ÀҾ˹éÒ˹ѧÊ×Í
PDF
ePub

tens die Fülle der Gnade ermessen, die sich von hier aus an uns verherrlichen will.

--

Der Herr unterscheidet eine zwiefache Thätigkeit, die das Brot seines Lebens seh. Er sagt einmal, daß er den Willen Dessen vollziehe, der ihn gesandt habe; und weiter versichert er, daß er sein Werk vollende. Unter dem Einen versteht er die innere Beugung unter das Gebot des Allmächtigen, das willige Eingehen in alle göttlichen Rathschlüsse und Wege; unter dem andern dagegen die wirkliche Ausführung dessen, was ihm von oben her gezeigt wurde; also den gehorsamen Sinn und die selbstverleugnende That. Was er aber als seine eigene Speise bezeichnet, dasselbige wird auch das tägliche Brot seines Jüngers seyn. Speise, fehet da den Ausdruck, auf dessen Auslegung alles ankommt. Soll er den ganzen Ernst der Verpflichtung deuten, der sich Niemand ohne schreiendes Unrecht entziehen könne? Dafür würde er doch ein auffallendes Gleichniß seyn. Oder soll er die Weisheit in's Licht stellen, die das kluge Theil erwählt, um am Tage der Rechenschaft mit Ehren zu bestehen? Auch hierzu wäre er nicht glücklich gewählt. Speise ist mehr als Pflicht, Speise ist mehr als Vorsicht. Fassen wir den Begriff in aller Strenge, so ist es einerseits eine erquickende, andererseits eine nährende Kraft, die von der Speise ausgeht; und so sehen wir die Beugung unter den guten und heiligen Gotteswillen als des Herzens Labsal und Genuß, und das Vollbringen des wohlgefälligen Gotteswerkes als die Quelle des Gedeihens für den inneren Menschen bezeichnet.

Schon gegen das Erstere scheint unsere unmittelbare Erfahrung mit gewichtigen Einwänden auftreten zu dürfen; jedenfalls drängt sie zu der Frage, worin doch die wohlthuende Kraft der Beugung unter einen fremden, wäre es selbst der göttliche Wille, bestehe. Wer weigert sich wohl des Geständnisses, daß er nur allzugern den eigenen Willen thue, daß es ohne schmerzliche Kämpfe und Selbstverleugnung nicht abgehe, wenn er denselben einmal brechen soll. Sehen wir es auch deutlich ein, Steinmeyer, Beiträge I. 2te Aufl.

15

[ocr errors]

im

daß das dargebrachte Opfer mit reichem Wucher lohnt, mer liegt ein besonderer Reiz, eine eigenthümliche Befriedigung darin, seinen Willen gehabt und durchgesetzt zu haben; des Menschen Wille, sagt das Sprüchwort, ist sein Himmelreich. Wir könnten uns auf die Auskunft zurückziehen, daß der Herr zunächst nur seine persönliche Erfahrung und Empfindung ausspreche; Er habe freilich keinen andern Willen gehabt, als den des Vaters, gleichwie er dieß als seines Lebens Sinn und Zweck bezeichne: ich bin nicht gekommen, meinen Willen zu thun, sondern den Willen deß, der mich gesandt hat; für ihn seh mithin des Vaters Gebot mit der eigenen Neigung zusammengefallen; und wenn ein Aehnliches allenfalls noch von Denen vorausgesezt werden könne, die aus Gott geboren Seinen guten und gnädigen Willen zu dem ihrigen gemacht haben, so müsse doch außerhalb dieses engen Kreises die erquickende Kraft des Gehorsams bestritten werden. Aber niemals hätte der Herr die allgemeine Forderung gegen die Welt aussprechen können, Speise zu wirken, die in's ewige Leben bleibt, wenn er nicht für Alle die Verheißung hätte hinzufügen dürfen, daß sich der Gehorsam als ihre Labung erweisen würde. Ja, wer du sevest, Christ oder Nichtchrist, Anfänger oder Geförderter, Kind Gottes oder noch Knecht der Sünde, - dein Labsal, deine Freude steht nur im Gehorsam gegen Gott! Es gilt hier dasselbe, was bei dem verwandten Begriffe der Freiheit unmittelbar einleuchtet. Gleichwie es ein trügerischer Schein ist, als wäre Derjenige frei, welcher allezeit dem eigenen Willen folgen kann, so beruht es auf derselben Täuschung, wenn man von der Befriedigung der Launen Erquickung erwartet. Und gleichwie wir die Luft der Freiheit erst dann zu athmen beginnen, wenn wir das Gesetz in den Gliedern überwunden und Gottes Rechte an seine Stelle gesetzt haben, so findet sich wahre Erquickung auch lediglich auf Seiten Derer, welche sprechen: deinen Willen, mein Gott, thue ich gern! Ist es bloße Schwachheit und Schlaffheit, die namentlich in schweren und verantwortlichen Zeiten Diejenigen glücklich preist,

