ภาพหน้าหนังสือ
PDF
ePub

fällt ab, sein Saft verdorrt, sein Lebensnerv wird zerschnitten; aber genau nach diesem Maßstabe gedeiht und erstarkt der Geist; ,,wenn der äußerliche Mensch verweset, wird der innerliche von Tage zu Tage erneuert“; „wer sein Leben lieb hat, der wird es verlieren, wer es aber verlieren will, der wird es finden." Das Erstarken des inwendigen Menschen macht denn der Heiland vom Vollbringen der Gotteswerke abhängig. Mit welcher Klarheit können wir diese Entwickelung an der Erscheinung des Erlösers selbst verfolgen! Zwar in Ihm war kein Gegensatz zwischen Geist und Fleisch; und doch sagt auch von Ihm die Schrift, er habe müssen vollendet werden. Er kam als armes, schwaches, geringes Menschenkind in die Welt. Aber das Kindlein wuchs, ward stark im Geiste, und Gottes Gnade war mit ihm." Und Jesus nahm zu an Alter und Weisheit, an Gnade bei Gott und den Menschen.“ Er trat hervor in Israel, predigte und that große Zeichen; selbst da war er noch nicht an seinem Ziele, noch nicht König und Hoherpriester, sigend zur Rechten der Majestät, kommend mit den Wolken des Himmels; sondern durch Leiden sollte er vollendet, durch Leiden des Todes gekrönt werden mit Preis und Ehre. Welche Speise hat ihn genährt, bis daß er, so daß er Gottes Stuhl bestieg? Er lebte um des Vaters willen, er lebte vom Vater; aber das Wirken der Gotteswerke, das Vollbringen des Vaterwillens, das war das Essen, durch welches die Weissagung des Engels sich erfüllete: er wird groß seyn; nachdem er gehorsam gewesen war bis zum Tode am Kreuze, hat ihm Gott den Namen gegeben, der über alle Namen ist. Die ihr Zhn den Anfänger und Vollender eures Glaubens nennt, sehet da auch eure Speise. Sie ist das Gift für den alten Menschen, sie schaffet das Gedeihen für den neuen. Durch diesen Dienst wirst du groß, durch diese Anstrengung wirst du stark. Wir können uns gar nicht genug dazu ermahnen, die hohe Bedeutung der heiligen That für die Entwickelung und das Wachsthum unseres inneren Menschen anzuerkennen. Sie ist keineswegs ein bloßes Zeugniß von dem Maße

des geistlichen Vermögens, eine Frucht, die in Gettes Scheuern gesammelt wird; sondern die Kraft, die von uns ausging, kehrt erhöht zu uns zurück, und die Frucht, die wir getragen, soll uns selbst wiederum zur Nahrung dienen. Lasset es uns nicht so äußerlich auffassen, wenn es von den selig Gestorbenen heißt, ihre Werke folgen ihnen nach. Das Wort will viel innerlicher nach dem Grundjate verstanden seyn, daß jedes Werk, welches wir thun, einen bestimmenden Einfluß und eine bleibende Wirkung auf uns hervorbringe. Es wird nicht allein unser Eigenthum, wir sind nicht nur dafür verantwortlich, es heftet sich nicht bloß an unsere Schritte, sondern es hat auch eine bildende. Macht. Jedes böse Werk macht uns schlechter, jedes gute Werk macht uns besser. Die arge That läßt nicht einfach einen Flecken zurück, der von dem Herzen wieder abgewaschen werden kann, sondern sie ist ein Element unseres Lebens geworden, das sich selbst dann noch als solches bemerkbar macht, wenn die begangene Sünde vergeben ist. Die gute That hinwiederum ist kein bloßer Lichtpunkt in unserem Leben, sondern ein Schatz, der sofortige Zinsen trägt; durch jedes Werk der Liebe wird die Liebe inniger und stärker; durch jede That der Selbstverlengnung wird der Geist freier und feffelloser; durch den Eifer für den Herrn wird das Herz größer, weiter, reiner; und so ist es kein Bild, sondern buchstäbliche Wahrheit, daß das Wirken der Gotteswerke dem inwendigen Menschen zur nahrhaften Speise gereiche. Sie war es in diesem eigentlichsten Sinne für den Heiland selbst; sie ist es um so sicherer für Alle, die an ihn glauben, als er selbst ausdrücklich gesagt hat (Joh. 6, 29.), daß an ihn zu glauben das Gotteswerk sey, das wir wirken sollen. Vorausgesetzt, daß wir unsere Gedanken mit dem Worte des Herrn wirklich geeiniget haben, welch' einen Eindruck bringt es auf uns hervor? Es giebt eine Trägheit, die freilich urtheilen muß, das seh eine harte Rede, wer möge sie hören? Aber wo noch ein Fond von Gesundheit vorhanden ist, da tönt das Bekenntniß Christi dem Gemüthe nicht anders entgegen, denn in dem Tone

