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,,der große König, der im Westen aufstehn wird, unter dem Recht und Gerechtigkeit, friede und freude in allen Landen herrschen und alle Völker beglücken wird". Welches Zeichen die Magier gesehn haben, ist in ihren Tabellen noch nicht gefunden worden. Ob ein Komet auf ihn hingewiesen oder die Vereinigung von Jupiter und Saturn, wie Keppler annahm, oder ein andres Himmelszeichen, wird vielleicht nie entschieden werden. Aber mit ihm hört die alte Geschichte von Babylonien und Affyrien auf 1).

1) Auch die Legende, die sich dem Bericht des Evangelisten Matthäus zugesellt hat, steht auf babylonischem Grund und Boden, was die Namen der Magier betrifft, aus deren Gaben sie drei und zwar drei Könige gemacht hat. Balthasar wird kein andrer Name als Balutsunsur sein, Melchior gleich 'Malkior, und für Kaspar weiß ich keine bessere Gleichung als Ahasverus in harter Aussprache. Wenn aber die Legende die drei Könige aus verschiedenen Ländern kommen läßt, so entspricht auch dieses Stück der Dichtung ganz und gar dem oft ausgesprochenen Gedanken des babylonischen Weltreichs, ob es auch längst untergegangen war.

Vierter Abschnitt.

Götter und Göttersagen der Babylonier
und Assyrer.

1. Götter und Geißter.

Die meisten der babylonisch-assyrischen Götter, wenigstens die höchsten, von deren wahrscheinlichem Ursprung bereits in der Einleitung die Rede war, haben wir dem Namen nach im Verlauf der Geschichte kennen gelernt; und wie konnte das anders sein, da diese merk, würdigen Völker, mit denen wir uns beschäftigten, mehr religiösen Sinn als andre gezeigt haben, sodaß sie alle ihre Werke, gute und böse, mit Hilfe ihrer Götter verrichteten. So wird es nötig und lohnend sein, diese Gebilde menschlicher Erfindung näher zu betrachten. Teils zutreffend, teils unzutreffend ist, was H. Winckler 1) sagt: „Die Grundlage aller babylonischen Weisheit ist die Religion, die Lehre von den Göttern, und diese Götter treten dem menschlichen Auge sichtbar entgegen in den Gestirnen. Mond, Sonne und die Planeten sind die Vertreter der Hauptgottheiten, deren Wirksamkeit sich in den von von ihnen abhängigen Erscheinungen des Himmels und der Erde betätigt. Hierauf ist ein ganzes Weltsystem gegründet, das die Erscheinungen des Himmels mit denen der Erde gleich setzt, und alles was den Menschen umgibt, ihn selbst eingeschlossen, aus diesen Erscheinungen heraus erklärt. Denn dieselben Kräfte, die sich eben in den Gestirnen offenbaren, sind auch auf der Erde wirksam, und wie der Mensch nach dem Bilde der Gottheit geschaffen ist hier trägt H. Winckler eine rein biblische Anschauung auf das Gebiet des babylonischen Heidentums über, in dessen Sagen nichts der Art vorkommt, so ist die Erde ein Abbild des Himmels, des eigentlichen Sizes der Götter." Es wäre doch nötig zu erfahren, nach welches Gottes oder Göttin Bild der Mensch geschaffen worden ist? Das sagt uns H. Winckler nicht, obwohl er weiß, daß die Sage einoder zweimal den Schlangengott Anu nennt. Sodann wohnen die Götter nach babylonischer Vorstellung nicht immer im Himmel, sondern in ihren

1) K. A. T. 3, S. 157.

Heiligtümern; und die Erscheinungen des Himmels werden nirgends mit denen der Erde gleich gesetzt, sonden die letzteren werden als eine Wirkung der ersteren betrachtet. Der Grundirrtum solcher gelehrten Ausführungen ist gewöhnlich die Annahme, als sei das Götterwesen ein Stück der Kultur, während dasselbe überall den Rückgang und Abfall von einer früheren und höheren Stufe der Kultur darstellt, abgesehn davon, daß in Babylonien die unmittelbare Verbindung der Himmelserscheinungen mit den irdischen Vorgängen in vielen Fällen zu einer Quelle groben Betruges wurde, den die Gelehrten doch nicht für Kultur ausgeben können. Wie wenig abhängig aber die hebräische Anschauung des Himmels von der babylonischen ist, mag schon gleich hier erwähnt werden, indem die Babylonier und Affyrer, wie auch H. Winckler oben sagte, an erster Stelle stets den Mond verehren und ihn für größer und wohltätiger als die Sonne achten, während in der heil. Schrift klar und deutlich geschrieben steht, daß die Sonne das große Licht des Tages, der Mond aber das kleine Licht der Nacht ist 1). Woher wußten das die Hebräer, da doch beide Gestirne unserm Auge gleich groß erscheinen und selbst in unsern astronomischen Meßinstrumenten nur den kleinen Unterschied von 311,8 zu 311,9 zeigen?

