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Wesen bewahren. Es ist ein zeitgemäßer Gegenstand, dem wir heute unsere Aufmerksamkeit zuwenden. Die öffentliche Meinung begehrt gegenwärtig ein Maß von Duldsamkeit in religiösen Dingen, wie es nie zuvor weder verlangt noch zugestanden wurde. Keine Form des Bekenntnisses, keine Weise der Gottesverehrung soll vor der andern irgendwelchen Vorzug haben und verleihen; was Jemand glaube, das solle seinem eigenen freien Ermessen überlassen bleiben und unter allen Umständen dem fremden Urtheil unantastbar seyn. Aber mag dieser Anspruch immer die begreifliche Folge jener Thorheit seyn, welche überhaupt alle Unterschiede in irdischen wie in geistlichen Dingen aufheben und eine völlige Gleichheit herbeiführen will: so ist es doch weder billig noch weise, leicht darüber hinwegzugehen, kurz darüber abzusprechen. Kein Irrthum wird überwunden, wenn nicht die zu Grunde liegende Wahrheit aufgesucht und anerkannt wird; und wie eine klägliche Sache es auch um die hohle Toleranz der Welt sey, so hat sie doch Eine Seite, welcher der Heiland selbst ausdrücklich das Wort redet. Wir haben den Ausdruck schon betont, in welchen wir den Gehalt seiner Unterweisung zusammen begreifen und für dessen nähere Erwägung wir jest eure Andacht begehren. Es ist

die Hochherzigkeit, zu welcher Christus feine Jünger erhebt.

Lasset uns erstens sehen, wie er ihnen wehrt, das Fremde bloß nach eigenem Maßstabe zu beurtheilen; wie er sie zweitens lehrt, sich selbst über ihren Herrn und dessen Triumphe zu vergessen; und wie er ihnen drittens hilft, durch das Vertrauen auf die Kraft seines Namens die Bedenken der Schwachheit zu überwinden.

Es ist Johannes, von welchem wir namentlich lesen, daß er den Arbeiter genöthiget habe, die Hand vom Pfluge abzuthun. Daß der Jünger, welcher an der Brust des Herrn zu ruhen pflegte, in solcher schneidenden Schärfe auftreten kann, befremdet euch nicht; denn so lange das Gemüth noch nicht

durch und durch geheiliget ist, verträgt sich die Innigkeit und Stärke der Liebe gar wohl mit fleischlicher Leidenschaft. Nahm er keinen Anstand, vor dem gegenwärtigen Meister den Wunsch zu äußern, daß doch das Feuer vom Himmel die ungaftlichen Städte vertilge, - um wie viel leichter konnte er sich in dessen Abwesenheit zu einer verzeihlicheren Strenge fortreißen lassen. Aber das wird uns auffälliger seyn, daß er dem Heiland mit so seltsamer Unbefangenheit sein Einschreiten vorträgt. Möglich, daß er wohl gar ein Lob erwartet, dieweil ihn der Eifer um seines Herrn Haus verzehrt, dieweil er sich unbestochen durch den schönen Schein von einer unziemlichen Genossenschaft losgesagt habe; wenn nicht, so hat er sich, feinenfalls einer scharfen Rüge versehen, er ist sich ja bewußt, nicht in blindem Zorne, sondern nach sorgsamer Erwägung der Umstände und aus triftigen Gründen gehandelt zu haben. Die Rechtfertigung seines Verfahrens läßt er denn auch sofort folgen, und aus der zweimaligen Betonung derselben wird der Werth ersichtlich, den er auf sie gelegt hat. Fürwahr, sie that in hohem Grade noth! Des Gefühls wird sich der Jünger selbst nicht haben erwehren können, daß dasjenige, was vor Augen lag, zu seinen Gunsten nicht spreche; und wer ist unter uns, dem es nicht in's Gedächtniß käme, daß ein Johannes hier nicht anders auftritt, als später die erbittertsten Feinde der Wahrheit, ja seine eigenen persönlichen Widersacher! Als in den ersten Zeiten der erblühenden Kirche große Zeichen durch der Apostel Hände geschahen, als Petrus und Johannes im Namen Jesu von Nazareth den Kranken geheilt hatten, der an der Thür des Tempels bettelte, da wurden sie vor den hohen Rath gefordert und man fragte sie: aus welcher Gewalt und in welchem Namen habt ihr das gethan? Und wohl stand den Jüngern die schöne Antwort zu: so wir heute gerichtet werden über dieser Wohlthat an dem kranken Menschen, so sey euch kund, daß er im Namen Jesu des Gekreuzigten allhier gesund vor euch steht. Und abermals standen sie vor demselben Richter

