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Zugeständniß davonzutragen. Fortan ändert er den Ton. Er redet lehrend und behauptend. Ich sage euch, daß auch Salomo in aller seiner Herrlichkeit nicht bekleidet gewesen ist, als derselbigen eines. Ich sage euch; so schildert er also nicht den Eindruck, welchen er persönlich von dem Kleide der Lilie empfangen, sondern eine Wahrheit stellt er hin, auf deren Anerkennung er dringt. Ihr werdet begreifen, aus welchem Grunde er von nun ab diese Sprache führt. Vorzugsweise auf dem vorliegenden Gebiete pflegt man nemlich der Freiheit einen weiten Raum zu gestatten. Der Eine findet schön, was dem Andern gewöhnlich erscheint; was Jenen begeistert, gewinnt Diesem kaum ein flüchtiges Wohlgefallen ab; und Niemanden befremdet solch eine Verschiedenheit der Urtheile über einen und denselben Gegenstand, denn der Geschmack, so sagt man, seh verschieden. So spricht denn Der, welcher alle Gesetze, auch die der Schönheit kennt, im Tone der Lehre und der Behauptung. Was Er als schön bezeichnet, das ist wahrhaftig schön; jeder Widerspruch gegen seine Erklärung würde von Verdorbenheit des Gefühls, von verbildetem Geschmacke zeugen. Wohlan, dem Urtheil, das er hier über die Lilie ausspricht, werden wir uns gewiß Alle von ganzem Herzen unterwerfen. Zwar die Königin von Mittag kam aus weiter Ferne, um Salomos Schätze zu schauen, um die Herrlichkeit zu bewundern, mit welcher er seine Person umgeben hatte; tausendmal wird sie auf ihrem Wege vor der Blume, die Christus weit über die Pracht des Königshauses erhoben hat, kalt und achtlos vorübergegangen seyn. Zwar noch immer scheut man selbst ein Opfer nicht, um Werke der Kunst zu sehen und sich künstlerische Genüsse zu verschaffen; während die heimliche Schönheit der Gotteswerke, die Lilie des Feldes, höchstens dann das Auge fesselt, wenn sich die Kunst irgendwie daran betheiligt hat oder wenn sonst ein anderes Interesse hinzukommt. Aber wir sehen darin weder einen verbildeten Geschmack, ein Zeichen der Uebersättigung, noch auch räumen wir es ein, daß es als Widerspruch gegen das Urtheil

des Herrn auftrete. Wir wollen getrost einem Jeden die Frage vorlegen, ob nicht die Blume, die sein Fuß zertritt, von höherer Schönheit seh, als das wundervollste Erzeugniß der Kunst; wir sind gewiß, er wird sie bejahen! In der That, von diesem Farbenschmucke gilt dasselbe, was der Evangelist von dem glänzenden Kleide Christi auf dem Berge der Verklärung sagt: Sein Gewand war so weiß wie das Licht, wie der Schnee, so weiß, wie es kein Färber auf Erden machen kann; dieß Ebenmaß, dieß Verhältniß der einzelnen Theile zu einander, keine Faser zu viel und keine zu wenig, o der Künstler ist noch nicht erstanden, der solches treulich nachahmen könnte. Za wer, wie hier der Herr, sinnend vor des Feldes Blume steht, der hat's kein Hehl, vor dieser Pracht verschwinde aller Glanz in der Könige Häusern. Und worauf beruht der Vorzug? Darauf, daß wir hier ein Urbild haben, während jedes Kunstwerk nur ein Abbild, eine unvollkommene Copie ist? Der Grund liegt tiefer: Gottes Ueberschrift prangt auf dieser Blüthe; sie ist seiner Hände Werk; „so Gott die Blume auf dem Felde kleidet," so hat der Herr gesprochen. Was Gott thut, das ist wohlgethan; als er besah, was er gemacht hatte, siehe, da war es alles sehr gut.“ Auch des Christen Kleid hat diese Schönheit und verborgene Zier, welche keiner der Obersten dieser Welt erkannt hat, vor welcher der Kunstverständige gleichgültig vorübergeht; ja in einem höheren Sinne ist sie durch Gottes selbsteigene Hände geworden, als die der Lilie. Was die Natur an der Lilie thut, das wirkt die Gnade an dem Christen; der Erde Kräfte weben der Blume Kleid, des Himmels Kräfte bereiten des Christen Schmuck. Wer noch Sinn für wahre Schönheit hat, der weiß den Werth dieser Zier zu schäßen. Häufiger mag das Auge auf glänzende Gaben gerichtet seyn, aber mit größerem Wohlgefallen verweilt es auf dem stillen Schmuck der Sanftmuth und Demuth des Herzens, gleichwie der Apostel die unscheinbare Liebe für höher und schöner erachtet, als die Fülle blendender Geistesgaben. Man klagt wohl darüber,

