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Gefühl für göttliches Recht und göttliche Wahrheit, das zwar schlummern, aber nie ersterben, nie aufhören kann zu leben, wenn es auch kein Lebenszeichen von sich gäbe; es ist das Verwandte, woran das Evangelium zum Zwecke unserer Erneuerung anknüpft. Wenn der Heiland vor Pilatus spricht, wer aus der Wahrheit sey, der höre seine Stimme, so kann er nicht die Wahrheit meinen, die er selbst zu geben gekommen ist, sondern eine natürliche, welche gleichsam das Gefäß für die höhere Gabe Seiner Hände sey. Und wenn er sagt, wer aus der Wahrheit ist," so will er nicht Etliche oder Wenige als solche bezeichnen, die sie befäßen, sondern er spricht sie dem Menschen als Menschen zu, er setzt sie auch da voraus, wo sie gefangen gehalten wird in den Netzen der Lüge, zu verkommen droht unter dem. wuchernden Unkraut. Oder was dünkt euch um das räthselhafte Wort des Apostels, da er mit Widersprüchen zu spielen scheint: Brüder, ich schreibe euch nicht ein neues Gebot, sondern das alte, das ihr von Anfang gehabt habt; wiederum schreibe ich euch nicht ein altes Gebot, sondern ein neues, denn die Finsterniß ist vergangen und das wahre Licht jezo scheint? Ja wahrlich, was aus dieses Jesu Munde geht, das ist so urkräftig frisch und neu, daß jeder Hörer zu dem Geständniß gedrängt wird, noch nie habe ein Mensch also geredet. Und doch ist es wieder uralt; es tönt uns wie bekannte Heimathklänge entgegen; es findet in der eigenen Brust einen Widerhall; und seine Verkündigungen wie seine Forderungen, seine Drohungen wie seine Verheißungen entlocken das Bekenntniß: das ist Wahrheit, so ist's Recht! Dieß also ist der Fels, der sich in jedem Gemüthe vorfindet. Freilich er liegt tief; große Schichten lockeren Sandes haben sich allmählig darüber gelagert, und nur durch anhaltendes und ernstliches Graben, wollt ihr lieber, durch das Pflügen mit schneidendem Eisen kommt er zum Vorschein. Aber jedes ernstliche Streben, den Willen Gottes zu thun, dringt unfehlbar zu ihm hin; der Thäter schaut, wie der Apostel sagt, in das vollkommene Gesetz der Freiheit hindurch, der Freiheit, daß er den

Einklang zwischen dem göttlichen Willen und den Forderungen seines eigenen innersten Wesens erkennt, daß er's begreift, Gott gehorchen heiße zuleht nichts anderes, als dem Gescß gehorchen, das auf die Tafeln des eigenen Gemüths geschrieben ist. Und sehet, das ist das sichere Fundament, auf dem der Bau des Heils sich wird erheben können. — Der Herr bezeichnet dieß Verfahren als das der Klugheit; schon der Ausdruck weist darauf hin, daß seine Ermahnung kein strenges Pflichtgebot verfasse, sondern daß sie den Trieb zum Gehorsam in sich selbst, in ihrer lockenden Verheißung trage.

Es ist der Schluß unseres Gleichnisses, welcher diese Verheißung enthält. So lesen wir von dem Hause des klugen Bauherrn: da aber das Gewässer kam, da riß der Strom zum Hause zu und mochte es nicht bewegen, denn es war auf den Fels gegründet; und das wiederum wird uns erzählt von dem Gebäude des thörichten Mannes: der Strom riß zu ihm und es fiel bald und that einen großen Fall. Strenge genommen ertheilt der Herr in dieser Schilderung eine zwiefache Verheißung. Die eine bezieht sich auf das Haus selbst, sie weissagt seine Widerstandskraft; die andere auf des Hauses Bewohner, sie verspricht ihnen Sicherheit und Friede in dem festgegründeten Bau.

