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vereinigen. Himmel und Erde, Engel und Menschen, alle Gotteswerke an allen Orten seiner Herrschaft, und auch du, meine Seele, lobet den Herrn mit freudigem Aufthun des Mundes; Friede sey auf Erden und Ehre in der Höh'! Amen.

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Der Knabe und die Mutter.

In der Zeit der Erscheinung.

Evangelium Luca Cap. 2. V. 49.

Und er sprach zu ihnen: Was ist es, daß ihr mich gesucht habt? Wußtet ihr nicht, daß ich seyn muß in dem, das meines Vaters ist?"

Das erste Wort, welches uns die evangelische Geschichte

aus dem Munde unseres Heilandes mittheilt, hat schon als solches das höchste Recht auf unsere andächtige Erwägung; aber es fordert dieselbe um so gebieterischer heraus, je bestimmter es sich als den offenbaren Kern und Mittelpunkt der einzigen Erzählung aus der Jugendgeschichte Jesu Christi vor unsere Augen stellt. Wir begegnen uns Alle in der Freude darüber, daß es dem Evangelisten gefallen hat, uns einen Blick in dieß heilige Jugendleben zu eröffnen; aber ebenso allgemein theilen wir zugleich das Gefühl, daß es sich nicht einfach darum handeln könne, das Auge vorübergehend an dem lieblichen Anblicke zu weiden, sondern daß sich uns in demselben eine Quelle bleibenden Segens erschließen müsse; und unmittelbar drängt sich daher die Frage auf, worin wir doch den wahren und eigentlichen Werth der Mittheilung zu sehen haben. Man pflegt gemeiniglich die Antwort zu ertheilen, daß eine solche Jugend die spätere Erweisung des Erlösers begreiflich mache, und daß der Knabe, den es nirgends als im Hause Gottes litt, der bei dem ersten Eintritt in die Welt gleichgültig über alle ihre Herrlichkeit hin

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wegsah und einzig an dem Heiligthum Freude fand, daß solch' ein Knabe uns den Mann verstehen lehre, der seines Vaters Werk vollendete. Es sind insonderheit die beugenden Erfahrungen unseres eigenen Lebens, welche uns diese Anschauungen nahe legen. Wenn wir die Entwickelung der lästigen Schranken verfolgen, die unsere gegenwärtige Wirksamkeit hemmen, so entdeckt das Auge ihre letzten Wurzeln ohne große Mühe in der ausgestreuten Zugendsaat; und jeder Blick auf die mannichfachen. Verwirrungen und Verwickelungen, die das bisher vollbrachte Leben uns als so unklar und so undurchsichtig, vielleicht als ganz verfehlt erscheinen lassen, schlägt in die ganze Znnigkeit der Bitte um: o Herr, gedenke nicht der Sünden unserer Jugend, noch aller unserer Uebertretungen. Weissagt der Geist von den Todten, die in dem Herrn sterben, daß sie ruhen von ihrer Arbeit und ihre Werke folgen ihnen nach, so trägt dieß Zeugniß vom Zusammenhange des Jenseits mit dem Diesseits von selbst die Ueberzeugung ein, daß sich dasselbige Gesetz vor allen Dingen im Verlauf des gegenwärtigen Lebens erfüllen werde. Aber haben wir deßhalb freilich das unzweifelhafte Recht, das heutige Evangelium als eine Brücke zu betrachten, die von der Verheißung des Engels, „Er wird groß seyn und ein Sohn des Höchsten genannt werden, und Gott der Herr wird ihm den Stuhl seines Vaters David geben," zu der Erfüllung jener Herrlichkeit hinüberleite, wie die Apostel sie anbetend an ihrem Meister wahrgenommen: so scheint uns die ausschließliche Betonung dieser Seite den vollen wahren Sinn unserer Erzählung eher zu verhüllen als richtig zu treffen. Denn nicht dahin können wir den Zweck derselben deuten, daß sie einfach eine Lücke in der Geschichte Jesu Christi ausfülle, damit wir uns nach diesem auserwählten Beispiele ein sicheres Bild von seiner heiligen Jugend gestalten könnten: sie dünft uns vielmehr den allerschärfsten Abschnitt zu bezeichnen, der in dem Pilgerleben des Erlösers eintrat, einen Abschnitt, für welchen wir keinen treffenderen Ausdruck wissen, als wenn wir ihn den Einen großen Wendepunkt

