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daß die treuen Knechte über fünf, über zehn Städte herrschen, daß seine Jünger die zwölf Geschlechter Israels richten sollten, wenn dereinst in der Wiedergeburt alle Unterschiede verschwin den, wenn in diesem Sinne in seinem weiten Königreiche Alles gleich gemacht werden sollte. Noch entschiedener aber müssen wir die Zwölfe gegen die Verdächtigung in Schuß nehmen, als wären sie nach eitler Ehre geizig gewesen, als verfielen sie der Rüge, die später St. Paulus über Diejenigen aussprach, deren Ehre zu Schanden wird, weil sie irdisch gesinnet sind. Die da willig und freudig mit dem verachteten Meister umherzogen und die Schmach Christi höher achteten als die Schäße Egypti, denen vor der Hand keine andere Aussicht eröffnet war, denn ein Schauspiel der Welt und ein Fegopfer aller Leute zu seyn, wie hätten sie doch verlangend zu den irdischen Höhen hinaufschauen mögen, da dem Gözen weltlicher Ehre seine Opfer dargebracht werden. Der Ehrgeiz, darauf sie sich hier betreffen laffen, tritt denn auch unmittelbar in das Licht eines vortheilhaften Abstandes von den gewöhnlichen Aeußerungen desselben unter den Kindern dieser Welt; ja wenn wir unseren eigenen Gedanken überlassen bleiben, wir könnten versucht werden, ihm eine mächtig fördernde, heiligende Kraft beizumessen. Was wir von dem Kampfeslaufe des irdischen Lebens willig einräumen, daß der Wetteifer vorwärts bringe, daß der Ehrtrieb selbst dem Schlaffen einen neuen Aufschwung ertheile, sollte das auf einem höheren Gebiete keine Wahrheit haben? Ist des Christen Leben dem Schifflein gleich, welches die Fluthen des Meeres durchfurcht, um dem Hafen ewiger Ruhe zuzueilen, o so scheint es, träge und langsam würde seine Bewegung seyn, wenn von der Hand des Ruderers allein die treibende Kraft ausginge, wenn nicht zugleich der Lufthauch der Ehre seine Segel schwellete, wenn nicht der Preis und die Ehre, die unvergängliche und unverwelkliche Krone, die Gottes Wort in der Ferne blicken läßt, der Trägen und der Müden kräftiger Sporn und Stachel wäre. Aber der Heiland spricht. Sein Urtheil geht im Tone

der entschiedensten Mißbilligung. Ja, unsere Erzählung bildet nicht den einzigen Fall, wo er dieser Verirrung der Jünger entgegentritt; unmittelbar vor dem Kreuze wiederholt sich dieselbe Sünde ihrerseits, dieselbe Rüge seinerseits; so tiefe Wurzeln muß jene Neigung in ihnen geschlagen haben, so innig muß es ihm darauf angekommen seyn, sie auszureuten. Aber nicht wahr, den Eindruck empfangen wir Alle, daß das Verfahren des Erlösers hier ein eigenthümlich zusammengeseßtes sey. Wir hören nicht einen furzen und scharfen Verweis, sondern er ist mit einer milden und inhaltreichen Unterweisung verbunden; und doch wiederum empfangen wir nicht eine einfache Lehre, welche nur falsche Vorstellungen entfernen und richtigere Anschauungen an ihre Stelle sehen möchte, sondern die Lehre ist mit einem Salze gewürzt, das reinigend und heilend die verborgensten Falten des Herzens durchgehen will. Es giebt nur Einen Ausdruck, welcher die Erweisung des Herrn treffend und erschöpfend zu schildern scheint,