Christus sett augenscheinlich unausbleibliche Gefahren voraus, durch welche die Festigkeit des Baues werde geprüft werden. Er selbst hat sie nicht näher bezeichnet. Aber wir haben ein Recht zu der Annahme, daß er auf jene Anfechtungen und Versuchungen hindeute, von welchen die Schrift so vielfach redet; denn in diesem Sinne wird namentlich in der Sprache des Alten Bundes das Bild der Wasserströme häufig gebraucht. „Deine Fluthen rauschen daher, daß hier eine Tiefe und da eine Tiefe wird;" „Gott hilf mir, denn das Wasser gehet mir bis an die Seele und die Fluth will mich ertränken." In diesen Proben kann der Glaube entweder dahinfallen, oder sich herrlich bewähren; er ist gefährdet, wenn er auf einen unsicheren Boden gegründet ward, er wird siegreich hervorgehen, wenn er auf dem

Felsengrunde beruht. Lassen wir uns eine Frage gefallen, welche ebensowohl zur näheren Verständigung wie auch zur ernstlichen Selbstprüfung gereichen wird. Es ist nicht unmöglich, kaum unwahrscheinlich, daß uns noch Prüfungsstunden schlagen, wo es gelten wird, bis auf's Blut zu widerstehen; daß uns noch Versuchungen betreten, die selbst ein Paulus für schwerere denn bloß menschliche erklären würde. Wohlan, ihr, die ihr sagt, ,,wir glauben," -warum glaubt ihr, worauf beruht euer Glaube? Du sprichst: so habe ich es gelernt von Kindesbeinen an; so ist es mir eingeprägt von Vater und Mutter, so hat es die Kirche verkündigt; darin zu beharren habe ich gelobt, und meinen Bund will ich nicht entheiligen. Wie? ist das der Fels, auf dem der Glaube sicher ruht? Leichtere Proben mag er bestehen, aber weil er sich doch nur auf jenes menschliche Zeugniß berufen kann, welches dort die Männer von Sichem. zwar als die erste Veranlassung, aber keinesweges als die wirksame Kraft ihrer Bekehrung zum Herrn gelten lassen, darum ist er nichts weniger als unerschütterlich. Du sprichst: ich habe mich selbständig überzeugt, ich habe Beweise, die mir genügen, mein Nachdenken, meine Ueberlegungen haben mir Gewißheit gegeben. Ist das der Fels? Ist doch auch nur Menschenweisheit, die nimmer Stand hält und keine Bürgschaft für dauernde Blüthe giebt! Lasset den Strom neuer Meinungen mächtiger werden, lasset die Fluthen des Zeitgeistes daherrauschen, — schon manches stolze Schiff ist zerschellt, schon mancher Prachtbau dahingefallen, von dem man's nicht befürchtet hätte. Hier hilft nur Eins: der Glaube muß erfahren und erlebt, er muß uns so gewiß geworden seyn, wie unser eigenes Daseyn, so daß wir ihn nicht anders aufgeben könnten, als indem wir uns selbst aufgäben. Wir müssen es empfunden haben, daß was wir glauben nichts anderes ist, als was in der Tiefe unserer eigenen Brust geschlummert hatte und nun durch die Stimme von Oben seine Deutung empfangen hat. Dann erst fliehen wir vor jeder fremden Stimme, dann erst sind wir außer Gefahr, dem

Rufe der Verführer zu folgen. Und wenn Alle untreu, wenn Alles unsicher, wenn die ganze Kirche erschüttert werden, wenn sie in ihrer Sichtbarkeit verfallen sollte, dennoch bliebe dieß Haus fein lustig, denn es ist auf den Fels gegründet! Kein Blitzstrahl kann es treffen, kein Feuer mag's verzehren, kein Sturmwind wird's entwurzeln, kein Waffer es zerschellen, kein Krieg es verwüsten; nie wird es morsch und baufällig, sondern auch von ihm gilt, was die Schrift von dem Palmbaum sagt: und wenn er schon alt wird, welken dennoch seine Blätter nicht.

