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Herrn gekommen ist, und daß wir uns Angesichts derselben einer unaussprechlichen Bangigkeit nicht erwehren können, ob nicht auch wir uns in diesen Bildern wieder zu erkennen haben. Zwar weder hier noch dort ertönen gewaltige Drohungen, die Mark und Bein durchdringen; weder hier noch dort hören wir haarsträubende Beschreibungen einer strengen und erbarmenlosen Vergeltung; sondern mit einfachen Worten wird uns mitgetheilt, daß das kaum errichtete Gebäude wieder in Trümmer zerfallen, daß die sorglosen Jungfrauen von der ewigen Freude unnachsichtlich ansgeschlossen worden seyen. Aber wenn uns sonst mit der Vollstreckung göttlicher Gerichte der Gedanke an ihre vollkommene Gerechtigkeit versöhnte, wenn die Erinnerung an einen Leichtsinn, an eine Trägheit, an eine Herzensbosheit, welche sich schlechterdings nicht entschuldigen lassen, den Regungen des Mitleids das Gleichgewicht hielt, so erscheint hier die Lage der Sache als eine wesentlich andere. Denn die wir in diesen Erzählungen von Gottes strafender Hand heimgesucht sehen, sind weder der Feindschaft, noch auch der Gleichgültigkeit gegen den Heiland schuldig; sie haben sich selbst zu seinen wahren Jüngern gerechnet und waren gewiß, daß auch Er sich zu ihnen bekennen und ihnen einst den Lohn der Treue überantworten würde. Jener Bauherr hatte den Einen Grund nicht verschmäht, außer welchem es keinen anderen giebt, Christum und sein heiliges Wort; und die des Bräutigams harreten, schon diese Erwartung war ein Zeugniß von ihrer innigen Zuneigung zu ihm. Für sie ist deßhalb das Abweisungsurtheil ein unerwarteter Schlag aus heiterer Höhe; sie können sich in dasselbe weder finden noch ergeben; sie erheben Einwendungen und Fragen, sie sezen Bitten und Vorstellungen in Bewegung: Herr, haben wir nicht in deinem Namen geweissagt? haben wir nicht in deinem Namen große Thaten gethan? Wir haben ja vor dir gegessen. und getrunken, und auf den Gassen hast du uns gelehrt; darum Herr, Herr, thue uns auf; — aber „wahrlich,“ so lautet die Antwort, „ich kenne euch nicht, ich habe euch nie erkannt." Der

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Heiland hat es selbst ausdrücklich ausgesprochen, welch einen Vorwurf er gegen sie erheben müsse. Er nennt den Bauherrn einen thörichten, und genau dieselbe Bezeichnung giebt er auch den Jungfrauen; so ist denn die Forderung der Klugheit der Nerv seiner Lehre und Ermahnung. Wir wollen es uns gestehen, daß wir nicht ohne alles Befremden dieser Unterweisung gegenüberstehen. Der Ausdruck der Klugheit hat nicht gerade den besten Klang; sie erinnert an List und Falschheit, an Eigennutz und Eigensucht; und so groß auch der Gewinn sey, den sie eintragen kann, immer muß sie sich erst von dem Verdachte der Unlauterkeit reinigen. Aber zugestanden, daß es eine heilige Klugheit gebe, die wesentlich mit der Taubeneinfalt zusammenfällt, sollte sie von einer so unermeßlichen Wichtigkeit seyn, daß Sehn oder Nichtseyn, Seligkeit oder Verwerfung von ihr abhängig wäre? Also Die alle, welche eine Zeitlang dem Herrn treu nachfolgten und später an ihrem Glauben Schiffbruch litten, -nur an der Klugheit sollte es ihnen gebrochen haben? Also Die alle, welche die Hand an den Pflug legten und sahen dann zurück, — nur der Regeln der Klugheit sollten sie vergessen haben? Ach und an der heutigen Christenheit, halb und lau wie sie ist, nicht ganz gleichgültig gegen den Herrn, aber auch nicht willig, sich ihm ganz zum Opfer zu begeben, — an ihr sollte nichts anderes zu rügen seyn, als jene Thorheit, die man so gern und leicht zu verzeihen pflegt? Sind es nicht ganz andere Voraussetzungen, die wir in solchen Fällen machen, sind es nicht viel bitterere Vorwürfe, zu denen wir uns da berechtigt halten? Wir werden unser Befremden mäßigen, sobald wir hören, was der Herr unter der hier empfohlenen Klugheit verstehe. In Seinem Sinne ist sie wahrlich die unentbehrlichste Eigenschaft; denn er meint darunter nicht bloß einen scharfen Blick, eine Gewandtheit in der Benutzung von Vortheilen, einen durchdringenden Verstand; sie ist ihm wesentlich eine Tugend des Herzens, welche die ganze Richtung des Lebens bestimmt. Wenn wir uns heute das klarere Verständniß derselben zur