der Ausdruck der Seelsorge. Steht

es uns schon überhaupt fest, daß nur Der Eine diese Thätigkeit auszuüben im Stande war, welcher mit scharfem Blicke die Krankheit erkennen und mit sicherer Hand das Heilmittel darreichen kann, hier ist ein Fall, wo seine ausschließliche Befähigung dazu auf eigenthümlich überzeugende Weise hervortritt. Denn so eng und innig war hier das Falsche und das Wahre, das Weltliche und das Göttliche, das Widerchristliche und das Christliche mit einander verflochten, daß ein übermenschliches Maß von Zartheit und Weisheit zur Hülfe erforderlich war. Ein himmlischer Weingärtner mußte die Reben reinigen, auf daß sie mehr Frucht brächten, auf daß nicht verdorben würde, worin ein Segen war. Unser Evangelist Marcus macht in einem scheinbar gleichgültigen Zuge der Darstellung auf diese Sorgfalt in dem Verfahren Jesu Christi besonders aufmerksam. Als der Herr die Zwölf gefragt hatte, was sie doch auf dem Wege mit einander gehandelt, und sie betroffen stille schwiegen, da lesen wir: und Jesus sezte sich und rief sie zu sich", und

nun begann er zu lehren. Also nicht unterweges, nicht im Vorbeigehen mochte er diesen Fall behandeln, sondern ganz gefliffentlich und mit dem gebührenden Ernste nimmt er sie in seine Zucht und Schule, hält darüber mit ihnen eine besondere Lection. So schlicht und einfach daher auch die ganze Erzäh lung erscheint, so ist sie doch von wunderbarer Tiefe und Schönheit, und fordert kräftig zu einem Versuche auf, ihren wahren Gehalt zu erforschen. Ihr höret ein Gegenstück zu unserer leßten Betrachtung. Dort gab der Herr einen mächtigen Sporn, die äußerste Anstrengung herausfordernd, zur höchsten Anspannung ermunternd: hier legt er Zaum und Zügel an, um den Ausbruch der Kraft zu bändigen und in ein ruhigeres Geleise zu leiten; ringet, so hieß es dort, vorwärts ohne Aufenthalt; bescheidet euch, so heißt es hier, bleibet gern zurück. Und Beides ist recht und wahr, Beides stimmt vollkommen zusammen; hier wie dort die Herrlichkeit voller Wahrheit. Erwägen wir

denn

die Seelsorge des Herrn an seinen ehrfüchtigen Jüngern,

so lasset uns erstlich sehen, mit welcher Strenge er alle Regungen der Ehrfucht unterdrückt; zweitens aber, mit welcher Sorgfalt er gleichwohl beslissen ist, ihr die vollste Befriedigung zu sichern.

Von einer Strenge ist die Rede, mit welcher der Heiland die Ehrsucht der Jünger bekämpft habe. Vermögen wir eine solche nicht in der Schärfe der Form zu finden, denn wie hätte Christus doch milder und sanftmüthiger reden mögen, so steht sie um so vollständiger in der unerbittlichen Entschiedenheit, mit der er alle Regungen jener Neigung auszutilgen sucht. Unterscheiden wir in unserer gewöhnlichen Anschauungsweise einen verwerflichen und einen edleren Ehrgeiz, Herr duldet diese Unterscheidung nicht; unbedingt und ausnahmslos spricht er sein rügendes Urtheil über denselben aus; auf welchem Gebiete er sich immer betreffen laffe, in welchen Schein

der

-

er

er sich auch kleide, welchen Schmuck er an sich reiße, ziemt dem Jünger Jesu nicht! Das ist überhaupt das Große in dem Evangelio, daß alle Regeln, die es ertheilt, unbedingt und ausnahmslos ergehen, daß der Weg, den es zeigt, seiner Schwierigkeit ungeachtet, doch wiederum lichtvoll und einfach ist, der Herr leitet die Elenden recht und lehret die Armen seinen Weg. Es kann unsere Absicht nicht seyn, die mannichfachen Erweisungen der Ehrsucht, ihre gröberen und feineren Gestaltungen vor unseren Augen vorübergehen zu lassen; es würde ein unerquickliches und zulezt doch fruchtloses Geschäft seyn; wir lassen uns vielmehr daran genügen, die beiden Hauptformen zu unterscheiden, in welchen sie sich äußern kann. Die Einen fordern Ehre und begehren eine Anerkennung, auf die sie bereits ein Recht zu haben vermeinen; die Andern streben nach Ehre, sie wenden alle Kräfte auf, um in der Zukunft eine gute Stufe verlangen zu dürfen. Allerdings ist die Vermuthung richtig, daß in den meisten Fällen Beides mit einander verbunden erscheine, aber das Eine oder das Andere tritt doch allezeit mehr hervor und bildet die Grundrichtung des Herzens; dort mehr Anmaßung und Einbildung, hier mehr selbstfüchtige Eitelfeit.

