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wem es der Sohn will offenbaren; Niemand hat Gott je gesehen, der eingeborene Sohn, der in des Vaters Schooße ist, hat es uns verkündiget, auch in diesem Sinne hat Jesus die geschlossene Pforte des Paradieses wieder eröffnet. Aber wäre das Alles, daß wir nur eine empfangene Offenbarung und Verkündigung zu rühmen hätten, möchte sie immer noch tausendfach genauer und treffender seyn, als jene Schilderung des Apostels, der er das Selbstzeugniß giebt, den Herrn habe er ihnen vor Augen gemalt, als wäre er unter ihnen gekreuzigt worden: zu einer so schmerzlichen Rüge würde deßhalb noch keine hinreichende Veranlassung seyn. Es kommt auf die Weise an, wie diese Offenbarung geschehen ist. „Wer mich siehet, der siehet den Vater", das ist der Kern des ganzen Abschnitts. Von der Höhe der Ansprüche sehen wir heute gänzlich ab, welche Jesus kraft dieser Worte erhoben hat; steht das uns Allen unerschütterlich fest, daß in Ihm die Fülle der Gottheit leibhaftig wohne, so können wir ungestört durch derartige Bedenken unsere ungetheilte Andacht dem Gedanken schenken, daß es eben deßhalb, weil der Heiland den Vater auf diese Weise offenbart hat, leicht gewesen sey, ihn zu erkennen, und daß mithin die mangelnde Erkenntniß eine gerechte Ursache zur Rüge begründe. Leicht war es? Ja wahrlich; denn einmal: jest konnte der unsichtbare Gott von dem schwachen menschlichen Auge erfaßt werden, weil der eingeborene Sohn selbst als Mensch erfunden ward; weiter: jest war der ferne Gott unmittelbar erkennbar geworden, weil das fleischgewordene Wort in ihrer Mitte wohnete.

„Wer mich siehet, der siehet den Vater." Das sagt der Herr ohne alle Beschränkung und nähere Bestimmung. So gilt es von dem Augenblicke, in welchem dieses Wort aus seinem Munde kam, nicht minder, wie von jedem vorangehenden. Er verweist nicht auf einzelne Stunden, wo seine höhere Würde in eigenthümlicher Klarheit hervorgebrochen sey; er heißt uns nicht auf den Berg der Verklärung gehen, oder die Stätte sei

ner Himmelfahrt betreten; sondern in der Zeit seiner tiefsten Erniedrigung, Angesichts des unmittelbar bevorstehenden Kreuzes macht er den Anspruch, kraft seiner Erscheinung den Vater zu zeigen. Siehe uns an, spricht Petrus zu dem Kranken an des Tempels Thüre; in denen, die kein Gold und Silber haben, soll er Gottes auserwählte Rüstzeuge erkennen; siehe mich an, spricht Jesus zum Philippus; in dem Allerverachtetsten und Unwerthesten unter Allen, der keine Gestalt noch Schöne hatte, foll er des Vaters Züge erschauen. Also des Menschen Sohn des Vaters getreues und vollkommenes Ebenbild. Es sey ferne, die Bedenken gewaltthätig zu unterdrücken, die in irgend einem Gemüthe auftauchen möchten. Suchen wir vielmehr die nähere Verständigung eben auf dem Wege ihrer Würdigung. Wie? den Gott, welcher Geist ist, den Seligen und allein Gewaltigen, den Einen, welcher Unsterblichkeit hat, sein unsichtbares Wesen, seine ewige Macht und Gottheit, die sollten wir gewiß und wahrhaftig in dem Spiegel dieser menschlichen Erscheinung erkennen? Wir sehen des Menschen Sohn schlafen und ruhen, und wiffen doch, daß der Hüter Israels nicht schlummert noch schläft. Wir sehen ihn ermattet der Speise harren, die den Hungernden erquicken soll, und wissen doch, Gott wird nicht müde und matt, er bedarf auch nicht, daß sein Menschenhände pflegen. Ja wenn wir gern von dem allen absehen, was der Leib an sinnlicher Schwachheit und Bedürftigkeit mit sich bringt, wie Manches scheint selbst dann noch übrig zu bleiben, was wir uns scheuen auf Den zu übertragen, welchen aller Himmel Himmel nicht fassen mögen, in der bangen Besorgniß, das Ewige in den Staub der Endlichkeit herabzuziehn. Es ist gewiß eine heilsame und nothwendige Warnung, daß wir uns hüten, fleischliche Vorstellungen von Gott zu entwerfen; hat doch die Schrift selbst sie wiederholt und ausdrücklich ertheilt;,,Gott ist nicht ein Mensch, daß er lüge, noch ein Menschenkind, daß ihn Etwas gereue“, so und in ähnlicher Weise heißt es unter beiden Testamenten. Aber der Segen der Warnung ist ver