[ocr errors]
[ocr errors]

der Einladung an die Mühseligen und Beladenen: Ich will euch erquicken! Ja es ist eine Gnade des Heilandes, die sich auch von dieser Seite her an uns verherrlichen will; und sie wenigstens zu ahuden, einen Eindruck von ihr zu gewinnen, das lasset unsere zweite Aufgabe seyn.

Wenn der Herr zur Zeit des Alten Bundes sein Volk davon überführen wollte, er lasse sich nicht spotten, wenn er mit scharfer Geißel die harten Herzen empfindlich zu züchtigen beschlossen hatte, da war es insonderheit die Plage der Theuerung und Hungersnoth, die er hereinbrechen ließ. Bei solchem Gerichte wurde selbst ein Ahab weich und nachdenklich, und begann zu fragen nach dem lebendigen Gotte; tiefe Niedergeschlagenheit war da die allgemeine Stimmung; „noch einmal“, spricht jene Wittwe, will ich mir und meinem Sohne ein Mahl zurichten, daß wir essen und - - sterben." Und wenn ein Herz sich vor Gott demüthigen und ihm alle Sünde bekennen wollte, damit es ihn je erzürnt und beleidiget hatte, da war die Enthaltsamkeit von der Speise, da war das Fasten der Ausdruck der bußfertigen Stimmung. Ihr erinnert euch, wie dort zu Ninive weder Menschen noch Thiere, weder Groß noch Klein eine Speise berühren, noch Wasser kosten durften, damit das Seufzen der ganzen Creatur den erzürnten Richter erweichte. Aber auch hier gilt es: der Mensch lebt nicht von Brot allein. Schwere Züchtigung, wenn Gott den Acker verflucht, daß er Disteln und Dornen trägt, statt Speise und Most: aber schwerere Züchtigung bei geistlicher Theuerung! Einst war sie eingetreten, sie ging über den ganzen Erdkreis. Ihr kennet die Schilderung, die der Prophet entwirft: - die Menschen waren verschmachtet wie Schafe, die keinen Hirten hatten; sie gingen alle in der Jrre und ein Jeglicher sahe auf seinen Weg. Lichtvolle Beschreibung der Hungersnoth! Schafe ohne Hirten, also ohne ein Auge, auf das sie hinschauen durften, das ihnen Regel und Nichtschnur gab, Weg und Wahrheit war, zum Zeugniß, daß der Gehorsam die rechte Speise sey; ein Jeglicher sahe auf seinen Weg,

[ocr errors]
[ocr errors]

