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was lebet mit Wohlgefallen, da ergehet auch an die Christen die Ermunterung: dankfaget dem Herrn, denn er ist freundlich und seine Güte währet ewiglich; kommet zu Hauf, Psalter und Harfe wach' auf, laffet den Lobgesang hören! Aber eben je fester diese Ueberzeugung in uns gewurzelt ist, je weniger daher die Gefahr droht, daß ein scheinbar widerstreitendes Schriftwort sie uns erschüttere: desto weniger tragen wir Bedenken, eurer heutigen Andacht einen Abschnitt vorzulegen, welcher freilich der Erntefeier die Färbung einer gewissen Wehmuth geben und als eine lästige Schranke derselben empfunden werden kann. Es mag euch scheinen, daß bereits von anderer Seite her genügende Sorge getragen sey, damit die diesjährige Freude über das gebührende Maß nicht hinausgehe. Die das vorhandene. Bedürfniß mit dem empfangenen Segen vergleichen, sie hegen schon bange Zweifel, ob auch die Wagschalen das Gleichgewicht halten, ob nicht Mangel und Theuerung und alle die Uebel, die in ihrem Gefolge sind, hereinbrechen dürften. Aber von einer Dämpfung unserer Feier durch solche Gedanken redet der Heiland in diesem Abschnitte nicht. Es ist nicht das Maß der Freude, das er beschränken, sondern ihre Beschaffenheit, welche er regeln will; er mischt nicht bittere Tropfen, die uns die Feststimmung verkümmern oder gar verleiden mögen, sondern eine heilsame Arzenei, die das Unlautere verzehren und den wahren. Genuß erhöhen soll. Und eben deffen sind wir an einem Tage wie der heutige dringend bedürftig. Alle anderen Feste sind bereits durch den Gegenstand geheiligt, welchem sie gelten; hier foll die Heiligung des Gegenstandes erst erfolgen durch die Feier selbst. An allen anderen Festen werden wir ausdrücklich zur Freude über die verkündigte Botschaft ermahnt, und nehmen wir sie irgend im Glauben auf, so kann die Predigt der göttlichen Liebesthat diese Frucht nicht schuldig bleiben: hier aber gilt es, freue dich, als freuetest du dich nicht; hier lauert ein Feind, hier droht eine Gefahr, hier sind schwache verwundbare Stellen, die einer wachsamen Aufsicht, eines sorgfältigen

Schußes bedürfen. Die Worte des heutigen Abschnitts sollen uns solch eine rathende, warnende Leitung gewähren. Jesus schildert die arge Freude und das fündliche Treiben der Kinder dieser Welt, wie sie am Anfang gewesen und wie sie am Ende seyn werde, damals und fünftig der Gegenstand des göttlichen Gerichts! Die Schilderung paßt auf alle Zeiten. Es giebt einen Sinn, in welchem es allezeit Wahrheit ist: Kindlein, es ist die lehte Stunde, das Wesen dieser Welt vergeht; ja, buchstäblich richtig ist für uns Alle das Wort des Apostels: liebe Brüder, die Zeit ist kurz! So lasset uns

den Rath des Herrn am Erntefeste mit einander betrachten; und zwar erstens die Vorausseßungen, auf denen er beruht, zweitens die Weisungen, welche er ertheilt.

An zween Strafgerichte erinnert das warnende Wort des Herrn, welche Gottes Gerechtigkeit in einer fernen Vergangenheit vollzogen habe. Die Schrift bedient sich auch sonst derselbigen Beispiele, wenn es ihr darauf ankommt, dem Leichtsinn und der Sicherheit zu wehren, und eine heilsame Bangigkeit vor wiederholten Erweisungen eines ähnlichen göttlichen Eifers zu erwecken (2 Petri 2, 5-8). Gerade sie scheinen ihr zu diesem Zwecke in hohem Grade geeignet. Aber worin mag doch ihre so sonderlich wirksame Kraft bestehen? Eine Antwort drängt sich freilich einem Jeden auf. Wer kann es ohne tiefe Bewegung hören, wenn der selige und gewaltige Gott das Bekenntniß ablegt: es reuet mich, daß ich Menschen gemacht habe; wenn er den Entschluß erklärt, seiner eigenen Hände Werk rückgängig zu machen und die Schöpfung seiner Liebe unwillig zu zerstören! Wer kann es ohne Herzeleid sehen, wenn durch die Fluthen seiner Wasser, wenn durch die Gluten seines Feuers nicht Einzelne, sondern dort Alles, was Leben hat, hier ganze Schaaren vom Angesicht der Erde vertilgt werden, schmerzlichen Ausnahme von der Versicherung, der Herr habe nicht Lust am Tode der Sünder! Wir sind es sonst gewohnt,

