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tigams Nähe in eitel Lust, selbst aus diesem scheinbar ungefügigen Stoffe vermag sie Gestalten der Freude zu bilden; freuet euch, daß ihr mit Christo leidet; wir rühmen uns der Trübsal; Thränensaat aber Freudenernte! Darum können sie nicht fasten, und Niemand mag sie zum Fasten treiben; diese Schläuche taugen nicht für den gährenden Most; dieses Kleid paßt nicht zu der hochzeitlichen Stunde! Wir haben bisher das Wort des Herrn nur im Tone der Rechtfertigung gefaßt, wie es die Anfläger von dem wahrlich triftigen Grunde überführt, auf welchem die Freude der Jünger beruhe. Aber ganz eigentlich als Schirmherr über sie tritt uns Jesus vor die Seele, wenn wir auf die Sorgfalt merken, mit welcher er den Vorwurf von ihnen abwehrt. Er selbst stellt sich in's Mittel, er fängt den Pfeil auf, auf daß er ihre fröhliche Brust nicht vergiftend oder verlegend berühre. Gleichwie er in jener Trauernacht zu den Häschern sprach: suchet ihr denn mich, so lasset diese gehen, also gestattet er auch hier nicht, daß sich ein bitterer Tropfen in den Freuden= wein der Seinen mische. „Ihr möget sie nicht zum Fasten treiben," - das Wort deutet freilich vorzüglich das Unthunliche solches Beginnens, es wird euch nicht gelingen, denn zu tief und wahr ist ihre Heiterkeit begründet"; aber jedenfalls befaßt es zugleich das ausdrückliche Verbot, ihr sollt den Versuch nicht anstellen." Der Herr giebt nicht zu, daß auf irgend welche gewaltthätige Weise erzwungen werde, wozu ihr eigenes Herz, wozu die Zeit sie doch nicht dränge. Gewaltthätig? Hätten denn das die Ankläger vermocht? Nun dadurch wohl schwerlich, daß sie sich selbst als die Vertreter des Ernstes und als die Verfechter der Frömmigkeit, die Jünger dagegen durch Wort und That als leichtfertige Weltkinder hinstellten; aber Eins gab es allerdings, wodurch sie ihnen den unbefangenen Genuß hätten rauben können, nemlich die Hinweisung auf den schnellen Verfluß der Freudenzeit, auf den nahen Eintritt der Trauertage; „die ihr euch freuet, o wie bald wird es um cure Freude geschehen seyn!" Wir gefstehen es offen, daß wir mit

dieser Faffung allerdings von der eigentlichen Auslegung in das Gebiet der bloßen Anwendung übergreifen. Denn wenn in der heutigen Erzählung Jemand zu solchem bangen Blicke in die Zukunft erweckt hat, so waren es doch die Ankläger nicht, sondern der Herr in seiner Schußrede selbst. Aber gestattet uns jenen Uebergriff! Wenn wir nicht die Worte allein, die Jesus gesprochen, sondern seine ganze Erweisung in's Auge fassen, wenn wir dem Eindrucke nachgeben, den sie auf uns hervorbringt, so ertheilt eben sie das volle Recht zu der Deutung: der Herr duldet nicht, daß uns die heitere Gegenwart durch trübe Zukunftsgedanken verkümmert werde; er verschließt jeden fremden Mund, der in diesem Tone zu uns reden will; laßt sie mit Frieden, was befümmert ihr sie?" ja zu uns selbst, wenn jene bange Sorge uns ergreift, spricht er wehrend: „was find das für Reden, die ihr führt, und was kommen solche Ge= danken in eure Herzen?" Mit aller Unbefangenheit sollen wir der gegenwärtigen Freude uns überlassen, - das ist sein guter und gnädiger Wille; auch in diesem Sinne ist er der Schirmherr der Fröhlichen.