auf das eigene Werk, zum Zeugniß, daß das Vollbringen nicht des eigenen, sondern des höheren Willens Nahrung und Gedeihen verschaffe. Sie gingen in der Zrre, suchten Speise und fanden sie nicht. Diese Zeit der Theuerung ist verflossen und für immer abgelaufen. Der Herr ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln, das Wort wird niemals bloßer Schatten seyn. Nie kann's wieder geschehen, daß ein Bruder, den andern frage, habt ihr nichts zu essen? oder daß man den Blick nach oben wende: wo sollen wir Brot hernehmen, daß diese Alle satt werden? Wir sagen, solche Zeit kann nie eintreten, eben weil wir auf Grund des heutigen Wortes die Gnade preisen dürfen, daß uns ein Gotteswille offenbart worden, dem wir uns unterwerfen, daß uns ein Gotteswerk gezeigt seh, welches wir vollbringen können. Sehet da die Speise, an der es nimmer fehlen wird. Es find Jahre gewesen und sie können wiederkehren, wo die Klage aufs Neue auftauche, die in den Tagen Eli's erhoben wurde, daß Gottes Wort theuer in Israel sey und wenig Weißagung; es können Zeiten hereinbrechen, wo alle Verhältnisse in Staat und Kirche so verkehrt und verworren sind, daß man voll Unmuths sprechen möchte, hier seh wüstes und unfruchtbares Land, da Niemand gedeihen könne; eigentliche Hungersnoth wäre das noch nicht! Auch in solcher Lage steht dem Christen die Sprache wohl an: ich habe eine Speise, davon ihr nicht wisset. Der äußerste Mangel, das ganz eigentliche Verderben ist nur da vor der Thür, wo man nicht mehr weiß, was Gottes Wille sey, kein Gotteswerk mehr kennt, das zu vollbringen wäre. Es wa ren gute Zeiten, es waren trübe Zeiten, in welchen die Jünger Jesu mit ihrem Meister wandelten. So oft ich euch gesandt habe ohne Tasche und ohne Beutel, habt ihr je Mangel gehabt? Herr, nie, keinen! Noch immer hat die Frage auf die gleiche Erwiderung Anspruch. Ja sollte sich selbst die vielfach geäußerte Besorgniß rechtfertigen, daß auch unter uns Gottes Wort theuer und kaum noch irgendwo feil gehalten würde, - wir haben ja gelernt, was Gottes Wille, was Gottes Werk sey; das ist die Tasche,

[ocr errors]

die nie veraltet, das die Speise, die keine Gewalt uns rauben. kann. Als der Herr seinem Volke einst die Weisung ertheilt hatte, rechte Speise zu wirken, da fragten sie ihn, welchen Gotteswillen sie doch vollbringen sollten; wir kennen seine für alle Ewigkeit gültige Antwort. Aber sollte sie irgend Einem zu allgemein erscheinen, sollte er bestimmter nach den Werken forschen, die seine Hände ausrichten sollen: ihm seh entgegnet, daß des Vaters Wille nicht in Etwas sonderlichem und ausgesuchten stehe. Eine geistliche Vielgeschäftigkeit wird uns nicht zur Pflicht gemacht; sondern jene einfachen Gebote, die wir von Kindesbeinen gelernt haben, jene Früchte der Gerechtigkeit, welche durch Jesum Christum geschchen Gott zur Ehre und zum Lobe, jene Treue in allem was uns befohlen ist, nicht mit Dienst vor Augen noch den Menschen zu gefallen, sondern um des Herrn und um des Glaubens willen an seinen Namen, das ist der gute und wohlgefällige Gotteswille, dessen Ausführung nährt und stärkt, und dessen Erkenntniß jeder Theurung wehrt. Nie hast du diese Speise mühevoll zu suchen, sondern allezeit und allerorts bist du gesessen an einer wohlbesetzten Tafel, die unter der Mannichfaltigkeit der Gottesgaben bricht.

Eben dieß aber führt uns auf ein Zweites, das uns gleicherweise die Gnade des Heilandes deuten soll. Aeußerlich erwogen hat jener träge Knecht so unrecht nicht, wenn er urtheilt: Herr, du bist ein harter und strenger Mann! Jesus giebt uns viel zu thun, in seinem Dienste wird man nimmer fertig, in seinem Weinberg bricht kein Sabbath an. Hören wir schon in irdischen Berufsverhältnissen die Klage verlauten, daß das Maß der auferlegten Arbeit das Maß der Kräfte übersteige, — das Höchste Recht zum Mißmuth scheint der Christ zu haben, dem ja nie die Feierstunde schlägt. Und doch muß in seinem Munde die Klage am ersten und vollständigsten verstummen; denn dieß Eine, worüber man bei Jesu zu Beschwerden Anlaß hätte, Er macht es zur Quelle der Freude, des Genusses, des Gewinns. Seine Last wird zur Lust. Je mehr Arbeit, desto

« ก่อนหน้าดำเนินการต่อ
 »