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durch alle Offenbarungen göttlichen Ernstes seine tiefe und innige Liebe hindurchschimmern zu sehn: aber hier trifft es zu, was der Mann des Alten Bundes zur Unzeit klagt, es sey ganz und gar aus mit Gottes Güte und seine Verheißung habe ein Ende, er habe vergessen gnädig zu seyn und seine Barmherzigkeit in seinem Zorne verschlossen. Wir sind es sonst gewohnt, von jeder göttlichen Züchtigung eine friedsame Frucht der Gerechtigkeit zu gewärtigen: hier ist keine Züchtigung, denn hier ist kein Zweck, der jenseits derselben hinausläge; ach fie selbst ist ihr ganzer und eigener Zweck! Wohlan, so werden wir wenigstens eine tiefe Verderbniß bei den Betroffenen voraussehen dürfen, die uns mit der Strenge des vollzogenen Gerichts versöhne; ein Lasterleben ohne Scham und Scheu; eine Ruchlosigkeit ohne irgend welche Spur des Besseren, sie waren's nicht werth, daß die Erde sie noch trage und nähre, daß Gottes Sonne sie bescheine, eine Verstockung, welche jede Hoffnung auf Selbstbesinnung und Befferung ausschließt und deshalb kein Gegenstand einer ferneren Langmuth bleiben darf. Ist dem also? Die Worte des Herrn rechtfertigen diese Auffassung nicht! Was sagt er doch? sie aßen und tranken, sie freieten und ließen. sich freien; und wiederum: sie aßen und tranken, sie kauften und verkauften, sie baueten und pflanzten ; das sind die Züge alle, in welchen er ihr Bild gezeichnet hat. Oder meinet ihr, er gebe nur Andeutungen, die wir mannichfach ergänzen müßten, hier gelte es, zwischen die Zeilen zu blicken und herauszulesen was nicht ausdrücklich ausgesprochen ist? vielleicht etwa nach der Regel des apostolischen Wortes: laffet uns ehrbarlich wandeln als am Tage, nicht in Freffen und Saufen, nicht in Kammern und Unzucht, nicht in Hader und Streit? Sehet da die Deutung, gegen welche wir die allerentschiedenste Verwahrung einlegen müssen! Darin eben steht der Kern und die erschütternde Kraft dieser Strafgerichte, daß sie auf eine Lebensführung folgen, die wir keinesweges als eine so gar verwerfliche und verabscheuungswürdige zu beurtheilen pflegen. Wir haben nichts

