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eingetreten sey, das ist geschichtliche Thatsache, das ist unsers Glaubens höchste Lust. Der sich in unser Fleisch und Blut gekleidet, der an Geberden als ein Mensch erfunden ward, wie ist er Denen so unauflöslich verbunden, die da fragen dürfen ist das nicht Fleisch von meinem Fleisch und Bein von meinem Bein? Der, wie unser Apostel spricht, durch Leiden ist vollkommen gemacht und in dem, das er litte, Gehorsam gelernt hat, wie steht er Denen so unaussprechlich nahe, die nie auf einem anderen Wege, als auf dem des Kreuzes aus der Kindesschwachheit zum vollkommenen Mannesalter heranreifen. Der da versucht ist allenthalben gleich wie wir, in der That, wir bedürfen kein weiteres Zeugniß für seinen innigen. Zusammenhang mit Denen, deren täglicher Seufzer die Bitte ist: führe uns nicht in Versuchung! Von dieser Verwandtschaft wird allerdings Niemand urtheilen, daß sie uns die Hoheit des Herrn verdunkefe. Schlug er sein Zelthaus in einer vergänglichen Hütte auf, sie war doch die Stätte, da seine Jünger die Herrlichkeit voller Gnade und Wahrheit zu Gesicht bekamen. Erschien er den Leiden unterworfen, hielt man ihn für den Unwerthesten unter Allen, ist doch eben das duldende Lamm das Abbild göttlicher Glorie, schimmert doch durch des Menschen Kampf der Sieg des Gottessohnes hindurch. Und ward er versucht gleich wie wir, — es geschah ohne Sünde, und gerade das stellt die unermeßliche Kluft zwischen Ihm und allen Menschenkindern in das rechte Licht. Aber die bloße Verwandtschaft, wie nahe sie auch seh, wie strenge sie immer gefaßt werde, erschöpft den Begriff der Bruderschaft noch nicht. Wir fragen, wie sind Brüder unter einander verwandt? und das ist die Antwort: sie sind einander gleich; kein Vorrang, kein Unterschied der Würde. Weshalb werden Brüder zur Eintracht ermahnt? Weil sie gleichberechtigte Glieder an Einem Leibe sind, da auch dem Stärkeren kein Vorzug vor dem Schwächeren gebührt! Wie? solch' ein Verhältniß könnte je obwalten zwischen dem Herrn und den Seinen? Sehet da den Punkt, wo die

Bedenken aller Derer entspringen, welche Christum als das Fleisch gewordene Wort anbeten. Drängen wir sie vor der Hand noch zurück, müßte es selbst mit einer gewissen Gewaltsamkeit geschehen, und legen wir uns vor allen Dingen die Frage vor: wodurch der Apostel die brüderliche Stellung des Herrn zu uns gerechtfertigt habe. Er weist auf ein Zwiefaches hin, auf den gemeinsamen Befiß desselben Vaters, und auf den gemeinsamen Antheil an derselben Herrlichkeit.

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,,Sie kommen alle von einem, beide, der da heiliget, und die da geheiliget werden." Unter dem Kommen versteht er nicht bloß den Ausgangspunkt überhaupt, daß derselbige Vater den Sohn gesandt, der auch uns erschaffen und berufen habe, sondern er deutet damit das ganze Verhältniß, in welchem Beide zum Vater stehen: Gott, der Vater Jesu Christi, sey gleich auch der Menschen Vater; Christus sey Gottes Sohn, aber auch die Christen seyen Gottes Kinder, das, ist der Schwerpunkt seiner Beweisführung. Nicht ohne tiefe Beweging mögen wir es hören, wenn über die holdseligen Lippen des Heilandes der Vatername gekommen ist; wenn er redet von seinem Vater, wenn er betet zu seinem Vater, wenn er überhaupt für den allmächtigen Herrn Himmels und der Erde keinen andern Ausdruck kennt, als nur diesen Einen. Das ist die erste Aeußerung, die wir aus dem Kindesmunde hören: ich muß in dem seyn, was meines Vaters ist; das ist das lehte Wort, welches seine sterbenden Lippen hauchten: Vater, in deine Hände befehle ich meinen Geist. Und zwischen jenem Ersten und diesem Leßten liegt ein tausendfaches Abba, lieber Vater. Haben wir die Macht und das Recht, derselbigen Bezeichnung auch uns zu bedienen, und das in Seinem Sinne? Tief in unserer Brust regt sich eine unverleugbare Scheu. Die Schrift selbst scheint sie zu rechtfertigen. Achten wir auf einen Umstand, der sich dem aufmerksamen Bibelleser nicht entziehen kann. Wisset ihr ein einziges Beispiel, daß Christus, wenn er zu seinen Jüngern von dem lebendigen Gotte redete, ihn als ihren gemeinschaftlichen

