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den ganzen Gebrauch, den er vom Leben und dessen Gütern macht, durch jene Aussicht bestimmen lasse, daß er hat als hätte er nicht, besitzt als befäße er nicht, sich freuet als freuete er sich nicht, während die Welt sich durch ihre Todesgedanken zu der Keinem bewogen findet: o so würde das alles doch keine unmittelbare Folge von der Gemeinschaft mit Christo seyn, sondern ein Gleiches müßte sich schon aus einer allgemeinen Frömmig= keit und Gläubigkeit ergeben; daher denn auch der Apostel selbst von einer Zeit, da der Herzog unserer Seligkeit noch nicht erschienen war, von den Fremmen, die seiner Ankunft erst noch harreten, erzählt, sie hätten alle bekannt, daß sie Gäste und Fremdlinge sehen. Dieß unmittelbare Gefühl findet nun seine vollkommene Bestätigung in dem Worte, dessen Christus sich bedient hat. Das allgemeine Bewußtsein um die Pilgerschaft erschöpft doch bei weitem das Bekenntniß nicht, daß er nicht habe, wo er sein Haupt hinlege; und mag immer der Begriff der Heimathlosigkeit die ganz entsprechende Bezeichnung dieses Geständnisses seyn, so haben wir doch jedenfalls an bestimmte Beziehungen, an besondere Gaben zu denken, welche die Heimath verleiht. Fassen wir den Ausdruck recht scharf ins Auge! Sein Haupt hinlegen, was will das doch sagen? Man legt das Haupt zur Ruhe nieder, das ist allerdings das Eine; aber mit Ruhe kann's doch nur an einer sicheren Statt geschehen, da man sich weiß unter zureichendem Schutze, da man hoffen darf: kein Nebel wird mir begegnen, keine Plage wird meiner Hütte nahen. So sagt also der Herr, daß es ihm einmal gebreche an einer Stätte der Ruhe, und daß es ihm weiter fehle an einer Stätte der Geborgenheit.

Keine Ruhestätte fellte der Heiland gehabt haben, dieweil er auf Erden wandelte? Es würde der Geschichte widerstreiten, wenn wir den Mangel der äußeren Bedingungen vermuthen wollten. Das war doch ein seltener, die Jünger überraschender Fall, als ihm die Samariter die Herberge versagt hatten; der Unwille der Zwölfe, ihr unlauterer Vorschlag würde

unbegreiflich seyn, wenn sie von solcher Ungastlichkeit schon zahlreiche Beispiele hätten erfahren müssen. Des Zachäus Frende, der Schwestern in Bethanien Willkommen mag allerdings nicht die allgemeine Regel gewesen seyn; aber daß selbst Pharisäer und ausgesprochene Widersacher Jhn willig aufnahmen, davon besizen wir überführende Zeugnisse. Denken wir nicht an die äußeren, sondern viel vollständiger an die inneren Bedingungen. Wohin der Heiland inner fam, nie lud die Stätte ihn zur Ruhe ein, sie gab ihm reichen Stoff zur Arbeit. „Ich muß wirken, so lange es Tag ist, er hat ohnehin nur zwölf Stunden, che denn die Nacht kommt, da Niemand wirken kann.“ Es ist der wunderbarste Contrast zwischen Ruhe der Seele und Ruhelosigkeit des Lebens, den wir in der Erscheinung des Herrn während seines ganzen irdischen Laufes wahrnehmen. Die evangelische Geschichte erzählt uns hin und wieder ein Beispiel, wo er namentlich um der Jünger willen eine Ruhestunde begehrt. Sie hatten nicht Raum zu essen, so heißt es; das Volk drängte; haltet mir ein Schifflein bereit, ermahnte der Herr; aber es gelang nicht, dem drängenden Volke zu entfliehen; wohin er fam, sie waren ihm bereits vorangeeilt. Es ist aber diese Ruhelosigkeit die natürliche und nothwendige Folge von der Eigenthümlichkeit des Werkes, das der Vater dem Sohne gegeben hatte, von dessen scharfer Unterschiedenheit von jedem anderen menschlichen Thun. Denken wir das arbeitreichste Tagewerk, den mühevollsten und verantwortlichsten Beruf; es sind wohl viele Aufgaben, die er stellt; viele Pflichten, die er auferlegt; viele Werke, dazu er verbindet; aber eines geschieht nach dem andern, eines wird begonnen, nachdem das andere vollendet. Deßhalb achten wir ein menschliches Leben noch nicht für verfehlt und vergeblich, wenn ein Werk einmal mißlungen, wenn ein anderes einmal verabsäumt war, wenn hier die Trägheit, dort das Ungeschick Fehler und Mängel bewirkt hatten. Anders bei dem Herrn. In seinem Leben stand nicht nur alles Einzelne im genauesten Zusammenhange mit dem Ganzen,

