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ihr abstreiften, was nur in einem sehr losen und entfernten Zusammenhange mit ihr steht, und zulett lediglich irdischen Beziehungen angehört; es könnte unzart erscheinen, eine Stimmung in ihre eigentlichen Elemente zu zerlegen, welche solch einer Zergliederung am entschiedensten widerstrebt. Aber die andere Erwägung dürfen wir uns in feinem Falle ersparen, ob unsere festliche Freude auch jene Höhe und Tiefe erreicht habe, daß sie von den ursprünglichen Mustern der Weihnachtsfeier nicht in einem augenfälligen und beschämenden Abstande erscheine. Es ist uns Allen eine liebe Beschäftigung, in diesen geheiligten Tagen auf die Worte Derer zu merken, die am nächsten und unmittelbarsten von der großen Gottesthat berührt worden sind; aber des Geständnisses werden wir uns schwerlich weigern, daß wir dem Fluge der Begeisterung nicht zu folgen vermögen, mit welcher ihre Herzen von der Erde himmelwärts erhoben wurden. Jauchzet ihr Himmel, freue dich Erde, lobet ihr Berge mit Jauchzen, denn der Herr hat sein Volk getröstet und erbarmet sich seiner Elenden: ihr Herz war in der That ein Spiegel dieser prophetischen Aufforderung; aber wie weit bleiben wir dahinter zurück! Es ist eine Erfahrung, daß die Weihnachtsfreude mit den zunehmenden Jahren erschlafft, daß sie ihre Kraft der Erinnerung an die Vergangenheit entnimmt, daß mehr oder weniger eine Gewaltsamkeit dazu gehört, uns dem gedrückten Wesen zu entwinden und in das volle Licht der Freude vor dem Angesicht des Herrn zu treten; und doch sollte sie je mehr und mehr erstarken und sich vollenden in der seligen Hoffnung der Erscheinung des großen Gottes und unseres Heilandes Jesu Christi. Dieß ist der Punkt, an welchem die verpflichtende Aufgabe auch der dießjährigen Festfeier für uns Alle entspringt. Sie läßt sich deßhalb lösen, weil von Seiten Gottes selbst alle Bedingungen erfüllt worden sind. Das Gotteswerk, das uns heute verkündiget wird, reiht sich ja nicht den übrigen Liebesthaten des himmlischen Vaters als ein einzelnes Glied in ihrer ununterbrochenen Kette an, sondern es ist das A und das O

seiner ganzen Gnade, ein Werk, worin seine Liebe zur Welt sich ganz eigentlich erschöpft hat. Es giebt für dasselbe nur eine angemessene und zureichende Bezeichnung, eine Bezeichnung, die sich durch zahlreiche Aeußerungen der Apostel als die wahrhaft schriftmäßige rechtfertigt. Der uns heute geboren ist, wird ausdrücklich der zweite, der lezte Adam genannt; das Alte ist vergangen, siehe es ist alles neu geworden, so predigt St. Paulus von seiner Erscheinung; und dahin beschreibt er seine Wirkungen: ist Jemand in Christo, der ist eine neue Creatur. Das alles läßt die Weihnachtsthat als eine neue Schöpfung erscheinen. Sehet da die Grundlage, auf welcher auch der Lobgesang beruht, dem die Worte des heutigen Textes angehören. Nicht nur, daß dieß sein unverkennbarer Inhalt ist, auch der ganze Ton, in dem er gehet, der höhere Chor, in welchem er gehalten ist, erklärt sich nur unter dieser Voraussetzung. Es ist der Vater Johannis des Täufers, welcher hier als Weihnachtsfänger auftritt. Wohl war ihm persönlich eine hohe Freude widerfahren. Der Sohn seines Alters sollte als Morgenstern den Sonnenaufgang verkünden: „Und du Kindlein wirst ein Prophet des Höchsten heißen; du wirst vor dem Herrn hergehen, daß Du seinen Weg bereitest, und Erkenntniß des Heils gebest seinem Volke in Vergebung ihrer Sünden.“ Aber es ist doch nur ein halber und flüchtiger Blick, den er dem eigenen Kinde schenkt; unverwandt ist sonst sein Seherauge hingerichtet auf die Erfüllung der uralten Verheißung; und die ersten Worte, zu denen sein verstummter Mund sich wieder öffnen darf, gehören dem Preise des Gottes, der das Horn des Heils aufgerichtet und des Eides gedacht habe, welchen er dem Abraham geschworen. Darüber vergißt er seines eigenen Hauses Ehre und Auszeichnung, alle persönlichen Erfahrungen und Hoffnungen sind verschlungen in den Sieg der Weihnachtsfreude. Auch wir werden dem Sinne und Zwecke der heutigen Feier näher treten, wenn wir uns in dieß Lied von der neuen Schöpfung in Christo Jesu versenken. Der Sänger, so erzählt

