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und gewiß einem jeden Beschauer aufs Erste und unmittelbarste in's Auge. In dem Sinne, wie er es meint, ist die Kleidung nicht Etwas gleichgültiges, dessen man schlimmsten Falles auch entbehren könnte, sondern ein unerläßlich Nothwendiges. So lehrt das Gleichniß, daß der geladene Gast in die Finsterniß hinausgeworfen sey, dieweil er den Königssaal betreten, ohne mit dem hochzeitlichen Kleide angethan zu seyn. Darauf beruht des Apostels Freude, daß er dereinst übergehend in die vollkommene Hütte nicht entkleidet, nicht nackt werde erfunden werden. Darauf gleicherweise die Rüge und Weisung des Herrn an den Engel zu Laodicea: du weiß'st nicht, daß du bist arm und bloß; ich rathe dir, weiße Kleider von mir zu kaufen, auf daß nicht offenbar werde die Schande deiner Blöße. Aber welch' ein Gewand hat der Heiland im Auge? Schauet die Lilien auf dem Felde! Es kann als eine verwunderliche Sprache erscheinen, von dem Kleide einer Blume zu reden. Ein Kleid thut man an, man legt es wieder ab; aber nur im Gedanken könnte ich die Lilie von ihrem Kleide trennen; thatsächlich vermag ich sie nicht zu entkleiden, ohne sie selbst zu vernichten. Aber ob der Herr nicht gerade dieß an ihrer Erscheinung hat lehren. wollen? Ja sehet da das Kleid, welches allein diesen Namen. verdient; mit der Person muß es unauflöslich zusammenhangen, es muß die Ausstrahlung ihres inneren Wesens und dasjenige sehn, was dem fremden Auge von ihr erkennbar wird. Merket darauf, wie diese Anschauung durch die ganze Schrift hindurch geht. Sie redet von Gottes Kleide; „Herr, mein Gott," so spricht der Sänger, „du bist sehr herrlich, du bist schön und prächtig geschmückt, Licht ist dein Gewand, das du anhast." Aber wird uns Gottes eigenstes und innerstes Wesen nicht eben auch als Licht beschrieben? Sein Wesen ist Licht, sein Kleid ist Licht; Eins läßt sich von dem andern nicht scheiden. Wie Gott sich offenbaret, wie er von deinem Herzen und Auge erkannt wird, so ist er auch innerlich; wer sein Kleid sicht, der sicht ihn selbst. Es ist der Versöhner, den der Prophet im

Sinne hat, wenn er fragt: wer ist Der, der von Edom kommt mit röthlichen Kleidern von Bozra? Er zeichnet Den, welcher durch sein eigenes Blut als der wahrhaftige Mittler in's Allerheiligste gegangen ist; sein Kleid deutet das Geheimniß seiner Person, es ist die Ausstrahlung der Liebe, welche das Leben für die Welt gelassen hat. Wohlan, das also ist das rechte Kleid, welches mit der Person innig zusammenhängt und ihrem Seyn und Wesen entspricht. Ob in diesem Sinne auch von des Christen Kleidung die Rede ist? Ihr kennet den Herzensdank, den der Apostel dem Propheten nachgesprochen: der Herr hat mich angezogen mit den Kleidern des Heils, und mit dem Rocke der Gerechtigkeit hat er mich bekleidet. Ihr kennet die apostolische Ermahnung, daß wir nicht durch irdische Gewänder, sondern durch den sanften und stillen Geist des verborgenen Menschen, durch den Schmuck der Scham und der Zucht lieblich vor Gott werden sollen, durch das, was chrbar und wahrhaftig, was keusch, gerecht und holdselig ist. Und wenn das Kirchenlied uns singen lehrt: Christi Blut und Gerechtigkeit, das ist mein Schmuck und Ehrenkleid; oder wenn ein anderes die Bitte ausspricht: laß uns ja das Sündenkleid durch des Bundes Blut vermeiden, daß uns die Gerechtigkeit möge als ein Rock bekleiden: was ist das anders, als eine Nachbildung der Worte des Schers, da er die Schaaren der Seligen, welche eingehen in das himmlische Jerusalem, als solche beschreibt, welche ihre Kleider mit dem Blute des Lammes besprengt, sie in demselben hell gewaschen haben. Das ist des Christen Kleid, welches dem Gewande der Lilie entspricht. Was wir irgend von dem Zwecke und der Bestimmung des Kleides aussagen, — nach dieser Fassung gelangt es zu seinem Rechte. Das Kleid ist Hülle und Bedeckung. Wir schämen uns, vor Gott zu erscheinen, wie wir sind, schämen uns selbst, vor der Menschen Augen offenbar zu werden; es drängt uns, des Fleisches Lust, des Fleisches Werke zu verhüllen: aber nur Christi Verdienst kann unsere Missethat, kann der Sünden Menge bedecken. Das

