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Schwelle! In diesem Sinne denn, aus selbsteigenem Bedürfniß, wendet sich der Herr an die Gastfreiheit der Menschen. Was gebührt sich da? Es waren Unbekannte, die einst Abraham seiner Hütte nahen sah, da die Sonne im Mittag verderbete; und doch ging er ihnen entgegen, - habe ich Gnade gefunden vor euren Augen, so weigert euch nicht, zu mir einzugehen: es ist kein Unbekannter, der an unseren Thüren anklopft, heute gilt nicht mehr des Täufers Wort, „er ist mitten unter euch getreten, den ihr nicht fennet." Was anderes sollte sich da schicken, als ein herzliches Hosianna dem Sohne Davids, gelobet sey der da kommt im Namen des Herrn"; machet die Thore weit und die Thüren in der Welt hoch, daß der König der Ehren einziehe; warum willst du draußen stehen, du Gesegneter des Herrn! Aber statt daß wir in müßiger Verwunderung oder in segenslosem Unwillen vor der Thatsache stehen bleiben, ,,die Seinen nahmen ihn nicht auf“, lasset uns vielmehr das ergiebigere Geschäft treiben, uns dieselbe zu deuten. Der Ausdruck sey gebührend betont, daß es die Gastfreiheit ist, die Christus in Anspruch nimmt. Wohl eine schöne Tugend, aber zugleich auch eine schwere Tugend, schwer selbst bei sonst lebendigem Gemeinschaftstriebe. Sie muß wohl schwer seyn, wenn die Schrift die allerkräftigsten Beweggründe gebraucht, um die Herzen zu ihr zu bestimmen. Sie sezt die Fremdlinge in Eine Klaffe mit den Wittwen und Waisen; diesen schaffe der Herr Recht, jene habe er lieb; „so sollt auch ihr die Fremdlinge lieb haben, denn ihr seid auch Fremdlinge gewesen in Egyptenland.“ Sie muß wohl schwer seyn; denn wenn der Eine Apostel sagt: „herberget gerne“, und der andere: „seyd gastfrei unter einander ohne Murmeln", so hegen Beide den Verdacht, daß es zwar an der äußeren That nicht fehle, daß sie aber selten aus willigen Herzen und aus Gott gefälliger Gesinnung fließe. Ja wohl, eine schwere Tugend! Ist es die Unruhe, die der Gast verursacht, daß er das gewohnte Geleise der häuslichen Ordnung unterbrechen lehrt, - mache mir keine Unruhe, meine

Thür ist schon geschloffen und meine Kindlein sind bei mir in der Kammer? Ist es die Gehaltenheit, zu der die Gegenwart eines Gastes, sey er selbst geringer als wir, verbindet und nöthigt, eine Gehaltenheit, dazu man sich, müde von allen Rückfichten, die das Leben auflegt, ungern versteht, in seinem Hause mindestens möchte man sich mit aller Freiheit bewegen? Ist es die Pflicht, dem Gaste seinen Antheil an allen Gütern und Rechten des Hauses zu geben, ohne daß man ihm zumuthen dürfte, sich den Ordnungen desselben zu fügen? Ist es dieß und Aehnliches, was die Gastfreiheit als selbstverleugnungsvoller erscheinen läßt, denn irgend eine andere Erweisung der Liebe? Wie dem auch sey, leicht ist sie nicht, leicht am wenigsten gegenüber dem Herrn! Selbst wenn er Gast ist, kann und mag er nicht anders auftreten, denn als Herr. Nicht das sieht er als Gnade an, daß man ihn empfängt, sondern daß er kommt (vgl. 1 Joh. 4, 10.); und wenn er auch nicht erscheint mit königlichem Glanze und königlichen Gebehrden, so kommt er doch allezeit mit königlichen Ansprüchen und Anforderungen! Drum, kein Wunder, wenn es heißt: sie nahmen ihn nicht auf; wenn er noch jezt so oft verschloffene Thüren findet. Seßen wir denn die Ungeneigtheit, ihn zu empfangen, voraus. Siehe, da ertönt die Verkündigung des Lohnes. Sie will den Unmuth überwinden, sie will das Murren vertreiben, sie will die Freude eines Zacchäus wirken, durch sie soll's geschehen, daß wir Jesum gerne beherbergen. Zu den Füßen dieses Worts seßen wir uns denn nieder, den Herrn selbst wollen wir zeugen hören von seinem Lohne.

