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theile einer fleischlichen Hoffnung, die ein schiefes Bild von dem Verheißenen gestalteten, sind wahrhaftig nicht der Aergernisse ergiebigste Quelle; denn noch gegenwärtig, wo doch Niemand mehr träumt von Salomo's Krone und von David's siegreichen Waffen, haben sie sich erhalten in ungeschwächter Kraft. Es giebt eine Seite, von welcher man diese Thatsache mit vollem Rechte als eine aufrichtende und erhebende betrachtet. Das könnte uns nimmermehr eine Ursache zur Freude seyn, wenn Christus von Niemand gehaßt, von Niemand verfolgt, von Niemand mit Mißfallen angeschaut würde; es wäre ein sicheres Zeichen, daß er keiner Aufmerksamkeit mehr von Seiten der Welt gewürdigt würde; Denjenigen möchten wir wahrlich nicht selig preisen, der nur deßhalb von keinem Aergernisse an ihm weiß, weil er ihm überhaupt auf seinem Lebenswege nicht fürder begegnet. Was dünkt euch um das mächtige Wort, da unser Heiland sagt: wer auf diesen Stein fällt, der wird zerschellen, auf welchen er aber fällt, den wird er zermalmen? Erschütternd lautet Beides auf gleiche Weise, das Zerschellen so wie das Zermalmen, dieses wie jenes das Bild eines erbarmenlosen Gerichtes; aber müßte ich Eins von beiden erwählen, - lieber will ich bewußtvoll unterliegen nach heißem Kampfe, als urplötzlich in die Hände des lebendigen Gottes fallen; und lieber mag ich's doch anschen, wie die Menschen sich an Christo ärgern, als von dem Leichtsinn der Lauheit, von der eisigen Kälte ihres Gleichmuths ein Zeuge seyn. Aber freilich als einen zureichenden Trost machen wir diese Betrachtungsweise nicht geltend. Die Adventsfreude wird immer eine gedrückte und beschränkte seyn, wenn das Hosianna der Einen sein Gegengewicht in dem Rufe der Verwerfung findet: weg, weg mit dem! Das stört und betrübt, das verletzt und beängstigt, und jedenfalls erwacht das Bedürfniß, aus der Wehmuth darüber zum vollen Frieden hindurchzubringen. Wir wissen keinen sichereren Weg zu diesem Ziele hin, als daß wir uns an Den wenden, welcher selbst der Stein des Anstoßes geworden ist. Es ist ein inhaltreiches

Wort, in welches er seinen Unterricht zusammengedrängt hat, strahlend in mannichfachem Lichte, je nachdem wir es ansehen von seinen verschiedenen Seiten. Wenn wir denn

das Wort des Herrn: Selig ist, der sich nicht an

mir ärgert

zum Gegenstand unserer Andacht machen, so lasset es uns erstens als seine Klage; zweitens als seine Rüge; drittens als seine Forderung zu erkennen suchen.

Den Eindruck werden wir aufs Erste von dem Ausruf unseres Heilandes hinwegnehmen, daß er in dem Tone einer schmerzlichen Klage geht. Das Selig verwandelt sich von selbst in ein bedauerndes Wehe, wo irgend der Eckstein zum Anstoß gereicht. Wir mögen vor der Hand noch absehen von der unmittelbaren Veranlassung,, durch welche das Aergerniß bewirkt wird; woher es sich immer schreibe, worauf es sich auch gründe, in jedem Falle fordert es das theilnehmende Mitgefühl heraus. Es ist kein übertriebenes Urtheil, wenn wir die Aergernisse zu den schmerzhaftesten Dornen rechnen, die sich überhaupt auf unserem Wege finden, wenn wir sie als das bezeichnen, was uns das Leben am meisten verbittern kann. Es rechtfertiget sich durch ihren verstimmenden Einfluß, durch ihre aufhaltende Kraft, durch ihre gefahrvolle Wirkung. — Ueber den hohen Werth einer gleichmäßigen Stimmung des Gemüthes sind wir sicher Alle einig. Ach, es ist ja nicht bloß unsere Umgebung, die von ihrem häufigen Wechsel so manches zu leiden hat, sondern wir selbst seufzen am tiefsten unter ihrem lästigen Kreuz. Nicht sie sind abhängig von uns, sondern wir von ihnen, und täglich empfinden wir ihr tyrannisches Joch. Was aber vorzugsweise solch' einen verstimmenden Eindruck auf uns hervorzubringen pflegt, das sind keinesweges Schickungen, welche tief in unser Leben eingreifen und uns im Innersten erschüttern, sondern vielmehr Erfahrungen, deren Bedeutung an sich selbst eine äußerst geringfügige ist. Wir haben es erlebt, daß dieselben Menschen, welche weder ein harter Schlag, noch eine über