Die Verheißung des Herrn, so weit wir sie bisher betrachtet haben, betraf lediglich unsern Glauben selbst. Hat sich dieser aber als festbegründet erwiesen, wohlan, so kann er seine Kraft an Denen verherrlichen, die in ihm das Heil und Leben suchten. Nicht um sein selbst willen wird das Haus erbaut, sondern damit es zur Wohnstätte dienen möge. Ohne Bild; der Glaube der auf den Fels gegründet ist, bedarf selbst keines Schutzes, wohl aber gewährt er Denen Schuß, die unter dem Schatten seiner Flügel trauen. In diesem Glaubenshause ist Alles beisammen, was man von einem rechten Obdach sich verspricht. Das Haus soll schirmen und bewahren. Ihr habt es wahrgenommen, wie die Menschen zur Zeit der Noth zuletzt vom Glauben Trost und Heil begehren, nachdem sie nirgends sonst die Ruhestatt gefunden. Da endlich erinnern sie sich der göttlichen Verheißung, da gedenken sie der Ladung Christi. Aber zur gründlichen Arbeit gebricht's an Zeit; schnell soll das Haus vollendet, sofort soll's auch bezogen seyn. Erklären können wir uns dann wohl die Klage, daß die Verheißung sie getäuscht, daß die Erwartung sie betrogen habe; aber ist sie eine gerechte? Hat der Herr sie in die Irre geführt, oder nicht vielmehr die eigene Thorheit? Ueberall warnt man vor übereilter Arbeit, und hier sollte sie sich nicht rächen, hier sollte ein flüchtiger Seufzer, eine kurze Bitte die Mühe von Jahren, die Arbeit des ganzen Lebens ersetzen können? Das Haus soll Friede und Freude bieten, es soll keinen Hang nach Außen aufkommen

lassen, und Häuslichkeit soll nicht als Pflicht, sondern als eigenstes Bedürfniß empfunden werden. Das wohlbegründete Glaubenshaus kann solchen Frieden, kann diese Freude gewähren. Friede sey mit diesem Hause, — der Gruß findet hier seine Erfüllung. Wenn der Herr unter allen jenen Gütern, die er dem unmuthigen Jünger als Ersatz für die Entbehrungen der Gegenwart in Aussicht stellt, auch das Haus genannt hat: kann er ein anderes darunter meinen, als das schützende Dach, die friedlichen Räume, die Stätte der Erquickung, die der festbegründete Glaube gewährt? Und was dünkt euch, wenn er scheidend zu den Seinen spricht: in meines Vaters Hause sind viele Wohnungen, ich gehe hin, euch die Stätte zu bereiten? - welche Stätte auf Erden könnte ein lieblicheres Vorbild für die Heimath dort oben seyn, als das Glaubenshaus, das auf den Fels erbaut worden ist!

Hat denn die Verheißung irgend welche lockende Kraft für uns, so lasset uns nochmals der Bedingung gedenken, an welche ihre Erfüllung geknüpft ist. Hingehen und thun, - das sey der Entschluß, mit welchem wir scheiden. Der Herr spricht die Worte des Textes augenscheinlich zu Anfängern, die so eben zu ihm kamen. Sind wir's nicht mehr, o so sollen wir doch immer aufs Neue beginnen; die Klugheit, welche das rechte Anfangen lehrt, wird auch die Lehrmeisterin für die rechte Vollendung seyn. Namentlich aber übersehen wir es nicht, — Christus weiset uns nicht vorzugsweise auf unsere Pflicht und Schuldigkeit, daß wir, die wir ihn „Herr, Herr“ nennen, uns dadurch verbunden haben, seinen Willen zu thun; sondern die Versicherung ertheilt er, und von ihr wünscht er sollen wir uns innig überzeugt halten, daß aller Genuß und alle Seligkeit, ja überhaupt alles was wir uns vom Christenthum versprechen und was es selbst uns zu leisten verheißen hat, nur auf dem Wege des Thuns erreichbar werde. Der Thäter des Worts, so heißt es, ist selig in seiner That; und so ihr solches wisset, sprach der Herr, als die Nacht hereinbrach, da er nicht mehr wirken konnte, selig seid

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