der Evangelist, war des heiligen Geistes voll, als er die Worte redete; das Zeugniß solchen höheren Ursprungs tragen sie in sich selbst: so wird die Erwartung gerechfertigt seyn, daß auch die Hörer des Lobgefanges einen Hauch des freudigen Geistes verspüren werden, der in demselben waltet und weht. Und so sey

die Weihnachtsbotschaft als die Botschaft von einer nenen Schöpfung

der Gegenstand unserer Festbetrachtung. Wir folgen einfach den Worten, wie sie vorliegen. Sie reden erstens von dem Schöpfer, d. h. von den Beweggründen zur Weihnachtsthat; zweitens von der Schöpfung, d. h. von dem Weihnachtswerke selbst.

Sogleich das Anfangswort giebt den Grundton an, durch welchen die Saiten unseres Gemüthes die rechte Stimmung empfangen. Es rühmt die herzliche Barmherzigkeit unseres Gottes; und sehet, Weihnacht ist in der That die überzeugende Verkündigerin dieser Empfindung im göttlichen Vaterherzen, die thatsächliche Auslegung der Versicherung durch Prophetenmund: mir bricht mein Herz gegen dich, daß ich mich dein erbarmen muß. Scheuen wir die Demüthigung nicht, welche solche Predigt nicht schuldig bleibt; es beugt und betrübt, sich ohne Recht und Anspruch, ohne eigenes Vermögen, bloß als Gegenstand des Erbarmens fühlen zu sollen und fragen zu müssen: was ist der Mensch, daß du sein gedenkest, und des Menschen Kind, daß du sein dich annimmst! Scheuen wir sie nicht; erst in die Tiefe, dann in die Höh'; erst ins Dunkel, dann zum Licht; erst die Schande, und dann zur Ehre hindurch. Erbarmen, was will das Wort doch sagen? Allerdings auch das Erbarmen ist nur eine Form und Farbe jener Liebe, von welcher alle Thaten, die Gottes Arm vollbracht, alle Worte, die sein Mund geredet, alle Schritte, die sein Fuß gethan, ausnahmslos ein Zeugniß geben; und so ihr fragt, was doch den seligen und allein gewaltigen Gott bestimmt habe, Himmel und Erde, Engel

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daß die Liebe ihn getrieben;

und Menschen zu schaffen, wir haben keine andere Antwort, als und doch fühlt es ein Zeder, es war eine andere Liebe, welche am Anfang der Dinge das allmächtige Werte sprach, und wiederum eine andere, die den eingeborenen Sohn gesandt hat; doch fühlt's ein Zeder, nur in dieser zweiten Schöpfung waltete ein ticfinniges Erbarmen, das von die erste nichts zu rühmen hat. Noch mehr; dem seichten Denken erscheint die Barmherzigkeit vielleicht als die unterste Stufe, auf welcher die noch unentwickelte Liebe in den ersten Anfängen ihres Erwachens steht; - und doch hat ein Zeder unter uns das Zeugniß bei sich selbst, daß Gottes weihnachtliches Erbarmen eine Liebesfülle vorausscht, die wir nicht ermessen, eine Liebeshöhe, die uns schwindeln macht. Was wir denn so ahuden und empfinden, das wollen wir bemüht seyn, uns zur flaren Anschauung zu bringen. Es ist die höhere Klarheit des Erbarmens über die bloße Liebe, deren wir heute froh sind; und die beiden Fragen werden den Nerv der Sache treffen, einmal: welches Opfer hat der Herr in dieser Nacht gebracht, und weiter: welches Geschlecht hat dieses Opfer empfangen.