Kleid ist Schuß und Schirm, dem rauhen Sturm soll es wehren, damit das behagliche Gefühl der Lebenswärme nicht entweiche, damit wir den feindlichen Einflüssen Troß bieten mögen: aber wenn uns nicht Jesu Gnade Leben und Lebensgefühl verleiht, so sie uns nicht stark macht gegen alle Stürme von außen, ein Anderes gewährt doch nimmer diesen Schuß. Das Kleid ist Schmuck und Zier; es soll dem fremden Auge wohlthun, und einen Wohlgefallen auch an der Person erwecken, die es trägt, ihre Erscheinung heben, daß sie eine Gestalt und Schöne gewinne: aber was kann uns besser stehen, als christlicher Sinn und christliches Thun? Das ist die Zier, die nicht veraltet, das ist der Stoff, den die Motte nicht verzehrt, das ein Kleid, welches keiner Mode unterworfen ist. Das Kleid ist Sinnbild und Kennzeichen des Standes; an dem Kleide erkennt man die Lilie; es giebt ein priesterliches Kleid, ein königliches Gewand, einen Kriegerschmuck. Aber was ist doch das für ein Kleid, welches des Christen Stand uns deutet? Daran wird Jedermann erkennen, daß ihr meine Jünger seid, so ihr Liebe unter einander habet," sanftmüthig und demüthig seid. Summa, das lehrt die Lilie: Kleid und Person müssen unzertrennlich zusammenhängen, dieses das Innere, jenes die Außenseite.

Als bekleidet schaut der Herr die Lilien an; wie sind sie zu ihrem Kleide gelangt? Selbst erworben haben sie es nicht; es heißt ausdrücklich, sie arbeiten nicht, auch spinnen sie nicht. Auch die Pflege der Kunst hat sich nicht an ihnen bethätigt; fehet die Lilien auf dem Felde, so heißt es mit bedeutungsvollem Zusatz, zum Zeugniß, sie sehen keine Treibhauspflanzen, dem Gärtner empfohlen, auf daß er sie umgrabe und bedünge. Thau und Regen, Sonnenlicht und Sonnenwärme haben sie freilich genossen, aber das allein kann folch' ein Kleid doch nicht verschaffen. Höret denn, wie der Herr uns die Geschichte der Entstehung und Entwickelung des Schmucks erzählt. Sie ist verfaßt in einem einzigen Worte; aber das Wort