Vater bezeichnet, daß er je gesagt hätte: unser Bater? Er that es nie! Mein Vater, so spricht er stetig; und wiederum : euer Vater, das ist seine durchgehende Ausdrucksweise. Mein Bater giebt euch das Brot des Lebens; mein Vater wird euch richten; mein Vater wird ihn ehren; und wiederum euer Vater weiß, wessen ihr bedürfet; ener Vater wird euch vergeben; euer Vater ist barmherzig; und also tönt es fort ohne irgend eine Ausnahme durch die gesammte Schrift. Ach es ist wohl eine ernstliche Sache um jenes Mein und um dieses Euer. Haben wir, wie der Apostel sagt, nur Einen Gott, den Vater, von welchem alle Dinge sind, und wir in ihm: so kann das Mein und das Ener nicht einen verschiedenen Gott, sondern nur die verschiedene Stellung deuten, die Jesus und die wir andern Alle zu diesem Einen himmlischen Vater einnehmen. Aber wenn Er nun kam mit der Botschaft, Niemand hat Gott gesehen, der eingeborne Sohn, der in des Vaters Schoße ist, der hat es verkündiget; wenn Er kam, auf daß sich alle Kniee bengeten vor dem Vater Jesu Christi, welcher durch Ihn der rechte Vater seh über alles, was Kinder heißt im Himmel und auf Erden, nicht wahr, dann erschien er, damit das Mein und das Euer sich zusammenfügten zu dem seligmachenden Unser, auf daß in des Einen Vaters Hause Alle die beisammen sehen, von denen die Verheißung gilt: wo ich bin, da soll mein Diener auch seyn, und über welche das Gebet sich ergoß: ich will, daß wo ich bin auch Die bei mir sehen, die Du mir gegeben hast. Das wollte, das lehrte er ausdrücklich, daß die gleiche Vaterliebe, deren er selbst froh und gewiß war, auch die Herzen der Seinen überschattete, auf daß die Liebe, damit du mich liebest, seh in ihnen und ich in ihnen." Das wollte und lehrte er, daß der gleiche Vaterschub, von dem er selbst sich nie verlassen fühlte,,,ich bin nicht allein, sondern der Vater ist bei mir,"

auch die Gemüther der Seinen unverzagt machte, damit die kleine Heerde sich nicht fürchtete um des Wohlgefallens ihres Vaters willen. Das wollte und lehrte er, daß die gleiche Va