die Niemandem zu gebieten haben und nur zum Dienen und Gehorchen berufen sind? Der Apostel Paulus entwirft eine Schilderung von seinem Leben unter dem Gesetze, als die heilsame Gnade Gottes ihm noch nicht erschienen war; was beklagt er darin als sein tiefstes Leid, was entlockt ihm die fast verzweiflungsvolle Frage: wer wird mich erlösen von dem Leibe dieses Todes? Es ist die Knechtschaft, in die sein eigener Wille ihn gezwängt, es ist seine Unfähigkeit, sich dem höheren göttlichen zu unterwerfen. Der Sänger des Alten Bundes schildert seine Erquickungsstunden; wie beschreibt er sie? Das ist meine Freude, daß ich mich zu Gott halte;" „nimmermehr will ich deine Befehle lassen, denn in ihnen erquickest du meine Secle; deine Gebote sind richtig und erfreuen das Herz; sie sind lauter und erleuchten die Augen; sie sind füßer als Honig und Honigseim, köstlicher als Gold und viel feines Gold." Die Lösung des Räthsels ergiebt sich auf mannichfache Weise. Es ist ein unverleugbares Bedürfniß sowohl des natürlichen als auch des wiedergeborenen Menschen, irgend Etwas zu seyn, d. h. irgend eine Bedeutung für Andere, für die Gemeinschaft, im höchsten Maßstabe für Gott zu haben. Das hat noch nie Jemand sonderlich beglückt, wenn er auf die Frage, wofür und für wen bin ich doch da? keine andere als die traurige Antwort zu geben hatte, - im Grunde doch nur für mich! Das Gefühl unserer Nichtigkeit und Entbehrlichkeit ergreift uns nie mit entseßlicherer Gewalt, als wenn wir's gestehen müssen, daß Niemand darnach frage, wenn wir fehlen, Niemand darunter verliere, wenn wir nicht mehr sind. Was aber giebt uns eine gliedliche Stellung in der Kette der brüderlichen Gemeinschaft, was berechtigt uns, eine bestimmte Stätte in Gottes Haushalt einzunehmen, wenn es nicht der Gehorsam und die dienende Selbstverleugnung ist? — Es ist ein dringendes Bedürfniß aller Derer, die den Glauben an den lebendigen Gott bewahret haben, sich von ihm geliebt zu wissen; jenes allgemeine Erbarmen, mit welchem der Vater nach dem Zeugniß der Schrift die ganze Welt umfaßt, genügt

ihnen nicht; sie begehren, daß er gerade zu ihrer Person eine Zuneigung habe, in dieser Liebe Gottes wünschen sie zu ruhen. Es giebt nur Eins, was uns dieser Seligkeit theilhaftig macht, der Gehorsam! Was bezeichnet doch der Heiland als den tiefsten Grund, warum sein Vater ihn lieb habe? Ich halte seine Gebote, so spricht er, und bleibe in seiner Liebe; der Vater läßt mich nicht allein, denn ich thue allezeit was ihm gefällt. Und dieß Selbstbekenntniß macht er als Wort der Lehre für alle Die geltend, welche nach dem Genusse der Gottesliebe verlangt. — Es ist ein lebendiges Bedürfniß aller Derer, die irgendwie von der Liebe zu Gott erfüllt werden, dieser Empfindung einen Ausdruck zu geben. Welcher andere stände uns zu Gebote, als wovon geschrieben steht: liebet ihr mich, so haltet meine Gebote; und abermals: das ist die Liebe zu Gott, daß wir seine Gebote halten! Sehet da, weßhalb dem Gehorsam eine unmittelbar wohlthuende Kraft inne wohnt, warum er als des Christen erquickende Speise bezeichnet werden kann.

