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wo er keine prebehaltigen Gründe anzuführen vermag. Dieß ist die Einfalt des Auges, das mit scharfem Blicke Gottes Wahrheit und Rechte findet und sie stetig festhält. Die Worte des heutigen Abschnittes seßen uns in den Stand, die Richtigkeit der gewonnenen Anschauungen zu bewähren. Der Heiland sagt am Schlusse, daß die Erleuchtung des einfältigen Auges gerade so geschehe, als wäre ein heller Bliz dahergefahren. Das Bild deutet offenbar zweierlei, einmal die Schärfe des Lichts, und sodann die Unmittelbarkeit der Beleuchtung. Denn was ist das Eigenthümliche des Glanzes, der von dem Bligstrahl ausströmt? Es ist die sonderlich grelle Beleuchtung, welche alle Dinge in der ganzen Schärfe ihrer Umrisse erkennen läßt. Daher der Herr in einem andern Zusammenhange seine dereinstige Wiederkunft mit einem Bliße vergleicht, und die Ermahnung an die Seinen hinzufügt, sie sollten alsdann weder auf die Reden der Menschen achten, noch auch ihren Einladungen Folge geben, denn seine bligartige Erscheinung werde alle Zweifel zerstreuen und kein Gegenstand der Ungewißheit seyn können. Und wiederum ist der Bliß die Bezeichnung eines plöhlichen Lichtes, das nicht allmählig, sondern unerwartet hervorbricht; man merkt nicht, daß er kommen werde, er ist da, ehe man sein sich versieht. Gleich also erkennt das einfältige Auge nicht in Kraft von Gründen, sondern mit jener Unmittelbarkeit, welche der Beweise weder bedarf, noch auch sie begehrt, und selbst gewichtigen Gegengründen zum Troß unerschütterlich beharren lehrt. Das halten wir denn als das Wesen dieser Einfalt fest.

Aber das Auge ist nicht Selbstzweck, sondern es hat die Bestimmung, dem Leibe zu dienen; „das Auge ist des Leibes Licht.“ Was soll es ihm seyn, und was wird es ihm leisten, dafern es sich frei von aller Schalkheit erhält? Wir haben keine Urfache, dasjenige abzuweisen, was sich uns zu allernächst darbietet. Das Licht erhellt den Pfad, auf dem wir uns bewegen; dem Pilger da draußen muß es nicht minder leuchten, auf daß ihn

die Finsterniß nicht ergreife, wie allen Denen, welche im Hause find. So dürfen wir mithin an die Führung und Leitung denken, die das einfältige Auge verheißt und gewähren kann, daß es dem Fuße zeige, wie er richtig wandeln, daß es die Hand lehre, wonach fie greifen und was sie vermeiden, daß es das Herz unterweise, was es begehren und mit seiner Liebe umfassen solle. Indeß wir können uns an diesem Verständniß schon deßhalb nicht genügen lassen, weil die Worte des Herrn dem Auge so ausdrücklich eine erleuchtende Kraft beimessen, wodurch der ganze Leib ein lichter werde. Sie lauten, als ginge durch diese Pforte die Mittheilung des Göttlichen an den Menschen hindurch, als würde er von dieser Stelle aus durchleuchtet und der Lichtnatur theilhaftig. Laffet es uns gestehen, daß wir uns zum Zwecke der Verständigung über diese Ordnung auf die Verhältnisse des sinnlichen Lebens kaum werden berufen können. Niemand mag behaupten, daß dem Leibe seine Kraft vom Auge komme, daß sie ihm durch dasselbe zuströme. Daß es sich schließt, sobald der Schlaf die müden Glieder umfängt, daß wir es zuthun werden, wenn uns einst das leßte Stündlein schlägt; daß es sich öffnet, so der erquickte Leib in neugeschenkter Kraft sich regt: das deutet doch nur einen allgemeinen Zusammenhang zwischen Licht und Leben; -man wird dem Blinden, der des Lichts entbehrt, darum die Lebenskraft nicht absprechen. Aber auf dem geistlichen Gebiete ist eben die Sache eine andere. Der Herr spricht, wer ihm nachfolge, der werde das Licht des Lebens haben: so bezeichnet er offenbar das Licht als des Lebens Quelle, mithin das Auge als die Thür, durch welche die Kraft von oben ein- und ausgehe. Ganz buchstäblich ist es zu verstehen, wenn dort der Apostel mit der Weisung in's Amt gesezt wird,,,aufzuthun der Heiden Augen, auf daß sie sich von der Finsterniß zum Lichte befehren"; und buchstäblich richtig, wenn demselben Apostel die Erleuchtung vom Herrn mit dem Aufwachen vom Schlafe, mit dem Auferstehen von den Todten zusammenfällt. Sollte man wirklich ein Kind des Tages werden

