber ist es nicht ein Name, der zugleich einen dunklen Schatten in unser Bewußtseyn wirft, und das um so mehr, je heller das Licht ist, in welchem der Name selbst erglänzt? Wenn wir auf unser Leben. und unsern Wandel, auf unsere Stimmung und auf unser Ergehen, auf unser Leid und Kreuz in dieser Welt hinblicken, ist das wohl die Erscheinung Solcher, die wirklich Gottes Kinder sind? Da kann ich mich wohl freuen und trösten um der Gnade willen, die mich ein Gotteskind heißt, aber um so tiefer muß ich mich schämen über den Mangel der vollen inneren Wahrheit. Ist hier keine Hülfe, giebt es nichts, was diesen Titel vollkommen rechtfertigen würde? Rennen und laufen, dichten und trachten, das wird es nimmer thun, aber welche der Geist Gottes treibt, die sind, ja die sind Gottes Kinder, so lautet das apostolische Wort. Die er treibt, so lesen wir. Der Apostel setzt also nicht überhaupt ein Verhältniß zum heiligen Geiste voraus, daß wir seinem Zuge folgen, seinem Willen nachgeben, daß wir ihn nicht betrüben, oder ihm lügen; sondern vielmehr, daß er die bewegende Kraft unseres Lebens geworden

sey, daß er in unserem Herzen wohne, walte, herrsche, in dem Sinne wie geschrieben steht: wer dem Herrn anhangt, der ist Ein Geist mit ihm, und wie auch sonst der Apostel sagt, daß wir im Geiste leben, im Geiste wandeln sollen. Welche Er in dieser Weise treibt, die sind zur Kindschaft nicht bloß berufen, die haben nicht nur den Namen und Titel empfangen, sondern was sie heißen, das sind sie in der That und Wahrheit. Wir werden uns leicht davon überzeugen, wenn wir uns irgend tiefer in den Begriff versenken. Was will es doch sagen, ein Kind Gottes sehn? Auf welchen Voraussetzungen beruht doch die Kindschaft? Das Kind Gottes muß aus Gott geboren seyn. Die nicht von dem Geblüt, noch von dem Willen des Fleisches, noch von dem Willen des Mannes, sondern aus Gott geboren sind, die nennt Johannes Gottes Kinder. Und was ist hiervon die Folge, was ist dafür die Probe? Die Kinder müssen nach dem Vater geartet seyn; es muß eine Gleichartigkeit des Sinnes, des Lebens, des Wandels mit dem göttlichen, es muß eine Aehnlichkeit, eine wirkliche Ausprägung seines Bildes auf ihrem geistlichen Angesichte nachweisbar sehn. Nach Bild und Ueberschrift fragte dort der Herr, um die Zugehörigkeit zu ermitteln. Diese Uebereinstimmung des menschlichen Sehns mit dem göttlichen Seyn „seyd Gottes Nachfolger als die lieben Kinder" giebt der Kindeswürde volle Wahrheit. Schet da das ausdrückliche Urtheil des Heilandes selbst. Ihr kennet das Wort der Bergpredigt: Selig sind die Friedfertigen, denn Gottes Kinder werden sie genannt werden. Warum gerade sie? warum werden sie aus jenen sieben Klassen der Seliggesprochenen als die einzigen ausgewählt, die diese Verheißung empfangen? Darum, weil Gott der Gott des Friedens ist, weil Friede auf Erden der lezte und höchste Zweck seines Regimentes, weil die Friedfertigen diesem Gotte gleichgeartet sind. Wir lesen in derselben Predigt: liebet eure Feinde, segnet die euch fluchen, auf daß ihr Kinder sehet eures Vaters im Himmel, vollkommen gleichwie er vollkommen ist; - mit welchem Rechte dieser Zusag? Weil

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