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auch die Ernte kann sie steigern, und so ihr Segen sich in Fluch verkehren. Wunderbare Schönheit der Worte! Es regnete, sagt der Herr. Der Regen ist sonst in der Schrift! allezeit ein Bild des Segens; von seinen gnädigen Strömen reden beide Testamente. Ja es regnete; aber wie? in Fluthen aus der Höhe und Tiefe, nicht bewässernd, sondern verheerend! Es regnete; aber wie? mit feurigen, versengenden Tropfen! Und da macht die äußere Lage feinen Unterschied; viel haben und wenig haben, Ueberfluß und Mangel, Wollüfte und Sorgen bedingen die gleiche Gefahr. So sind wir denn recht vorbereitet, den Rath zu vernehmen, welcher uns in solch' einer Lage Noth thut. Wir haben bisher nur die Voraussetzungen erwogen, auf welchen die heilsame Ermunterung des Herrn beruht; wichtiger ist die zweite Aufgabe, daß wir die Weisungen beherzigen, die er uns fortan ertheilt.

Es will uns vielleicht bei der ersten flüchtigen Berührung kaum scheinen, als ertönte hier irgend welche berathende Stimme. Die Worte lauten eher als eine Warnung, etwa wie sie in jenem verwandten Zusammenhange an uns ergeht: hütet euch, daß eure Herzen nicht beschweret werden mit Essen und Trinfen und mit Sorgen der Nahrung und des Lebens, auf daß dieser Tag nicht schnell über euch fomme wie ein Dieb in der Nacht. Nun, schon die Warnung wäre eine dankenswerthe Gabe; lehrt sie uns doch die Gefahr erkennen, entrückt sie uns doch jener Unbefangenheit, jener harmlosen und gemüthlichen Weise, die irdischen Güter zu gebrauchen. Aber eine wesentliche Hülfe reicht sie freilich noch nicht dar. Gewarnt waren Jene auch, aber sie achteten es nicht; es kommt darauf an, daß wir gewiesen werden, die betrüglichen Pfade zu vermeiden. Hat der Herr das hier gethan? Es ist geschehen; es bedarf nur der genaueren Betrachtung. Christus redet scheinbar in der Form der bloßen Beschreibung. Aber sind es denn nur die Kinder des Verderbens, deren Thorheit, deren entseßlichen Ausgang er uns vor Augen stellt? treten in dem düsteren Gemälde

nicht auch Lichtgestalten auf, die uns als Erempel zur Nacheiferung gegeben werden, und deren Vorbild an sich selbst den Rath ertheilt? Von Noa ist die Rede und von Lot wird erzählt. Ein eigentliches Urtheil finden wir über sie nicht ausgesprochen. Die Schrift hat es anderweitig ergänzt. Der Apostel preist des Noa Glauben, und ein anderer rühmt des Lot Gerechtigkeit. Hier werden sie als Gerettete bezeichnet, und darauf kommt es uns in diesem Zusammenhange auch ausschließlich an. Rette dich wie sie sich retteten, laß dich retten, wie sie sich retten ließen"! Aber gehen wir über das Allgemeine hinaus. Auf die Auskunft mögen wir uns nicht zurückziehen, daß Beide dem Gottesrufe gehorsam waren, Noa, indem er die Arche baute, Lot, indem er dem Engel glaubte; suchen wir eine bestimmtere Erledigung. Welches ist der Rath? Noa ging in die Arche, Lot aus Sodom, - das deutet des Christen Eingang und des Christen Ausgang gegenüber den Dingen dieser Welt!