können, ohne daß das Auge einen unmittelbaren Antheil daran hätte? Sollte man wirklich den heiligen Wandel der Kinder des Lichts offenbaren können, wenn's vor dem Auge wie Schuppen liegt? O wo irgend unser geistliches Leben krankt und siecht, so daß wir Fehlgriffe begehn und Fehltritte thun: in dem Auge ist der Fehler zu suchen, bei dem Auge muß die Heilung beginnen. So werden wir von selbst zu der Anerkennung gedrängt, die wir zu Anfang im Tone der Behauptung aussprachen, daß der Herr hier nicht zu einer einzelnen christlichen Tugend erwecke, sondern daß er den Hauptpunkt in der Entwickelung unseres Heils berühre und einen umfassenden Rath ertheile. Ebendeßhalb aber ist hier der rechte Ort, um von der empfangenen Unterweisung zu der Ermahnung fortzuschreiten, die Er uns auf Grund derselben an's Herz legt. „So schaue darauf, daß nicht das Licht in dir Finsterniß sey"; denn (so fügt ein anderer Evangelist hinzu) wenn das Licht in dir Finsterniß geworden ist, wie groß wird dann die Finsterniß selbst seyn! Wir unterscheiden zweierlei; der Herr spricht zunächst eine Vorausseßung aus, und darauf hin giebt er sodann sein eigentliches Gebot.

Ueber die Vorausseßung bedarf es nur einer kurzen Verständigung. Die Worte sind so klar, daß sie von vornab jeden Streit abschneiden; und was Diejenigen anbetrifft, welche in dem thörichten Bestreben, strenger als Jesus selbst zu scheinen, auch das gemein machen, was Er gereinigt hat, die lassen wir ihre Wege gehen. Der Fall, den wir gethan haben, ist schwer genug; und übertreiben ist nicht minder vom Uebel als verkleinern. Also in einem jeglichen Gemüthe seßt Jesus dieß Auge für das Ewige und Wahrhaftige voraus; er bezeichnet es nicht als eine Gabe, die nach Wahl und Gnade dem Einen verliehen, dem Andern vorenthalten werde, sondern er rechnet es zu der Ausstattung des Geschöpfes durch die schöpferische Hand seines Gottes. In diesem Sinne tritt Niemand ohne Schkraft in die Welt; und wenn man nicht selten jenen Blindgeborenen,