raschende Freude in dem ruhigen Fluß ihres inneren Lebens unterbrechen konnte, durch eine leichte Verletzung auf das gewaltsamste erregt wurden, dem Auge gleich, das auch ein Stäublein in Aufruhr versezt. Die Schrift erzählt von einem Propheten, welcher die schwersten Berwickelungen des Lebens ohne Klage ertrug, dem aber die gekränkte Eitelkeit, die gestörte Erquickung den Ruf entlockte: o Herr, nimm meine Seele von mir, ich möchte lieber todt seyn als leben! - ein Beispiel von einer Regel, die sich auch unter uns noch immer bewährt. Setze die innigste Andacht, - ein leichtes Aergerniß kann uns aus der Höhe der Anbetung in das kleinliche Treiben der Welt versezen; oder die herzlichste Liebe, — ein Aergerniß vermag die bedenklichste Erkältung zu schaffen; oder die seligste Freude, und wär's eine Freude im heiligen Geist, -ein Aergerniß genügt, uns aus ihrem Himmel zu stürzen. Ja in dem Grade gleicht der Mensch dem schwankenden Rehre, das der Wind hin und her wehet; und sollte Der, welcher Mitleid mit unserer Schwachheit hat, nicht gerade diese Form derselben um so mehr beklagen, als bei ihm selbst kein Wechsel und keine Veränderung ist? Wir könnten uns darüber noch zufrieden geben, wenn es sich einfach um unser eigenes innercs Wohlbefinden handelte; aber wir kennen die gebieterische Herrschaft, welche die Stimmung auf unser Thun und Lassen auszuüben pflegt. Sie kann die hauptsächlichste Feindin jedes ernsten sittlichen Strebens seyn, durch sie kann's geschehen, daß wir das Gute nicht thun, was wir doch wollen, daß wir das Arge vollbringen, das wir doch hassen, weil uns die Laune des Augenblicks verführt. Sie macht das milde Gemüth oft hart und das barmherzigé rauh, das eifrige verdrossen und das brünstige matt. Ob es wohl Etwas giebt, was uns so mächtig aufhalten könnte in dem verordneten Laufe, als die täglichen Aergernisse? Wie weit bringt's doch der Wanderer, wenn er auf Schritt und Tritt auf Hindernisse stößt, die erst beseitigt seyn wollen, ehe er die Füße kann fürbaß setzen? Ihn wird der Abend finden, wo er am Morgen