Ja darin besteht der unermeßliche Unterschied zwischen jeder anderen Liebesthat, die Gottes Hände je vollbracht, und zwischen der einen, welche heute Himmel und Erde preisen, daß hier allein von einem Opfer des Vaters die Rede ist. Hinter dem freudigen Danke des Sängers, da er an Gottes wunderbaren Werken seine Lust sah, wollen auch wir nicht zurückbleiben. An ihnen allen soll auch unser Ange die Ueberschrift entdecken: wie hat er die Leute so lieb! Aber dort sprach er doch nur, und es geschah; er gebot nur, und es stand da; kein Opfer in seinem schöpferischen Werde, kein eigener Verlust bei seinem segnenden Thun. Ist die Mittheilung der Liebe selbsteigenes Bedürfniß, so verlor er nicht, da er gab, sondern er gewann mit den Gewinnenden selbst. Aber als nun die Zeit erfüllet war, daß der Liebesrathschluß in Christo Jesu geoffen

bart werden sollte, da galt es, daß Gott selbst jenes Abrahamsopfer darbrachte, mit welchem er einst seinen treuen Kuecht gnädiglich verschonet hatte. Da reichte es nicht hin, zu sprechen und zu gebieten; da sollte entbehrt und geopfert werden, und es kam darauf an, daß das Erbarmen die Liebe überwog. Man gesteht es gern, daß Christenthum und Opfer unauflöslich mit einander verbunden sehen; aber an das Opfer dürfen wir nicht ausschließlich denken, welches der Sohn auf Erden vollendet hat; dieß ist nur das Nachbild eines früheren, worauf es rückwärts weiset, des Opfers, das der Vater selbst für die Welt gebracht hat. Dem Vorwurfe müssen wir uns schon aussehen, als redeten wir von dem kündlich großen Geheimnisse zu sehr nach menschlicher Weise. Das aber ist das Recht der Weihnachtsverkündigung; denn ist Gott gcoffenbart im Fleisch, so darf auch die menschliche Vorstellung das Kleid für die göttliche Wahrheit seyn. Ja das ist die Pflicht der Weihnachtspredigt, denn nur so wird die volle Wahrheit erhalten, mag auch der Schaß in irdenen Gefäßen gewiesen werden. Wie? von einem Weihnachtsopfer Gottes hätte die Schrift nie geredet? Wie anders sollten wir denn jene himmlische Klage verstehen: mir hast du Arbeit gemacht in deinen Sünden und Mühe in deinen Missethaten? Und ist es nicht der Geruch des Opfers, welcher von dem Worte ausgeht: also hat Gott die Welt geliebt, daß er seinen eingeborenen Sohn dahingab? Wir können es nicht lassen, euch hier auf den Zug eines Gleichnisses hinzuweisen, welcher das Herz der Weihnachtsgeschichte trifft. Der Heiland hatte von jenen Weingärtnern erzählt, die des Weinbergs Frucht zurückbehielten. Sie stießen die Knechte hinaus, die den Ertrag zu fordern gesendet waren, höhneten und tödteten sie. Und nun heißt es: da hatte der Herr noch einen einigen Sohn, der war ihm lieb; den sandte er zum letzten auch zu ihnen und sprach: sie werden sich vor meinem Sohne scheuen. Das heißt weihnachtlich reden. Die Sendung der Knechte bedingte kein eigentliches Opfer, denn aus Steinen vermochte der Herr sich andere Diener

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