Noa ging in die Arche, so erzählt der Herr; dort fand er die Zuflucht vor der erstickenden Fluth. Flüchte dich also zu Gott, damit die Dinge dieser Welt, es sey bei dem Darben und Entbehren, es sey bei dem Besize der Fülle, dein höheres Leben nicht gefährden; gehe ein in 'deines Gottes Schuß! Ein schlichter Rath; und doch, wie so gar verwunderlich dünkt er das natürliche Gemüth! Das haben die Menschen wohl gelernt, zu Gott zu eilen, wenn's hier auf Erden gebricht, seine Hülfe zu begehren, wo es irgend mangelt; aber dazu drängt es sie nicht, mitten im Befiße und Genuß Seine schirmenden Flügel zu suchen. Aber gerade hierzu verpflichtet uns der Herr. Eben dann sollen wir zu unserem treuen Schöpfer (1 Petr. 4, 19.) eilen, wenn eine irdische Noth uns nicht drückt, gerade dann der Gefahr entfliehen, wenn das irdische Auge sie nicht erspäht; bei jedem Glücke, das uns widerfährt, bei jeder Ehre und Auszeichnung, die uns zu Theil wird, bei jedem Erfolge unserer Arbeit aus banger Seele zu ihm rufen: halte du mich,

daß ich nicht wanke, schüße du mich, daß die Fluth mich nicht ergreife! Ist uns jene Anschauung, ist uns dieß Verfahren natürlich? Falten sich die Hände zum Gebet der Sorge, wenn es Gutes und Barmherzigkeit über uns regnet? Sind uns die Güter dieser Welt eine Ermunterung zu der inständigen Bitte hier schüße, hier rette! Dieß ist der Punkt, wo wir den Rath Christi so recht als einen Rath für die heutige Festfeier erkennen und befolgen sollen. Erntefest, fo dürfen wir es strenge genommen gar nicht nennen; Erntedankfest ist der bessere Name. Auf den Ausdruck kommt's nicht eben an, aber auf die Sache. Gott soll der Mittelpunkt der Feier seyn, aber nicht die gespendeten Güter. Worüber sollen wir uns freuen? Daß der Herr freundlich gewesen ist und seine Güte ewiglich währet; daß der Herr treu war und seine uralte, dem Noa ertheilte Verheißung wiederum bewährt hat. So feiern, das heißt sich zu Gott flüchten, von dem Sichtbaren zum Unsichtbaren emporsteigen; und wer also feiert, der ist geschüßt.

Es ist nicht bloß ein anderes Bild, sondern in Wahrheit auch ein anderer Rath, welcher in dem zweiten Beispiele ertheilt wird. Lot ging von Sodom aus. Also ausgehen von dem irdischen Besize, das Herz in beständiger Trennung von ihm erhalten; denn sobald es sich daran hängt, wird es selbst irdisch und leer. Es heißt: wo euer Schaß ist, da ist euer Herz; aber es gilt auch: wie euer Schaß ist, gleich also ist euer Herz. Was du liebst, das wirst du; was du liebst, das bist du. Ausgehen, wie der Gast und Pilger aus dem fremden Lande eilt. War doch Sodom nicht die Heimath Lot's, er war ein Fremdling in ihren Mauern. Seine Heimath war bei Abraham, dem Manne der Verheißung; ein Zwist hatte sie getrennt; ein Anflug von irdischem Sinne hatte ihn das Auge über Sodoms reiche Fluren erheben lehren. Merkwürdig! ausdrücklich hat der Heiland die irdischen Dinge als solche bezeichnet, die dem Christen fremd seyen; ,,so ihr in dem Fremden nicht treu seid, wer wird euch das geben, was euer