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sondern eben von demselben war es ein unentbehrlicher Theil. Dieß Ganze schwebte ihm allezeit vor Augen; dieß Ganze, von dem er sterbend sagen wollte, sagen sollte, es seh vollbracht, und welches in dem Falle nicht vollbracht gewesen wäre, wenn es auch nur an Einem gemangelt hätte; gleichwie der Prophet darin die Herrlichkeit der Gotteswerke, die Allmachtfülle des Schöpfers und Regierers sezt, daß es nicht an Einem fehlen mag.

Aber Angesichts eines solchen Werkes, konnte da davon die Rede seyn, daß er je sein Haupt zur Ruhe legte? Das Wort des Alten Bundes,,,der Mensch vom Weibe geboren, lebt kurze Zeit und ist voll Unruhe," erschöpft die Folgerungen nicht, die sich für Alle die ergeben, welche ernstlich entschlossen sind, dem ruhelos voranschreitenden Christus nachzufolgen, ihm nachzuthun wovon er ein Beispiel gab, und dadurch ein Abbild seines ewigen Urbildes zu werden. Die Welt hat ein Recht zu sprechen: liebe Seele, habe Ruhe und guten Muth; zu ihren Kindern sagt der Heiland selbst: eure Zeit ist allewege. Von dem Christen gilt das Gegentheil. Es bedarf nur der Berühung dieses Gedankens, um uns fofort eindenken zu lassen, wie solch' eine Anschauung von dem christlichen Leben durch die gesammte Schrift hindurchgehe. Ob da wohl an Ruhe zu denken ist, wenn St. Paulus fragt: wisset ihr nicht, daß Alle, die in den Schranken laufen, die laufen alle, aber nur Einer erreichet das Kleinod? und wenn er um deßwillen ermahnet: laufet nun also, das heißt, mit solcher Eile, daß ihr es ergreifet? Hier gilt es stetige Bewegung ohne Stillstand und ohne Rast: hier kein Zeitvertreib und Aufenthalt, so lange es Tag ist und heute heißt. Der Apostel sucht unverkennbar nach Bildern, um das Ununterbrochene in dieser Bewegung mit allem Ernste zu betonen. Er vergleicht das christliche Leben mit einem Wandeln, er schärft das Wandeln zum Laufen, er steigert das Laufen zum Nachjagen und Verfolgen, ich jage nach dem Kleinod, welches vorne ist. Ich eile und säume mich nicht, um Mitternacht stehe ich auf, zu halten die Rechte deiner