scherzt, sobald man das Fleischliche mit dem Menschlichen verwechselt, und es droht die Gefahr, daß alsdann überhaupt der persönliche und lebendige Gott dem Bewußtseyn entschwinde. Es ist gewiß eine wohlthätige Mahnung, daß wir nie das eigene Herz zum Maßstabe des göttlichen machen; Gott ist größer, als unser Herz", dieß theure Wort des Apostels schneidet alle der= artigen Versuche entschieden ab. Aber darf ich Gott niemals nach meinen Gedanken beurtheilen, weil sich die seinen zu ihnen verhalten wie des Himmels Höhe zum irdischen Staube, so lasset uns daraus den gewagten Schluß nicht ziehen, daß Menschliches und Göttliches allezeit mit einander in Zwiespalt seyen, und deßhalb in scharfer Geschiedenheit gehalten werden müßten. Wer heißt uns, immer nur den Menschen im Sinne haben, wie er durch die Sünde geworden ist? Es gilt hier das Urbild menschlicher Reinheit, das nicht mehr ein erträumtes Ideal, sondern leibhaftig in Dem zur Erscheinung gekommen ist, welcher Knechtsgestalt angenommen hat. Hiernach den ewigen Gott zu denken, das verunehrt ihn nicht, das ergiebt keine unwürdige und trügerische Vorstellung. Ja siehe Jesum an; wähle getrost aus allen seinen Erweisungen diejenige aus, welche das ernstlichste Bedenken zu rechtfertigen scheint, es bleibt dabei: da ist euer Gott! Wir sinden Ihn weinen in tiefem Schmerze, ihm gingen die Augen über vor lauter Traurigkeit: - auch Gott bricht sein Herz über uns! Wir hören Ihn klagen mit der Klage des Mitleids und des Vorwurfs: - auch Gott kann flagen mit göttlicher Klage! Wir sehen, wie Er sich erbitten läßt, nachdem er wiederholt zurückgewiesen hatte: auch Gott läßt sich erbitten, daß er sich wende von seinem Zorne, daß er sein Herz zu dem Flehen der Seinen neige und gebe, was die Gottesfürchtigen von ihm begehren! Alle die Züge des menschlichen Antliges Jesu Christi sind die Züge des Vaters in der Höhe. Ist das Thorheit? Es wäre doch immer nur jene göttliche Thorheit, davon der Apostel sagt, daß sie weiser sey als die Menschen sind, jene thörichte Predigt, davon er spricht,