stuhl, und es hieß: haben wir euch nicht mit Ernst geboten, daß ihr nicht lehren solltet in diesem Namen? und wir kennen ihre Entgegnung, daß sie es nicht laffen könnten, von Dem zu zeugen, außer welchem kein anderer Name zur Seligkeit gereiche. In welche bedenkliche Aehnlichkeit mit jenen verblendeten Streitern wider Gott tritt der Jünger, wenn auch er Werke im Namen des Herrn zu vollbringen verbietet. Doch, er rechtfertigt sich. Hören wir ihn an. Weiset er auf den unlauteren Sinn, in welchem der unberufene Arbeiter die Kraft des hohen Namens gemißbraucht habe, sey es zum Spott und Narrentheiding, oder noch schlimmer zum bloßen Probiren vermessener Neugierde, vielleicht gar im Dienste schnöder Gewinnsucht und verdammlicher Eitelkeit? Er äußert nichts von einem derartigen Verdachte; auf solche Untersuchungen hat er sich überhaupt nicht eingelassen. Von dem allen abgesehen dünkt ihn das Ordnungswidrige und Unrechtmäßige der Sache offenbar zu seyn. Und warum? Er folgte uns nicht nach, darum verboten wir es ihm!" Also er sey kein Jünger, dazu fehlten ihm die hauptsächlichsten Merkmale: so dürfe er denn auch nicht als ein solcher erscheinen, handeln, auftreten! Es kommt darauf an, daß wir mit aller Genauigkeit auf den Laut der Worte merken. Johannes spricht von der Nachfolge des Herrn als von dem Einen Nothwendigen, als von der unerläßlichen Bedingung, Thaten im Namen Jesu zu vollziehen. Darin sind wir Alle mit ihm eins. Wer Jesu nicht nachfolgt, mit dem mag sein Jünger nichts gemein haben, dem darf er das Recht nicht zuerkennen, Seinen Namen zu führen und zu gebrauchen; und nur die Beschränktheit könnte an der späteren Weisung unseres Apostels Anstoß nehmen: so Jemand die heilsame Lehre nicht bringt, grüßet ihn nicht, nehmet ihn nicht auf in euer Haus, damit ihr euch nicht theilhaftig machet seiner Sünde. Aber se= hen wir schärfer zu. „Er folgte uns nicht nach", so lesen wir; und wenn wir auch der genaueren Darstellung eines anderen Evangelisten folgen, -,er folgte Dir nicht mit uns nach":