Richten wir unsere Andacht insbesondere auf die Jünger in der heutigen Erzählung, so trifft sie augenscheinlich der Vorwurf, daß sie der Ehrsucht in der ersteren Form seyen schuldig gewesen. Wenn sie darüber mit einander handeln, wer doch unter ihnen der Größeste sey, so beruht der Streit auf der Vorausseßung, daß es ihnen schon jezt wohl anstehe, Ansprüche auf die ersten Pläße zu erheben. Es mag uns auffallen, daß der Herr ein ausdrücklich rügendes Wort eben nach dieser Seite hin nicht ausgesprochen hat; aber hier in der That reichte seine schlichte Frage zu, um die Röthe der Scham auf ihre Wangen zu treiben, sie verstummten im Gefühle ihrer Schuld, kein Versuch der Rechtfertigung kommt über ihre Lippen; und wie leicht wird es uns, dieß Schweigen der Scham zu deuten!

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Vergessen wir es doch beinahe, daß wir Jesu Jünger vor Augen haben, wird's uns doch, als wären wir mitten in der hoffährtigen und eingebildeten Welt! Da geht ihnen ja auch der Heiland weit voraus; sie sind zurückgeblieben und überlassen sich den eigenen Gedanken, uneingedenk des Herzogs, der vorne wandelt, - so allein konnten die Händel entstehen, in die sich fein Kriegsmann flicht, welcher dem Feldherrn wohlgefallen will. Das war keine leichte und verzeihliche Verirrung, sondern eine offenbare Sünde, eine unbegreifliche Thorheit! Welche Sünde? O sehet, wie sie gerade das vermissen lassen, was des Jüngers Jesu schönster Schmuck und unerläßliches Merkmal ist. Da ist keine Demuth, kein Anklang an den Sinn eines Paulus, „wer sich rühmen will, der rühme sich seiner Schwachheit und der Gnade des Herrn." Sie handeln darüber, wer der GröBeste sey, wir können es ahnden, worauf sie sich gegeneinander beriefen. Da pflegte Einer an der Brust des Meisters zu liegen; so wähnte er, auch seinem Herzen am nächsten zu stehen. Da hatte ein Zweiter die höchsten Lobsprüche erfahren, sein Glaube sey von oben gewirkt, und er der Fels, auf den die fünftige Gemeinde gegründet werden möge. Da waren Andere des Vertrauens gewürdigt worden, daß sie Zeugen der Verherrlichung auf dem Berge der Verklärung, Zeugen von Wunderwerken seyn durften, die sonst vor fremden Augen verborgen wurden. Da rühmten sich wohl die Einen, sie hätten den Messias zuerst erkannt und gefunden, sich zuerst zu seiner Nachfolge entschlossen; da beriefen sich vielleicht die Anderen darauf, daß sie um seinetwillen die schwersten Opfer gebracht, Vater und Mutter verlassen hätten; da mochte es wohl auch geschehen, daß Etliche auf Thaten hinwiesen, in seinem Dienste vollbracht, auf Geister, zu Seines Namens Ehre überwältigt, - - Stoff genug zu jenem traurigen Streite. Aber wie dem auch sey, der Demuth hatten sie gänzlich vergessen. Das dünkte sie Verdienst, was doch lauter Gnade war; davon suchten sie den Ausgangspunkt in sich selbst, was doch lediglich von

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