Gott habe beschlossen, durch eine solche die Verlorenen selig zu machen. Wir Alle nennen Jesum den Mittler. Aber nicht wahr, eben der Mensch Jesus hat diese Stellung eingenommen? Das ist's, was die Schrift betont: wir haben nur Einen Mittler zwischen uns und Gott, nemlich den Menschen Jesum Christum. Der Mensch Jesus sigt auf dem Stuhle des Vaters zur Rechten der Kraft; der Mensch Jesus pfleget die heiligen Güter in der wahrhaftigen, von Gott aufgerichteten Hütte; der Mensch Jesus kommt mit den Wolfen des Himmels und wird einst richten die Lebendigen und die Todten; und nicht eben auch der Mensch Jesus sollte der einige Mittler seyn für unsere Gotteserkenntniß? So wollen wir getrost das Alles, was wir an ihm wahrnehmen, auf den himmlischen Vater übertragen, auf dem Wege gerathen wir nie in die Jrre. Wohlan, hat es dem Herrn gefallen, sich in dieser Weise kund zu geben, so ist er eben auch für Menschen erkennbar geworden, und für fie Alle ohne Ausnahme. Da wird kein Talent vorausgesetzt, noch irgend eine besondere Begabung; da ist kein bestimmtes Maß von Scharfsinn, kein höherer Flug des Geistes ein Erforderniß, Gotteserkenntniß nicht das gute Theil einzelner Bevorzugter; giebt es hier einen Vorzug, so ist er auf Seiten der geistlich Armen! „Vater", so betet und dankt der Heiland, ,,ich preise dich, daß du Solches verborgen haft den Weisen und Klugen und hast es geoffenbart den Unmündigen; ja Vater, so war es wohlgefällig vor dir." Wie lieblich lautet doch die Verheißung: sie sollen mich Alle erkennen, spricht der Herr, von dem Kleinsten bis zu dem Größesten. Welches ist ihr Inhalt? Keine geistige Höhe kann darüber hinaus, das tiefste Denken gelangt nimmermehr durch sich selbst zu jener Klarheit, die von dem menschlichen Antlige Jesu Chrifti ausstrahlt; was sie immer ersinne, es sind nur dürre Stätte gegen diese grünen Auen, nur löchrichte Brunnen gegen diese lebendige Quelle, nur matte Dämmerung, vorübergehende Lichtstreifen und Lichtbliße gegen die helle Sonne am Mittag. Und wiederum: keine natürliche

Beschränktheit schließt hiervon aus; auch der Kleinste kann ihn erkennen, der thörichte Mensch den Menschen Jesum und in dem Menschen Jesus den Vater in der Höhe. Und wenn nun die Frage ergeht: wie sollen wir den Vater erkennen? zeige ihn uns, verdient sie keine Rüge? Sehet da das Recht, mit welchem sie der Herr hier ertheilt.

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Und doch sollte unsere bisherige Betrachtung uns nur den Weg zu einer zweiten wichtigeren bereiten. Schließen wir uns den Worten des Jüngers an. Herr, zeige uns den Vater, so genüget uns." Wohl hat er darin vollkommen Recht! Gott erkennen, so daß uns genüge, daß wir keine weiteren Fragen auf dem Herzen haben, und daß solche Erkenntniß uns selig mache: das kann durch keine Beschreibung, die uns von ihm entworfen wird, sondern dadurch allein geschehen, daß er unserem Auge gewiesen werde. „Zeige ihn uns“, so lautet die Bitte;,,wer mich siehet, der siehet den Vater", das ist die Antwort; „von nun an kennet ihr ihn, und habt ihn gesehen.“ Jesum sehen, das heißt den Vater sehen, dieß Sehen lasset uns betonen. Aber was will es doch sagen, Jesum sehen? Ernstlich tadeln mögen wir Diejenigen nicht, welche die Jünger des Herrn selig preisen, weil ihnen die Sprache vergönnt war: was wir gesehen mit unseren Augen, was wir gehört mit unseren Ohren, was wir betastet mit unseren Händen vom Worte des Lebens, das verkündigen wir euch; und welche die bloße Vergegenwärtigung des Herrn in Kraft der evangelischen Geschichte als einen ungenügenden Ersaß für die persönliche Gemeinschaft mit dem leibhaftig Erschienenen erachten. Ist es doch auch uns, als hätte das Wort des Herrn: selig find eure Augen, weil sie sehen was ihr sehet, auf die Zwölfe in einem eigenthümlichen, in keinem anderen Falle vollkommen zutreffenden Sinne gepaßt. Aber mag der Strahl der Gottheit auch mit einer sonderlichen Herrlichkeit aus seiner Leiblichkeit hervorgebrochen seyn, mag dieß durchdringende Auge von unvergleichlicher Klarheit erglänzt haben, mag dieß Angesicht eigen

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