immer ist es doch die Beziehung auf die eigene Person, auf welcher augenscheinlich der Nachdruck ruht. Deßhalb also zerreißen sie das Band der Genossenschaft und Zusammengehörigkeit mit ihm, weil er nicht in derselben Form und Weise der Nachfolge erfunden wurde, als zu welcher sie berufen waren, gleich als wenn es überhaupt keine andere Art der Gemeinschaft mit Christo gäbe. Wohlan, das ist die Engherzigkeit, davon wir sagten, daß sie das Fremde lediglich nach eigenem Maßstabe messe, die Engherzigheit, die sich zum Prüfftein der Herzen macht und alles verwirft, was mit dem Eigenen nicht stimmt. Und nun näher herzu. Worin ruht das Wesen ihrer Thorheit? Sie übersehen das Gemeinsame und kehren das Scheidende hervor! O so stand es hier doch wahrlich nicht, daß das Gemeinsame und Verbindende sich den ersten Blicken entzogen und erst mit sonderlichem Fleiße hätte aufgesucht werden müssen, sondern ́unmittelbar bot es sich dem einfältigen Auge dar. Wir sahen Einen, der trieb Teufel aus." Er war also im ernstlichen Kampfe gegen das Arge begriffen, es kam ihm auf die Ueberwältigung des Feindes Christi an, und auch ohne äußere Berufung hat er sich den wahren Zwecken des Erlösers dienstbar gemacht; denn dazu, sagt die Schrift, sey der Sohn Gottes erschienen, daß er die Werke des Teufels zerstörete. War es recht, einer solchen Thätigkeit entgegenzutreten? Noch mehr! Mit welcher Waffe hat er sich in diesen Streit begeben? „Wir fahen Einen, der trieb Teufel aus in deinem Namen", also nicht auf eigene Hand, nicht durch eigene Anstrengung, nicht kraft selbsterwählter Mittel, sondern im Namen Dessen, dem Gott alle Gewalt gegeben, den der Geist gesalbt und gesandt hat, die Bande der Gefangenen zu lösen. „In deinem Namen!" das macht Vorausseßungen, welche Dem zum höchsten Lobe gereichen, der hier vor Jefu verklagt wird. Allerdings ist der Ausdruck einer der umfassendsten biblischen Begriffe und so vieldeutig, wie kaum ein anderer. Was aber gerade in diesem Zusammenhange darunter gemeint sey, das

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hat der Herr selbst genügend erläutert. Er sezt am Schluffe unserer Erzählung den Fall, daß Jemand seine Jünger mit einem Becher Wassers in seinem Namen tränke; und: „darum, daß ihr Christo angehöret“, so lautet sein erklärender Zusaß; also wenn nicht aus bloßem Mitleide und aus natürlichem Erbarmen der Mensch dem Mensch en hülfreich zur Seite tritt, sondern wenn die Gabe einem Christen gereicht wird, und ihm eben deßhalb, weil er ein Christ ist, aus Liebe mithin zu Jesu, in der Huldigung gegen seinen Namen, in der Ehrfurcht vor ihm. Nach dieser Regel lafset uns auch das Brechen des Argen in dem Namen Jesu verstehen; es geschieht, um dem Herrn einen Dienst zu leisten, um an seinem Werke theilzunehmen, im Glauben an ihn und seine Kraft! Wohlan, wenn sich denn dahin das eigene Geständniß des Jüngers ausspricht, bezeugt er nicht selbst eine Fülle des Gemeinsamen, worüber er dem fremden Arbeiter mit aller Freudigkeit die Bruderhand hätte reichen können? Aber eben das übersieht er, statt dessen kehrt er das Scheidende hervor! Wohl drängt sich die Vermuthung auf, daß dasselbige dann gewiß das innerste Wesen der Nachfolge des Herrn berührt haben werde; aber sie rechtfertigt sich nicht; es betraf in Wahrheit nur Zufälliges und Aeußerliches! Der Heiland hatte die Zwölfe also berufen, daß sie keine Stunde von seiner Seite wichen, sondern Zeugen aller seiner Worte und Werke seyen, um später selbst wieder aus unmittelbarer Anschauung das wirksame Zeugniß der Boten ablegen zu können, „die von Anfang an bei ihm gewesen“, „die mit ihm gegessen und getrunken hatten." So erforderte es allerdings die Pflicht der Treue, daß sie im eigentlichsten und buchstäblichsten Sinne in die Fußtapfen traten, die er vor ihnen ließ, und es würde zugleich einen inneren Abfall bedingt haben, wenn sie jemals die äußere Gemeinschaft willkürlich unterbrochen hätten. Aber zu solch' einer Nachfolge waren eben nur sie berufen; sie war bei weitem nicht die Eine nothwendige Weise; es hieß vielmehr das Zufällige zum Wesentlichen machen, wenn die derartige

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