Wer mich aufnimmt —; auf eine ferne Zukunft vertröstet er uns nicht. Zwar wenn einst an jenem Tage der König kommen wird, so wird er auch sprechen: ich bin ein Gast gewesen und ihr habt mich beherbergt; darum kommet her zu mir, ihr Gesegneten meines Vaters, und ererbet das Reich, das euch bereitet ist von Anbeginn der Welt. Aber hier handelt es sich von einem Lohne, der unmittelbar mit der Aufnahme

zusammenfalle. Wie dort Johannes spricht: so Viele ihn aufnahmen, denen gab er Macht Gottes Kinder zu werden, die an seinen Namen glauben, so geht es auch hier nach der Regel: ich komme und mein Lohn fommt mit mir. Wenn wir an die Fälle gedenken, wo er in den Tagen seines Fleisches gastfrei empfangen wurde, es sey in Jericho oder in Bethanien, es sey in der Pharisäer oder in der Zöllner Häusern: überall ergiebt der Augenschein jenen mitfolgenden Lohn. Auf weß Seite war doch die Freude und der Genuß? Wer gab und wer empfing? Für einen Fremdling hielten jene zween Jünger den auferstandenen Herrn; gastfrei boten sie ihm die Herberge an, „bleibe bei uns, denn es will Abend werden und der Tag hat sich geneiget." Aber wer brach das Brot und gab es? Und wem wurde es so wohl, daß die Herzen brannten? Der Gast ward zum liebreichen, freigebigen Wirthe! Aber näher. Es kommt uns alles auf den Ausdruck an, den wir an die Spiße gestellt, daß der Lohn des Herrn ein überschwänglicher sey, der also weit über alles Bitten und Verstehen hinausgehe und das Gefühl des Reichthums, der vollen Genüge eintrage, wie der Apostel es den galatischen Christen bezeugt: als einen Engel Gottes habt ihr mich empfangen, ja als Jesum Christum; wie waret ihr damals so selig; wenn es möglich gewesen wäre, ihr hättet eure Augen ausgeriffen und mir gegeben. Worin steht die Ueberschwänglichkeit dieses Lohnes? Der Herr bedient sich zum Zwecke der Deutung einer doppelten Vergleichung. Er spricht von der Aufnahme eines Gerechten und von der Aufnahme eines Propheten. Das erkennt er an, ja dafür übernimmt er ausdrücklich die erneute Bürgschaft, daß auch diese Erweisungen der. Gastfreiheit ihres Lohnes nicht verlustig gehen. Kann wohl seyn, daß die Worte eine Erinnerung an bestimmte geschichtliche Thatsachen bergen. Die Schrift des Alten Bundes erzählt von einem Manne, den sie gern einen Gerechten nennt, den sie auch ehrt mit dem Namen des Propheten. Der ward von Gott aus seiner Heimath entsandt in