Die Geschichte weist uns darauf hin, daß ein Teil der Nordsemiten, die in Babylonien einwanderten, und auch die, die später nach Assyrien zogen, bereits Göhendiener waren. Die Gelehrten sagen uns, sie seien. dem Sterndienst ergeben gewesen und hätten den Mondgott Ai und den Morgen- und Abendstern verehrt 2),warum nicht auch die Sonne, verschweigen sie, obwohl gerade sie in Babylonien und Assyrien mit dem semitischen Namen Schemesch Samas, samsu zu allen Zeiten genannt worden ist. Die Semiten aber, die in Babylonien blieben und sich mit den Sumero-Akkadiern vermischten, nahmen zu ihrem eignen Aberglauben auch noch den des unterworfenen Volkes an, so verworren dieser auch war. Bald wurde bei ihnen Unu, Anun, Nun als Gott des Himmels angesehn, bald Sin, bald Ea oder Enki, bald Samas.

Aber nicht alle in Babylonien eingewanderte Semiten waren in heidnischem Aberglauben befangen. Das erhellt schon aus der Wahrnehmung, daß viele Namen dieser Einwanderer nicht mit einem Götzennamen, wie es sonst in Babylonien Gebrauch war, sondern mit el ilu, d. i. Gott, zusammengesetzt sind. Noch zur Zeit Hammurabis finden fich Contafeln mit den Namen Jahvi-ilu, Jakub-ilu, Jaschub-ilu, Jsma-ilu, Mutafa-ilu, Sar-ilu). Freilich hätten diese Namen gar keinen Sinn, wenn der gelehrte Mann recht hätte, der behauptet, ilu oder el bedeute nicht Gott, sondern Ziel. Aber derselbe Gelehrte meint auch,

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der Name Jahve sei ein uraltes Erbteil der kananitischen Stämme, aus denen nach Jahrhunderten die zwölf Stämme Israels hervorgehn sollten, während die eigne Ueberlieferung Israels die Kinder Abrahams und die Kananiter auf das strengste von einander scheidet; aber gerade das ist dieses Gelehrten eigentümliche Liebhaberei, Israel und Kananiter zu vermischen. Wir aber bleiben mit andern dabei: el bedeutet bei den Hebräern, ilu bei den Babyloniern und Assyrern nichts anderes als Gott; und was die andre frage betrifft, so findet sich auf einer Tontafel aus der Zeit Sinmuballits, des Vaters von Hammurabi, das Wort Jahun-ilu, das bald „es eristiert Gott", bald „Jau ist Gott" übersett wird. J. Oppert 1) überseht Japiel „Gott ist schön“, Jaupiel „Gott ift gnädig", Jauumel es lebt Gott, es ist ein Gott, es befiehlt ein Gott" und teilt die Beweisstücke dazu mit. Das erste ist ein Kaufvertrag: „Sechs Morgen Feldes in nach oben grenzend an Asatia, nach_unten an Jaupiel; drei Morgen Land libitasimi neben dem Feld von Ribatu... Tochter zusammen neun Morgen Landes in Khalkhat."

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Das zweite ist eine Schenkungsurkunde :

"Zwölf Morgen feldes in Subirti neben Imelimi; ein halber Morgen drei Ruten Park neben Japiel. Simimini hat sie der Pikartu, seiner Tochter, geschenkt. Harsatu ist der Gläubiger der Pikartu, aber sie wird das Vorrecht vor ihrem Bru der behalten. In Gegenwart von Jkibu, Sohn des Abihar. Ladimilkit, Sohn des Salik. Rimusu, Sohn des Naramsin. Zimiya und Aradilesu, Söhne des Kinibbasi. Samas-nasir, Sohn des Samasuklu, des Schreibers.“

Das dritte ist ein Brief des Jauumel:

An Jbiningirsu schreibe ich dieses, ich Jauumel. Mögen die Götter Samas und Marduk dir langes Leben schenken. Wie du weißt, habe ich einer Sklavin ihre Freiheit wiedergeben müssen. Ich schulde ihr ihr Mitgebrachtes. Viel hat sie von mir bekommen, mein ganzes Vermögen hat sie mich gekostet. Außerdem muß ich den Aradistar entschädigen. Sende mir daher die drei Drachmen, für die du gutgesagt, und die zwei Drachmen deiner eignen Schuld für den Sesam nach dem babylonischen Vertrag, so kann ich den Aradistar richtig bezahlen. Wende dich nicht an Uradistar. Ich werde ihm seine Forderung richtig abtragen."