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dawider, ja wir gestehen es bereitwillig zu: manche schwere Schuld mochte aus ihrer Mitte zum Himmel schreien; aber nicht um ihretwillen reckte Gottes Arm sich aus, nicht deßhalb wurden sie vom Angesichte der Erde vertilgt, sondern was der Erlöser von ihnen gesagt hat, dieß ganz allein begründete ihr Verderben. Das stimmt überraschend mit dem bekannten Gleichnisse zusammen, welches nach derselbigen Seite hin ein Gegenstand des Anstoßes geworden ist. Es erzählt von einem reichen Manne, der in der Ewigkeit an dem Orte der Pein und Qual erwachte; aber wir finden keine andere Deutung für diese Vergeltung, als die einfache Mittheilung: er kleidete sich in Purpur und köstliche Leinewand, und lebte alle Tage herrlich und in Freuden. Das Geschlecht zur Zeit des Noa, die Bewohner Sodoms und Gomorrha's sind der reiche Mann im Großen! Gleichwie die Weise, in welcher er das Leben gebrauchte, zur Erklärung seiner ewigen Verwerfung ausreicht: ebenso haben wir das Strafgericht zu beurtheilen, welches uns jego vorliegt. Sprechen wir unsere Bedenken dagegen offen aus! Kann das irgend einen Vorwurf rechtfertigen, was in der Natur und den Verhältnissen des irdischen Lebens so nothwendig begründet ist? muß es nicht mindestens als etwas Gleichgültiges erscheinen, wo das Thun keine Gefahr, wo das Lassen keinen Vorzug bedingt? Ja ist es nicht das göttliche Wort selbst, welches uns diese mildere Anschauung geläufig macht? Der Herr spricht: Johannes kam, aß nicht und trank nicht; des Menschen Sohn kommt, iffet Brot, trinket Wein. Stellt er nun das Volk, welches sich darüber Gedanken machte, den Kindlein gleich, die am Markte spielen, so enthält dieß Urtheil eine offenbare Billigung des bekannten apostolischen Saßes: effen wir, so sind wir drum nicht schlechter, effen wir nicht, so werden wir deßhalb nicht besser seyn. Was sollen wir sagen? Wohl ist ein Ausdruck in den Worten enthalten, welcher einen Lichtbliß zum Verständniß darzubieten scheint. Nach der Darstellung eines anderen Evangelisten hat nemlich der Heiland die Aeußerung hinzuge

fügt, fie achteten es nicht"; also sie nahmen des Zeichens nicht wahr, sie waren des Endes nicht eingedenk, sie aßen und tranken als bliebe es immer wie heut, machten Pläne als stände kein Abschluß des irdischen Laufes bevor. Und doch, auch der Schlüssel will so recht nicht passen. Sollte es denn wirklich Ruhm und Lob verdienen, wenn Todesgedanken eine Gleichgültigkeit gegen die Dinge dieser Welt hervorbringen? Erscheint es uns groß oder kleinlich, rührend oder verächtlich, wenn der Apostel Paulus Angesichts der Märtyrerkrone seinem Jünger den Auftrag ertheilt, ihm Kleider, Bücher und Schriften zu bringen, damit er sie gebrauche, so lange er noch im Fleische sey? So fragen wir denn immer von neuem, welche Brücke uns von der Schilderung des Herrn zum Verständniß der vollstreckten Strafgerichte herüberführe. Laffet uns einmal einfach auf den Eindruck achten, welchen die unbefangene Betrachtung der Worte hervorbringt. Sie aßen und tranken, sie kauften und verkauften, fie baueten und pflanzten, in der That, das lautet, als enthielte es die gesammte Geschichte ihres Lebens, als wäre das sein vollständiger Gehalt, als ließe sich von ihnen Etwas weiteres überhaupt nicht aussagen. Ja dieß war wirklich der Mittelpunkt, von welchem alle ihre Lebensbewegungen ausgingen, zu welchem sie alle zurückkehrten. Ihre Zeit, das füllte sie gänzlich aus; ihre Kräfte, das nahm sie durchaus in Anspruch; ihre Gedanken, darauf allein waren sie gerichtet; ihre Liebe, - dem war sie ausschließlich gewidmet; dieß das Band ihrer Gemeinschaft, dieß die Ursache ihrer Freude, dieß der Gegenstand ihrer Hoffnung, dieß die Quelle ihrer regsamen Thätigkeit. Sie aßen und tranfen, das deutet den Genuß; sie kauften und verkauften, - das weist auf den Erwerb; sie pflanzten und baueten, das zielt auf den äußeren Glanz, auf Behaglichkeit und Pracht: in dem Dreifachen stand die Summa ihres Lebens. Erwerben, um genießen zu können; genießen, um wieder zum Erwerbe zu schreiten; und das einzige geistige Element, die hoffährtige Freude an der Schönheit

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