etwa

und die Hütte seiner Herberge Elias kam zur Zeit der Theue

ein fremdes heidnisches Land; ward die Stätte des Segens. rung in der Wittwe Haus, und das Mehl in ihrem Gefäße ward nicht verzehrt und ihrem Delkruge mangelte nichts." Ein harter Schlag bedrohte ihr Haupt; der Prophet begreift ihn nicht; erschüttert fragt er: Herr, mein Gott, wie hast du der Wittwe, bei der ich ein Gast bin, so übel gethan, daß du ihren Sohn tödtest; - und der Todesengel ging vorüber. Kein Uebel durfte ihrer Hütte nahen und kein Unfall ihr begegnen. Ja die Augen des Herrn sehen auf die Gerechten und seine Ohren auf ihr Gebet. Wo sie einkehren, wo sie weilen, da sind sie Schuß und Schirm. Ein verfolgter, schwacher Mann, und doch Wagen Israels und seine Reuter. Fünf Gerechte in einer volfreichen Stadt, eherne Mauer, genügende Wacht! Ueber ihr Haupt sind des Herrn allmächtige Flügel gebreitet, und wohl geborgen trauen unter diesem Dache, die sie zu ihren Freunden gemacht haben. Das also wäre des Propheten, des Gerechten Lohn, die Sicherung vor dem Grauen der Nacht und vor den Pfeilen, die des Tages fliegen, die Bergung bei irdischer Noth? Ach er mag wohl noch ein höherer seyn, mag sich auch wohl in's geistliche Gebiet erstrecken, aber ein gar beschränkter bleibt er immer. Sie können nicht geben, was sie selbst entbehren; eigene Armuth und Bedürftigkeit schafft_niemals fremde Fülle und Genüge. Von wem sagt doch der Heiland, daß die ungeftillte Sehnsucht ihr Loos und Theil gewesen sey? ,,Viele Gerechte, viele Propheten haben zu sehen begehrt, und nicht gesehen." Das war ihr wahrer und eigentlicher Charakter. Darin stand nicht ihr Mangel, das beruhte nicht auf ihren Fehlern, vielmehr bedingte das verzehrende Feuer ihrer Sehnsucht und das offene Bekenntniß ihrer Armuth ihren Vorzug und ihre Vollkommenheit. Scheingerechte, die satt waren; falsche Propheten, die sich dünkten im vollen Lichte. Nehmet den Größten aus ihrer Reihe. Kein Gerechterer, der von Weibern geboren, denn Johannes der Täufer, kein Prophet erleuch

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teter denn er, ja er mehr, als ein Prophet. Und doch, die ihn nun aufnahmen, richtiger, die zu ihm hinausgingen, welchen Lohn trugen sie davon? Auch ein Johannes vermochte nur zu deuten, woran es ihnen fehle, nur auszusprechen, was sie mehr oder minder klar in dem eigenen Herzen fanden, nur tiefer einzudrücken den empfindlichen Stachel, eine Erschütterung zu wirken, heilsam zwar, doch nur eine solche, die Pflugschar der Buße zu handhaben, einschneidend zwar, doch ohne befruchtenden Samen. Er konnte nirgends sprechen: Friede sey mit diesem Hause; und wenn man ihn anging um einen Rath, ach alles, was er dem Volke und den Zöllnern und den Kriegern gesagt hat, wie recht und wahr es auch seyn mochte, ein eigentliches Vertrauen flößte es nicht ein, ein tröstlich' Licht zündete es nimmer an. So kehrten sie Alle - zwar ergriffen, aber doch traurig und hungrig aus der Wüste zurück, in der Wüste ist die Speise rar. Von Gerechten und von Propheten spricht der Herr. Das waren die Vertreter der zwiefachen That, mit welcher Gott sich bisher an seinem Volke bezeugt hatte. Die Gerechten die Vertreter des Gesezes, die Propheten die Träger und Verkündiger der Verheißung. Stolz mochte Israel auf diese Güter seyn, aber war es dadurch reich, wurde es dadurch satt? Reich durch Forderungen, die sie nicht erfüllen konnten, und durch Drohungen, denen sie unrettbar verfallen waren? reich durch ein Gesez, das den Angstruf erpreßte: wer wird mich erlösen von dem Leibe dieses Todes? reich durch eine Verheißung, die sich noch immer nicht erfüllen wollte, und davon der Hüter auf der Warte sprach: und wenn es schon Tag wird, so wird es doch Nacht seyn, und wenn der Morgen schon anbricht, wird es doch finster seyn! Das Gefeß ist durch Mosen gegeben, so sagt der Evangelist, es ist gegeben, selbst giebt es nichts. Das Gesez und die Propheten weißagen bis auf Johannem, so spricht der Heiland; sie weißagen, sie verweisen, selbst arm zeigen sie vorwärts. Sehet da ihren Lohn; kein Lohn, den sie aus sich selbst darreichten, und

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