an dem der Heiland seine Macht verherrlichte, als ein treffendes Bild für unseren natürlichen Zustand beurtheilt hat, so dünkt uns das ein Mißbrauch des göttlichen Worts. Aber wir werden und leicht verständigen. Dieß Auge, das wir überall als vorhanden annehmen, ist nemlich durchweg um seine Gesundheit und Einfalt gekommen. Es ist eine traurige und ausnahmslose Regel, die in dem Worte geschildert wird: wenn dein Auge ein Schalk ist! Das ist eine Krankheit. Von welcher Art? Sie erscheint nicht als die Folge einer äuße ren Verlegung, daß etwa ein Balke, oder ein Splitter, oder auch nur ein Stäublein hineingekommen wäre; es ist ein inneres Leiden, das den Gesichtssinn betroffen und verdorben hat. Sehet da eine Gefahr, welcher die Sinne alle ausgesezt sind. Wie man von einem verkehrten Geschmacke spricht, den das Fade lieblich dünkt, dem das Würzige zuwider ist, der das Salz entbehren kann, und selbst das dummgewordene angenehm findet: so kann auch das Auge verderben, und noch viel ärger vermag es zu täuschen, als wenn es Menschen sieht, als sähe es Bäume. Ein einzelnes Beispiel: der Herr sagt zum Petrus, du Satan meinest nicht, was göttlich, sondern was menschlich ist. Ein umfassenderes Beispiel: der Prophet spricht sein Wehe über Die, welche Gutes böse und Böses gut, welche Bitteres süß und Süßes bitter nennen. Woher diese Krankheit? Der Leib trägt die Schuld! Davon nehmen wir zwar nichts zurück, daß der Herr nicht das Glied, sondern lediglich den Sinn meine; aber der Sinn haftet doch an dem Gliede, und ein jegliches Glied steht im gliedlichen Zusammenhange mit dem Leibe. Der Sinn freilich leitet und beherrscht den Leib und steht insofern über ihm, doch aber kann der Träger des Sinnes, das Glied, sich den Einflüssen des Leibes nicht entziehen. Das Auge ist des Leibes Licht; das Auge Licht, der Leib Finsterniß. Aber Licht und Finsterniß sind allezeit im Kampfe mit einander begriffen; das Licht will die Finsterniß durchbrechen und

verscheuchen; wiederum die Finsterniß sucht das Licht in seine Schatten zu begraben; jedes von beiden hat die Aussicht auf den Sieg. Das Auge ist licht; aber es hat das Licht nicht in ihm selbst, gleichwie kein Mensch das Leben in ihm selber hat; es ist ihm erst gegeben, -man zündet das Licht an, so heißt es unmittelbar vor unserem Abschnitt. Der Herr, welcher das Licht in ihm selbst hat, ja welcher durch und durch Licht ist, er freilich verscheucht alle Finsterniß, vor ihm kann sie sich nimmermehr behaupten: jedes bloß abgeleitete Licht schwebt in steter Gefahr, daß die Finsterniß es überwältige oder doch seinen hellen Glanz beschränke. So ward das Auge ein Schalk, so wurde es einer Heilung bedürftig!

Aber wie helfen? Der Rath des Herrn lautet dahin: so schaue darauf, daß nicht das Licht in dir Finsterniß sey! Uns selbst also macht er dafür verantwortlich; er scheint uns mithin die Fähigkeit zur Hebung des Leidens zuzuschreiben. Ja, wenn wir noch im Besiße der Einfalt wären, dann freilich könnten wir angehalten werden, sie mit Furcht und Zittern zu bewahren; aber wie dann, wenn sie längst verloren ist? Oder wenn wenigstens ein Balke oder Splitter des Auges Kraft gelähmt hätte, der ließe sich noch ausziehn, mit wie vielen Schmerzen diese Hülfe auch verbunden wäre: aber wenn der Schade in einer verborgenen inneren Krankheit wurzelt, was könnten wir dann thun? Wir hören in einer verwandten Stelle den Herrn zu dem Bischof der laodicenischen Gemeinde sprechen: du weiß'st nicht, daß du bist elend und blind, ich rathe dir, salbe deine Augen mit Augensalbe, damit du sehen mögest. Freilich wie Gold und weiße Kleider bei Ihm allein zu kaufen sind, so ist auch nur an Seinem Throne die Salbe feil, die das blinde, blöde, kranke Auge schärfen mag. Aber weil Er hier offenbar weit mehr von uns verlangt, als nur die demüthige Bitte um seine Hülfe, weil er ausdrücklich unsere eigene Thätigkeit herausfordert, so kommen wir immer wieder auf die Frage zurück:

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