ist von unendlicher Tiefe und Fülle. Sehet die Lilien, wie sie wachsen, so heißt es. Also durch ihr Wachsen ist ihre Kleidung entstanden; dieß der Maßstab für ihre größere oder mindere Vollendung. Jeder Stillstand im Wachsen übt seinen Einfluß auch auf das Gewand, und das Aufhören des ersteren bedingt das Dahinwelken auch des letteren. Ist die Lilie dem Boden entrissen, so verdorrt ihre Blüthe, gleichwie der Rebe vertrocknet, wenn er vom Weinstock getrennt wird; wehet der Wind über die Blume und knickt ihren Stamm, verloren ist auch der Kleiderschmuck, denn mit dem Wachsthum hat's ein Ende. Sehet die Lilien, wie sie wachsen. Was will dieß Wachsen doch sagen? Sie sind eingewurzelt in dem Boden, der ihnen Nahrung und Lebenskräfte zuführt; aber sie tragen zugleich in sich selbst einen Keim, der sich durch diese Kräfte entfaltet, sich dieselben aneignet und sich gerade zu dieser bestimmten Gestaltung und Bildung entwickelt. Auch der Christ soll wachsen; der ganze Leib der Gemeinde, wie der Apostel sagt, zu seiner selbst Besserung und zu einem heiligen Tempel des Herrn; und das einzelne Glied dieses Leibes in allen Stücken an Dem, welcher das Haupt ist. Der Christ gleicht insofern der Lilie nicht, als sie wild und ohne Pflege auf dem Felde steht, während er in einen fruchtbaren Boden gesenkt ist, so daß er gedeihen kann zur Freude Dessen, der ihn gepflanzt hat. Ihr kennet den Vorwurf, welchen Gottes Mund gegen sein Volk erhebt: ich habe einen Weinberg gegründet, und was kann man mehr an ihm thun, als ich gethan habe; und da ich meinte, Trauben zu gewinnen, da trug er mir Herlinge; - es ist die Klage über die Fruchtlosigkeit. Aber wäre die Rüge der Schmucklosigkeit ausgesprochen worden, sie hätte deßhalb ein gleiches Recht, weil es niemals an der Kleidung gebricht, wo ein kräftiges Wachsthum bemerkbar ist. Wir haben erkannt, worin des Christen Kleidung stehe; geben wir uns jetzt dem erschütternden Gedanken hin, daß selbst die rechte Kleidung nicht fromme, daß wir sie nicht als die unsrige betrachten dürfen, da

fern sie nicht zu Stande kam vermöge des Gedeihens des inneren Menschen, welcher aus dem Boden des Himmelreichs seine Lebenskräfte gezogen hat. Man kann am Ende das Christenkleid anlegen, ohne es innerlich erworben zu haben; man kann den Glauben erheucheln und viel reden von Jesu Verdienst, in welches man sich hülle, von Seinen Wunden, in die man sich verberge, und weiß kaum was man sagt oder was man sezt; ja man kann selbst die Liebe erheucheln, Wort und Werk und ganze Erscheinung können dem Bilde wahrer Gotteskinder täuschend ähnlich seyn. Der Herr klagt über Solche, die in Schafskleidern einhergehen und inwendig reißende Wölfe find, äußerlich getüncht, innerlich Verwesung; und der Apostel spricht von Denen, welche der Finsterniß angehören, und im Lichtgewande erscheinen. Es giebt eine unselige Kunst, welche das Kleid der Person so anzupassen und anzuschmiegen versteht, daß selbst das erfahrenere Auge getäuscht werden mag; es sitt ja wie angegossen; aber was hilft es, und wäre es das rechte Kleid, es ist nicht dein, denn es ist nicht auf dem Wege entstanden, auf dem allein unser Kleid erworben wird, auf dem Wege des Wachsens! Gottes Auge, das in's Verborgene sieht, kann nie dadurch betrogen werden. Lasset uns den reichen Stoff, der von hier aus unserer Selbstprüfung dargereicht wird, nicht verschmähen. Wie gar manches findet sich in unserer ganzen christlichen Erscheinung, set es im Bekenntniß des Glaubens, oder in dem Werke des Lebens, was an sich selbst wahr und recht, gut und schön ist, und was wir doch nur von außen genommen, nur umgethan und angezwängt haben, ohne daß es wirklich das Ergebniß unseres Gedeihens und unserer Fortschritte im Himmelreiche wäre. Dieß Mißtrauen gegen unsere Erscheinung möge die im Wachsen und durch Wachsen geklei= dete Lilie in uns befördern!

Jesus hatte bisher nicht eigentlich gelehrt, sondern einfach auf Züge im Bilde der Lilie hingewiesen, welche nur wahrgenommen werden dürfen, um ohne Widerspruch das allgemeine

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