Wir haben bisher nur das Nächste und Oberflächlichste erwogen. Es ist nicht die Bestimmung der Speise, auf keinen Fall wenigstens ihre hauptsächlichste, das Matte zu erquicken, sondern sie soll das Leben erhalten, stärken, erhöhen; sie soll nähren und Gedeihen schaffen. Und hier ist es die Vollendung des Gotteswerks, welcher der Heiland jene nährende Kraft beimißt. Es giebt einen Sinn, in welchem Niemand an dieser Behauptung Anstoß nimmt. Der Drang nach irgend einer Thätigkeit, der sich überall da ausspricht, wo irgend noch gesundes Leben ist, legt Zeugniß ab, daß man von einem ganz eigentlichen Hunger nach Arbeit und von einer sättigenden Wirkung derselben reden mag. Es dürfen nur die Tage kommen, wo man, wie's einst dem Petrus in Aussicht gestellt worden war, sich nicht mehr selbst gürten kann, sondern von Andern muß gürten lassen, wo Siechthum oder Greisesschwachheit oder die Ungunst der Zeit eine unfreiwillige Muße auferlegt, — da lernt man den Segen und Genuß der Arbeit kennen und das Geständniß ab

legen, daß es ein köstlich Ding um ein mühevolles Leben sey. Aber allerdings in dieser Allgemeinheit hält sich die Behauptung des Heilandes nicht. Nur das Vollbringen eines göttlichen Auftrags erachtet er als nährende Speise, keineswegs gilt ihm das Gleiche von dem Thun des eigenen Werks. Das könnte nur den Bauch füllen, den Träbern gleich, die nagende Empfindung des Hungers betäuben und abstumpfen, aber Gedeihen schafft es nicht; dieser Segen ruht allein auf der Arbeit für Gott. Aber wie hört man doch? wie sagt man doch? Heißt es nicht, sie greife an, sie reibe auf? Wer unter uns hätte nicht aus manchem lieben freundlichen Munde die Ermahnung empfangen, auch auf diesem Gebiete das richtige Maß zu halten, die Grenze der Weisheit nicht zu überschreiten. Wohlan, lasset uns fragen, was denn aufgerieben, was doch angegriffen werde? Die es von ihrem Standpunkte aus gut mit uns meinen, sie haben bei jener warnenden Bitte das leibliche Leben im Auge. Ob das wirklich durch treues Wirken der Gotteswerke leiden sollte? Ob nicht vielmehr auch ihm von solcher Mühe neue Kraft und Frische zufließt? Wir möchten doch einen Jeden aufs Gewissen fragen, ob er's im Ernste glaube, ob sein Gewissen ihm Zeugniß gebe im heiligen Geiste, daß auch nur einmal der Eifer um Gottes Sache die Kraft dieser irdischen Hütte gemindert hätte? Ach, daß es der Herr immer entgelten muß, was doch lediglich unserer Sünde Folge ist! daß der Fluch der Leidenschaft, namentlich des Ehrgeizes, als die Nachwehen des Gehorsams gegen den Willen Gottes dargestellt werden! Die Knaben fallen und die Jünglinge werden müde und matt, aber die auf den Herrn harren, spricht der Prophet, die empfangen neue Kraft; seine Streiter macht Er jung wie die Adler. Allerdings, die Arbeit im Namen des Herrn greift an, ermattet und erschlafft bis zum Tode, — aber in welchem Sinne? Auf dem Gebiete, darauf wir uns jetzt bewegen, haben wir einander nicht Leib und Seele, sondern Fleisch und Geist entgegen zu setzen. Des Fleisches Kraft schwindet im Dienste Gottes dahin, seine Blüthe

--

« ¡è͹˹éÒ´Óà¹Ô¹¡ÒõèÍ
 »