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gebricht es dir noch an der Gesundheit des geistlichen Le

bens.

Wir haben die Klage Jesu Christi sich verwandeln sehen in eine Rüge. Es ist schon überhaupt nicht die Weise der Seelsorge des Herrn, mit bloßer Rüge zu schließen; am wenig= sten würden wir solch' einen Abschluß in dem Falle begreifen, wie er hier vorlag; denn war je ein Mann in der Stunde der Anfechtung des höheren Beistandes würdig, - dem Johannes vor Allen gebührte die hülfreiche Gnade. Wir schweigen davon, daß der Heiland seine Zweifel von den gewöhnlichen Aergernissen der Welt ausdrücklich unterscheidet und der Vermuthung steuert, als hätte der Druck des Gefängnisses den Muth eines Mannes gebrochen, der ja dem schwanken Rohre nicht glich und nach weichen Kleidern kein Verlangen trug: schon deßhalb war er der Theilnahme werth, weil er demselben Christus seine Bedenken vortrug, welcher der Gegenstand derselben geworden war. Er hatte es ums Himmelreich verdient, mindestens mit dem Simeonsfrieden seine Seele in des Vaters Hände befehlen zu können, wenn seine Treue in dem befehlenen Amte, Buße zu predigen vor Jedermann, den Lohn der Welt empfing. Und so müssen wir die Antwort, die ihm der Herr entbieten läßt: selig ist, der sich nicht an mir ärgert, endlich noch als einen Rath auffassen, der eine Forderung seiner Liebe beschließt. Zhr habt Recht, der Klang der Worte ist nicht die Stimme des Gebotes; indeß was das Evangelium verlangt, das pflegt ja immer in einem ganz anderen Tone zu gehen, als die Vorschrift des Gesetzes. Das ist doch gewiß der ernste Wille des Herrn, daß wir geistlich arm, daß wir göttlich betrübt werden sollen; und doch drückt er ihn in keiner andern Form aus, als vermöge der Seligpreifung der geistlich Armen und Derer, die da Leide tragen. Und so würde der Wortlaut uns nicht hindern, auch die Entgegnung an Johannes als die Empfehlung des herzlichen Rathes, als die Ertheilung der entschiedenen Forderung zu verstehen: „ärgere dich nicht an mir.“ Ihr

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seid verwundert über dieß auffallendste aller Gebote! Freilich wir haben wohl auch sonst Rathschläge aus seinem Munde vernommen, die aller Vernunft zu widerstreiten scheinen. Weinet, so sagt er zu den Fröhlichen; freuet euch, so spricht er zu den Traurigen; als ob Trauer und Freude willkürliche Empfindungen wären, als ob die Thräne und das Lächeln uns jeden Augenblick willig zu Gebote ständen. Aber die heutige Zumuthung geht doch über das alles noch weit hinaus. Ich klage ihm, daß ich mich ärgere, und er antwortet: ärgere dich nicht; ich bitte ihn um Rath und Hülfe, und er entgegnet mit einem Gebot! Ich habe der Welt und meinen Freunden mein Leid geschildert, daß ich der Aergernisse so viele hätte, und sie haben mit Lächeln erwidert, so ärgere dich nicht : in ihrem Sinne kann der Heiland sein Wort nicht meinen. Ich habe in der Welt den Rath empfangen, weiche den Aergernissen aus, wie du kannst, oder geht das nicht, seye dich über sie hinweg in dem Tone kann Christus noch weniger reden. Aber was ist denn dann sein Wille? wie gewinnt seine Forderung Sinn und Werth? Nicht wahr, die feierliche Eröffnung tritt uns daraus entgegen, daß er sich nicht ändern könne, weder in Wort noch in Werk, sondern daß er bleibe wie er sey. Sollen also die Aergernisse hinweggeräumt werden, das ist der einzige Weg: ändere du dich nach Ihm, verleugne du dich selbst, da er sich niemals leugnen kann. Ist in deinem Verhältnisse zu ihm eine Verstimmung eingetreten: stimme du die Saiten deines Gemüthes nach dem Grundtone, den er angiebt, nur so kehrt die Harmonie zurück. Die Forderung ist keine unausführbare. In unserem wahren und eigentlichen Wesen ist nichts, was an dem Evangelium einen Anstoß nimmt; im Gegentheil, in der Tiefe jedes Herzens regt sich eine innige Sehnsucht nach ihm; was sich in uns an Jesu ärgert, das ist das Fremdartige, das Unnatürliche, das wir abthun sollen, abthun können. Hinweg mit jener Roheit, die sich freilich mit dem Zeugen von dem lieblichen Wesen nicht befreunden kann, das zur Rechten

Gottes ist, und das Aergerniß ist gehoben. Hinweg mit jenem Gößendienst, der sich freilich an dem Prediger des einigen wahrhaftigen Gottes nie erquicken wird, und das Aergerniß ist gehoben. Hinweg mit jener falschen Bildung, ihrem seichten Denken, ihren hohlen Formen, ihrem beschränkten Wesen, die sich nothwendig mit Dem verfeinden muß, der die leibhaftige Wahrheit selber ist, und das Aergerniß ist gehoben. Hinweg mit dem Leichtsinn in dem Gebrauche des Lebens, in der Hingabe an seine eitlen Znteressen, der die Verkündigung von der Bergänglichkeit der Welt und ihrer Lust nicht willkommen heißen fann, - und das Aergerniß ist gehoben. Das ist die klare und bestimmte, das die vollkommen durchführbare Forderung des Wortes: Selig, der sich nicht an mir ärgert.