terforge, deren Gegenstand er selbst in höchstem Maßstabe war, auch den Seinen unverrückt feststände, auf daß sie darin Frieden fänden bei aller Angst in der Welt. Und wo diese seine Unterweisung gesegnet, wo dieser sein Wille vollzogen war, da war es volle, wesentliche Wahrheit: sein Gott auch ihr Gott, sein Vater auch ihr Vater. Es ist das unbestreitbare Kindesrecht, den Vaternamen zu nennen. Allezeit ist es freilich als ein Wagniß des Frevels erschienen, so es Jemand gelüstete, den Namen des Gottessohnes in den Staub des Gewöhnlichen herabzuziehen. Es ist von hoher Bedeutung, wenn insbesondere unsere deutsche Bibel, in ihrer für den Ausdruck des frommen Gefühls so überaus bildsamen Sprache, sich gescheut hat, die Christen Söhne Gottes zu nennen, wenn sie, mitunter selbst im Widerspruche mit dem Urtext (Röm. 8, 14. Matth. 5, 9. 45), lediglich von Gottes Kindern spricht, und dadurch einen Unterschied zwischen beiden Ausdrücken aufrecht zu erhalten sucht. Aber das ist die Frage, auf die es ankommt: ist es bloß eine bildliche Sprechweise, oder dürfen wir's im strengen Ernste fassen, wenn die Reichsgenossen Gottes Kinder heißen? Wir würden brechen mit der Schrift, wenn wir an eine bloße Redefigur glaubten denken zu müssen. Haben wir es mit irgend einem Worte genau zu nehmen, hier ist ein solcher Fall! Es ist uns immer merkwürdig erschienen, daß die Jünger gerade da, wo Christus ihre selbständige Würde als Gottes Kinder betont, wo er ihnen versichert, er brauche nicht für sie zu bitten, denn der Vater habe sie selbst lieb, daß sie da in das Bekenntniß ausbrechen: siehe, nun redest du frei heraus und sagest kein Sprichwort, und bedarfst nicht, daß dich Jemand frage. Wo steht geschrieben, daß der Kindesname lediglich den Sinn und die Bedeutung eines Spornes zum kindlichen Vertrauen oder zu ähnlichen kindlichen Bezeigungen haben solle? Was berechtigt dazu, das Wesen in den flüchtigen Schatten zu verkehren? Das könnte ein bloßes Bild seyn, wenn Paulus spricht: die der Geist Gottes treibt, die sind Gottes Kinder,

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wir haben nicht einen knechtlichen Geist empfangen, sondern einen findlichen, durch den wir rufen, Abba, lieber Vater? Und das ein bloßes Bild, wenn Johannes die Gottesliebe rühmt, die uns Kinder heiße, und wenn er sie näher deutet: wir sind aus Gott geboren, und sein Same bleibt in uns? Hat Gott uns diese Stellung gegeben und diese Würde beigelegt, ob es wohl Sache der Demuth, oder nicht vielmehr des trozigen Eigenwillens ist, zu erniedrigen, was er erhöhet, zu zerstören, was er gebaut hat? Ist er denn unser rechter Vater, sind wir seine rechten Kinder, - wohlan, so gar befremdlich kann es dann nicht lauten, wenn uns der Heiland seine Brüder nennt.

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Irgend eine Gleichheit entsteht allerdings durch den gemeinsamen Besitz desselben Vaters; aber wie viel von Ungleichheit kann mit ihr noch bestehen! Einen Joseph zog sein Vater vor und schmückte ihn mit sonderlichem Schmucke und erhob ihn über alle seine Brüder. Und siehe, hier ist mehr als ein Joseph, hier mehr als Salomo, ja selbst mehr denn ein Prophet. Dem Joseph träumte, daß seine Brüder sich vor ihm bengeten; hier ist kein Traum, sondern vollkommene Wirklichkeit. Diesen Sohn hat der Vater lieb und ihm Alles in seine Hand gegeben. Wo bleibt die Gleichheit? Ist sie da, wo dem schwachen Kinde ein Blick des Erbarmens zufällt, während der Sohn des Wohlgefallens mit Preis und Ehre gekrönt wird? Hält der Platz des Thürhüters eine Vergleichung aus mit der Ehrenstelle im Heiligthum? Hören wir, wie der Apostel auch dieß Bedenken hebt. Viele Kinder, so spricht er, sehen durch Christum zur Herrlichkeit geführt. Zur Herrlichkeit; nun eine andere kennt er doch nicht, als die des eingeborenen Sohnes, als die Klarheit auf dem Angesichte Jesu Christi; so kann es mithin nur diese seyn, an welcher er allen Gotteskindern ihren vollen Antheil zusichert. Ihr höret nicht einen persönlichen Einfall des Apostels, er hat es einfach dem Meister nachgesprochen, der ihn gesendet. Wir kennen keinen Augenblick im Leben unseres Heilandes, wo er ein so klares und entschiedenes Bewußt

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