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Gott seine Sonne aufgehen läßt über Gute und Böse und regnen über Gerechte und Ungerechte, und weil die, welche in der Feindesliebe von der Weise der Zöllner und Heiden abweichen, Gottes Nachfolger, seinem Liebesbilde ähnlich sind. Eben hierin wurzelt denn auch der Trost und die Ermahnung, welche Johannes den Gotteskindern ertheilt, so lange sie noch mit der Sünde kämpfen. Er sagt ihnen, einst sollten sie ihrem Herrn gleich werden, und er erweckt sie, dieweil sie solche Hoffnung hätten, sich zu reinigen, gleichwie auch er rein sey. Durch beides, durch den Trost, den er spendet, wie durch die Ermahnung, die er anknüpft, leuchtet die unzweideutige Versicherung hindurch, daß keine wahrhaftige Gotteskindschaft ohne die Aehnlichkeit mit Gott gedenkbar sey; ist es aber der Geist, durch dessen treibende und bewegende Kraft diese Aehnlichkeit zu Stande kommt, so verbleibt ihm der Ruhm, daß er die Kindeswürde verleihe, daß er sie in uns vollende.

Es ist im Grunde nur die Probe für die Richtigkeit der gewonnenen Anschauung, wenn wir hieran zweitens den Gedanken reihen, daß der heilige Geist das Kindschaftsgefühl erwecke, richtiger, daß er dasselbe in uns vollende. Es beruht dieser Satz auf der Voraussetzung der Thatsache, daß man ein Gut besigen könne, ohne doch ein klares Bewußtseyn um diesen Besitz noch festzuhalten, gleich wie man sich von der anderen Seite einbilden kann Etwas zu haben, dessen man in Wahrheit entbehrt. Man kann leben, ohne von einem kräftigen Lebensgefühl durchgangen zu werden; man kann ein Gotteskind seyn, ohne sich dieser Würde klar und freudig bewußt zu seyn. Gleichwie in natürlichen Verhältnissen ein Kind mitten im Genusse aller Vater und Mutterliebe kaum davon weiß, nicht daran denkt, daß es Kind im Hause sey, so prägt sich ein gleicher Mangel, nur aus trüberen Quellen geflossen, nur von schmerzlicheren Folgen begleitet, auch in unserem Verhältniß zum himmlischen Vater ab. Daher kann es der Apostel als eine zweite Wirkung des heiligen Geistes bezeichnen, daß er das

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Gefühl um diese Würde hervorrufe, ja er kann den Anspruch auf einen besonderen Herzensdank für diese Gnadenwirkung um so sicherer erheben, als nur die Gabe für uns vollen Werth hat, die wir als eine uns eigenthümlich zugehörige empfunden haben. So fügt er denn hinzu: der Geist giebt Zeugniß unserem Geiste, daß wir Gottes Kinder sind. Zn der That, zu einer unbedingt sicheren und wahrhaft beruhigenden Erfahrung hierüber gelangen wir ohne die Stimme dieses Trösters nimmermehr. Freilich auch hier möchten wir nicht urtheilen, daß der Gedanke, aus Gottes Schöpferhand hervorgegangen zu seyn, niemals und unter keinen Umständen das Kindesgefühl erwecken könne. Es kommen Lagen, wo die einfache Erinnerung daran, mein Gott hat mich in's Leben gerufen, ihre Kraft nicht schuldig bleibt. Wenn alle menschliche Freundschaft, Liebe, Hülfe sich uns entzieht, wenn die Sorgen überhand nehmen, alle unsere Berechnungen zu Schanden werden, die Zukunft aussichtslos erscheint, dann gewährt es einen Trost: „was unser Gott erschaffen hat, das will er auch erhalten"; dann findet das Wort einen Widerhall im Herzen: Vater und Mutter verlassen mich, aber der Herr nimmt mich an. Es sind das Erfahrungen, die wir Alle gemacht haben, und deren Spuren wir selbst an solchen Herzen wahrnehmen können, wo sich sonst ein geistliches Leben nicht weiter nachweisen läßt. Aber das fügen wir sofort hinzu, echtes Kindesgefühl ist das noch nicht. Wie sollen wir es nennen? Wir meinen, das Gemüth, welches nur von einem Schöpfer weiß, vermag in seinem Schöpfer den Vater nur zu ahnden. Ahndung ist dunkel und unbestimmt; sie schwebt nur im Hintergrunde, sie gewährt nur einen schwachen Schimmer aus höherer Welt; sie kann uns wohlthun, zu Zeiten auch erheben, aber zu eigentlicher Fröhlichkeit vermag sie Herz und Mund doch nicht zu stimmen. Ahndung ist unsicher; man kann und darf auf sie nicht bauen; man wagt es nicht, auf bloße Ahndung hin Etwas zu thun oder zu beschließen; sie selbst lehrt harren, ob nicht vielleicht ein hellerer Glanz uns aufgehen werde. Ahndung ist