desselben nennen. Es kann nicht fehlen, daß gar Manchem unter uns der Anspruch viel zu hoch gespannt erscheinen werde, welchen wir kraft dieser Fassung für die schlichte - Lasset uns sagen anspruchslose Mittheilung des Evangelisten erheben. Müssen wir die volle Rechtfertigung der Betrachtung selbst überlassen, so wollen wir doch zur Vorbereitung auf dieselbe schon jezt auf einen. zwiefachen Umstand aufmerksam seyn, der zur vorläufigen Erprobung irgend einen Beitrag liefern wird. Von der einen Seite nemlich pflegt sich der Wendepunkt im Leben eines Menschen als solchen vorzugsweise dadurch zu bewähren, daß er zugleich gewaltig in das Leben aller Derer eingreift, die mit ihm eng verbunden sind, und ihre ganze Stellung zu ihm nen bestimmt. Aber tritt uns eben dieses Merkmal nicht aus der heutigen Erzählung aufs unverkennbarste entgegen? Bis zu dem Augenblicke, in welchen wir durch dieselbe versezt werden, war es Maria allein, die mit dem Knaben in einer eigentlichen Gemeinschaft stand; diese Gemeinschaft war ihres Lebens Sinn und Zweck. Doch welche wesentliche Umgestaltung erleidet jezt das Verhältniß zwischen Sohn und Mutter! Dieß sichtliche Befremden, diese nachdenkliche Heimkehr bezeichnen keine bloß vorübergehende Störung, es sind die ersten Fäden zu dem völlig neuen Bande, das fortan Beide mit einander vereinigen soll. Was nun mit solcher Schärfe in das Leben dieser Mutter einschnitt, so daß das Alte zu vergehen und Alles neu zu werden anfing, dasselbe mußte für den Knaben selbst eine noch viel höhere Bedeutung haben. Aber laßt uns von der anderen Seite auch den Rahmen nicht übersehen, in welchen das Bild des vorliegenden Abschnitts gefaßt ist. Das Wort des Knaben geht im Tone einer Frage, und diese Frage war die Antwort auf die Frage seiner Mutter. Sie hatte fragend einen Vorwurf ausgesprochen, und er hat fragend diesen Vorwurf abgewiesen. So sind wir denn hier Zeugen von dem allerersten Zwiespalt, der sich in dem Leben Jesu Christi vorfindet. Wir wissen, daß sein gesammtes späteres Leben eine lücken

lose Kette steter Kämpfe und Zerwürfnisse ist, ja daß er selbst den Zweck seiner Sendung dahin gedeutet hat, er sey gekommen, das Schwerdt der Zwietracht in die Welt zu bringen. Aber der erste Fall dieser Art darf in der That den späteren nicht einfach angereiht werden, so daß er gar vor ihrer hervortreten= deren Erscheinung verschwände, sondern mit demselben tritt ein Neues ein, das scharf geschieden vom Vergangenen die ganze Zukunft ahnden lehrt. So wollen wir

den Zwiespalt der heiligen Familie als den Wendepunkt in ihrem Leben

zu erkennen suchen, und unsere Andacht erstens auf den Knaben, zweitens auf die Mutter hinrichten.

Von dem Wendepunkte in dem Leben Jesu Christi ist die Rede. Schon vermöge seines Klanges unterscheidet sich der Ausdruck von einem bloßen Lebensabschnitt. Man spricht wohl von gar manchem Abschnitt, der jedes Menschenleben in verschiedene Perioden theile, und auch im Leben des Erlösers lassen sie sich ohne Schwierigkeit entdecken. Als sich der Himmel über dem Getauften aufthat, als in dem Worte „das ist mein lieber Sohn, den sollt ihr hören" des Vaters Zeugniß mit der Mahnungsstimme an die Welt zusammenklang, da schieden sich die Jahre seiner stillen Vorbereitung von seiner Wirksamkeit in der Kraft des heiligen Geistes. Und als er späterhin in das Bekenntniß ausbrach, jezt kommt der Fürst dieser Welt, stehet auf, laßt uns von hinnen gehen": da war er an der Grenze angekommen, wo sich die Leidenszeit vokk der vergleichungsweise Leidenslosen schied. Das alles aber lassen wir bei Seite. Kann zwar ein Leben in verschiedene, mehr oder minder scharf getrennte Abschnitte zerfallen, so läßt sich doch nur von Einem Wendepunkte desselben reden, von welchem aus es sich in zwei bestimmt begrenzte Hälften theilt. Was macht doch diesen Wendepunkt? Sobald es sich um das Leben eines Christen handelt, so sind wir um die Antwort nicht verlegen. Ihr waret wie die irrenden Schafe, nun aber seid ihr bekehrt zu dem Hirten

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