Aufgabe machen, so nöthigen uns die Worte des Textes zu einer Beschränkung. Jesus hatte in der Bergpredigt die Verkündigung der Heilswahrheit begonnen; so kann er durch die hinzugefügte Ermahnung auch nur zur Klugheit in der Begründung des Heils erwecken. Als er später sein prophetisches Amt durch das Gleichniß von den Jungfrauen beschloß, da beschrieb er die Vollendung des Heils als der Klugheit Verpflichtung. Von dieser letteren Erweisung derselben gänzlich absehend, schenken wir jener ersteren ausschließlich unsere Andacht:

Die Klugheit des Christen in der Begründung seines

Heiles

soll uns beschäftigen. Wir wollen erstens die Ermahnung erwägen, welche der Herr ertheilt; zweitens die Verheißung beleuchten, die er hinzufügt.

Von zwei Bauherren erzählt unser Gleichniß. Es ist ein und derselbe Zweck, welchen sie beide verfolgt, es ist ein und dasselbige Ziel, welches sie beide erreicht haben; denn hier wie dort steht ein vollendetes, wohlgefügtes, schön geschmücktes Gebäude. Der Mensch sieht was vor Augen ist; keinerlei Verschiedenheit vermag der flüchtige Blick zu entdecken; das eine Haus nicht minder wie das andere scheint auf gleiche Weise eine wohnliche Heimath, eine friedliche Stätte, ein sicheres Obdach zu verheißen. Da mag auch mancher Tag vergehen, wo Friede und Freude hier so lieblich walten, wie dort; draußen die Pfeile des Tages, draußen das Grauen der Nacht; drinnen die Zuversicht innerhalb der schützenden Mauern, drinnen die Sicherheit unter dem schirmenden Dache. Aber siehe, es schlägt die Stunde der Prüfung. Der Sturmwind erhebt sich, die Wetterwolke zicht herauf, die Wasser sammeln sich; das Eine Haus sinkt dahin und begräbt die Bewohner unter seine Trümmer; das andere widersteht und bietet nach wie vor eine traute Herberge. Es war kein Unfall, der sich dort ereignete, es war kein Glücksfall, der sich hier hat zugetragen; es ist die

Thorheit des Bauherrn, welche dort die Verantwortung zu tragen hat, es ist die Klugheit des Erbauers, welcher hier das Lob und die Ehre gebührt. Der Leichtsinn hat sich gestrast, die Vorsicht hat ihren Lohn gefunden. So lasset uns denn das Verfahren in's Auge fassen, welches der kluge Bauherr beobachtet hat. Hieraus wird die Ermahnung erkennbar werden, die der Heiland in unsere Scele legt. Wir lesen: er grub tief und legte den Grund auf den Fels. flüchtig durch die Worte anwehen, die Vermuthung auf, es sey die Tiefe der Erkenntniß auf der einen, und auf der andern Seite die Festigkeit des Herzens, welche der Herr als die wahren und dauerhaften Grundlagen des gesammten christlichen Lebens bezeichnen will.