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vorübergehend, ein Lichtblitz, der sich nicht bestimmt in's Auge fassen läßt, sondern sofort verschwindet, nachdem er grell geleuchtet hat, keine stetige Klarheit, in der sich's sicher wandeln ließe. Nein um das Kindesgefühl wach und rege zu erhalten, dazu reicht sie doch bei weitem nicht hin. Ihr beantwortet die Frage nach den ferneren Bedingungen mit Einem Munde dahin, daß die Gemeinschaft mit Christo zu dieser seligen Stimmung leite. Wohlan, wenn ich denn rühmen darf, daß ich Jesu angehöre, darf ich mich alsdann der vollen . Zuversicht hingeben, daß ich als Kind an Gottes Vaterherzen ruhe? Auch hier vermögen wir nicht unbedingt die Bejahung auszusprechen. Es war nur die Ahndung, welche das Geschöpf Gottes überkommt; es ist nur der Glaube an unsere Kindschaft, den wir in Christo gewinnen. Nur der Glaube? Auffallende Sprache! Können wir denn im Laufe des gegenwärtigen Lebens je über diese Stufe hinaus, die wir doch darauf gewiesen find, im Glauben zu wandeln und nicht im Schauen? Und ist nicht der Glaube selbst, nach dem Zeugniß der Schrift, eine gewisse Zuversicht deß, das man hoffet, und nicht zweifelt an dem, das man nicht siehet? Aber übersehen wir es heute am wenigsten, auf welchen Voraussetzungen unser Glaube beruhe. Allerdings, Gott fordert ihn von uns, er will, daß sich unser Herz und Wille zu dem Glauben neige, er verlangt ihn als unsere That; aber wiederum lehrt auch der Apostel, es könne Niemand Jesum seinen Herrn nennen, ohne durch den heiligen Geist. Da versichert uns nun also die Schrift, daß sich uns der himmlische Vater um seines Sohnes Willen als Kindern erbiete; aber, Freunde, wenn wir darauf angewiesen wären, uns hiervon zu überreden, gewaltsam die sich aufdrängenden Zweifel zu verscheuchen, die so gar nahe liegenden Bedenken zu unterdrücken, und in diesem Sinne alle Vernunft gefangen zu nehmen unter den Gehorsam gegen die Erklärung, wie sie hier geschrieben steht, „ihr seid durch Christum Gottes Kinder": das fürwahr würde doch kein freudiges, seligma