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Wir können diesen folgereichen Gedanken nicht aussprechen, ohne der Frage gewärtig zu seyn, ob der Herr hiernach nicht in einer bedenklichen Zusammenstimmung mit den Grundsäßen der leichtsinnigen Welt erfunden werde. Eben sie lehrt ja, den Augenblick zu genießen, nichts von alle dem auszuschlagen, was er darbietet; eben sie ertheilt ja den dringenden Rath, es uns gefliffentlich zu verhehlen, daß vielleicht bald die Tage kommen, die uns nicht gefallen werden. Lassen wir uns diese scheinbare Uebereinstimmung nicht anfechten! Kann das einen gerechten Grund zur Verwunderung darbieten, was doch nur der natürliche Ausfluß einer allgemeineren und allbekannten Forderung ist, darauf wir den Erlöser mannichfach bestehen sehen? Ihr wiffet Alle, mit welcher Entschiedenheit er verlangt, daß wir sollen. in der Gegenwart leben und nicht in der Zukunft. Er will, daß wir die Gegenwart mit allen ihren Mitteln und Kräften

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benußen, die Zeit auskaufen und die Gelegenheit wahrnehmen, nichts aufschieben, nichts versparen, als schlüge später eine günftigere Stunde; sondern jezt sey die angenehme Zeit und der Tag des Heils; wandelt im Lichte, dieweil das Licht bei euch ist, auf daß euch die Finsterniß nicht ergreife; heute, so ihr seine Stimme höret, verstocket eure Herzen nicht vor ihm. Gleicherweise begehrt er, daß wir uns mit der Plage künftiger Zeiten nicht befaffen, sondern jeden ängstlichen Blick auf die Zukunft in das rüstige Angreifen der gegenwärtigen Pflichten umschlagen laffen, forget nicht für den andern Morgen, es ist ge= nug, daß ein jeglicher Tag seine eigene Plage habe. Und so will er denn auch, denn dieß liegt genau auf derselbigen Linie, daß wir uns rücksichtslos der Freude überlassen, welche die Gegenwart, genauer, welche Seine Gegenwart darbietet. Es giebt immer nur Eins, was das fröhliche Gemüth mit Unruhe erfüllen darf, nemlich die zweifelnde Frage, aus welcher Quelle der Genuß ihm zugeflossen sey, ob aus göttlicher oder aus irdischer; daher sich jeder natürlichen Freude gegenüber der apostolische Rath von selbst empfiehlt, daß wir uns freuen, als freueten wir uns nicht: doch wer wirklich an dem gegenwärtigen Herrn seine Luft hat, der ist von aller bangen Sorge losgesprochen; sehet und schmecket, wie er so freundlich ist," Zuruf ergeht da so recht in Seinem Sinne. Und diesen Schuß läßt Er den Fröhlichen selbst dann widerfahren, wenn eine scheinbare Weisheit den harmlosen Genuß zu stören strebt und das heilsame Geschäft zu treiben vorgiebt, an mögliche Wechselfälle zu erinnern, damit das Herz auf sie gefaßt und recht vorbereitet sey, sie zu ertragen. Auf dem natürlichen Gebiete mag man ungewiß seyn, welches Verfahren sich als das gesegnetere erweisen werde. Soll man der fröhlichen Jugend rathen, daß fie des bevorstehenden Kreuzes nicht vergesse, soll man über den Spruch alttestamentlicher Weisheit hinausgehen, freue dich, Jüngling, in deiner Jugend, doch wiffe, daß dich Gott über das Alles zur Rechenschaft ziehen wird"; oder soll man es lieber

der

Doch lassen wir das:

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der Zeit überlassen, daß sie selber den Beweis von dem Ernste des Lebens führe? Ist es lediglich die Scheelsucht und die Grämlichkeit, welche in dem Einen, ist es immer die lautere Liebe, die sich in dem anderen Falle äußert? Wo waltet die wahre Kraft und wo die falsche Weichlichkeit? auf dem Gebiete, worauf sich hier der Herr bewegt, geht die Weisheit von oben her ihren eigenen Weg. Also vorausgeseßt, daß dem Fröhlichen bald Trauertage anbrechen, was wird ihn am besten auf ihre Schmerzen vorbereiten? Wird er fie leichter ertragen, wenn er die gegenwärtige Freude verleugnet hat? Also durch Fasten sollte man sich auf Fasten, durch Entbehrung auf Entbehrung, durch Schmerz auf Schmerzen waffnen? Freunde, zum Ertragen von Fasttagen wird man nur durch den vorangegangenen Genuß einer Freudenzeit befähigt! Wie versteht ihr doch das räthselhafte Wort des Herrn in der Nacht, da er verrathen ward: „so oft ich euch ausgesandt habe ohne Beutel und Tasche, habt ihr auch je Mangel gehabt?" ,,nie, keinen!" „aber nun, wer einen Beutel hat, der nehme ihn, desselbigen gleichen auch die Tasche"? Sollte Er nicht dieß darunter meinen, daß sie die Erinnerung an die Freudenzeit, die sie in seiner Nähe und durch seine Nähe genoffen hätten, daß sie gleichsam die Brocken von allen den reichen Mahlzeiten, die sie an seinem Tische gehalten, sammeln sollten, auf daß sie die Fasttage überstehen möchten? Und wenn er Den, der keine Tasche hat, für ernstlich gefährdet erachtet, wenn er ihm den Rath ertheilt, nun wenigstens ein Schwerdt zu kaufen, und müßte es um den Verlust des Kleides erstanden werden: was folgt klarer, als daß er den Genuß des Freudenweins, das herzliche Durchleben der angenehmen Zeit als die rechte Bereitschaft auf die Trauertage erscheinen läßt? Und so ist es nicht bloß die Liebe, welche den Jüngern die gegenwärtige Freude gönnt, sondern eben auch die Weisheit, die sie ihnen bewahrt; denn mag alsdann der Schmerz sie überfallen: wie überraschend er auch eintrete, sie werden fähig seyn, ihn zu ertragen!

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Als Schirmherrn der Fröhlichen werden wir den Erlöser nach seiner bisherigen Erweisung allerdings müssen gelten lafsen. Aber was sollen wir sagen, wenn wir an die zweite Hälfte unseres Abschnitts gedenken? Scheint Er doch selbst eine Zeit zu weißagen, wo er seine schüßenden Hände zurückziehen wo mithin die Fröhlichen rettungslos dem Schmerze verfallen würden. Wir mögen um deßwillen den Ausdruck nicht beschränken; vielmehr wird er von einer neuen Seite im Lichte vollster Wahrheit erglänzen, wenn wir zweitens erwägen, wie der Herr auch über die zukünftigen Fasttage die Strahlen seines Trostes und seiner Freude gleiten lasse. „Es wird die Zeit kommen, daß der Bräutigam von ihnen genommen wird, dann werden sie fasten." So spricht der Herr von den Jüngern, nicht zu den Jüngern. Haben sie es mit gehört, so war's doch nicht auf sie berechnet, und was etwa ihr Ohr vernommen, das verblieb jedenfalls auf der Oberfläche, ohne irgend einen Eindruck hervorzubringen; sollten sie's aber ja näher überlegt haben, so galt jeßt wahrlich ungleich vollständiger, was uns von den Hörern einer weit späteren ähnlichen Weißagung erzählt wird: sie aber vernahmen der keins, und die Rede war ihnen verborgen, und wußten nicht was das gesagt war." Zu den Jüngern hat Jesus davon erst geredet, als die Stunde selbst herbeigekommen war. „Solches“, spricht er, ,,habe ich euch bisher nicht gesagt, denn ich war bei euch"; jezt aber sage ich's, der Hirte wird geschlagen und die Schafe der Heerde werden zerstreut werden, ihr werdet weinen und heulen, die Welt wird sich freuen, ihr aber werdet traurig seyn. Und es geschah. Das waren ihre Fasttage. Niemand trieb sie an, sie fasteten von selbst; und mochte man sie trösten, ihre Trauer war wie Rahels Trauer. Was seid ihr so traurig?" ,,Bist du der einzige Fremdling, der nicht wisse was in Jerusalem geschehen ist?" Es mag ein eigenthümlich starker Ausdruck des innigen weiblichen Gefühls seyn, wenn Maria Magdalena spricht: „sie haben meinen Herrn weggenommen, und ich weiß

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