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Mit dieser Fassung unseres Textes fühlen wir uns nun so recht auf dem Boden der heiligen Adventszeit. Fordert uns dieselbe auf, ein Neues zu pflügen, um nicht wieder unter die Dornen zu säen, wohlan, die heutige Unterweisung des Herrn kann uns zeigen, wie wir das Werk angreifen mögen. Es mag eine persönliche Vorliebe seyn, wenn uns in dieser Rüstzeit vorzugsweise der zwicfache Ruf des Herrn beschäftigt: „werdet wie die Kinder," und wiederum: „thut Buße, denn das Himmelreich ist nahe herbeigekommen." Beides sollen wir im Lichte unserer Betrachtung besser verstehen, leichter vollbringen lernen. Als Christus nach der Erzählung des Adventsevangeliums in die Stadt einzog, da waren wohl Viele, die ihn jubelnd cmpfingen, aber kein Hosianna war ihm lieber, als das jener Kinder im Tempel, die zum Verdruß der Priester und Schriftgelehrten in diesem Lobgetöne nicht ermüdeten. Das Kindesgemüth wird sich niemals ärgern an dem wahrhaftigen Kinderfreunde: darum, werdet wie die Kinder, damit es gelte: selig seid ihr, die ihr euch nicht an mir ärgert. Und die Buße, die der Advent uns predigt, was ist sie anderes, als die Rückkehr zu dem Kindessinne, da wir abthun was sich Fremdes an uns angehängt, also abthum alle Ursach zum Aergernisse an dem

Herrn! Das ist der Weg zu der Seligkeit, die Jesus gepriesen hat. Sie ist nicht die Sache eines sonderlichen Glücksfalls, sondern Allen ist sie zugedacht. Ja sie beschränkt sich nicht auf ein abgegrenztes Gebiet, sondern sie beherrscht den ganzen Gesichskreis. Denn in dem Maße, als wir aufhören, uns an Christo zu ärgern, werden überhaupt alle Aergernisse, sie mögen uns gegeben, sie mögen von uns genommen werden, sie alle, die unseren Frieden und unsere Freude stören, die uns hindern in unserem Laufe, die uns hemmen in unserem Kampfe, sie werden aus unserem Leben verschwinden; alle Thäler werden erhöhet, alle Hügel erniedriget, was höckricht ist wird schlecht, und was krumm ist wird gerade, und also die Herrlichkeit des Herrn offenbar werden. Wir wissen es nicht, welch' einen Erfolg der Rath des Herrn an dem Manne gehabt hat, dem er ursprünglich ertheilt worden ist; das aber wissen wir, kein anderer konnte ihm je gegeben werden, kein anderer übrigt auch für uns. Rechnen wir mit Fug in allen Stücken auf die Kraft der Gnade : in diesem Einen gilt es selber handeln und die Thüren hoch machen, auf daß der König der Ehren einziehe. Und ist auch ein Johannes einst selbst irre geworden an Christo Jesu, deßhalb brauchen wir nicht irre zu werden an der Göttlichkeit und Lauterkeit der Predigt, die er in Israel und in jeder Wüste ausspricht: Richtet den Weg des Herrn, machet auf dem Gefilde eine ebene Bahn unserem Gott! Amen.

Eteinmeyer, Beiträge 1. 2te Aufl.

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Der Aufgang aus der Höhe.

Weihnacht.

Evangelium Lucă Cap. 1. V. 78. 79.

„Durch die herzliche Barmherzigkeit unseres Gottes hat uns besucht der Aufgang aus der Höhe; auf daß er erscheine Denen, die da sißen in Finsterniß und Schatten des Todes, und richte ihre Füße auf den Weg des Friedens."

Einer besonderen Erweckung zu freudig erhobener Stimmung

bedarf es heute in der That ungleich weniger, als an jedem anderen christlichen Festtage. Die himmlische Botschaft: siche, ich verkündige euch große Freude, die allem Volk widerfahren wird; die Gottesthat, welche Propheten und Apostel, Engel und Menschen mit Herz und Mund gepriesen haben, könnte nur an Solchen den Entschluß schuldig bleiben: auch du, meine Seele lobe den Herrn, auch du, mein Geist, freue dich Gottes, deines Heilandes, welche den Regungen eines höheren heiligen Wohlgefallens überhaupt abgestorben wären. Ein Tag, dessen Botschaft an keine Bedingungen gebunden, durch keine Schranken beengt, auf keine Schrauben gestellt ward, ist in höchstem Maßstabe der Tag, den der Herr gemacht hat, auf daß wir uns freuen und fröhlich darinnen sehen. Aber wenn wir diese Voraussetzung von uns Allen machen, wie viel Stoff zur ernstlichen Selbstprüfung bleibt noch immer zurück! Wir wollen die Frage schonend übergehen, was doch von unserer festlichen Weihnachtsfreude übrig seyn würde, wenn wir alles das von

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