chendes Kindschaftsgefühl erwecken! Hier, wo es sich nicht um einen bloßen Lehrfah handelt, dessen Anerkennung von der himmlischen Weisheit gefordert werden kann, hier sind wir noch eines höheren Zeugnisses bedürftig. So viel soll ich der Schrift glauben, daß ich durch Christum Gottes Kind werden könne; aber daß ich's wirklich geworden, das kann mir die Bibel nicht bezengen; und der Glaube, daß jene Möglich keit bei mir in Wirklichkeit verwandelt sey, muß eine ganz andere Bürgschaft haben, wenn ich seiner von Herzen froh werden, wenn ich in seine Wahrheit kein Mißtrauen sehen soll. Der Geist, sagt der Apostel, giebt Zeugniß unserem Geiste, daß wir Gottes Kinder sind. Es ist bekannt, daß der Heiland selbst diesen Geist vorzugsweise als einen Zeugen bezeichnet und verheißen hat. „Wenn der Tröster kommt, der wird zeugen. von mir;" und daß er darunter nicht bloß jenes Zeugniß gemeint, welches die Jünger in seiner Kraft ablegen würden, das hat er durch den unterscheidenden Zusah gedeutet: ihr werdet auch zeugen. Auf dieß wirksame, weltüberwindende Zeugniß des Geistes hat er sich selbst verlassen, gleichwie er auf die Kraft desselben die Zuversicht der Seinen über den Sieg des Himmelreichs gegründet hat. Nie konnte es verstummen, keine irdische Gewalt vermochte ihm Schweigen aufzulegen. Schloß und Niegel, Kerker und Bande, Drohen und Morden, wirksam freilich um den Zeugenmund der Menschen zu verschließen, - das alles wurde hier offenbar als das Mittel der Ohnmacht. Ich bin gebunden, so klagt St. Paulus dem Timotheus, aber Gottes Wort ist nicht gebunden; des Geistes Rede ließ sich nimmer bannen, ungehindert ging und geht sie bis an's Ende des Erdkreises. Und nie konnte dieß Zeugniß seine Wirkung schuldig bleiben. Es ließ sich nicht anfechten als eine menschliche Ansicht, oder als irrig erweisen durch menschliche Gründe; unangreifbar unverrückbar, unabweislich, stellte es sich als unwiderlegliche Wahrheit hin, gegen die das Widersprechen der Sünder sich nie behaupten konnte. Der Geist selbst zeugte, daß Geist Wahrheit

sey. Aber das ist doch die ausschließliche Bestimmung des Geistes nicht, nur der Welt überführend zu bezeugen, daß das Evangelium von Christo ewige und unvergängliche Wahrheit sey, und sie zu strafen um die Sünde, daß sie nicht glauben an Zhn; sondern auch an den Gläubigen soll er sein Zeugenamt ausrichten, sie als ihr Tröster davon überzeugen, es ihnen versiegeln, daß sie Gottes Kinder sehen. Sehet da die Kraft, welche unser Kindesgefühl erweckt. Diesem Zeugniß dürfen wir unbedenklich trauen; es ist nicht die schmeichelnde Stimme des eigenen Herzens, welches gern glaubt was es wünscht, sondern eine Stimme. von oben, aus dem Munde des Geistes kommend, der der Geist der Wahrheit heißt. Nicht wir überreden uns, sondern er, der unserer Schwachheit aufhilft, schafft die siegreiche Ueberzeugung, die alle Zweifel überwältigt, und ihrer selbst schlechthin gewiß ist. Von dieser Art war das Zeugniß, auf welches sich der Heiland selbst in den Tagen seiner irdischen Erscheinung für seine göttliche Gestalt zu berufen pflegte. Nicht bloß das Wort der Schrift, nicht bloß die Weissagungen der Propheten, nicht bloß seine Werke und Wunder machte er als schlagende Beweise geltend, sondern die Stimme seines Vaters, die über jedes menschliche Zeugniß hinausgehe, diese Stimme, die die Welt nicht vernehme, weil sie sein Wort nicht in sich wohnend habe, (Joh. 5.)

- sie war für Seine Empfindung, sie sollte auch für die fremde Erwägung die überführende und entscheidende seyn: - von dieser Art ist auch das Zeugniß, durch welches Gottes Geist im christlichen Herzen das Kindschaftsgefühl vollendet. Das entbehrten und vermißten die Frommen des Alten Bundes; sie klagten: warum schweigst du, o Herr, wenn ich zu dir rufe? aber es war keine Stimme noch Antwort; denn Gottes Geist hatte seinen Zeugenmund noch nicht geöffnet. Uns aber ist es offenbar, was der Vater uns gegeben und wie sehr er uns geliebt hat; sein Geist bezeugt es unserem Geiste, daß wir seine Kinder sind und spendet damit jenen Frieden, den das kräftige und sichere Bewußtseyn um diese schöne Stufe niemals schuldig bleibt.

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