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mehr Speise; denn die Arbeit ist die Speise. Fasset es recht. Es heißt hier nicht: er fordert zwar viel, aber er spendet auch wieder Labung und Stärkung; zwar durch das ganze Leben Last und Mühe, aber einst doch auch eine ewige Erquickung; sondern es heißt, im Thun und durch das Thun selbst labt und nährt er mit einer Speise, die in's ewige Leben bleibt. Wer dieser Speise keine Süßigkeit, keinen Wohlgeschmack abgewinnen kann, wer weiß, ob er an jener Ruhe, die dem Volke Gottes noch vorhanden ist, seine Freude haben könnte; wer weiß, ob er nicht jenem Knechte gleichen werde, der den Tag hindurch den Acker seines Herrn gepflügt hat und doch am Feierabend nicht dazu geladen wird: seze dich, iß und trink. Za das ist die vollkommene Gnade, die durch Christum worden ist, daß wir bei Ihm nicht, wie in allen andern Verhältnissen, das Schmerzliche und das Freudige, das Drückende und das Erhebende, das Aufreibende und Erquickende gegen einander abwägen und dann urtheilen: zwar viel Last, aber auch viel Trost; zwar viel Mühe, aber auch aufrichtende Hoffnungen; sondern das Reich Gottes ist eitel Friede und Freude im heiligen Geiste, so daß alles das, was die Welt als Mangel und dunklen Schatten beurtheilt, ebenso gewiß ein Quell des Lichts und des Lebens ist, wie das, was selbst ihr lieblich und wohllautend erscheint. Das ist die Gnade, die uns aus den Worten des Textes entgegenleuchtet.

Von dem Saze, über welchen wir uns heute verständigt haben, gilt es in ungleich höherem Grade, als von vielen andern. Wahrheiten des Evangeliums, daß sie weniger vermöge eingehender Betrachtung, als kraft der Erfahrung in's rechte Licht treten. Der Gedanke, daß die Arbeit eine labende und nährende Speise sey, widerspricht den gewöhnlichen Anschauungen zu sehr, als daß ihn Beweise über allen Zweifel erheben könnten. Irgend einen Anstoß wird selbst der Geförderte daran nehmen, weil im günstigsten Falle auch seine Erfahrung eine mangelhafte bleibt. Vollkommen war nur die Erfahrung des Herrn selbst, und deßhalb spricht er es auch mehr als seine persönliche Em

pfindung, als sein eigenes Bekenntniß aus: meine Speise ist, daß ich thue den Willen Gottes. Hätten wir aber kein anderes Zeugniß für seine göttliche Gestalt und Herrlichkeit, dieß einige Wort würde zum überführenden Nachweis genügen, er seh nicht wie ein anderer Mensch. Ja wenn er sagt, er sey vom Himmel gekommen, nicht daß er seinen Willen thue, sondern den Willen deß, der ihn gesandt habe, o so ist die Freude, mit welcher er die empfangenen Aufträge ausrichtet, die Lust, mit der er sich ihnen als der Quelle seiner Nahrung und Erquickung zuwendet, an sich selbst Beweis genug für seine himmlische Abkunft. Unsere Aufgabe aber ist, seinem Vorbilde nachzufolgen, und auf diesem praktischen Wege zu dem vollen Verständniß seines Wortes hindurchzudringen, mit dem Verständniß aber jene Stärke am inwendigen Menschen zu erreichen, zu welcher Er auch uns verhelfen will. In dem Maße, wie wir diese Speise suchen und finden, gebrauchen und genießen, in dem Maße wird uns auch das Brot gedeihen, welches die liebreiche Hand des guten Hausvaters in Wort und Sakrament uns darreicht. Und das seh denn die Bitte, mit der wir uns ihm befehlen: Gesegne uns, Herr, die Gaben dein, deine Speise laß uns're Nahrung seyn; hilf, daß dadurch erquicket werd' Leib, Seel' und Geist auf dieser Erd'. Amen.

Willst du gesund werden?

In der festlosen Zeit.

Evangelium Johannis Cap. 5. V. 5-8.

„Es war aber ein Mensch daselbst, acht und dreißig Jahre krank gelegen. Da Jesus denselbigen sahe liegen, und vernahm, daß er so lange gelegen war, spricht er zu ihm: willst du gesund werden? Der Kranke antwortete ihm: Herr, ich habe keinen Menschen, wenn das Wasser sich beweget, der mich in den Teich lasse; und wenn ich komme, so steigt ein Anderer vor mir hinein. Jesus spricht zu ihm: stehe auf, nimm dein Bette und gehe hin. Und alsobald ward der Mensch ge= sund, und nahm sein Bette und ging hin."