Wenn die Namenfrage El und Jahve wirklich strittig ist, so mögen die Gelehrten solchen Fall unter sich austragen. Ich halte mit Grau und Hommel daran fest, daß die Hebräer ihren Einen Gott nicht aus Babel geholt haben und von dort nicht holen konnten, weil er dort unbekannt geworden war. Die Semiten aber, die ihn in alter Zeit dorthin gebracht, nahmen ihn auch wieder mit, als sie auswanderten, oder verloren ihn dort, wenn sie im Lande blieben und sich in den sumero-akkadischen Götterglauben immer mehr hineinziehn ließen. Dieser war schon vor der semitischen Einwanderung vollkommen ausgebildet, wie auch die Tatsache nahe legt, daß die Götter der Babylonier und Assyrer nicht nur von alters her sumero-akkadische Namen haben, sondern auch samt ihren Tempeln bis in die letzten Zeiten des Reiches Namen aus dieser

1) 3. f. A. 1903, S. 295.

Sprache erhielten, während nur zwei oder drei Götter, wie wir später sehn werden, auch einen semitischen Namen neben ihren sumero-akkadischen führen.

Um aber auf den oben erwähnten Gottesnamen Jahve, in Luthers Uebersetzung Jehova geschrieben oder mit „Herr“ übersetzt, noch einmal zurückzukommen, so ist der Einwand, Moseh habe, als er die Offenbarung Jahves empfing, unter dem Volk Midian gelebt, ganz und gar abgetan, seit, wie wir oben hörten, nachgewiesen ist, daß dieser Name älter als Mofeh, ja uralt ist. Moseh aber vernimmt in der Wüste Midian, daß der Allmächtige und Ewige von nun an mit diesem Namen genannt sein will 1).

Wohl klingen uns auch aus dem Heidentum Reste der ursprünglichen Gotteserkenntnis entgegen, wie von Melchisedek, dem König zu Salem, der ein Priester des höchsten Gottes heißt 2). Die Entdeckung, daß in diesem Namen wie in Adonisedek der Name des phönikischen Gottes Sydyk verborgen sein soll, tut seiner religionsgeschichtlichen Stellung keinen Eintrag; denn hat Melchisedek auch in seinem Namen das Heidentum stecken, so betet er dennoch den lebendigen Gott an und fühlt sich eines Glaubens mit Abraham.

Oder es wird Babel das stolze Wort in den Mund gelegt ®): „Ich will dem Allerhöchsten mich gleichstellen", ein Wort, das ohne diese ursprüngliche Gotteserkenntnis keinen Sinn hätte. Aber Babel soll nach dem einen Gelehrten einen latenten", nach dem andern einen „ethischen“ Monotheismus gehabt haben! Das sind die Märchen, an denen sich einige Gelehrte unserer Tage ergöhen. Auch sagt einer von ihnen mit recht unangenehmem, weil gänzlich ungerechtfertigtem Anklang an die christliche Lehre von der göttlichen Dreieinigkeit: „Nergal, Nebo und Ramman sind eins in Marduk." Mit demselben Recht, mit dem diese vier Namen zusammengestellt sind, lassen sich nicht nur vier andre Götternamen zusammenstellen, sondern eine ganze Reihe; denn die Hauptgötter, Sin und Samas, Ea und Bel, Ninib und andre sind dabei gar nicht berücksichtigt. Und mit Recht urteilt K. Bezold *): „Ich halte es für überflüssig, diesem babylonischen Monotheismus auch nur ein Wort hinzuzufügen." Denn warum hat jener Gelehrte nur Götter, nicht auch Göttinnen herangezogen )?_ Sobald der Eine lebendige Gott in der religiösen Erkenntnis und Empfindung verdunkelt oder in den Hintergrund der Seele gedrängt wird, tritt eine Vielheit an seine Stelle, in der bald dieser, bald jener Name den ersten Plaß einnimmt, ohne daß dabei ein latenter" oder ein ethischer" Monotheismus

1) Erod. 3, 13. 6, 3.

2) Gen. 14, 18.

3) Jef. 14, 14.

4) Bab.-ass. K. S., S. 34.

5) Fr. Hommel, Grundriß, S. 51.

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