begann. Und wie weit werden wir es bringen, wenn wir, statt uns zu strecken nach dem vorgesteckten Kleinod, zu jeder Stunde die lähmende Macht des Verdrusses empfinden? Wir flagen uns der Trägheit an, wenn wir uns immer in demselben Kreise gebannt finden, ohne abzusehen von dem was dahinten ist; vergessen wir nicht, jene tägliche Plage in Rechnung zu bringen, welche Kraft wie Zeit verzehrt. Denn hier handelt es sich nicht um einen Kampf, der selber stärkt und stählt, hier steht uns kein Widersacher gegenüber, mit dem zu ringen sich's verlohnte; sondern es gilt einen entmuthigenden und erschlaffenden Streit, der einen eigentlichen Fortschritt nicht begründen kann. Und wenn's nun vollends geschieht, daß uns das Aergerniß ein Fallstrick zu Schande und Laster wird? Sind wir je in ernstlicher Gefahr, zu fleischlichen Waffen unsere Zuflucht zu nehmen, das Böse mit Bösem zu überwinden: hier steht der Versucher vor der Thür; hier ist die Selbstverleugnung am schwersten, hier die Geduld am leichtesten erschöpft. Könnten wir die Entwickelung so mancher argen That verfolgen, wie oft würde das Aergerniß, das die Gemüther erbittert und zum AcuBersten getrieben hat, als ihre wahre Quelle erfunden werden! Und was zur Entschuldigung freilich nie gereichen kann, — zum schmerzlichen Bedauern bietet es ausreichenden Stoff. Ja wohl, wehe der Welt der Aergerniß halber; wehe ihr, daß Aergerniß kommen muß; aber zwiefaches Wehe, wenn der Heiland sein Gegenstand ist.

Selig ist, der sich nicht an mir ärgert, also betonend spricht unser Herr. Wir müssen es im Grunde ganz in der Ordnung finden, wenn so Manches, was uns im Leben be= gegnet, einen verstimmenden Eindruck nicht schuldig bleibt. Es giebt eine Feindschaft, die es darauf anlegt, und einen Leichtsinn, der hieran seine Freude hat; Empfindlichkeit und Reizbarkeit ist überdieß unser Aller schwache Seite. Aber das ist jedenfalls wider alle Ordnung, wenn der treueste aller treuen Freunde, der da fam, seinen Frieden zu spenden und Ruhe für die Seelen

zu bringen, um desfentwillen die Adventsermahnmg ertönt: freuet euch in dem Herrn allerwege, wenn auch er eine Mißstimmung erweckt. Es hat noch Niemand verwundert, wenn er in der Welt auf tausend Hindernisse sticß, die ihn aufhielten. auf seinem Wege; denn hier waltet ja der Wetteifer, hier thut es gern der Eine dem Anderen zuvor und sucht seine Förderung auf Kosten des Bruders. Aber wie nun, wenn von Dem eine Hemmung ausgeht, der sich selbst die wundervolle Bezeichnung gab, er sey der Weg, und durch den allein unser Leben eine rechte Laufbahn werden kann? wie nun, wenn der Herr, der den Blinden ein flares und bestimmtes Ziel vor Augen stellt, der den Schwachen seine leitende Hand entgegenstreckt, der den Strauchelnden verheißt, ihnen Stecken und Stab zu seyn im Thale der Finsterniß, -wenn er selbst ein Stein des Anstoßes wird, als wandelten wir durch ihn in der Nacht, als hätten wir bei ihm das Licht des Lebens verfchlt! Es kann nicht befremden, wenn so Manches was wir erleben und erfahren uns eine Ursache zur Sünde wird. Uns umgiebt ja nicht allenthalben die Liebe, die sich nicht freuet der Ungerechtigkeit, sie freuet sich aber der Wahrheit; wir kommen mannichfach mit Solchen in Berührung, von denen der Apostel sagt, daß sie nicht nur selbst das Arge thun, sondern auch Gefallen haben an Denen, die es vollbringen; und das ist die ausgesprochene Absicht der Macht der Finsterniß, unsere Füße vom Wege des Friedens auf den Pfad des Verderbens zu lenken. Aber nun soll uns auch der heilige und gerechte Gottessohn eine Ursache zur Ungerechtigkeit werden? nun soll es auch geschehen können, daß die Gemeinschaft mit Ihm zu schweren Verirrungen, zu Zorn und Lästerung, ja zur Verstockung und Verhärtung gereiche? Wir fühlen dem Apostol den tiefen Seelenschmerz ab, wenn er in die Worte ausbricht: das Gesetz, das mir zum Leben gegeben war, diente mir zum Tode; es ist ein größerer Schmerz, wenn das Evangelium, diese Gotteskraft zur Seligfeit, eine Kraft zum Verderben wird; wenn Der, welcher alle

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