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Lassen wir uns zunächst nur

schon dann drängt sich

Tief und fest, sehet da zwei Eigenschaften, welche noch immer auf einem jeglichen Gebiete eine eben so aufrichtige wie allgemeine Anerkennung gefunden haben. Die Tiefe zunächst, sie besitzt die Macht, sich überall Achtung zu erzwingen. Wer Hätte doch je der Flachheit das Wort geredet! In der Stunde des Unmuths mag man wohl die seichteren Naturen glücklich preisen und beneiden; ihr Leben gleitet so leicht dahin, sie wissen nichts von Herzensmühe, essen nie ihr geistliches Brot mit Thränen; sie fühlen nichts von durchdringenden Schmerzen, von Gram und Herzeleid; sie setzen sich bald hinweg über Erfahrungen, an welchen ein anderes Herz sich schier verblutet; in kurzer Zeit verwinden sie Verluste, die ein tieferes Gemüth sein Lebenlang nicht vergessen kann. Aber daß dieser Preis und Neid doch nicht sehr ernstlich gemeint seh, dafür bürgt die Geringschätzung, welche die Urtheile und Leistungen flacher Naturen erfahren, dafür das Mißtrauen, das man sehr allgemein in ihre Entschließungen und Versprechungen zu sehen pflegt; man giebt nicht viel darauf, man baut nicht auf sie. Und was schon im natürlichen Leben keine Werthschäzung erfährt, das kann noch viel weniger zum Himmelreiche geschicht machen. Kommt es hier auf die Erkenntniß der Heilswahrheit an, Steinmeyer, Beiträge 1. 2te Aufl.

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die göttliche Weisheit liegt nicht auf der Oberfläche, ihre Schäße sind im Acker verborgen; und wo der Geist redet, welcher die Tiefen der Gottheit erforscht, da wird das seichte Gemüth weder Sinn noch Verstand, weder Reiz noch Geschmack, weder Wohlgefallen noch Anziehungskraft verspüren. Von der Festigkeit gilt das Gleiche. Wer hat je den Mann gelobt, welcher dem schwankenden Rohre glich; wem hat je die Beharrlichkeit mißfallen, die unerschütterlich an einmal angenommenen Grundsätzen, an einmal erkannter Wahrheit, an einmal erwählter Liebe festhält? Und streifte sie selbst an Eigensinn und Starrheit, auch dann ist sie uns erwünschter, als das Hinken auf beiden Seiten, als die Abhängigkeit von jedem Hauch des Windes. Und sie sollte nicht da vornemlich ein unerläßliches Erforderniß seyn, wo die Natur der Sache und das ausdrückliche Wort des Herrn mit gleicher Entschiedenheit lehren, daß nur an den ausharrenden Gemüthern die Kräfte des ewigen Lebens sich verherrlichen können, daß nur wer fest bleibt bis an's Ende die Krone davontragen werde? Darum tief und fest, - darin stimmen das Lob der Welt und die Weisungen des Heilandes zusammen. Aber das ist nun das Räthselhafte, wie Christus Beides als Regeln der Klugheit habe hinstellen können. Wir pflegen die Menschen in tiefere und flachere Naturen, in festere und schwankendere Charaktere einzutheilen. Den tieferen Gemüthern wird es von selbst Bedürfniß seyn, in die heimliche Weisheit, in die verborgenen Geheimnisse der göttlichen Wahrheit einzudringen, während die anderen an der Oberfläche haften bleiben; den festeren Herzen wird es von selbst natürlich seyn, zu bleiben an dem was sie gelernt haben, ohne das Bekenntniß zu ändern, das aus ihrem Munde gekommen war, während auf die schwankenderen das Gleichniß passen wird, mit welchem St. Jacobus das Wesen des Zweiflers erläutert hat. Wohlan, so lasset es uns erkennen und erfahren, wie Christus hier keine bloße Forderung an uns richtet, sondern den Weg zu ihrer Erfüllung zeigt. Er gebietet nicht die Klugheit, sondern er wirket

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