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Gerechtigkeit dieß gute Bekenntniß aus alter Zeit übersetzt die Sprache des Neuen Bundes in das ermahnende Wort: seyd nicht träge, was ihr thun sollt, sondern brünstig im Geiste, kaufet aus die Zeit. Jeder Stillstand erfährt die rügende Frage: ach wollt ihr jetzt schlafen und ruhen? und wir selbst fühlen uns nur dann aus der Wahrheit, wenn der Eifer um Seine Sache uns verzehrt, und wenn wir zunehmen in dem Werke, darin unsere Arbeit nie vergeblich ist. Wir haben in unserer gewöhnlichen Sprechweise einen Ausdruck, welcher sich auf diesem Gebiete sehr lehrreich erweist. Man sagt von Denen, welche die Kräfte ihres leiblichen Lebens, es sey im Dienste der Sünde, es seh im Interesse des Ehrgeizes früh verzehrt haben, und vor der Zeit dem Grabe entgegenwanken, sie haben schnell, sie haben zu schnell gelebt. Was nach dieser Seite hin ein Vorwurf ist, das bedingt im Reiche Gottes einen Vorzug und Gewinn; jenen Ruhm, den der Apostel für sich in Anspruch nimmt, daß er alles für Schaden, daß er selbst sein Leben nicht theuer geachtet habe, um Christum zu gewinnen und seinen Lauf mit Freuden zu vollenden. Aber verstehet recht; es handelt sich hier nicht um eine Pflicht, die der Christ erfüllen soll, um ein Joch, das ihm ausdrücklich wäre auferlegt worden; sondern seine Ruhelosigkeit soll uns als die unmittelbare und natürliche Folge der Nachfolge Jesu einleuchten. Was heißt es doch, dem Herrn nachfolgen? Heißt es den Weg, den schmalen Weg wandeln, welchen er gezeigt, darauf er selbst uns einst vorangegangen ist, und diesen dann inne halten ohne abzuweichen zur Rechten oder zur Linken? Das reicht nicht! Es heißt vielmehr, den vorangehenden, uns vorauswandelnden Christus zu erreichen streben, Jhn, der selbst das leibhaftige Kleinod ist, verfolgen, ob wir ihn wohl ergreifen möchten, nachdem wir von ihm ergriffen worden sind. Könnte der Christ, könnte er als Christ sein Haupt zur Ruhe legen, che seine Hand Den erfaßt hat, von welchem er den Namen trägt? Merket, m. Fr.; es giebt einen Sinn, in welchem wir freilich

bekennen dürfen, wir haben Jesum ergriffen! Wir haben ihn ergriffen im Glauben; und daher die Ruhe der Seele, daher der Friede des Herzens, der den Jünger des Friedefürsten durchgeht. Aber sehet in dieser Ruhe den selbsteigenen Quell der Ruhelosigkeit; denn den wir im Glauben erreicht, der ist uns im Leben unendlich weit voraus, und eben der Glaube drängt, ihm nachzujagen mit allem Fleiß. Genau in dem Maße, als unser Glaube stark, in demselben ist unsere Eile groß; der Grad unseres inneren Friedens entspricht durchaus dem Grade unserer äußeren Unruhe; der Glaube, als der Ruhe Born, läßt unserem Fuße keine Ruh'; und das liebliche Wert Davids: ich will meine Augen nicht schlafen und meine Augenlieder nicht schlummern lassen, bis daß ich eine Stätte gefunden habe für den Herrn, das hat für das christliche Leben den tieferen Sinn, daß wir unser Haupt nicht können zur Ruhe legen, als bis wir die Stätte gefunden haben, wo unser Heiland ruht und da wir selbst zu seiner Ruhe eingegangen sind.

Was wir bisher besprochen haben, liegt ohne Frage in den Worten des Heilandes angedeutet; aber wir lassen es als ein durchaus richtiges Gefühl gelten, wenn ihr urtheilt, daß dadurch der Sinn derselben noch nicht vollständig erschöpft sey. Wir haben bisher die Heimathlosigkeit des Herrn aus seiner eigenen Ruhelosigkeit gedeutet; aber damit ist der angenfälligen Betonung, daß des Menschen Sohn nicht habe, wo er sein Haupt hinlege, ihr Recht noch nicht geschehen. Es will eine Ergänzung dieser Lücke seyn, wenn wir die Stätte der Geborgenheit, wo Jesus sicher sein Haupt hätte hinlegen können, als das Zweite bezeichnen, daran es ihm gebrach. Aber lasset uns hierbei nicht sowohl an die Nachstellungen und Verfolgungen denken, deren Gegenstand er von jener Nacht, da er gen Egypten floh, bis zu der letzten Nacht, wo die Häfcher ihn ergriffen, geworden war; betonen wir vielmehr die vor Augen liegende Erfahrung, daß er überall und allezeit zum Kampfe herausgefordert ward, zum Kampfe der Vertheidigung nicht minder wie

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