Wenn wir unlängst mit dem Herrn Jesu Christo die Lilie des

Feldes betrachtet und uns an ihrer Erscheinung die sorgende Treue des himmlischen Vaters haben zeigen lassen, so werden wir durch die heutigen Worte aufgefordert, ihn nach Bethesda zu begleiten, nach dem Sammelplate alles menschlichen Jammers, in dessen Hallen ganze Schaaren schwergeprüfter Dulder beisammen waren. Die Lilie, vor welcher wir neulich standen, blüht noch immer und legt noch heute das Zeugniß ab, welches der Heiland uns damals deutete; aber es giebt auch noch jetzt so manches Bethesda, wo die ganze Fülle des irdischen Elends und die Mannichfaltigkeit der Kreuze, die auf menschliche Schultern drücken, angeschaut werden kann. Ohne Widerstreben werden wir den Gang nach solch' einer Stätte nicht anzutreten vermögen. Der Anblick, dessen wir dort gewärtig seyn müssen,

ist nicht nur für die unmittelbare Empfindung ein überaus trüber, sondern auch für unsere Beurtheilung besitzt er eine verwirrende und beängstigende Kraft. Ze bitterer die Noth, je schmerzlicher das Leiden, je zerrütteter die Verhältnisse sind, desto bestimmter drängt sich die Frage auf, wie sich Solches mit Gottes Liebe vereinigen lasse, und um die genügende Antwort sind wir nicht nur im Allgemeinen, sondern vornemlich einzelnen bestimmten Fällen gegenüber gar oft verlegen. Zwar es regt sich in uns Allen eine Ahndung, welche jede derartige Schwierigkeit sofort beseitigen würde, die Ahndung, daß in der eigenen Verschuldung der Menschen die Quelle dieser mannichfachen Leiden zu suchen sey; aber ist dieselbe gleich so tief in eines Jeden Brust gewurzelt, daß sie sich niemals ganz verleugnen läßt, - wer will es wagen, sie zur eigentlichen Ueberzeugung zu erheben, sie als solche unumvunden auszusprechen! Es ist aber diese Scheu nicht bloß in dem Vorwurf der Lieblosigkeit begründet, dem solch ein Urtheil kaum entgehen würde, sondern viel vollständiger in dem ausdrücklichen Verbote des Heilandes selbst. Nicht dieser hat gesündigt und auch seine Eltern haben nicht gefündigt, daß er blind geboren ist, so lautet des Herrn Verweis an seine Jünger, als sie aus einem schweren Leid einen Schluß auf die sittliche Verwerflichkeit der Betroffenen ziehen wollten; und in einem gleichen Tone spricht er bei einer ähnlichen Veranlassung: ihr sollt nicht wähnen, daß die Galiläer, deren Blut Pilatus mit ihren Opfern vermischt hat, oder daß die Achtzehn, auf welche der Thurm zu Siloah fiel, sehen Sünder gewesen vor allen Bewohnern Jerusalems. Jedenfalls begreift er die Neigung, überall da wo Leid ist eine bestimmte Schuld vorauszusetzen, mit unter das warnende Wort: richtet nicht, auf daß auch ihr nicht gerichtet werdet; verdammet nicht, auf daß auch ihr nicht verdammet werdet. Aber es giebt eine Weise der Betrachtung, bei welcher sowohl dieß unzweideutige Verbot des Herrn als auch die Ahndung von einer Schuld des Leidenden, die sich nun doch einmal nicht ganz unterdrücken läßt,

beiderseits zu ihrem Rechte gelangen. Und sie ist es, für welche wir eure gegenwärtige Andacht in Anspruch nehmen. Wer es auch nicht über das Herz bringen kann, den Leidenden für die Entstehung seines Kreuzes verantwortlich zu machen, er darf ihm ohne Bedenken die Fortdauer desselben zur Last legen; wer auch um keinen Preis in dem kränkenden und verlegenden Tone reden möchte: du bist mit Recht darin, du leidest was deine Thaten werth sind, -er braucht die Frage nicht zu scheuen: warum schaffst du nicht, daß dein Leid verschwinde? Es sind die Werte des heutigen Textes, welche uns dazu ver anlassen und berechtigen, diese euch vielleicht ungewohnte Betrachtungsweise anzustellen. Zejus ist nach Bethesda gegangen. Wir kennen Alle sein Herz, daß er mitleidigen Antheil an der Noth des natürlichen Lebens nimmt; wir haben es noch frisch im Gedächtniß, wie er der Wittwe von Nain sein „Weine nicht“ entgegenrief, und wir gedenken an den seufzenden Aufblick gen Himmel, den er seinem eröffnenden Hephata an den Taubstummen vorangehen ließ. Anders als in solcher Stimmung können wir ihn auch nicht denken, da er die Hallen des heilkräftigen Teiches betrat. Aber da wird es uns nun um so auffälliger seyn, daß er namentlich einem bestimmten Falle gegenüber, auf welchen seine besondere Aufmerksamkeit hingerichtet ward, jeden Ausdruck des theilnehmenden Mitgefühls zurückhält. Es war ein Kranker daselbst, der hatte acht und dreißig Jahre auf dem Siechbette gelegen, er war sicher der beklagenswertheste Kreuzträger in der dortigen Charité; aber anstatt die Tiefe und die Länge dieses Jammers bedauernd anzuerkennen, bricht Jesus vielmehr in eine Frage aus, von welcher wir keinen anderen Eindruck empfangen, als daß er sich über diese lange Dauer verwundert, daß er den Kranken für dieselbe verantwortlich macht, als trüge er die Schuld, als läge es lediglich an ihm. Nicht nur als neu und überraschend wird uns diese Aeußerung entgegentönen, sondern namentlich auch als eine solche, welche den Keim zu den bedenklichsten Folgerungen in sich trägt. Lassen

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