daß des Christen Ehrenkleid in dieser Welt so selten Anerkennung finde; aber giebt es nur den Eindruck, daß es auf dem Wege der Wahrheit und Lauterkeit erwachsen sey, so wird es nie an Solchen fehlen, die das Geständniß seiner Herrlichkeit willig ablegen.

Wir haben das Bild der Lilie ein lehrhaftiges genannt, und als solches hat es sich mannichfach bewährt. Wenn wir aber in den Zusammenhang einlenken, in welchem der Herr dasselbe gezeichnet hat, so können wir uns an den bisherigen Ergebnissen noch nicht genügen lassen. Denn nicht im Allgemeinen hat er die Natur als Lehrerin erweisen wollen, sondern zum Zwecke seines Unterrichts über die Sorge ist er auf dieß Gebiet getreten. Und so schreitet er denn von der Lehre zur Anwendung; auf diese zu merken, soll unsere zweite Aufgabe seyn.

Sie ist verfaßt in dem Worte: So denn Gott das Gras auf dem Felde also kleidet, das doch heute stehet und morgen in den Ofen geworfen wird, sollte er das nicht vielmehr euch thun? o ihr Kleingläubigen! Wir wollen uns zunächst von dem Geiste berühren lassen, welcher in dieser Frage wehet. Er legt von der Vergänglichkeit alles Natürlichen, wie schön es auch seh, ein erschütterndes Zeugniß ab, und unmittelbar ertönt dasselbe als eine Warnung vor der Thorheit, welche die vergängliche irdische Kleidung zum Gegenstand der Sorge macht. Der Text nöthigt uns nicht zu dem unerquicklichen Geschäfte, alle die tausend Verirrungen aufzuzählen, in welche diese Sorge verführt, und die Tiefe des Verderbens aufzudecken, in die sie stürzen kann; ebensowenig veranlaßt er uns zu dem rügenden Nachweise, wie sie nicht die bloße Befriedigung des unmittelbaren Bedürfnisses im Auge habe, sondern die Folge tiefgewurzelter Sünde sey; es ist einfach unsere Aufgabe, ihre Thorheit durch die Vergänglichkeit des erstrebten Gegenstandes zu begründen. Sie kann unmöglich mit einem nur irgendwie ernsteren, geschweige denn mit dem christlichen Sinne bestehen.