ist? und so ihr nicht treu seid in dem ungerechten Mammon, wer wird euch das Wahrhaftige vertrauen"? Also ausgehen; sie nicht ansehen als ein Gut, das man lieben und hegen, sondern als eine Last, deren man sich entledigen müsse; denn Besiz ist eher Last als Glück, man hat daran zu tragen, man spürt davon nur Unruhe. Ausgehen im strengsten Sinne; nicht einmal zurücksehen, wie der Herr das Weib des Lot unmittelbar nach unserem Abschnitt als warnendes Beispiel hinstellt. Ausgehen mit vollster Freiheit; wir die Herren, nicht unsere Güter; wir über sie verfügend, nicht sie über uns; sie von uns abhängig, nicht wir von ihnen; wir sie gebrauchend, ohne uns durch sie knechten zu lassen. Ausgehen in dem Sinne des Apostels: haben, als hätten wir nicht, besigen, als besäßen wir nicht, kaufen, als kauften wir nicht, gebrauchen ohne Mißbrauch; ,,ich kann Beides, arm seyn und reich seyn, Ueberfluß haben und Mangel leiden." Ausgehen in der That und Wahrheit, nicht mit Worten und der Zunge, so daß wir unwidersprechliches Zeugniß geben, unser Herz sey davon los; ausgehen in wirklicher Entäußerung für Gottes Dienst, in der erbarmenden Liebe zu den Brüdern; wie das einfache und doch so überaus liebliche Wort des Kirchenliedes es ausspricht: damit ich's brauch' zum Lobe dein, zum Nuß' und Dienst des Nächsten mein, woll'st du mir Gnade geben; und wie das Schriftwort es zusammenfaßt: ihr esset oder trinket, oder was ihr auch thut, das thut alles zur Ehre Gottes. Das heißt ausgehen, und darin stehet der Rath des Herrn.

Wenn wir denn diese Weisungen befolgen, welche Verheißung haben sie? D eine ungleich höhere, als die sich unmittelbar von selbst ergiebt, eine höhere, denn die bloße Rettung und Bergung. Lasset uns nochmals zu den Worten des Tertes zurückkehren, um auch diesen leßten Tropfen seiner reichen Wasserquelle zu genießen. Der Herr spricht: sie aßen und tranfen bis auf den Tag, da Noa in die Arche ging; er ward gerettet, sie aber kamen Alle um. Er ward gerettet,

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nicht wahr, ihr urtheilt: vor dem Wasser? Das reichte bei weitem nicht aus! Wie lehrt doch sonst die Schrift? „Noa ward durch das Wasser gerettet, welches nun auch uns selig macht in der Taufe, die durch jenes bedeutet wird" (1 Petri 3, 20. 21). Vor dem Wasser, durch das Wasser, und Beides stimmt vollkommen zusammen! Also: wer sich vor den irdischen Dingen rettet und birgt, wer die Gefahren vermeidet, in welche sie ihn stürzen können, der wird auch durch die irdischen Dinge gerettet werden; die vermiedene Gefahr wird eine Ursache zum Heile, eine neue Kraft des geistlichen Lebens! Ist es euch insonderheit, die ihr eure Freude daran habt, in der Schrift zu forschen, nicht schon auffällig gewesen, daß sie, welche mit so unverrückbarer Stetigkeit immer nur Eins namhaft macht, wodurch der Mensch das ewige Leben erlangen könne, nemlich den Glauben an Christum Jesum den Heiland, daß sie dennoch, ich will nicht sagen in offenbarem Widerspruche, aber doch in befremdlicher Abweichung, manches Einzelne hervorhebt, was die Seligkeit eintrage, ja darunter selbst Solches, was mit jenem Einen Nothwendigen nicht wesentlich zusammenzuhangen scheint? Was dünkt euch um das wunderbare Wort des Apostels, daß das Weib selig werde kraft ihrer mütterlichen Stellung? oder um die mannichfach wiederkehrende Versicherung, daß der Mildthätige Schäße im Himmel sammle, daß er einen guten Grund aufs Zukünftige lege, und das ewige Leben ergreife? Hier ist die Deutung. Natürlich kann nie ein Mensch auf diesem Wege selig werden, aber eine Förderung des Heils, eine Handreichung dazu kann ihm allerdings von hier aus zufließen. Denen, die Gott lieben, müssen alle Dinge zum Besten dienen, die nach dem Vorsaß berufen find; alle Dinge, auch die Erntegaben, auch der Mammon; was nicht schadet, das frommt; was nicht aufhält, das fördert. Wer an dem heutigen Erntefest recht eingeht wie Noa, recht ausgeht wie Lot, dem wird auch diese Feier vorwärts helfen auf dem Wege zum Leben; und auch auf diesem Gebiete wird

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