Es ist merkwürdig, daß zur Zeit des Alten Bundes, wo in ungleich höherem Grade als in der Gegenwart alles Innere einen durch die Sitte geheiligten Ausdruck fand, das Zerreißen der Kleider, das Anthun des Sackes die gewöhnliche Aeußerung der Traurigkeit war. Wo irgend ein theures Gut dem Menschen genommen, wo er an die Vergänglichkeit jedes irdischen Glücks erinnert ward; noch mehr, wo er ergriffen von dem Gefühl der begangenen Sünde seine innere Schmucklosigkeit und Werthlosigkeit erkannt hatte: da zerstörte er das Gewand, welches seinen Leib umhüllte; und es ist bezeichnend, daß von dem ernsten Prediger der Buße, von Johannes dem Täufer gefragt wird: wolltet ihr einen Menschen in weichen Kleidern sehen? die in weichen Kleidern sind, die sind in der Könige Häusern! Ach es ist wohl alles Zrdische vergänglich, und kein zeitliches Gut sollte deßhalb Gegenstand unseres Trachtens seyn; aber es ist doch ein besonderer Ernst, mit welchem der Apostel sein Wehe über die Reichen also begründet: eure Kleider sind mottenfräßig geworden! es geschieht doch nicht ohne Absicht, wenn die Schrift beider Testamente mit Vorliebe das Bild des Kleides zur Darstellung der Vergänglichkeit gebraucht: „Himmel und Erde werden vergehen, du aber wirst bleiben; sie werden veralten wie ein Kleid, und wie ein Gewand wirst du sie wandeln; du aber bist derselbe und deine Jahre werden nicht aufhören;" und es ist doch kein müßiger Zusatz, wenn uns erzählt wird, daß Herodes sein königliches Kleid angethan, als er die Huldigung der Schmeichler annahm und von dem Engel des Herrn geschlagen ward. Unsere deutsche Sprache besigt einen hierher gehörigen Ausdruck, welcher einen schönen und lehrreichen Doppelsinn enthält; - den Ausdruck der Eitelkeit. Eitel heißt aufs Erste vergänglich, nichtig; - Eitelkeit der Eitelkeiten, es ist Alles eitel, so beginnt der Prediger des Alten Bundes. Eitel bedeutet aber zugleich auch eingebildet, gefallsüchtig. So ist die Rede von der Eitelkeit des irdischen Schmuckes; er ist vergänglich wie die Blume, über welche der

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Wind fährt und die ihre Stätte am Abend nicht mehr kennt; aber siehe, es ist zugleich die Eitelkeit des Herzens, seine Gefallsucht, die in der vergänglichen Kleidung ihre Befriedigung sucht. Diese zum Gegenstande des Trachtens machen, das heißt daher so recht der Eitelkeit in jenem Doppelsinne dienen, mithin eine Sorge hegen, welche an Verwerflichkeit jedwede andere übertrifft. Und abermals, vergänglich ist wohl alles Jrdische, und darum des begehrlichen Strebens nicht werth; aber wenn der Wunsch, künftigen Verlegenheiten zu wehren und deßhalb in die Scheuern zu sammeln, mindestens entschuldigt werden darf, was sollte hier das Gewicht des Vorwurfs mindern? Und nochmals, freilich ist alles Irdische eitel, auch die Ehre, die die Menschen von einander nehmen; aber erklären läßt sich's wenigstens, wenn Rang und Stand, Würden und Auszeichnungen das Herz bezaubern und verlocken; da aber kann man nur schweigen in schmerzlicher Verwunderung, wenn das Kleid die Ehre bringen, wenn die Kleider Leute machen sollen; eine Ehre, die ohnehin nur von den leersten, hohlsten Naturen gezollt wird, eine Ehre, über deren Annahme und Erweisung der Apostel Jacobus ihr kennt die Stelle feinen Unmuth nicht stark genug auszusprechen vermag. In der That, wer irgend diese Eitelkeit des irdischen Gewandes begreift, dem braucht die Frage kaum noch vorgelegt zu werden: was sorgst du doch um die Kleidung!

Aber was dünkt euch? Sollen wir aus diesem gerechten Verbote die Forderung herauslesen, dafür mit erhöhetem Eifer um das rechte, dem Christen wohl anstehende Kleid zu sorgen? Christus hätte vergeblich gesprochen, wenn wir eine derartige Folgerung aus seinen Worten zögen! Hatte er von dem Lilienschmucke gesagt, Gott habe ihn bereitet, hatte er eben hieraus seine unvergleichliche Schönheit gedeutet: wie könnte er uns eine Sorge empfehlen, die ihr Ziel doch nie erreichen mag, die wir vielmehr gläubig auf Den zu werfen angewiesen werden, der sie im Reiche der Gnade nicht minder übernehmen will, als im

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